Ukraine / Krimkrise

  • Ich verstehe nicht, warum einige hier versuchen, ihr Weltbild auf Grund des Konfidenzniveaus von Nachrichten zusammenstellen zu lassen. Es geht doch nicht darum, welcher Nachrichten-Agentur man (nach persönlicher Vorliebe) mehr Glauben schenken möchte. :gpaul:
    Ich erinnere mal an die Nutzung das eigenen Denkvermögens:
    Cui bono?
    Wer profitiert denn von einer Eskalation des Konfliktes?
    Die EU sicher nicht :cool:
    Den Russen dürfte es egal sein, ob sie ihr Öl/Gas nach Europa oder nach China verkaufen.
    Die Diskussion um die vielen kleinen Trittbrettfahrer (ob links oder rechts) lenkt einfach vom Wesentlichen ab. Apropos Ablenken: Die Kritik an NSA und Co ist seitdem auch leiser geworden, obwohl immer noch so gravierende Einschnitte unseres Alltagslebens, wie bspw das Freihandelsabkommen auf dem nicht-öffentlichen Verhandlungstisch liegen :mad:

    Darüber hinaus sollte man sich nur an Fakten orientieren, die unstrittig sind oder die objektiv nachvollziehbar sind. Das ist übrigens auch Grundlage unseres Rechtssystems ;)
    Alles andere gehört in die Spalte 'Kommentar'.


    Was mich übrigens derzeit am meisten besorgt, ist der einsetzende 'Neusprech' der Gazetten. Ich glaube es war Tucholsky, der sinngemäß mahnte, dass Kriege immer erst im Kopf entstehen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Ich glaube es war Tucholsky, der sinngemäß mahnte, dass Kriege immer erst im Kopf entstehen.


    Noch vor kurzem hatte ich völlig ausgeschlossen, dass in der heutigen Zeit ein Krieg auf dem Boden Europas stattfinden könnte.


    Wenn ich allerdings bedenke, welche nicht vorhandenen Krisen durch bloßes "Herbeireden" dann auch tatsächlich entstanden sind, wird mir Angst und Bange ... denn was heute in den Köpfen der Menschen ist, sprechen sie morgen aus ... und übermorgen finden sich die ersten Spinner, die gern zur Tat schreiten würden. :(


    "Principiis obsta ..." auch eine alte Weißheit, der man sich schnellstens besinnen sollte. Ist der Kreisel erst einmal angelaufen, dürfte er nur noch mit Mühe zu stoppen sein.

  • In kurzer Folge hat die von EU und NATO in Sachen Ukraine gebetsmühlenartig beschworene Bedeutung des Volks als Souverän eines Staates wieder einige heftige Dämpfer bekommen.


    Der Schlimmste dürfte wohl der Ausgang der Wahlen in Ungarn sein. Nach dem letzten Wahlergebnis in der Türkei sind (mal wieder) Volksvertreter gewählt worden, die nicht "genehm" sind. Schon werden wieder EU-Sanktionen gegen Ungarn in Erwägung gezogen.


    War es das nun mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker? Darf man höflich fragen, wo es gilt, und wo nicht?


    Apropos "Volk":
    Wer sind eigentlich diese Typen im Osten der Ukraine, die nun gegen die Übergangsregierung demonstrieren? Gehören die nicht zum Volk?


    Wo bleibt die Unterstützung der EU für die Bürger im Osten der Ukraine, die (vollkommen zu Recht) das schlimmste fürchten, wenn Timoschnko & Co. die Macht übernehmen sollten - selbst wenn sie ihre Drohung nur in Teilen umsetzt. Müsste man dem neuen demonstrierenden Volk, das nach Einschätzung der EU jeweils die Mehrheit repräsentiert (scheinbar stets der, der den größten Krawall veranstaltet - oder ich habe die Systematik nicht verstanden) nicht Hilfe zusagen?


    Dass diese große Zahl der Demonstrierenden mit Bussen eingeschleuste Russen sind, mag ich nicht so recht glauben wollen, wenn ich Berichte über intensive Kontrollen an der ukrainisch-russischen Grenze sehe.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Dass diese große Zahl der Demonstrierenden mit Bussen eingeschleuste Russen sind, mag ich nicht so recht glauben wollen, wenn ich Berichte über intensive Kontrollen an der ukrainisch-russischen Grenze sehe.

