Wieviel spart ihr monatlich an?

  • Re: Wieviel spart ihr monatlich an?


    Zitat

    Original geschrieben von wizopoker
    ... seit einiger Zeit plagt mich die Frage, wieviel man denn monatlich sparen sollte.


    Im Grunde genommen so viel, wie es nur möglich ist und so, dass man sich dennoch dann und wann einmal persönlich belohnen kann (Urlaub, Geschenke und Unternehmungen miteinander, Gadgets etc.):


    Gedanken meinerseits hierzu:


    Thesen:
    > Sparen = Konsumverzicht
    > Sparen = reduziert Sorgen = schafft Freiräume = schafft finanzielle Freiheit
    > Mache niemals Schulden für Konsumgüter
    > Mache niemals Schulden, wenn Du aufs Ganze gesehen mehr zurückbezahlen musst, als Du Dir geliehen hast. Ausnahme = wenn das Fremdkapital weniger kostet, als der Ertrag aus der fremdfinanzierten Investition.
    > Wenn Du etwas fremdfinanziert hast, achte penibel darauf, dass Du beide Seiten schnell schließen bzw. glattstellen kannst (Rückzahlung des Fremdkapitals und die Investition).


    Es gibt meiner Meinung nach fünf Arten des Sparens:

    A) Aufbau einer Liquiditätsreserve (das erste kurzfristige Ziel)
    B) zusätzliche Sparressourcen schaffen (Turbo einschalten)
    C) Investiere in Dich und erhöhe Dein Sparpotenzial (der geheime Spartipp)
    D) Zukunftssparen (das erste langfristige Hauptziel)
    E) Kapitalanlage (die Endstufe)


    A - die erste Stufe
    > 3-6 Einheiten des monatlichen Haushaltsnettoeinkommen sollten als Liquiditätsreserve jederzeit und dauerhaft zur Abdeckung von Sondersituationen bereit stehen (z. B. Arbeitslosigkeit, Erkrankung, etc.)


    B - die zweite Stufe des Turboboosters
    > 'im Einkauf liegt der Gewinn', lautet schon eine alte Kaufmannsregel
    > immer handeln und Preisverhandlungen führen
    > antizyklisch kaufen
    > Lese immer das Kleingedruckte und die AGB's von Anfang bis zum Ende durch, stelle kritische Fragen. Je länger der Vertrag dauern soll, desto kritischer wirst Du.
    > jährlich alle Verträge prüfen und nach Kostenreduktion suchen
    > Preise vergleichen; auch die versteckten Nebenkosten
    > sich immer regelmäßig die Frage stellen: brauche ich das wirklich?
    > nie etwas kaufen, nur um mithalten zu wollen oder nur, um Dritte damit ärgern und/oder beeindrucken zu wollen (das ist wohl die größte Sparbremse bei vielen)
    > sich nicht davor scheuen, den Vertragspartner zu wechseln; das ist Marktwirtschaft
    > Preiszugeständnisse einfordern
    > Mache einen Monatsplan, was Du planst, auszugeben.
    > Hebe Deine Alltagsgeld immer am Geldschalter ab und lasse Dir die Summe wenn es möglich ist, in 5 EUR-Scheinen ausbezahlen. Eine Auszahlungsunterschrift ist verbindlicher als ein paar Klicks am Geldautomat, der das Geld mühelos 'ausspuckt', als gäbe es das im Überfluss. Und ein dickes Bündel Geld in der Hand macht es wertvoller als ein einziger hoher flüchtiger Geldschein. Du siehst, wenn das Bündel dünner wird und Dir das Geld regelrecht aus der Hand gleitet.
    > Zahle (mit den 5-EUR-Scheinen) immer alle Alltagsausgaben in bar; dann geht Dir das Gefühl von Geld nicht abhanden. Das Münzwechselgeld schmeisst Du jeden Abend in ein Sparschwein, das Du alle zwei-drei Monate leerst und den Gegenwert auf Dein Tagesgeldkonto einzahlst.
    > Hast Du in einer Woche weniger ausgegeben als gedacht, schöpfe es gleich zu Gunsten Deines Tagesgeldkontos ab. Dann ist es optisch weg. Das gleiche am Monatsende. Das, was am Tag vor Deinem Gehaltseingang auf dem Konto war; übertrage es auf das Tagesgeldkonto.


