ZitatOriginal geschrieben von frank_aus_wedau
Tja, solche Zusammenarbeit ist es, die durch den neuen Kurs des Westens gegenüber Russland beendet wurde. Eine Wiederbelebung halte ich zumindest mittelfristig für wenig realistisch.
Das war ja der Hauptgrund, warum ich mich gegen Sanktionen ausgesprochen hatte ... es geht einfach zu viel von dem kaputt, auf das man letztlich angewiesen ist. Damit werden wir nun leben müssen.
Vielleicht bist du ja genügend älter als wir, daß du uns aufklären kannst, wann denn Russland jemals ohne handfeste eigene Interessen jemals nicht nur kosmetisch geholfen hätte in der Welt. Zumindest ich kann mich dann an nichts erinnern. Und, nein, sich zu enthalten ist auch keine wirksame Hilfe.
ZitatAlles anzeigenOriginal geschrieben von frank_aus_wedau
Meiner Erinnerung nach hatte Russland in Sachen Libyen den Sanktionen/Flugverboten etc. im UN-Sicherheitsrat zugestimmt und sie damit erst ermöglicht.
Der US-amerikanische Überfall auf Afghanistan war überhaupt nur deshalb möglich gewesen, weil sich Russland rausgehalten hat. Die russische Duldung dieser Maßnahme war zwischen den USA und Russland zuvor ausdrücklich ausgehandelt worden (und entsprach dem ausdrücklichen Wunsch der USA). Warum hätte Russland also eingreifen sollen?
Du kannst sicher sein, dass der Angriff auf Afghanistan momentan so nicht stattfinden könnte. Selbstverständlich hätte Russland dem (nicht nur nach russischer Einschätzung) völkerrechtlichen Überfall entgegengewirkt und zumindest Waffen zur Verteidigung Afghanistans geliefert.
Gerade Afghanistan wurde stets als "Highlight" russisch-amerikanischer Zusammenarbeit angesehen.
Meines Wissens (und ich müsste mich schon arg vertun, sollte es anders gewesen sein) ist also das Gegenteil von dem richtig, was Du schreibst.
Man kann sich ja gar nicht bezüglich der Hoffnung des kleineren Übels entscheiden: Wird etwas geäußert, weil jemand den bisherigen Verlauf und dessen Ursachen und Motive so wahrgenommen hat? Oder äußert man sich gegen eigenes Wissen, um für die Zukunft eine Änderung der verhassten Zustände zu erreichen?
Die einzig zutreffende Schlussfolgerung ist die Gewährung von Überflugrechten als Höhepunkt
von "Zusammenarbeit". Warum denn hätte Russland mit heutigen Beziehungszustand dem Angriff auf das Talibanregime in Afghanistan entgegenwirken sollen? Weil niemand Krieg führen darf gegen ein gefühltes Nachbarland Russlands, auch wenn dieses gefühlte Nachbarland Russland selbst als Feind gilt und Russlands Einmarsch rückgängig gemacht hat? Oder weil Russland sich als Nachfolger der Sowjetunion sieht, auch wenn nichtmal der eigene Nachbar Kasachstan selber Nachbar von Afghanistan ist und nur dieser auch Nachbar der afghanischen Nachbarn Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan ist? Und da hätte Russland ein zustehbares Interesse, um dem eigentlich Feind, den Taliban, Waffen zu liefern?
Russland ist nicht die Sowjetunion. Es handelt ausschließlich imperialistisch an seinen eigenen Grenzen. Es umfasst zwar eine riesige Fläche, aber das gilt auch für Ländern wie Kanada, Brasilien oder Australien. Klar, Kanada und Australien haben wenig direkte Nachbaren, aber Brasilien liegt mit 10 Nachbarstaaten nicht so weit entfernt von Russlands 14 - sogar unser übersichtliches Deutschland hat ja 9. Russlands Führungsanspruch innerhalb der Sowjetunion und seine Nachbarschaft zu 7 anderen Nachfolgestaaten bilden dann auch wohl den Knackpunkt seines imperialen Wirkens in der Nachbarschaft. Seine nicht vorhandene Wirkung und Mitwirkung bei weltweiten Katastrophen und Übergriffen hängt wohl auch mit seiner anhaltend wirtschaftlichen Schwäche und seiner erstaunlich geringen, seit Staatsneugründung mangels Attraktivität stark zurückgangenen Einwohnerzahl (aktuell 145 Millionen) zusammen. Natürlich ist es beim Angesprochenen auf Widerspruch gestoßen, aber die Bezeichnung Russlands als Regionalmacht trifft durchaus zu. Die Eigenschaften Zentralstaat der ehemaligen Sowjetunion, Atommacht, Vetomitglied im Sicherheitsrat und Militärmacht (zumindest im Nahfeld) machen einen ja nicht gerade zur Weltmacht, zumal man sich in der Welt ja immerzu als Verhinderer und nur selten mal als Nichtverhinderer gebärdet. Ich denke nicht, daß Amerika nach dem Fall von Kommunismus und Warschauer Pakt Russland noch als Feind betrachtet, aber umgekehrt ist das leider nach wie vor, zumindest aber wieder der Fall.
Auf Russland kann man einfach nicht zählen, und zwar in keiner Hinsicht im weiten Spektrum zwischen Aktivität und Inaktivität. Nur auf die Opposition zum weitgehenden Konsens, darauf kann man sich verlassen beim gefühlten Nachfolger der ehemaligen Weltmacht.
Und Herr Erdogan ist nichts anderes als der kleine Bruder des großspurigen Friedensfürsten Putin in Geist, Anspruchshaltung und Verhalten.