Gehaltsverzicht akzeptieren?

  • Zitat

    Original geschrieben von Uelmuek ... ggf. mit Abfindung früher aufhören und Zeit mit der Jobsuche und Familie verbringen.


    Nein!! Bloß nicht eine vermeidbare Arbeitslosenphase einlegen. Die 12 Monate bis AlG2 sind machmal schneller rum, als sich viele Unvorsichtige ausrechnen.

    LG: V30
    Samsung: Galaxy Tab S2 LTE, A5 (2017);
    Sony: Xperia X Compact;

  • Es fällt sicher schwer, sich (gedanklich) von einem Arbeitsplatz zu lösen, in dem man 12 Jahre lang gearbeitet hat, ein sicheres und gutes Gehalt bekommt, auch wenn die "Stimmung" nur noch mäßig (aber - noch? - nicht zerrüttet ist). Erst Recht mit dem Hintergrund Eigenheim und Familie.


    "Von außen betrachtet" stellt sich das häufig ganz anders dar, weil man die Angelegenheit viel klarer und emotionsloser betrachten kann.


    Andererseits kann man nach 12 Jahren sagen: wenn nicht jetzt (nochmals den Job wechseln), wann dann?


    Und vielen, die sich nach langen, quälenden Gedanken von der Firma gelöst haben, ergeht es dann so dass sie sagen: "warum hab' ich das nicht schon früher gemacht", insbesondere auch, weil sie erst dann merken, welche Last sie (mehr oder weniger "unbemerkt") die ganze Zeit mit sich herumgetragen haben. Das ist wie in einer schlechten Ehe...


    Es ist natürlich schwierig (manchmal auch gefährlich) einen Rat nur aufgrund einer (zwangsläufig gefärbten) Schilderung in einem anonymen Internetforum zu geben, ohne die näheren Umstände tatsächlich zu kennen. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Tendenz vom Threadersteller ja bereits vorgegeben wird, und meistens nur nochmals eine Bestätigung für das gesucht wird, was innerlich bereits (fast) beschlossen ist (auch wenn es einem noch nicht 100% bewusst ist).


    Mein Rat: fang an, aktiv nach einem neuen Job zu suchen und Deine Chancen auszuloten. Aber erst dann (selbst) kündigen, wenn ein neuer Job in trockenen Tüchern ist. Du hast wenig zu verlieren, da z.B. bei Dir nicht zu berfürchten ist, (D)eine künftige Beförderung aufs Spiel zu setzen o.ä.


    Dank eines bestehenden Arbeitsverhältnisses, arbeitnehmerfreundlicher Gesetzgebung und einem guten Sozialsystem besteht kaum Sorge, kurzfristig irgendwo "durchs Raster" zu fallen und in der Armutsschiene zu landen. Außerdem geben Dir die genannten Punkte Zeit, den Absprung gründlich vorzubereiten. Von einer "geplanten Umstrukturierung im Betrieb" solltest Du Dich nicht beeindrucken lassen (und erst Recht nicht "umfallen" oder "einknicken"), sondern weiter "Deinen Weg" gehen.


    Die größte Gefahr sehe ich darin, dass Du "zu wenig aktiv" einen neuen Job suchen könntest, und Dich ggf. zu lethargisch verhälts - das erwähne ich ggf. auch nur vorsorglich, da wir uns nicht kennen (und ich nicht wissen kann, ob diese Gefahr bei Dir besteht oder nicht)...


    Zum Abschluss noch zwei Fälle aus dem Bekanntenkreis, wo es plötzlich "ganz düster aussah", sich die Dinge aber tatsächlich zum positiven entwickelt haben:


    Fall a):


    Fast 20 Jahre angesehener, wichtiger, gutbezahlter Softwareentwickler in einem großen internationalen Konzern. Etwa 6 Wochen vor dem 20-jährigen Firmenjubiläum Termin beim "oberen Chef". Angestellter denkt, es geht um die Gestaltung seine Feier zum 20-jährigen. Tatsächlich: angekündigte Umstrukturierung, Wegfall des Arbeitsplatzes, Kündigung. (In Wirklichkeit wurde die Arbeit künftig von einem deutlich jüngeren Kollegen für weniger als die Häfte des Gehalts erledigt).


