Ukraine / Krimkrise

  • Zitat

    Original geschrieben von saintsimon
    " Weißrussland will von Russland Euro fordern...

    Ja damit sie weiterhin 'weißrussische Kiwis', 'weißrussischen Camembert' etc einkaufen können. ;) Die hängen doch am Tropf der russischen Wirtschaft und kassieren derzeit durch den Boykott in ungekanntem Ausmaß.


    Das ist aber im Gegensatz zum derzeit beginnenden Angriff auf liberale 'Russland-Lenker' ein unbedeutender Nebenkriegsschauplatz.
    Auf die Chefin der Zentralbank wird gerade zum Angriff geblasen. D.h. die Sanktionen des Westens unterstützen die Hardliner und verhärten zunehmend die Fronten. Damit wird der Wirtschaftskrieg immer mehr zum Kalten Krieg mit heissen Folgen für uns :mad:

    Zitat

    Original geschrieben von rmol
    Aha, habe ich so deutlich von ihm noch nicht gelesen. Er wollte also wirklich, dass Janukowytsch die Menschen auf dem Maidan richtig (und nicht nur ein wenig wie geschehen) zusammenschießen lässt.

    Scharfschützen kann man nun einmal nur mit Scharfschützen bekämpfen :rolleyes:
    Wobei damit wieder in Erinnerung kommt, dass die Putsch-Regierung kein in Interesse an einer Aufklärung hat.
    Kein Wunder, da einige Mitglieder der heutigen Kiewer Regierung an den Maidan-Morden beteiligt waren

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Scharfschützen kann man nun einmal nur mit Scharfschützen bekämpfen :rolleyes:

    Sagt User Gallium, bisher z.B. als Anhänger des "Friedenswinter" bekannt geworden... scheinbar ist er aber doch nicht wirklich ein Pazifist....

  • Das übliche Verständnis des Pazifismus schließt die Anwendung von Gewalt als Akt der Selbstverteidigung (wie auch die Führung eines Verteidigungskriegs) nicht unbedingt aus. Auch das staatliche Gewaltmonopol (wie etwa notwendige Vollzugshandlungen durch Polizeibeamte) wird vom realistischen Teil dieser Bewegung nicht in Frage gestellt.


    Aber wie in allen Bewegungen existieren natürlich Fundamentalisten, die jegliche Gewalt ablehnen. Spricht man sich völlig gegen die Anwendung von Gewalt aus (was dann natürlich auch Polizei und andere Ordnungskräfte einschließt) wird keine funktionsfähige Gesellschaft entstehen können.


    Vernunftbegabte Pazifisten werden daher nicht zu den radikalen Anhängern der pazifistischen Grundhaltung gehören.

  • Zitat

    Original geschrieben von rmol
    Sagt User Gallium, bisher z.B. als Anhänger des "Friedenswinter" bekannt geworden... scheinbar ist er aber doch nicht wirklich ein Pazifist....


    Pazifismus = Pax (Frieden) + facere (machen, tun)


    Frieden kommt eben nicht einfach so, wie ein Naturgesetz. Das dürfte wohl als Binsenweisheit einzuordnen sein. Man muss etwas dafür tun - genau das mache ich... und nach guter demokratischer Manier teile ich auch nicht alle Ansichten der anderen Demonstranten, vice versa :cool:


    Jeder Bankräuber wird zu Recht (d.h.mit staatlichem Gewaltmonopol!) verfolgt - gegebenenfalls auch vom SEK. Wenn bei Dir zuhause Leute aus dem Kino oder dem Hotel auf Demonstranten schießen würden, würdest Du doch auch nach dem SEK rufen, oder? Nichts anderes ist auf dem Maidan passiert und dennoch hat es Janukowitsch zugelassen.
    Das war falsch, ist aber müßig, da man das Rad der Geschichte nicht zurück drehen kann... allerdings sehr wohl daraus lernen :cool:


    Die Separatisten sind nicht auf Kiew marschiert, sondern haben zunächst nach dem Vorbild 'Maidan' ebenfalls Gebäude besetzt. Bei jedem Bankräuber wird vor dem SEK zunächst auf Deeskalation gesetzt, warum nicht bei den vermeintlichen Hausbesetzern?
    ...aber auch das ist müßig, da nicht mehr rückgängig zu machen.


