GSM Abschaltung Ende 2020 - Schweiz

  • Sollten andere Netzbetreiber in der Schweiz an GSM festhalten, wäre das von internationaler Relevanz.


    Denn im Gegensatz zu den analogen deutschen A, B und C-Netzen handelt es sich bei GSM um einen internationalen Standard. Während sich bei Einstellung des C-Netzes in Deutschland lediglich (damals eher wenige) deutsche Kunden mit neuen Geräten eindecken mussten, liefe die Einstellung des GSM-Standards in einem Nationalstaat darauf hinaus, dass alle internationalen Kunden, die eines der immer noch marktüblichen GSM-Geräte nutzen, von der Telekommunikation in der Schweiz ausgeschlossen wären. Oder die Swisscom baut wieder vermehrt auf Telefonzellen. :p


    Und auch der Abbau der Notrufsäulen an Autobahnen, wie er in Deutschland praktiziert wird, müsste überdacht werden, solange ein wesentlicher Teil der Verkehrsteilnehmer GSM-only Telefone mitführt. Ich mag mir nicht vorstellen wollen, des nachts einen Unfallort mit Verletzten verlassen zu müssen, nur um einen Rettungswagen zu organisieren. Ein Rückfall in die Zeit von Graham Bell wäre das. Und ja, die Situation, Hilfe leisten zu können/müssen, habe ich nicht nur einmal erlebt, als ich noch viel mit dem Auto unterwegs war.


    Würde dagegen die Versorgung mit UMTS eingestellt, hätte das auf die rudimentären Notfallfunktionen eines Mobilfunkanschlusses keinen Einfluss.

  • Zitat

    Original geschrieben von tom27
    Nur mal so am Rande, seit 2010 sollte in Sachsen schon UKW abgeschaltet sein.
    War sogar per Gesetz beschlossen.
    Pustekuchen... UKW geht immer noch, Abschalttermin nicht in Sicht.


    Nun, das war eine völlig wirre Vorgabe des Gesetzgebers (DAB ist heute in D fast komplett abgeschaltet - es funkt DAB+). In der Schweiz prescht ein Anbieter vor - eine Aussage der Schweizer Regulierungsbehörde dazu gibt es noch garnicht. Ich denke GSM wird, bevor es abgeschaltet wird, von allen Anbietern eines Landes als Basisnetz in Gemeinschaft betrieben (ja, ich weiss, Anja hat UMTS900, ich hab die GSM-Arge als Spleen...).

    Immer unterwegs auf Straße und Schienen mit:
    Samsung Galaxy A54 - Physische SIM: Vodafone + 1&1. // eSIM: o2 + Telekom.

    o2 VDSL mit AVM FritzBox 7590 AX /// Viele viele Test-SIM und ein im Aufbau befindliches Gerätemuseum.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Und auch der Abbau der Notrufsäulen an Autobahnen, wie er in Deutschland praktiziert wird, müsste überdacht werden, solange ein wesentlicher Teil der Verkehrsteilnehmer GSM-only Telefone mitführt. Ich mag mir nicht vorstellen wollen, des nachts einen Unfallort mit Verletzten verlassen zu müssen, nur um einen Rettungswagen zu organisieren. Ein Rückfall in die Zeit von Graham Bell wäre das. Und ja, die Situation, Hilfe leisten zu können/müssen, habe ich nicht nur einmal erlebt, als ich noch viel mit dem Auto unterwegs war.


    Würde dagegen die Versorgung mit UMTS eingestellt, hätte das auf die rudimentären Notfallfunktionen eines Mobilfunkanschlusses keinen Einfluss.


    Schon jetzt haben doch >90% der Leute ein UMTS Handy


    Und wen GSM abgeschaltet wuerde, dann wuerde auch der Grossteil der restlichen 10% sich ein UMTS Handy besorgen bevor sie auf Mobilfunk verzichten wuerden

  • Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Schon jetzt haben doch >90% der Leute ein UMTS Handy
    ...


    Gilt das auch für das von der EU eingeführte automatische ecall-Notrufsystem in Kraftfahzeugen, welches demnächst sogar verpflichtend werden soll?