    Es gab zwar eine 6-stellige (!) Abfindung, jedoch nicht hoch genug um das Haus "auf einen Schlag" abzubezahlen. Familie, Frau im Beamtenverhältnis, Haus deshalb ortsgebunden.


    Jobaussichten am Wohnort gegen Null, längere Arbeitssuche, beginnende psychische Probleme. Job in anderem Bundesland gefunden (Entfernung zum Wohnort 700km) , Mann wohnt unter der Woche zur Untermiete am Arbeitsort und pendelt zum Wochenende zur Familie.


    Heute: Neues Haus gefunden, Frau hat Job am Arbeitsplatz des Mannes gefunden, Tochter hat Schulwechsel erfolgreich vollzogen, Familie ist (wieder) glücklich. Operation letztendlich geglückt!



    Fall b):


    Mann Mitte 40, selbständig (kleine Firma mit 6 Angestellten, die aber konjunkturbedingt keinen Gewinn abwirft und kaum Zukunftschancen hat), nimmt (vermeintlich) sicheres Jobangebot an und macht Firma dicht. Nach 4 Monaten wird der Chef, der ihn eingestellt hat vergrault, es kommt zu Spannungen mit dem neuen Chef, Entlassung in der Probezeit mit sofortiger Freistellung.


    Problem: kein Anspruch auf ALG, nur Hartz IV, parallel laufende Scheidung, finanzielle Probleme, Ex-Angestellte stellen Ansprüche an Ex-Firmeninhaber, Auto wird verkauft, Eigenheim kann nicht verkauft werden wegen laufender Scheidung und Rosenkrieg, usw.


    Mann glaubt aber an sich, hält sich mit "Aushilfsjobs" über Wasser. Leidenszeit gut 2 Jahre.


    Heute: neue Frau, neues Haus, neuer Job in leitender Position.



    Was ich mit den Beispielen sagen will: auf Regen folgt Sonnenschein, wenn man an sich glaubt.


    Viel Erfolg!


    Gruß Jörg

  • @Nordisk: Vielen Dank für deinen Beitrag. Die Situation ist in der Tat sehr belastend.


    @happie: Wie bist DU zu deinem Nick gekommen? :p Ja, im Moment bin ich ortsgebunden. Und ich lebe in einer Welt, in der es mehr wert ist eine funktionierende private Infrastruktur zu haben als sich von Job zu Job und Ort zu Ort zu hangeln um beruflich voran zu kommen. In dem Punkt, dass ich untätig geblieben bin, hast du natürlich recht. Für das Gehalt, den regelmäßigen Arbeitstag und die örtliche Nähe war ich bislang bereit meinen Chef zu ertragen.


    fahrsfahrwerkaus: Ein Jobtagebuch führe ich bereits. Unterlagen werde ich aber zu hause nicht horten. Das könnte mir doch später auch auf die Füße fallen.


    speedster: Mein einleitender Text enthält natürlich nicht jedes Detail. Die grobe Zusammenfassung trifft es aber. Eine rechtlich Begründung hat er nicht.

  • Welche genau meinst du?


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  • jof: Es ist in der Tat nicht ganz leicht sich auf einen Arbeitsplatzwechsel vorzubereiten. Allerdings habe ich den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass ich mich darauf vorbereiten kann.


    Uelmuek: In die Richtung wird es wohl auch gehen.

  • Ich habe Uelmuek nicht so verstanden, dass er meint ich solle jetzt kündigen und dann aus der Arbeitslosigkeit heraus was suchen. Ich habe ihn so verstanden, dass er meint, dass ich mich in meiner verbleibenden Zeit bei meinem aktuellen AG umschauen soll.

  • Ich würde auch bei neuen Job Angebot nicht kündigen sondern versuchen ne Abfindung heraus zu schlagen. Man wechselt ja in diesem Falle nicht wirklich überzeugt und freiwillig. :rolleyes:

    Life is too short to be small.

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