Mit dem X2 Soul (Gionee Elife S5.5) bringt der noch unbekannte Hersteller Allview das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dünnste Smartphone der Welt auf den europäischen Markt. Das X2 Soul ist dabei nur 5,55 Millimeter dünn, vereint aber trotzdem aktuelle Hardware in einem sehr schicken Gehäuse. Das ähnlich ausgestattete Wiko Highway dürfte einigen vermutlich etwas besser bekannt sein. Auch das Allview X2 Soul nutzt einen Achtkern-Prozessor von Mediatek (MT6592) mit 1,7 Gigahertz je Kern (Cortex-A7). Für die dazu passenden Grafikleistung sorgt eine Mali-450-GPU. Der Prozessor kann auf 2 Gigabyte Arbeitsspeicher zurückgreifen. Der interne Speicher für Apps, Fotos und andere Inhalte ist beim Allview X2 sechzehn Gigabyte groß, kann aber nicht über MicroSD-Karten erweitert werden. Wie es sich bei mir im Test geschlagen hat, erfahrt ihr in den folgenden Minuten.
Design und Technik
Der Hersteller legt besonderen Wert auf die hochwertige Verarbeitung und ein exzellentes Design. Die Vorder- und Rückseite bestehen daher aus kratzfesten Gorilla Glas 3. Die Optik der 13-Megapixel-Kamera auf der Rückseite hat in dem dünnen Gehäuse allerdings keinen Platz mehr gefunden und steht etwas hervor. Laut Hersteller nutzt sie einen IMX135-Sensor von Sony. Die Frontkamera löst mit 5 Megapixel auf und ermöglicht einen Blickwinkel von 95 Grad. Das kommt den Fans von Selfies durch Ganzkörper-Portraits sicher sehr entgegen. Die Verarbeitung des Allview X2 Soul ist wirklich gelungen. Die Glasflächen sind ein echter Hingucker, das gilt allerdings auch für Fettfingerabdrücke. Gegen Kratzer hat der Hersteller es durch Corning Gorilla Glas 3 geschützt, damit ist es sehr unempfindlich. Mit seinen Abmessungen von 145 x 70 x 5,55 mm und einem Gewicht von nur 129 Gramm ist es zwar nicht sehr klein, dafür aber sehr leicht. Das X2 Soul ist trotzdem größer als ein Samsung Galaxy S4 und die Ränder ober- und unterhalb des Displays sind aus Gründen der Stabilität auch dicker ausgefallen als bei manch anderen Modellen der Konkurrenz. Dagegen wirkt es mit seinen 5,55 mm aber auch ultradünn. Das kommt der Haptik auf der einen Seite sehr zu gute, auf der anderen Seite wirkt es etwas eckig. Sobald man aufwändigere Spiele nutzt oder lange im Internet surft, erwärmt sich das X2 Soul sehr stark. Glas leitet halt hervorragend Wärme ab.
Die Lautstärke-Wippe sowie der Ein-/Ausschalter befinden sich auf der linken Seite. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Einschub für MicroSIM-Karten. Den 3,5mm-Klinkenanschluss sowie das Mikrofon platziert Allview auf der Unterseite. Auf der Oberseite findet man nur den Micro-USB-Anschluss. Auf der Vorderseite befindet sich rechts neben der Ohrmuschel eine 5-Megapixel-Frontkamera für Selfies. Unterhalb des Displays sieht man drei Sensortasten für Menü, Home und Zurück. Auf der Rückseite sieht man dann den Buckel der 13-Megapixel-Kamera inkl. Foto-LED. Legt man es zur Bedienung auf eine ebene Unterlage, dann wackelt es trotzdem nicht hin und her. Der Lautsprecher ist ebenfalls auf der Rückseite untergebracht und tönt sowohl sehr laut als auch etwas blechern.
Display
Das AMOLED-Display des Allview X2 bietet eine Diagonale von 5 Zoll und löst in Full-HD (1.080 x 1.920 Pixel) mit 441 ppi auf. Das Display bietet dabei eine recht hohe Blickwinkelstabilität, gibt die Farben aber naturgemäß etwas kräftiger wieder. Insgesamt gefallen mir sowohl die maximale Helligkeit als auch die Kontraste. Ich hatte auch bei hellem Sonnenschein keine Probleme mit der Ablesbarkeit. Alle Texte und Bilder wurden absolut scharf abgebildet.
Menü
Das Allview X2 Soul wird aktuell noch mit Android 4.2.2 und einer speziellen Benutzeroberfläche ausgeliefert. Rein optisch gefällt sie mir ziemlich gut. Man kan aus unterschiedlichen Icon-Designs und Übergängen in den Homescreens auswählen.
Die vorinstallierten Themes sind bunt und ein kleines bisschen verspielt. Die Übersetzung ins Deutsche ist stellenweise aber ziemlich holperig geraten. Da sollte der Hersteller nochmal Hand anlegen (stelle mich dafür gerne zur Verfügung!). Im Gegensatz zu Huaweis Emotion UI gibt es beim Allview einen eigenen App-Drawer. Dieser stellt pro Seite 16 Icons dar. Neben den üblichen Apps von Google in Form von Notizen, Kalender , YouTube und Musikplayer kommen auch eine Taschenlampe, ein spezieller Taskmanager, ein Powermanager, diverse Navigations-Apps und ein Antiviren-Scanner zum Vorschein. Ein mehr als ausreichender Funktionsumfang. Den Rest kann man problemlos über den Google Play Store installieren. Der Webbrowser ist brauchbar, unterstützt aber kein Flash.