    C - die dritte Stufe lautet Absicherung der Einkommensleistung/Absicherung von Risiken und Zukunftsvorsorge
    > Haftpflichtversicherung
    > Hausratversicherung
    > Rechtschutzversicherung


    > Berufsunfähigkeit
    > Unfallversicherung
    > Krankenversicherung
    > Pflegeversicherung (Edit: Ein Pflegefall hängt nicht unbedingt vom Alter ab, er kann jederzeit durch vielfältige Ursachen eintreten. Bitte dabei nicht nur das eigene Risiko betrachten, sondern auch mögliche Pflegesituationen/-risiken in der Familie, z. B. Frau und/oder insbesondere beide Eltern etc.; siehe hierzu meinen ergänzenden Beitrag.)


    > Zukunftsvorsorge (Riester, Unterstützungskassen/Pensionskassen, private Vorsorgen, Rürup). Die jährliche Steuererstattung aus der Altersvorsorge: Investiere diese gleich wieder weiter. So kann die Steuererstattung eines Riestervertrages gleich einen Rürupvertrag speisen, der im Folgejahr wieder zu einer (höheren) Steuererstattung führt.


    D - Investiere in Dich (der geheime Spartipp)
    > Klingt blöd, ist es aber nicht.
    > Bilde Dich weiter, mache Zusatzausbildungen und erwerbe Zusatz-Qualifikationen.
    > Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (=Einkommenzuwachs in Relation zu den Kosten für zusätzliche Bildung bzw. Qualifikationen) schlägt jede andere Anlageform.
    > Daneben kannst Du die Ausgaben für Fortbildung (PC, Arbeitsmittel, Studiengebühren etc.) steuerlich absetzen und reduzierst Deine Steuerlast.
    > Die Gehaltssteigerung befähigt Dich mittelfristig, noch mehr zu sparen und verbessert so Deine Möglichkeiten.


    E - die vierte Endstufe
    > Ausgewogene Kapitalanlage mit dem Ziel einer langfristigen Ausrichtung und gutem ordentlichen Ertrag. Der ordentliche Ertrag soll andere Ziele mitfinanzieren (Vorsorge/Absicherung).
    > Grundsatz: Halten, nichts anfassen, lediglich die Quoten der Anlageklassen in Verzug auf Deine Anlagestrategie halten. Das ist wichtig, wenn z. B. die Aktienquote in einem guten Jahr von 25 auf 50% steigt; dann wieder auf 25% reduzieren, so dass das eigene Risikoprofil stets eingehalten wird. Sinkt dagegen die Quote, aufstocken. Auch hier gilt: Im Einkauf liegt der Gewinn.
    > Mach nie etwas, was Du nicht verstehst.
    > Je komplizierter das Produkt, desto schneller sagst Du 'Nein'.
    > Bespreche nie mit nur einem Berater Deine Anlagestrategie.
    > Setze auf den gesunden Menschenverstand. Wieso möchte mir jemand hohe Renditen andienen? Aus Nächstenliebe? Oder weil er sich aus dem Geschäft zurückziehen möchte? Wenn das Geschäft so gut und sicher ist, wie er sagt; wieso macht er das dann nicht alleine?


    Zurück zu den Spar- und Absicherungs-/Vorsorgequoten?


    Bei mir liegen sie aktuell in Relation zum Nettoeinkommen bei rund 50%:


    > 19% Sparquote (für Anschaffungen/Spar-Belohnungen, Kapitalanlage; das Liquiditätsziel -das ich hier zurechnen würde- ist allerdings bereits lange erreicht)
    > 21% Zukunftsvorsorge
    > 10% Absicherung von Risiken


    Die steigenden Erträge aus den geschaffenen Vermögenswerten der Sparquote sollen den absoluten Anteil der Zukunftsvorsorge (durch hohe Dynamisierungen) weiter erhöhen bzw. die Absicherung qualitativ (durch Upgrades) ausbauen.

