Wie seht Ihr Eure/die Zukunft in Deutschland?

  • Vitamin B ist kein Klischee, nur mal ein paar Beispiele die ich direkt mitbekommen habe und nicht nur über hörensagen.
    Bei meinem Ausbildungsbetrieb war es so das wenn man als Miki (Mitarbeiterkind) sich auf ein Ausbildungsplatz beworben hat in jedem Fall und ungeachtet der Noten zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde und es wurde auch auf der Vorstellungsgesprächsliste vermerkt. Das weiß ich weil wor Azubis diese Liste bekommen haben um die Leute vor dem Gespräch in Empfang zu nehmen und nach dem Gespräch durch die Räumlichkeiten zu führen und ihnen alles mal zu zeigen. Das war ein großer Industriebetrieb mit ~20.000 Angestellten.


    Mein Job danach habe ich bekommen weil ich im Musikverein war und mein Chef damals selber leidenschaftlicher Musiker war und gut mit dem damaligen Dirigenten befreundet. Ein kleiner Betrieb mit 9 Mann.


    Bei meinem jetzigen Arbeitgeber ist es mit den Ausbildungsplätzen und den Mitarbeiterkindern ganz genauso und es werden Leute die sich gut mit dem Betriebsrat verstehen und persönlich kennen eher angestellt und bekommen dann auch deutlich schneller ein Festvertrag und kommen leichter in bessere Positionen als andere. Zum Beispiel ein direkter Kollege von mir der sehr gut mit der Betriebsratsvorsitzenden befreundet ist und selber zugegeben hat das er durch ihn und nachdem er mit ihm darüber geredet hat bei uns gelandet ist weil er in der anderen Abteilung unzufrieden war und weniger verdient hat. Auch wieder ein großes Unternehmen mit ~24.000 Angestellten.


    Ich bin mir zudem sicher das jeder solche Fälle kennt und je besser die Beziehungen desto besser die Anstellung an die man rankommen kann.
    Aber das ist wieder ein schönes Beispiel aus deiner Traumwelt =)

  • Ich habe beide Wahrnehmungen beschrieben, khaos.


    Und ich habe in meinen fast 25 Berufsjahren auch viele Fälle gesehen. Sowohl welche, die das Klischee bedienen aber auch welche, wo dass trotz Klischeeannahme nicht so war.


    Das Problem vieler hier ist, dass Ihr immer die Extreme beschreibt und immer gleich alles, wirklich alles generalisiert, getreu dem Motto:


    'Speak in extremes, it'll save you time'.


    Differenziert doch endlich mal. Die Wahrheit liegt meistens zwischen schwarz oder weiß.


  • Khaos, das was du schreibst habe ich die letzten 20 Jahre genauso erlebt, da kann derAL auch noch so viele Nebelkerzen zünden!


    Als ich nach Deutschland kam war der Mann am Arbeitsamt der Meinung das meine Qualifikation am besten am Bau oder im Einzelhandel einzusetzen wären, dabei bin ich ein Handwerks Legasteniker! Für mehr würde es nicht reichen, solle froh sein wenn ich den Hauptschulabschluss bekomme. Eine Empfehlung für eine staatliche Realschule wollte er mir per se nicht ausstellen.


    Also arbeitete ich erstmal in Fabriken und im Einzelhandel mehr schlecht als Recht mit den Gefühl immer nicht das richtige zu tun. Aber wie heißt es so schön, ohne Bewegung keine Verpflegung.


    Eines Tages hatte ich ein Schlüsselerlebnis ein Taxi wg. Zugausfall mit dem Oberbürgermeister unserer Stadt zu teilen zu dürfen ohne es zu wissen wer er war. Er kam von einer Feier und hatte einen in der Krone sitzen. Ich jung genervt von dem Alten Herren der meiner Meinung sehr neugierig war, teilweise zu neugierig.


    Also erzählte ich dem guten Menschen, das ich mich mit Hilfsjobs über Wasser halte ohne zu wissen wenn ich vor mir hatte. Auch erzählte ich Ihm das mein eigentlicher Traum ein Büro Job wäre und mir dafür aber die Empfehlung und Qualifikation fehlen würde. Dann endete das Gespräch, weil der gute Mann am Ziel war.


    Beim aussteigen drückte er mir noch seine Visitenkarte in die Hand, und sagte ich solle ihn mal anrufen er wird mal schauen was er für mich tun könne.


    Ich registrierte immer noch nicht was der Besoffene mir da übergab, meine Fahrkarte in eine bessere Zukunft.


