Warum sollte der Chef deines Chefs für dich nicht zugänglich sein? Arbeitest du für die NSA? Anrufen, Termin in eigener Sache machen. Denn auch der hat ein Interesse daran, dass der Laden (richtig) läuft. Wenn nicht: schlechter Chef.
Gehaltsverzicht akzeptieren?
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Vielleicht wurden die Chefs eh nur installiert um massiv einzusparen. Wenn die ihren Dienst getan haben sind sie auch schnell wieder weg.
Wünsche dir auf jedenfall viel Erfolg !
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Ach so. Aber im Ernst, was hast du zu verlieren? Der Eigentümer sagt: Interessiert mich oder nicht. -> Das Verhältnis zu deinem Chef kannst du eh vergessen.
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Ich bin nach früheren ruhigen Jahren seit 2011 bei 3 Arbeitgebern angestellt gewesen, war überall unglücklich und beginne demnächst wieder eine neue Stelle. Dabei bin ich teilweise ohne neue Stelle gegangen, habe die Sperre beim Arbeitsamt aber dadurch vermeiden können, dass ich mich mit dem AG darauf geeinigt habe, dass er die Kündigung schreibt. In einem Fall hatte ich die neue Stelle und habe dann die alte gekündigt.
Erfahrungen/Lehren aus diesen Ereignissen:
Arbeitslosigkeit setzt einen psychisch stark unter Druck. Das mag nicht gelten wenn man nix gelernt hat und nichts kann, also auf dem Arbeitsmarkt eh chancenlos ist. Dann legt man sich ein dickes Fell zu, stellt sich blöd und kassiert Geld vom Amt.
Wer aber "im Leben steht", Familie hat, finanzielle Verpflichtungen, auch eine Ausbildung und Chancen auf eine Stelle, muss einerseits mit dem "Asi-Image" klarkommen, das einem als Arbeitslosem entgegenschlägt. Man wird vom Amt, aber auch im sozialen Umfeld mit Sprüchen wie "Wer arbeiten will, findet auch eine Stelle" unter Druck gesetzt und muss jede Stelle annehmen, die man kriegen kann. Naturgemäß ist die erstebeste Möglichkeit aber meist nicht das, was man gerne möchte. Wenn man denn überhaupt ausreichende Jobangebote findet... kommt sehr auf die Ausbildung und die Branche an.
Das Arbeitslosengeld hängt von verschiedenen Faktoren ab, aber wenn man nur noch 60% vom früheren Gehalt bekommt wird es für Normalverdiener eng. Wer verdient schon 40% "Spielgeld" und kann seine normalen Verbindlichkeiten mit plötzlich nur noch 60% der Bezüge weiterhin problemlos decken?
Außerdem ist nach 1 Jahr Schluss und es droht Hartz IV. Da rennt dann auch die Zeit gegen einen.Will sagen: solange die bisherige Stelle auszuhalten ist, sollte man nicht das Feld räumen und niemals gehen solange man keine Alternative hat.
Wenn man die neue Stelle antritt beginnt man wieder bei 0. Alles, was man sich beim früheren AG aufgebaut hat, nicht nur die offizielle Position sondern auch seniority oder gewisse "Altersrechte", die man sich "leisten kann", ist weg. Ein Neuanfang ist anstrengend.
Umgekehrt sage ich aber auch: Manchmal ist der Neuanfang unumgänglich und solange man selber motiviert ist, das Beste für sich zu finden, ist alles gut. Bewerbungen zu schreiben, Vorstellungsgespräche zu führen, macht einen innerlich weniger angreifbar und hilflos. Bei aller Mühe, die das macht, das Selbstwertgefühl steigt dabei weil man etwas für sich und seine Zukunft tut. Weil man auch die Chancen sieht und spürt, dass man Chancen hat, selbst wenn einzelne Unternehmen oder Vorstellungsgespräche sich als Griff ins Klo erweisen.
Dass ich mehrmals auf die Nase gefallen bin lag daran, dass ich nach Aufgaben gesucht habe, die für mich passten, dabei aber nicht erkannt habe, dass die Unternehmen und das dort vorhandene Personal/Klientel nicht meine Welt warren. Um das zu erkennen musste es aber erst mehrfach schief gehen. Zunächst dachte ich, ich hätte nur Pech gehabt und in Wespennester völlig durchgeknallter Leute gestochen - bis ich kapiert habe, dass diese Art Unternehmen immer gleich sind und ich einfach andere Unternehmen brauche als die, bei denen ich aufgrund der zunächst passend scheinenden Aufgaben unterkam.