Multimedia
Der Musikplayer bietet zahlreiche Presets (DTS), klingt aber trotzdem nur mittelmäßig. Auch hier schlägt die etwas krude deutsche Übersetzung zu. Alle Infos zum Track oder Album werden aber korrekt angezeigt. Dem Sound fehelen die Höhen und auch Bässe gehen völlig unter. Kein Vergleich zum Sony Xperia Z2, Apple iPhone 5 oder meinem Cowon J3 bzw. Monoloth 7050.
Videos spielt das X2 Soul im Querformat in den gängigen Formaten ab und auch ein FM-Radio zählt mit zur Ausstattung. Sofern man ein Headset nutzt bekommt man so unterwegs auch aktuelle Nachrichten mit.
Kamera
Die Kamera des Allview X2 Soul löst mit 13 Megapixeln auf und wird auf Wunsch von einer Foto-LED unterstützt. Die Aufnahmen geraten allerdings selbst bei guten Lichtbedingungen insgesamt etwas zu dunkel, dadurch leidet insbesondere die Bildschärfe und einige Details gehen verloren. Das kann man selbst mit Photoshop nur noch schlecht ausgleichen. Sobald das Umgebungslicht abnimmt, verrauschen die Aufnahmen zusehends mehr. Beispielbilder gibt es hier. Über eine App namens "CharmCam" kann man bei menschlichen Motiven zusätzlich Hautunreinheiten beseitigen und so am (eigenen) Aussehen schrauben. Nicht, dass das was bringen würde ...
Benchmarks
Der Prozessor aus dem Hause MediaTek (MT6592 mit 1.7 GHz)verrichtet seinen Dienst im sehr dünnen X2 Soul außerordentlich gut. Man merkt ihm die 2 GByte Arbeitsspeicher an. Im AnTuTu X (Benchmark) verweigerte die CPU allerdings ihre Zusammenarbeit, das Ergebnis war demnach eine glatte 0. Im normalen AnTuTu kam der MT6592 als Achtkernprozessor aber auf respektable 27.539 Zähler. Im Geekbench 3 positionierte sich das Allview mit 442 Zählern im Single-Core und 2.540 im Multi-Core in der oberen Hälfte.
Alle von mir getesteten Spiele, wie zum Beispiel Dead Trigger 2, Gameloft's Asphalt 8 und Modern Combat 4 liefen absolut flüssig. Brachten die eingebaute CPU allerdings auch fast zum Kochen. Das sehr dünne Smartphone wurde dabei unangenehm heiß und beendete Dead Trigger 2 nach etwa 20 Minuten wegen akuter Überhitzung. Solcherlei Spiele gehen zudem sehr stark zu Lasten des nicht wechselbaren Akkus mit seinen 2.300 mAh. Das schlanke Betriebssystem aus Basis von Adnroid 4.2.2 litt darunter nicht, eine absolut flüssige und gute Performance!
Akku & Konnektivität
Der fest eingebaute Akku liefert 2.300 mAh und hält das X2 Soul etwa einen Arbeitstag am Leben. Vorausgesetzt man spielt nicht lange oder schaut sich viele Filme an. Denn dann ist der Akku durchaus bereits nach knapp 2 1/2 Stunden am Ende. Wer nur 1-2 Stunden am Tag Musik hört, und das Display nur gelegentlich aktiviert, der kommt also gut über den Tag. Intensivnutzer sollten das Haus nicht ohne Ladegerät verlassen.
Die Gesprächsqualität empfand ich im Test als durchschnittlich, das galt auch für den WLAN-Empfang und die Geschwindigkeit. WLAN steht im b/g/n zur Verfügung. Die Gesprächsqualität im o2-Netz und bei Vodafone war befriedigend, meine Gesprächspartner tönten leicht blechern aber verständlich aus der Ohrmuschel bzw. aus dem Lautsprecher. Die Empfangsqualität war dann wieder völlig normal. Der interne Speicher beträgt allerdings nur 16 Gbyte, davon stehen zudem nur knapp 10 GByte zur Verfügung. Eine Erweiterung per MicroSD-Karte ist nicht vorgesehen und auch USB-OTG wird vom Allview X2 Soul nicht unterstützt.
Fazit
Die thermischen Probleme der CPU sind für die Zocker unter uns sicher ein Problem. Die 5,55 mm haben eben nicht nur Vorteile. Als Nintendo-Ersatz taugt das X2 Soul so nämlich nicht. Das ist schade, denn die Performance wäre dafür mehr als ausreichend. Die Gesprächsqualität ist durchschnittlich, der interne Speicher mit seinen knapp 10 GByte kann nicht erweitert werden. Die Kameraqualität ist leider ebenfalls nur durchschnittlich, vom Sony-Sensor merkte ich im Test nicht viel. Was bleibt ist das schöne Design und hochwertige Materialien in Form von Corning Gorilla Glas 3. Für aktuell 333 Euro bekommt man ein gut ausgestattetes Smartphone auf der Basis von Android 4.2.2 (Update auf Kitakt wurde in Aussicht gestellt). "Probably the slimmest phone in the world". Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Quelle: Testbericht mit allen Bildern