    Gewalt schafft nur wieder Gewalt und schweisst den Gegner nur fester zusammen. Man erinnere sich an die Bombardements englischer und danach deutscher Städte im 2WK. Das sollte die Bevölkerung auch gegen die jeweilige Regierung aufbringen. Tatsächlich stieg die Zahl der Kriegsfreiwilligen nach den ersten Bombardements sprunghaft an :gpaul:
    ...und dass Sanktionen nutzlos sind, hat Obama ja gerade erst im zusammenhang mit Kuba erläutert :top:
    Frieden ist nur möglich, wenn die Gewaltspirale unterbrochen wird - polnische (US-) Waffen werden das Gegenteil bewirken.


    Frankie
    Der von Dir angeführte 'radikale Pazifismus' ist in den 30er Jahren eingeführt worden und eher zur Diffamierung der Friedensbewegung genutzt worden. Eine Art Ausgrenzung, die den Boden für Krieg mit bereitete, wie wir heute wissen. Kriegs-Gegner dikreditieren ist ja auch heute wieder in den Medien en vogue :mad:

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Frankie
    Der von Dir angeführte 'radikale Pazifismus' ist in den 30er Jahren eingeführt worden und eher zur Diffamierung der Friedensbewegung genutzt worden. ...


    Zu dieser Gruppe hatte ich Dich ohnehin nicht gezählt - ich hoffe, das wurde in meinem Beitrag deutlich. ;)



    Edit:
    Warum es der russischen Wirtschaft dermaßen schlecht geht, will mir immer noch nicht einleuchten. Denn auch beim gegenwärtig niedrigen Ölpreis (mit dem gekoppelten Gaspreis) darf man nicht verkennen, dass letztlich Dreck (im wahrsten Sinne des Wortes) in Geld verwandelt wird. Eine prinzipiell besonders lukrative Art der Wertschöpfung, die Deutschland nicht oder nur in geringem Maße zur Verfügung steht.


    Somit verfügt Russland mit seinen (auch anderen) Bodenschätzen über einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen Staaten in Westeuropa. Ein Wettbewerbsvorteil im globalen Wettstreit, der vollkommen zu verpuffen scheint ... :confused:

  • Ressourcenreichtum ist für Ökonomien oft eher ein Fluch als ein Segen, jedenfalls dann wenn keine verlässlichen Institutionen vorhanden sind. Das ist nicht nur an Russland zu sehen, sondern auch beispielsweise an Nigeria.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    ...
    Warum es der russischen Wirtschaft dermaßen schlecht geht, will mir immer noch nicht einleuchten..


    .. erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen Staaten in Westeuropa. Ein Wettbewerbsvorteil im globalen Wettstreit, der vollkommen zu verpuffen scheint ... :confused:


    Wer die Antwort wirklich wissen wollte, wüsste sie schon seit Jahren, denn die Probleme sind weder neu noch geheim.


    Die Hauptwettbewerbsnachteile Russlands unter Putin sind fundamentale Rechtsunsicherheit und Korruption auf allen Ebenen des Staatswesens. Wer wirtschaftlichen Erfolg hat, lebt gefährlich. Nur die engsten Freunde Putins sind unantastbar, oder wer eben gerade die flüchtige Gnade seiner Protektion geniesst. Diese Rechtsunsicherheit ist der Hauptgrund für Kapitalflucht aus Russland, und auch dafür, daß so viele reiche Russen lieber im Ausland leben.


    Eine unbedingt sehenswerte und ausführliche Dokumentation und Erklärung zum Thema gab es z.B. im Februar diesen Jahres auf ARTE:
    "Enteignung auf Russisch"


    https://www.youtube.com/watch?v=vpHQVuNRUrU


    Der Einsatz maskierter Männer kommt einem irgendwoher bekannt vor ...