Insofern: um dich nicht unnötig zu stressen, bleibe bei dem jetzigen AG solange es geht. Habe aber auch den Mut zu gehen wenn du merkst, dass es dort nicht mehr geht und bereite dich darauf vor.
Du kannst anderswo Glück oder Pech haben, es ist ein Abenteuer. Wenn du Pech hast, bist du angeschlagen, aber dann kämpft man weiter und es gibt neue Chancen. Ich bin sicher, dass es am Ende gut werden wird: "Everything will be okay in the end. If it's not ok, it's not the end."Aber die Frage war ja, wie du jetzt reagieren sollst. Meine Meinung ist auch ganz klar, sich nicht auf die Gehaltskürzung einzulassen. Lebenserfahrungsgemäß spart dein Chef damit nur Geld, was dir damit fehlt. Du sicherst mit dem Entgegenkommen - das du schon beim Dienstwagen gezeigt hast - aber nicht deinen Arbeitsplatz. Sollte man dich loswerden wollen wird man das weitertreiben. Dass nicht mal klare Aussagen zur wirtschaftlich angespannten Situation des Unternehmens oder Gehaltskürzungen flächendeckend für alle kommen besagt deutlich, dass man dich "wegmobben" will - und daran sollte man nicht noch mitwirken indem man es sich gefallen lässt.
Bzgl. Bewerbungen empfehle ich dir http://www.jova-nova.com - eine tolle Seite mit sehr guten Ratschlägen.
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Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag Printus. Ich habe wirklich eine Heidenangst vor Arbeitslosigkeit. Dies wäre für mich eine Premiere, vielleicht aber auch eine heilsame Erfahrung.
Und bevor hier Kritik an meiner Arbeitsmoral auftaucht: Ich bin diese Woche ganz regulär im Erholungsurlaub.
@PN-Schreiber: Ich kann erstmal wegen der Neuanmeldung noch nicht auf PN antworten.
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Zitat
Original geschrieben von Wasnun
Ich habe wirklich eine Heidenangst vor Arbeitslosigkeit."Fear is the weakness in all of us..."
Sieh es so:
Es gibt deutlich schlimmeres. Wenn Du eine Ausbildung und Berufserfahrung hast wirst Du schon was adäquates finden.Hast Du morgen einen Unfall, bist danach arbeitsunfähig und es gibt Ärger mit der AU-Versicherung (sofern vorhanden) hättest Du deutlich schlechtere Karten.
Fürchtest Du Dich deswegen jetzt jeden Morgen davor aus dem Haus zu gehen?
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hallo Wasnun,
ich habe nur deinen Anfangspost gelesen und möchte Dir nun zuerst einmal Antworten bevor ich die anderen Beiträge lese. Ich war längere Zeit im Betriebsrat tätig und kenne dementsprechend ähnliche Situationen.
Ich denke nicht das sich Deine Situation nach Verzicht des Gehalts zum positiven ändern wird. Ich denke du solltest standhaft bleiben und dich zur Not kündigen lassen, anschließend auf Abfindung klagen. So leicht wird es Dein Chef nicht haben bei der Kündigung. Die Situation ist sicher nicht die angenehmste aber der Gang zum Beratungsgespräch / Anwalt sollte schon mal geplant werden. Deine Stellung in der Firma wirst du ja nicht durch die Bestechung deines Ex-Chefs bekommen haben, sondern dir erarbeitet haben. ganz ehrlich würde ich mir eine Firma suchen die Deine Arbeit zu schätzen weiß.und @ Printus....Es gibt viele Menschen die unverschuldet in ALG 2 geraten, die wieder in die Arbeit wollen, viele davon lassen sich in die "Assi schiene" drängen, das muss man ja nicht. Es werden nur die abgeschoben die sich abschieben lassen. Arbeitslosigkeit sollte kein Dauerzustand sein und ist sicher belastend....aber genau so belastend kann es sein jeden Morgen mit Angst und Magenschmerzen zu einer Arbeit zu gehen die man nicht mehr ertragen kann weil es einem schwer gemacht wird
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Zitat
Original geschrieben von Wasnun
Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag Printus. Ich habe wirklich eine Heidenangst vor Arbeitslosigkeit. Dies wäre für mich eine Premiere, vielleicht aber auch eine heilsame ErfahrungVielleicht kam das in meinem Posting zu kurz: Arbeitslosigkeit und Jobwechsel sind anstrengend, aber kein Weltuntergang. Es bieten sich auch neue Chancen. Wichtig ist, dass man mutig ist und sich durch die widrigen Umstände nicht unterkriegen lässt.