    Das kann mittlerweile niemand mehr wirklich objektiv feststellen, da es viel zu viele Interessengruppen gibt, die da ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Da dort gigantische Mengen Geld rein gepumpt werden, wird die Interessenlage nur noch unübersichtlicher :rolleyes:
    Tatsache ist zumindest, dass die adminstrativen Bereiche der Ukraine mittlerweile nahzu vollständig vom externen Geldzufluss abhängig sind.... und wessen Brot ich fress....
    ...die beste Demokratie, die man für Geld kaufen kann :p :mad:


    Ich wundere mich eher, dass sich niemand wegen der Milliarden an Steuergeldern aufregt, die da einer nicht demokratisch legitimierten, selbst ernannten Regierung nahzu blanko zur Verfügung gestellt werden. Bei Griechenland gab es wegen wesentlich weniger ein riesen Geschrei :apaul:

  • Für mich kristallisiert sich langsam der Umstand heraus, dass auf dem Territorium zwei große Bevölkerungsgruppen vereint wurden, die nicht zueinander passen. Steuert niemand dagegen, droht gar ein Bürgerkrieg.


    Glücklicherweise leben diese Gruppen in räumlich getrennten Landesteilen, so dass sich möglicherweise eine friedliche Lösung wie im Falle der Tschechoslowakei anböte. Als es dort zu brodeln begann (aus vergleichbaren Gründen wie in Jugoslawien - die Slowakei war arm), wurde eine einvernehmliche Trennung beschlossen und vollkommen friedlich umgesetzt.


    Wenn ich die Aufstände und Gegenaufstände in der Ukraine sehe, befürchte ich auch für dieses Land, dass ein friedliches Miteinander nicht zu erreichen ist. Wendet sich die West-Ukraine hin zur EU, wird dieses Land ein Pulverfass bleiben.


    Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse halte ich eine Trennung (fast) für unvermeidlich, wenn nicht bürgerkriegsähnliche Zustände eintereten sollen.


    Tschechen und Slowaken (einer mit Euro, der andere ohne) leben seit ihrer Trennung friedlich nebeneinander. Was spräch gegen eine solche Lösung in der Ukraine?


    Es kann doch auch nicht Wunsch einer neuen (wohl westlich orientierten) Regierung sein, im Osten des Landes ein Pulverfass zu verwalten. Wohin so etwas führt zeigen insbesondere das Baskenland und Irland.


    In der Ukraine sehe ich die Chance, das zu erwartende Gemetzel zu beenden bevor es begonnen hat. Wäre die Aufteilung der Ukraine letztlich nicht in aller Interesse (von gestörten Befindlichkeiten mal abgesehen)?



    Edit:
    Teil einer einvernehmlichen Trennung könnte etwa die Bedingung sein, dass die Ost-Ukraine souveräner Staat bleibt und nicht der GUS beitritt. So wäre eine große Sorge des Westens beseitigt und sogar eine spätere Wiedervereinigung nicht ausgeschlossen.


  • Sag ich doch, Demokratie ist nur wenn die Wähler auch das wählen was passt.
    Nach dem Vorbild hat es in N. Korea und China Vorzeigedemokratien.
    Und das mit 100% der Stimmen.

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Für mich kristallisiert sich langsam der Umstand heraus, dass auf dem Territorium zwei große Bevölkerungsgruppen vereint wurden, die nicht zueinander passen.

    Naja, die lebten und 'vermischten' sich da eigentlich schon länger recht friedlich miteinander.
    Nur die Grenzen wurden von der jeweils herrschenden Administration gelegentlich neu gezogen. Zuletzt von Chrustschow, der die Krim der Ukraine 'angliederte'.
    Die passen so gut oder schlecht zueinander, wie Deutsche, Polen,, Tschechen, Dänen, Niederländer usw. Trotzdem hauen wir uns da in der EU nicht mit unseren Nachbarn. Die Dänen bekommen bspw als Minderheit ein besonderes Wahlrecht in Schleswig-Holstein und leben glücklich und zufrieden in DE - geht doch, wenn man will :top:


    Zitat

    Glücklicherweise leben diese Gruppen in räumlich getrennten Landesteilen,


    Diese Grenzen gibt es nur auf dem Papier. Während der Zeit der Sowjetunion gab es ncht einmal Grenzposten. Außer einem Schild an der Straßenseite war da nix von Grenze zu merken. Beiderseits dieser Grenze leben und arbeiten Russen und Ukrainer gemeinsam miteinander. (wie bei uns die Bundesländer)
    Allerdings muss man einräumen, dass die russische Sprache schon als 'Sprache der Obrigkeit' empfunden wurde und wird.
    Das ist wie zwischen Schwaben und Berlinern... und bei denen ist die Sprachbarriere noch viel größer :p ;)

    Zitat

    Tschechen und Slowaken (einer mit Euro, der andere ohne) leben seit ihrer Trennung friedlich nebeneinander. Was spräch gegen eine solche Lösung in der Ukraine?

    Die einfache Bevölkerung, die mal wieder nicht gefragt wird


    Zitat

    Es kann doch auch nicht Wunsch einer neuen (wohl westlich orientierten) Regierung sein, im Osten des Landes ein Pulverfass zu verwalten. Wohin so etwas führt zeigen insbesondere das Baskenland und Irland.