  • derAL:
    Absoluter Top-Beitrag! Kann ich voll und ganz unterschreiben und wenn Erik noch dazu kommt, der bestimmt auch ;).


    :top: :top: :top:

  • Sehr guter Beitrag! :top: :top:

    iPhone SE 64GB / iPad Air 2 WIFi + Cellular 64GB / Macbook Pro 13 Retina
    31x in der TT-Vertrauensliste

  • Hammer Beitrag, TOP :top: :top: !


    Noch eine etwas andere Idee, angesichts des bald kommenden Nachwuchses:


    Investiere in Deinen Nachwuchs, sowohl finanziel (beste Ausbildung) als auch durch zeitliche Zuwendung:
    Es lohnt sich oft, beruflich zeitlich kürzer zu treten, weil netto am Ende wenig Verlust entsteht, Du aber mehr Zeit mit Deinem Kind verbringen kannst. Rechne Dir das genau durch. Das mindeste ist die Inanspruchnahme der vollen Elternzeit durch beide Eltern.


    Es bringt überhaupt nichts, wenn beide Eltern gestresst und lange arbeiten, und deshalb ihre wichtigste Aufgabe, die Kindererziehung, vernachlässigen oder an Dienstleister outsourcen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Merlin
    Weil dir, bei deinem geschätzten Bruttogehalt, dir der Staat zu jedem €uro, den du investierst, so 70-90ct dazu gibt und das sind, nach Adam Riese und Eva Zwerg nun mal 70-80%. Dazu käme noch der Arbeitgeberzuschuss, den ich nicht mal berücksichtigt habe.


    willkommen bei Ihrer ganz persönlichen Verkaufsveranstaltung

  • Zitat

    Original geschrieben von happiestalive
    willkommen bei Ihrer ganz persönlichen Verkaufsveranstaltung


    Oh, nur ein weiterer dummer Spruch. Da hätte ich doch mehr erwartet.

  • Re: Re: Wieviel spart ihr monatlich an?



    Hier sollte IMHO die Reihenfolge anders sein:
    1. Haftpflicht
    2. Arbeitskraftabsicherung (BU oder DU) mit UV
    3. Altersvorsorge (3 Schichten Modell)
    4. dann der Rest: HR, RS, Krankenzusatz, Pflege, etc. ...

    "Linienflüge sind was für Loser und Terroristen!"
    H.S.

  • Klasse Beitrag AL, den ich in quasi allen Punkten uneingeschränkt unterschreiben würde!


    Ganz wichtig: Findet euer Gleichgewicht, sowohl finanziell wie auch privat. Wenn ich das Beispiel mit den Kindern nehmen kann: Meine Frau und ich waren beide Großverdiener in der Schweiz. Nun arbeite ich wieder in Deutschland und meine Frau gar nicht mehr. Dafür kommt jetzt Nachwuchs, der in Geld nicht aufzuwiegen ist. Man muss einen goldenen Mittelweg finden.


    Ebenso in Konsum oder Sparen. Sparen = Verzicht auf Konsum oder verschieben von Konsum. Findet einen Mittelweg aus Konsum und Sparen (wie bei ALs toll geschriebenem Beitrag). Wer nur spart und sich nichts gönnt, wird trotz vollem Konto nicht glücklich. Wer seine ganze Kohle für die dickste Karre ausgibt, auch wenn er es kann, wird es vielleicht auch nicht, weil er genau weiß, er hätte vielleicht zumindest einen Teil anders einsetzen können.


    Ansonsten würde ich den Beitrag von AL nur noch mal zitieren. Ganz super erklärt! :top:

    -I-

  • Es sollte keine Reihenfolge, sondern lediglich die drei Themenblöcke darstellen.


    Grundsätzlich pflichte ich Dir bei.