    Der Anteil der GSM-Module könnte bei diesen Systemen gegenwärtig gegen 100% gehen. Mir ist nicht bekannt, dass der wesentliche Teil der aktuell verbauten Module auch über eine UMTS Sende-/Empfangseinheit verfügt (was ich aber nicht ausschließen möchte).



    Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    ...
    Und wen GSM abgeschaltet wuerde, dann wuerde auch der Grossteil der restlichen 10% sich ein UMTS Handy besorgen bevor sie auf Mobilfunk verzichten wuerden


    Mal abgesehen vom Prozentsatz in diesem Bereich glaube ich kaum, dass ein nennenswerter Anteil der Fahrzeuge umgerüstet würde.



    Edit: Hier ein Link zur eCall-Technik.


    Zitat daraus:
    "Für die Übertragung dieser kurzen Datensequenz hat sich die Europäische Kommission wegen der flächendeckenden Verfügbarkeit für GSM und aufgrund der Priorisierung von Sprachtelefonie für die altbewährte Technik des Inband-Modems entschieden. Dieses sendet die Daten wie zu Zeiten der Akustik-Koppler für Telefone als Pieptöne über den Sprachkanal. Sie werden im PSAP dekodiert und an der Konsole des PSAP angezeigt. Anschließend wird eine Sprachverbindung zwischen PSAP und dem Fahrzeug geschaltet, so dass sich die Parteien direkt unterhalten können."


    Sogar die Datensequenz wird in diesem System per Sprachtelefonie übertragen.


    Aber gut zu wissen, dass dieses EU-weite System beim Grenzübertritt in die Schweiz demnächst nicht mehr funktionieren könnte. :rolleyes:

  • Bucht sich denn E-Call bei jedem möglichen verfügbaren GSM-Netz ein?
    In Deutschland gibt es heute genug Punkte, wo gar kein Mobilfunknetz zur Verfügung steht, und auch Punkte, wo nur LTE Netze gehen, aber kein GSM oder UMTS.
    Wenn die Swisscom mal abgeschaltet hat, könnte sich E-Call dann bei Konkurrenznetzen einbuchen, und in Grenznähe bis 35 km von der Grenze in Netze von Nachbarländern (deutsche Netze reichen recht weit in die Schweiz herein, da deutsche Netze 10x stärker senden dürfen als unsere eigenen); man könnte an den Grenz-Zellen dannzumals auch die Nutzungsschwelle auf 70 km erhöhen, wie das an Meeren gerne gemacht wird.
    Und warum kann/soll E-Call bis 2018 nicht auf eine andere Technologie als GSM umschwenken, da GSM wohl europaweit weit weniger lang genutzt werden wird als UMTS und LTE.

  • AFAIK sind 2G und 3G bei eCall obligatorisch.

    "Der Funkmast steht zu nah an Wohngebieten und außerdem befindet sich ein Ponyhof auf der gegenüberliegenden Straßenseite."

  • Zitat

    Original geschrieben von dxbruelhart
    Bucht sich denn E-Call bei jedem möglichen verfügbaren GSM-Netz ein?
    ...


    Das macht jedes GSM-Modul zum Zwecke von Notrufen, selbst das im einfachsten Handy. Anfangs funktionierte das sogar auch dann, wenn gar keine SIM-Karte im Gerät war. Heute muss eine SIM eingelegt sein, m.W. reicht aber schon eine deaktivierte um zum "Nur Notrufe möglich"-Screen zu kommen.


    Zitat

    Original geschrieben von sailing2capeside
    AFAIK sind 2G und 3G bei eCall obligatorisch.


    Hast Du dazu was gefunden? Vielleicht hatte ich bei Google einfach nur die falschen Suchbegriffe.


    Gefunden habe ich lediglich, dass es seit kurzem auch Geräte gibt, die eine UMTS-Funktionalität benennen. Zur Masse kann ich allerdings nix finden. Das bei meinem Vater in der Armbanduhr (Limmex) verbaute Modul, das mit einem integrierten GPS-Empfänger ähnlich zu funktionieren scheint wie eCall, kann laut Beschreibung jedenfalls ausschließlich GSM.


