Du übersiehst, dass die "Ausgangspunkte" vollkommen verschiedene sind. Auf der einen Seite Putin und auf der anderen die vom Doppeldrücker genannten.
Noch weniger demokratische Regierungen als die von Präsident Putin sind problemlos denkbar und existieren weltweit - die Möglichkeit einer "Verschlimmerung" ist also real. Zudem existieren in Putins Umfeld diese konservativen Kräfte, die eine Wiederherstellung der "alten Größe" Russlands (also der SU) proklamieren, auch tatsächlich. Die Wahrscheinlichkeit einer Verbesserung der Verhältnisse nach einer Ablösung Putins halte ich dagegen für denkbar gering.
Bei den vom drueckerdruecker genannten Kandidaten wäre eine weitere Verschlechterung der Lage nach deren Sturz allenfalls ein theoretisches Denkmodell gewesen. Zudem gab es in weiten Teilen der Bevölkerung (zumindest mentalen) Widerstand gegen diese Unrechtsregimes, während Putin einen Großteil der Bevölkerung hinter sich vereint.
Es macht also schon einen Unterschied, wenn man die reale Wahrscheinlichkeit einer Verschlechterung einerseits mit einer nur theoretisch denkbaren und äußerst unwahrscheinlichen auf der anderen Seite abwägt.
Solche Gedankengänge sind Bestandteil der REALPOLITIK und dürfen keineswegs an den Maßstäben unserer/westlicher Standards gemessen werden. Mittelfristig werden wir uns (noch) mit Unrechtsregimen arrangieren müssen, bis die Bevölkerungen dieser Länder aufgrund verbesserter Bildung überhaupt in der Lage sind, demokratische Rechte auszuüben. Momentan machen das Andere in ihrem Namen, was die Staatsform der Demokratie ad absurdum führt.
Mit diesen Ländern werden wir Geduld aufbringen müssen ... nahezu alle Versuche, Demokratie "mit dem Kopf durch die Wand" und vielleicht noch unter Anwendung von Gewalt einzuführen, sind nach hinten losgegangen.
Das hatte ich gemeint, wenn ich das Beispiel Che Guevara und Bolivien angeführt hatte. Zuallererst muss die Bevölkerung erreicht werden, die sich mit einer Demokratie auch identifizieren muss. In stark religös/islamisch geprägten Gesellschaften ist hierzu viel Vorarbeit erforderlich - und zwar insbesondere bei der einfachen Bevölkerung. Es reicht nicht, wenn (nur) die intellektuelle Schicht hinter dem Gedanken einer Demokratie steht!
Edit @all:
Vor Jahren habe auch ich noch anders gedacht. Nachdem ich die globalen Spielchen aber nun nahezu ein halbes Jahrhundert betrachten durfte, konnte ich dabei beobachten, dass manche Theorie wirklich grau, wenn nicht gar schwarz ist.
"Gut gemeint" ist oft nicht nur "nicht gut gemacht", sondern das genaue Gegenteil davon. Wer Gutes beabsichtigt und auch Gutes tut, sollte sich zuvor fragen, ob das aus all dem Guten resultierende Ergebnis ebenfalls gut ist. Das sollte man eigentlich meinen ... aber sehr häufig kommt es (schon von Beginn an absehbar) ganz anders.
Und in diesen Fällen sollte man sich reiflich überlegen, Gutes zu tun ... nur weil das im Prinzip richtig wäre. Gutes zu tun, ohne das zu erwartende Ergebnis abzuschätzen, kann zuweilen verheerend sein.