    Ich würde jedoch den Rest gedanklich noch vor die Altersvorsorge stellen. Zumindest bei der Frage, welche für den einzelnen Sinn ergeben. Warum?
    Krankenzusatz und Pflege sind von der gesundheitlichen Ausgangslage abhängig. Ein komplizierter Knochenbruch nach einem blöden Sturz vom Fahrrad oder eine beginnende Erkrankung kann den Eintritt in die Kranken/Pflege bereits verhindern oder zumindest erheblich stören/verteuern/Leistungen ausschließen. Unabhängig davon steigen die Beiträge zumindest grundsätzlich, je älter man bei Abschluss ist.


    Apropos Pflegeversicherung: Ich zahle aktuell rund 26 EUR bei 100/60/30 EUR am Tag + Einmalzahlung von 60 jeweiligen Tagessätzen bei Ersteintritt in eine Pflegestufe (Pflegestufen III/II/I; Dynamisierung entsprechend der Entwicklung der allg. Lebenshaltungskosten). Beispiel: Würde ich heute in die Ier kommen, erhalte ich monatlich 900 EUR und einmalig 1.800 EUR; bei der IIIer monatlich 3.000 EUR und einmalig 6.000 EUR (wobei letzteres unwahrscheinlicher ist, da es ja meistens erst mit der Ier los geht). Dazu kommen noch die staatlichen Pflegesätze.


    Hier sollte man (weitere Empfehlung) mit seinen Eltern auch mal das Gespräch suchen. Kinder müssen ihre Eltern ggfs. pflegen bzw. die Kosten für die Pflege übernehmen. Dies machen die meisten sicherlich gerne für ihre Eltern, die sich ja im Umkehrschluss stark um die Kinder kümmerten und dafür so manches Opfer brachten. Unabhängig davon: Tritt so ein Fall ein, kann das das eigene Vermögen stark mindern. Auch im Sinne der Vermögensübertragung/Erbfolge kann durch einen eintretenden Pflegefall bei der Eltern das finanzielle Risiko beträchtlich sein. Das sollte man ebenso (unter Vorsorgegesichtspunkten im Blick haben). Eltern können für die Nachkommen auch ein hohes finanzielles Risiko darstellen, das man mit den Eltern gemeinschaftlich absichern/abfedern sollte.


    Hausrat ist für mich ein Basisrisiko. Und Rechtschutz (Recht haben versus Recht bekommen) in unserer überjuristischen Gesellschaft sowieso. Ich habe etwa eine Vollrechtschutz ohne Selbstbeteiligung.


    Letztlich hängt es wie so vieles von der individuellen Situation ab:


    - Berufsunfähigkeit: Büroangestellter versus Dachdeckermeister oder Friseuse/Kosmetikerin; alle können berufsunfähig werden, keine Frage; jedoch ist der Büroangestellte bei der Arbeit sicherlich flexibler und individueller einzusetzen als etwa der plötzlich mit Gleichgewichtsstörungen/Dauerschwindel geplagte Dachdeckermeister oder die gelernte Friseuse/Kosmetikerin, wenn etwa eine auftretende Allergie auf Friseursubstanzen/Pflegeprodukten eine Ausübung des gelernten Berufs schier unmöglich macht.


    - Hausrat: Die erste typische IKEA-Bude oder die hochwertige Einrichtung?


    Edit: Wie es auch Nordisc zutreffend beschreibt, ist die Balance und das Augenmaß das Entscheidende:


    > sich zu Tode sparen ist doof
    > Askese macht keinen Spass
    > Zukunftssorgen auch nicht
    > mit dem Superschlitten anzugeben, hilft einem nicht zum Lebensglück
    > und jeden Tag Hummer essen und Champagner schlürfen wird mit der Zeit auch eintönig
    > um es mit Ringsgwandl zu sagen: '... frag amol den Deifi oder den lieben Gott, und die sagn (beide): NIX MITNEHMA!'
    > oder um es mit den Black Crowes zu sagen: 'Luxury is temporary then it's gone ...'

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