    Ein Aktuell bekannter Fall ist der Rückverstaatlichungsversuch von Baschneft.
    http://www.nzz.ch/wirtschaft/d…d-auf-bashneft-1.18415279
    Jewtuschenkow ist immerhin wieder aus dem Hausarrest entlassen worden, aber die Sache geht ja weiter.


    Wer danach noch "Putin, hilf uns!" ruft, der ist ist irre, oder hat eine kriminelle Karriere als Raider im Auge.

    LG: V30
    Samsung: Galaxy Tab S2 LTE, A5 (2017);
    Sony: Xperia X Compact;

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Zu dieser Gruppe hatte ich Dich ohnehin nicht gezählt - ich hoffe, das wurde in meinem Beitrag deutlich. ;)

    Das hatte ich auch nicht so verstanden. Ich wollte nur deutlich machen, woher diese Art Argumentation stammte.

    Zitat

    Warum es der russischen Wirtschaft dermaßen schlecht geht, will mir immer noch nicht einleuchten.

    Auch hier sollte man zunächst differenzieren:


    1.Unternehmen (und auch Privatpersonen), die sich bisher mit (billigen) Fremdwährungen refinanziert hatten, haben plötzlich doppelt so hohe Schulden - fatal, wenn sie nicht gleichzeitig Einnahmen in Fremdwährung haben.


    2.Unternehmen, die am Kapitalmarkt sanktioniert werden, können ihre laufenden Verbindlichkeiten nicht mehr prolongieren. Das ist, vereinfachend gesagt, als würde Dir Deine Hausbank plötzlich Deinen Kontokorrent kündigen, mit dem Du Deinen Wareneinkauf etc vorfinanzierst. Da nutzt es auch nichts, wenn Du satt-schwarze Zahlen schreibst.


    3.Panikreaktionen schädigen ein Wirtschaftssystem immer - egal wie gut es ihm geht.
    Würden in Deutschland plötzlich alle Bankkonten leer geräumt, würden auch wir 'krachen gehen'
    Auch bei uns gibt es mehr Geld als materielle Gegenwerte, was aber keine Probleme bereitet, solange es 'auf der hohen Kante' liegen bleibt. Man erinnere sich an die geradezu beschwörende TV-Ansprache von Merkel/Steinbrück in 2008.
    Im Gegensatz zu DE ist RU allerings nicht bis zum Hals verschuldet und hat derzeit noch Handlungsspielraum.


    4.Mit der Halbierung des Ölpreises fehlen Einnahmen im Staats-Etat, mit denen kalkuliert wurde. Trotzdem hat RU immer noch Gewinne aus Öl- und Gasförderung. Im Gegensatz zur USA, die ihr Öl, technisch bedingt, nur sehr teuer fördern können. Wenn man bedenkt, dass 80% des US-Konjunkturaufschwungs allein auf der neuen Öl-/Gasförderung basieren, wird der Preisverfall auch dort bald Spuren hinterlassen.


    Ich denke, Putin ist auch nicht unglücklich darüber, wenn Auslands-finanzierte, systemrelevante Unternehmen bankrott gehen, um danach verstaatlicht zu werden - wieder ein paar Oligarchen weniger ;) Darüber kann man zwar die Nase rümpfen. Wenn man sich allerdings verdeutlicht, wie manche Oligarchen zu 'ihrem' Reichtum kamen, relativieren sich diesbezügliche Vorwürfe:
    Bspw hat Chodorkowski den Jukos-Konzern zu einem beträchtlichen Teil mit Kapital von Jukos selbst gekauft.

    Zitat

    Original geschrieben von saintsimon
    Die Hauptwettbewerbsnachteile Russlands unter Putin sind fundamentale Rechtsunsicherheit und Korruption auf allen Ebenen des Staatswesens. Wer wirtschaftlichen Erfolg hat, lebt gefährlich. Nur die engsten Freunde Putins sind unantastbar, oder wer eben gerade die flüchtige Gnade seiner Protektion geniesst.