Wirklich schlimm wäre, wenn man wie Schumi im Koma läge, wie Samuel Koch gelähmt wäre oder in Syrien im Krieg leben müsste, wenn jemand aus der Familie verunglücken würde etc. Solange man nur die Arbeitsstelle wechselt hat man nur ein relativ kleines Problem.
Du erkennst an meinen Schilderungen: wenn man unzufrieden ist muss man nach einer besseren Stelle suchen und seine Chancen nutzen. Es muss ja nicht unbedingt schlechter werden, es ist immer auch die Chance, sich zu verbessern. Sollte der relative whorst case Arbeitslosigkeit eintreten: nicht schön, aber die Welt dreht sich weiter.
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Toller Beitrag Printus. Ich kann das unterschreiben. Nicht jedes Unternehmen passt auf jeden Typ Mitarbeiter. Ich persönlich bin der typische Typ, der sich in KMUs wohlfühlt. Wo ich meine Kollegen noch kenne und nicht der Blue Chip Typ, der maximal noch seine Abteilung kennt, aber schon keinen mehr, der in der Etage unter einem arbeitet. Andere bevorzugen genau die Karrierechancen eines großen Dax-geführten Unternehmens. Ich würde dem TE auch raten, dies bei der Jobwahl zu berücksichtigen. Wenn ich in der selben Branche wechsle, in welche Art Unternehmen will ich eigentlich? Manchmal machen auch horizontale Sprünge Sinn, also zum Lieferanten oder zum Kunden zu wechseln, kann man aber nicht generalisieren. Mit Kunden meine ich übrigens nicht zwingend den Kunden des eigenen Unternehmens, sondern eher in der Supply Chain mal nach vorne oder hinten zu gehen. Ich habe in einem Unternehmen in der Logistik gearbeitet und bin dann zu einem Lieferanten gewechselt, um dort die Distribution auf Vordermann zu bringen. Hat mir mega Spaß gemacht (bis zum nächsten Wechsel, da wurde ich quasi abgeworben).
Bezüglich Arbeitslosigkeit kann ich die Ängste verstehen. Meine Frau und ich schaffen beide in der Schweiz, sind beides Akademiker und waren vorher im Ruhrgebiet tätig. Da hast du im Umkreis von 50 Kilometern gefühlt 2.000 potentielle AG. Nun wohnen wir im südlichsten Baden-Württemberg und meine Frau hat 3 Monate Puffer gehabt zwischen Kündigung alter Stelle, Umzug und Beginn neue Stelle. Selbst diese 3-Monate Arbeitslosigkeit, die sie nebenbei noch mit parallelem Studium verbracht hat, nagt schon an einem.
EDIT: Printus hat Recht. Jede Tür, die zugeht, öffnet 3 neue. Selbstengagement voraus und aktiv in die Bewerbungs- und Sondierungsphase hinein. Das kann sogar Spaß machen und man motiviert sich, in dem man sich neue Perspektiven eröffnet und erhofft.
2 abschließende Tips: Mit unterschriebenem Arbeitsvertrag der neuen Stelle die Alte kündigen oder in Richtung Abfindung gehen. Und niemals verbrannte Erde hinterlassen. Auch wenn dein Chef noch so ein A. ist, mit einem freundlichen Gruß gehen. Du hast dir nichts vorzuwerfen, gehst im reinen aus dem Unternehmen und hast einen Top Job gemacht. Persönliche Differenzen mit dem Chef gibt es immer. Aber wenn du es zum Abschied krachen lässt, macht das je nach Branche schneller die Runde, als einem lieb ist.
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