    Am nächsten Morgen schaute ich erst auf die Visitenkarte, und da traf mich fast der Schlag als ich den Oberbürgermeister Titel las.


    Einige Zeit verging, weil ich dachte der wird im Suff viel versprochen haben, kann sich aber wahrscheinlich gar nicht mehr an mich errinnern.


    Aber irgendwann war die Neugier so gross, das ich zum Hörer griff und anrief. Die Sekräterin war etwas verdutzt und stellte mich dann durch, und der gute Mann konnte sich an mich erinnern und lud mich in das Stadtschloss ein.


    Ich nahm den Termin an, war schon ein Schock vom sozialen Brennpunkt in ein prunkvolles Schloss eingeladen zu werden, daß war schon ein krasser Kontext.


    Nachdem ich ihm erzählte welche Probleme ich habe um meinem Lebenswunsch bzw. Berufswunsch näher zu kommen, rief er bei einer renommierten kaufmännischen Handelsschule an und fragte ob Sie für einen guten Freund einen Platz für das zu beginnende Schuljahr frei hätten. Sie wollten das prüfen und sich bei Ihm melden.


    Einige Tage später bekam ich Post mit der Einladung mich doch an der Schule vorzustellen, Formulare auszufüllen ect.


    Dort angekommen, wurde mir gleicht mitgeteilt das man mir erfreulicher Weise ein Platz fürs neue Schuljahr freigemacht hätte und ich solle meinen neu gefundenen Freund ganz dolle Grüsse ausrichten und Ihn über die Neuigkeit informieren.


    Das ist nur ein von vielen Beispielen die zeigen, wie wichtig Vitamin B sein kann und als Türöffner fungieren kann.


    Gut letztendlich muss man wie in meinem Fall dann auch den Fleiß und die Leistung bringen das es zu den gewünschten Abschlüssen gekommen ist.


    Aber ohne diesen Menschen, hätte ich erst gar nicht die Chance bekomen!

  • Moment, ihr meint die vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Nummer könnte auch hierzulande noch funktionieren ... trotz all des Elends ?

  • Zitat

    Original geschrieben von SAR
    Moment, ihr meint die vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Nummer könnte auch hierzulande noch funktionieren ... trotz all des Elends ?

    Unmoeglich ist nichts - aber sehr schwierig


    Deutschland hat aber die Problematik, das man da sehr viel Wert auf offizielle Abschluesse und kontinuierliche Lebenslaeufe legt. Jemand er sich vielleicht 15-20 Jahre dann mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen hat, dan vielleicht wirklich noch mit Mitte 30 ein Studium anfaengt und dann mit Anfang 40 nur mit Studienabschluss aber ohne wirkliche Berufserfahrung da steht haette es trotzdem schwer einen vernuenftigen Job zu finden.

  • Zitat

    Original geschrieben von SAR
    Moment, ihr meint die vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Nummer könnte auch hierzulande noch funktionieren ... trotz all des Elends ?


    Na klar ... seine erste(n) Million(en) hatte Kim Schmitz aka Kim Dotcom m.W. noch in Deutschland verdient. :D

  • Zitat

    Original geschrieben von SAR
    Moment, ihr meint die vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Nummer könnte auch hierzulande noch funktionieren ... trotz all des Elends ?


    Ja ich kenne jemand der auch aus dem Ausland kam, auf ner Hauptschule war und zum mehrfachen Millionär aufgestiegen ist. Habe vor kurzem in der Zeitung gelesen das er eine neue Hauptniederlassung seiner Firma für knapp 10 Millionen Euro baut und ca. 1000 Angestellte führt.


    Aber solche Fälle sind wohl so selten wie ein Lottogewinn! :D

  • Zitat

    Original geschrieben von derAL
    ...
    Und ich habe in meinen fast 25 Berufsjahren ...

    Alle Achtung!


    Lt. deinem Profil bist du 39 und hast schon soviel Berufsjahre auf dem Buckel. Selbst bei Realschulabschluss und anschließender 2-3 jährige Berufsschulausbildung sind das ziemlich viel. Nicht zuvergessen die verlorenen 1,5 Jahre Grundwehrdienst(NVA) bzw. ??? Monate bei der Bundeswehr. Ich hatte mit knapp 40 erst rund 15 Berufsjahre geschafft.
    Falls Abi und Studium vorhanden, ist dies dann wohl nur im Fernstudium möglich, quasi parallel zur Arbeit.


    Respekt!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!