    Genau deshalb haben dann auch die unbedarft-naiven Klein-Unternehmen, wie Siemens, Metro, Commerzbank usw. in Russland investiert :gpaul:
    Genau diesen 'Ausverkauf', der unter Jelzin einsetzte hat Putin durch Verstaatlichung bekämpft (bspw Jukos). Das wird ihm von vielen Russen heute hoch angerechnet.


    Das räuberische Oligarchen-System, das Du hier beschreibst, ist allerdings derzeit in der Ukraine an der Tagesordnung :eek:


    Edit zum Fracking-Boom in USA:
    Auch wenn die Mehrzahl der Frackingfirmen noch abwartet, gibt's erste 'Bröckel-Erscheinungen' am Markt Demnach wollen die meisten noch bis zum kommenden Jahr weiter fördern und dann entscheiden, wie's weiter geht. Sollte der Ölpreis weiter so niedrig bleiben, werden zahlreiche Bohrlöcher geschlossen. Die billigen (alten) Förderstellen (in Arab oder RU) reichen dagegen nicht aus, den Bedarf der Welt dauerhaft zu decken. Darauf dürfte auch Putins Einschätzung einer 2-Jahres-Durststrecke basieren.

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Edit zum Fracking-Boom in USA:
    Auch wenn die Mehrzahl der Frackingfirmen noch abwartet, gibt's erste 'Bröckel-Erscheinungen' am Markt Demnach wollen die meisten noch bis zum kommenden Jahr weiter fördern und dann entscheiden, wie's weiter geht. Sollte der Ölpreis weiter so niedrig bleiben, werden zahlreiche Bohrlöcher geschlossen. Die billigen (alten) Förderstellen (in Arab oder RU) reichen dagegen nicht aus, den Bedarf der Welt dauerhaft zu decken. Darauf dürfte auch Putins Einschätzung einer 2-Jahres-Durststrecke basieren.


    Der hohe Ölpreis war überhaupt erst der Anstoß, kostspielige und zunächst lediglich theoretisch bestehende Möglichkeiten der Öl-/Gasgewinnung in die Praxis umzusetzen. Neben dem Fracking sei hier insbesondere die Verwertung von Ölsand genannt, wie sie von Kanada mit großen Schäden für die Umwelt betrieben wird.


    Von daher halte ich den Vorwurf, die USA würden den Ölpreis absichtlich verbilligen, um Russland zu schaden, für ziemlich abstrus, schadet ein niedriger Preis doch insbesondere den USA und Kanada, deren energetische Selbstständigkeit und Zukunftsplanung auf einem hohen Ölpreis beruht. Auch die amerikanischen Exportpläne betreffend Öl und Gas würden obsolet, bliebe der Preis auf einem niedrigen Niveau.


    Momentan haben die USA im Übrigen erstmalig Sanktionen erlassen, die ich für nachvollziehbar und sachgerecht halte. Das Ausfuhr- und Investitionsverbot in Sachen Krim ist angesichts des Vorwurfs, die Krim habe sich widerrechtlich von der Ukraine abgespalten, nachvollziehbar und folgerichtig. Ganz unabhängig davon, wie man selbst zur Abspaltung der Krim steht. Ich denke, sogar die russische Regierung hätte diesen Schritt letztlich als nachvollziehbar akzeptiert.


    Wäre mit diesen Sanktionen begonnen worden, hätte das zu einer Glaubwürdigkeit dieses Schrittes geführt, die der tatsächlichen Sanktionspolitik leider fehlt.

  • Neben viel Schwadroniererei mal wieder eine falsche Behauptung von Frank. Grund für die neuen Sanktionen ist nicht, dass sich die Krim "widerrechtlich abgespalten" hätte. Das neue Sanktionspaket

    Zitat

    is intended to provide clarity to United States corporations doing business in the region and reaffirm that the United States will not accept Russia’s occupation and attempted annexation of Crimea

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