    Das kann man nicht vergleichen, da das Baskenland sich über mehrere Länder erstreckt und Irland quasi militärisch erobert wurde.
    Eine 'wohl westlich orientierte Regierung' dürfte sicher nicht ganz unglücklich darüber sein, dass die Krim bei Neuwahlen nicht mehr mitwählen wird :cool:


    Zitat

    In der Ukraine sehe ich die Chance, das zu erwartende Gemetzel zu beenden bevor es begonnen hat. Wäre die Aufteilung der Ukraine letztlich nicht in aller Interesse (von gestörten Befindlichkeiten mal abgesehen)?

    Klar doch: divide et impera :mad:

    Zitat

    Edit:
    Teil einer einvernehmlichen Trennung könnte etwa die Bedingung sein, dass die Ost-Ukraine souveräner Staat bleibt und nicht der GUS beitritt. So wäre eine große Sorge des Westens beseitigt und sogar eine spätere Wiedervereinigung nicht ausgeschlossen.

    Welche Sorge vor was? Was wäre denn an einem Brückenstaat zur Freihandelszone zwischen EU und Russland so schlimm? ...außer, dass sich die USA vor Missgunst ins Knie beissen würden :p
    Die Ukraine würde das sicher wirtschaftlich wieder auf die Beine bringen. Aber das will ja keiner :(

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Dass diese große Zahl der Demonstrierenden mit Bussen eingeschleuste Russen sind, mag ich nicht so recht glauben wollen

    Zitat

    In Charkow haben Separatisten wenig Ortskenntnis bewiesen: Eine Gruppe von Demonstranten wollte das Rathaus stürmen und den Bürgermeister aus dem Gebäude jagen, berichten örtliche Journalisten. Die 15 jungen Männer stürmten jedoch nicht das Rathaus, sondern das Oper- und Ballett-Theater der ostukrainischen Stadt. Als die Angreifer sich plötzlich im Konzertsaal wiederfanden, seien sie enttäuscht abgezogen.

    (aus SPON Liveticker 07.04. 16:16)

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Welche Sorge vor was? Was wäre denn an einem Brückenstaat zur Freihandelszone zwischen EU und Russland so schlimm? ...außer, dass sich die USA vor Missgunst ins Knie beissen würden :p
    ...


    Befindlichkeitsstörungen der USA sind doch wohl Sorge genug; mehr Sorge geht schon fast nicht. :rolleyes:


    Die wahre Sorge der USA und von Russland dürfte im Wesentlichen aus gekränkter Eitelkeit bestehen.


    Die Zeiten, in denen die USA Russland vor vollendete Tatsachen stellen konnte, sind unzweifelhaft vorbei. Mit dem heutigen Russland kann man nicht mehr so umgehen wie in Zeiten der Perestroika. Während Russland knapp zwei Jahrzehnte mit internen Problemen ausgelastet war, besteht inzwischen ein neues Bestreben zur Rückkehr zur Supermacht.


    Ich befürchte, dass dies in den USA nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen wird. Die Übernahme der Krim dürfte lediglich Vorbote eines neuen russischen Selbstbewusstseins gewesen sein. Die USA werden Russland künftig wohl (wieder) mehr Respekt zollen müssen, wenn die Eiszeit des Kalten Krieges nicht zurückkehren soll.


    Putin wird diesen Respekt definitiv einfordern. Ich denke, dass die bereits vollzogene Osterweiterung der NATO gegenüber dem neu erstarkten Russland wohl nicht mehr so einfach umzusetzen wäre. Die Westmächte werden sich mit der neuen Stellung Russlands wohl oder übel arrangieren müssen.

  • Zitat

    Original geschrieben von rmol
    (aus SPON Liveticker 07.04. 16:16)

    Kannst Du mal bitte verlinken. Ich kann zwischen 16:07 und 16:19 keinen Artikel finden. Wäre mal interessant, nach der Quelle zu schauen. Ansonsten geht das natürlich auch in die Rubrik 'nicht nachprüfbare Propaganda'
    ...allerdings... so verkehrt wäre ein Theater dann auch wieder nicht ;) In der Ukraine wird derzeit eigentlich nur noch inszeniert - von beiden Seiten :rolleyes:


    Frankie
    ich fürchte, so leicht kann man nicht von der Macht lassen. Mir ist kein Imperium der Vergangenheit in Erinnerung, das sich einfach so - sang und klanglos - aufgelöst hat. Da sitzen auf beiden Seiten noch immer Generäle an Schalthebeln, die ein Leben lang in Kathegorien des kalten Krieges gedacht haben. Die können auch bei unterstelltem guten Willen nicht über ihren Schatten springen.
    Ich hoffe nur, dass sich unsere Politiker endgültig von der Clausewitzschen 'Politik-Lehre' verabschieden werden :rolleyes:
    Wollen die nicht demnächst wieder gewählt werden?! Da müssen die mir aber jetzt sehr deutlich zeigen, dass sie es wert sind :cool:

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