Ukraine / Krimkrise

Protest und (wenn auch sehr milde) Sanktionen sind durchaus sinnvoll - und realistischerweise auch gar nicht anders möglich.

Solange Putin das auch so sieht (und noch tut er das) mag man so handeln können.

Ihn aber offen zu einem Spiel zu animieren, in der Hoffnung, dass er schon nicht daran teilnehmen wird, halte ich - gelinde gesagt - für gefährlich. Wer garantiert uns, dass er nicht doch noch einsteigt ... und hat überhaupt schon mal jemand überlegt, wie man dann darauf reagiert?

Schwanz einziehen? Getreu der Weisheit "der Klügere gibt nach?

Wer's glaubt ...

Der Westen kann nicht einfach tatenlos zusehen, wie eine Regionalmacht wie Russland einen Nachbarstaat destabilisiert. Das ginge auch gar nicht, denn wir leben in West- und Mitteleuropa in offenen Gesellschaften, wo die Außenpolitik auch Rücksicht nehmen muss auf öffentliche Debatten. Und genau das tut sie. Daher gibt es Reaktionen, wenn auch vorsichtige. Mehr geht gegenwärtig kaum, weniger würde den Westen auch diplomatisch ins Abseits stellen.

Stark könnte der Westen nur durch scharfe Wirtschaftssanktionen reagieren - oder mit militärischen Mitteln. Und beides ist nicht sinnvoll, vermutlich nicht einmal aus Sicht der Ukraine. Daher passiert das, was passiert: Protest und Sanktionen in mildem Maße.

Wenn sich Putin dadurch in die Enge getrieben fühlen und meinen sollte, deshalb eskalieren zu müssen, ja, dann war die kooperative Politik mit Russland in den vergangenen fünfzehn bis zwanzig Jahren fehlerbehaftet. Einfach so gewähren lassen kann man ihn damit nicht - so groß die Begeisterung in Russland auch sein mag.

Zitat

Original geschrieben von Robert Beloe
... Und beides ist nicht sinnvoll, vermutlich nicht einmal aus Sicht der Ukraine.

In diesem wesentlichen Punkt sind wir uns vollkommen einig ... wie die wohl die Meisten ... was allerdings auch Putin weiß.

Die Frage ist nur, wie lange sich der russische Bär am Nasenring noch in aller Öffentlichkeit vorführen lässt.

Was passiert, wenn er die Lust verliert? Was dann?

Im Moment führt doch Putin den Westen am Nasenring - wobei letzterer eben keine andere Möglichkeit hat als lediglich sehr deutlich zu machen, dass er das nicht in Ordnung findet.

Das sehe ich allerdings anders.

Putin agiert nicht ... er reagiert auf Geschehnisse in der Ukraine, deren (erste) Eskaltion er nicht zu verantworten hat ... anders als die EU, die diese Eskalation nach Kräften unterstützt hat.

Das wären dann immer noch ziemlich inakzeptable Reaktionen.

Er hat doch noch gar nicht (richtig) reagiert. Und ich will gar nicht wissen, wie das dann aussieht.

Wie sollte man reagiren, wenn es das wirklich täte? Noch ein paar Oligarchen mit Einreiseverboten belegen? Sich noch lächerlicher machen?

Bitte? Er hat eine ganze Region eines anderen Landes annektiert, und wenn nicht alles täuscht, wiederholt sich das Szenario gerade vor aller Augen.

Aufgrund einer aus Geldnöten kaum einsatzfähigen ukrainischen Armee könnte Putin über Nacht die gesamte Ukraine annektieren.

Was dann? Ein dummes Gesicht machen?

Der Westen hat Putin ja bereits verbindlich zugesagt, dass er militärisch nicht eingreifen wird.

Geht es überhaupt noch lächerlicher?