    Ob in vielen der aktuell vertriebenen Geräte eine UMTS-Einheit verbaut ist, ohne das ausdrücklich zu benennen, weiß ich nicht. Die (Kunden-)Infos zu solchen Geräte halte ich jedenfalls für dürftig. Aber es funktioniert und das ist die Hauptsache. :)



    Edit:
    Zur genauen Funktionsweise der Limmex-Uhr kann ich nur sagen, dass sich kurz nach dem Druck auf den Auslöseknopf eine Stimme meldet, mit den Worten: "Guten Tag, Herr xy, wie kann ich Ihnen helfen?". Die klassische "Blackbox-Funktionalität", bei der man nur weiß, was man vorn hineingibt und was hinten dann herauskommt.


    Gerade habe ich entdeckt, dass auch die Swisscom diese Geräte vertreibt. Interessant ist, dass die Limmex-Uhr ein erst vor kurzem eingeführtes Schweizer Produkt ist, dessen Tage schon bei Markteinführung gezählt gewesen sein könnten (jedenfalls bezogen auf die Schweiz).



    Mein Fazit:
    Auch heute werden noch zahlreiche Notrufsysteme vertrieben, die ausschließlich GSM als Übertragungsweg nutzen, so dass ich persönlich davon ausgehe, dass GSM eine längere Zukunft hat, als mancher ahnt ... vielleicht sogar in der Schweiz. Denn bis 2020 vergehen auch bei der Swisscom noch fünf Jahre, in denen eine Entscheidung modifiziert werden kann.

  • Zitat

    Original geschrieben von sailing2capeside
    AFAIK sind 2G und 3G bei eCall obligatorisch.


    im derzeitigen eCall Standard ist nur 2G als mandatory genannt. Das kann später noch zu zahlreichen problemen führen falls wirklich einige Autohersteller auf GSM only-Lösungen setzen. Glücklicherweise ist die Tendenz erkennbar das ein zentrales Funkmodul für alle Dienste (ecall, telemetrie-übetragung, entertainment, map updates... ) im Fahrzeug eingesetzt werden soll, und hier wird zu 99% LTE eingeplant.

    stay cool - dont close the fridge ;)
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  • In Fahrzeugen der Low-Cost-Serien, bei denen schon um Zehntelcent bei Bauteilen gefeilscht wird, kann ich mir kaum vorstellen, dass Autohersteller kostenintensivere Technik verbauen, als unbedingt notwendig. Schon gegen die Verpflichtung als solche waren sie Sturm gelaufen.


    Telemetrie-Übertragung und Entertainment sind ein ganz anderes Thema. Wenn Fahrzeuge bereits damit ausgestattet sind, ist eCall lediglich ein Anhängsel dieser Technik. eCall-Only-Module könnten das Problem sein. Und genau wie bei den Billigheimer-Handys für 5,- € dürfte in vielen Automodellen das preiswerteste verbaut werden, was der chinesische Markt feilhält.


    Auch ich gehe davon aus, dass mittelfristig mindestens ein GSM-Netz bestehen bleiben wird. Dafür erforderlich ist die flächendeckende Aufrechterhaltung eines GSM-Netzes. Für mich stellt sich daher eher die Frage, wie lange es UMTS daneben noch geben wird.


    eCall war jetzt nur auch ein Beispiel aus einer ganzen Reihe von M2M-Anwendungen, die auch gegenwärtig noch auf GSM bauen. Jeder wird sich ausmalen können, wie lange es dauern wird, bis die Sende-/Empfangstechnik in diesen Bereichen vollständig ausgetauscht worden ist. Und weil die Lobby derer, die solche Module verwenden, nicht ganz so zweitrangig ist wie der gemeine Bürger, wird sich die EU schwer tun, dieser Lobby einfach ein Ultimatum zu setzen.



    Edit:
    Ich habe gerade mal nachgesehen. Auch die Geräte zur Übermittlung der Daten zwecks Ermittlung der LKW-Maut sind GSM-only. Bei Abschaltung des GSM Netzes müssten alle mobilen Geräte in den LKW und auch die des Betreibers umgerüstet werden. Sind noch weitere Bereiche betroffen, deren Umrüstung Mittel aus den öffentlichen Haushalten erforderten, dürfte GSM zumindest in der EU ein nahezu Ewiges Leben beschieden sein. :p

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