Automatisierungstechnik für Kinder?

  • Mir erschliesst sich nicht, warum man einen Zehnjährigen an Steuerungs- und Regelungstechnik heranführen will, aber die elektrotechnischen bzw. elektronischen Grundlagen nicht vorher trainieren will. Ausser, das ist schon erfolgt. In diesem Alter hatte ich mit den Kosmos-Elektronikkästen viel Spaß, wo man die Funktion eines Transistors oder einer Diode genau kennenlernen konnte. Die Zusammenhänge zwischen Spannung, Widerstand und Strom kommen dabei automatisch mit bei rum.


    Meiner Meinung nach ist Regelungstechnik eine mittlerweile bedienbar gewordene Technik geworden, aber nur für Leute, die das irgendwann man klassisch gelernt haben. Auch wenns scheinbar einfach zu programmieren ist, vergessen viele Erwachsene, dass das Grundwissen dazu mal klassisch erlernt wurde. Kinder bringen das nicht einfach so mit.


    Vielleicht stellt sich bei Kindersystemen wie Lego Mindstorm ein schnelles Erfolgserlebnis ein, aber verstanden, warum das nun so ist, wird praktisch kein Kind haben.


    Die ganze Kette aus "Ereignis tritt auf" - "wie stark, wie schnell, etc." - was wird dann gemacht, in Abhängigkeit der Zeit, Repeat blabla" wird von klassischen elektrotechnischen Elementen getriggert und ausgeführt, und wenn das Kind dann nicht weiss, dass ein Signal mit x Volt notwendig ist, um eine Schwelle in der Steuerung zu überschreiten, aber gleichzeitig nicht weiss, dass man durch Serienschaltung von Batterien die Spannung erhöhen kann, dann wird sich da schnell Frust aufbauen und Papa bastelt es dann fertig :)

  • Zitat

    Original geschrieben von fahrsfahrwerkaus
    Mir erschliesst sich nicht, warum man einen Zehnjährigen an Steuerungs- und Regelungstechnik heranführen will, aber die elektrotechnischen bzw. elektronischen Grundlagen nicht vorher trainieren will. Ausser, das ist schon erfolgt.


    Ich sehe da zwei Disziplinen, die man zunächst ruhig getrennt angehen kann.

    Zitat

    Meiner Meinung nach ist Regelungstechnik eine mittlerweile bedienbar gewordene Technik geworden, aber nur für Leute, die das irgendwann man klassisch gelernt haben. Auch wenns scheinbar einfach zu programmieren ist, vergessen viele Erwachsene, dass das Grundwissen dazu mal klassisch erlernt wurde. Kinder bringen das nicht einfach so mit.


    Gerade Erwachsenen fehlt dieses Hintergrundwissen heute vielfach. Ich weiss nicht ob es an dem neuen Bildungssystem liegt aber mit den neuen Absolventen habe ich schon etliche Kopfschüttel-Momente erleben müssen.

    Zitat

    Vielleicht stellt sich bei Kindersystemen wie Lego Mindstorm ein schnelles Erfolgserlebnis ein, aber verstanden, warum das nun so ist, wird praktisch kein Kind haben.


    Genau diese Erfahrung musste ich leider schon öfter bei Erwachsenen mit abgeschlossener Ausbildung machen :rolleyes:
    Ein kürzliches Beispiel:
    Ein Akku-betriebenes System sollte vor hoher Ladeschluß-Spannung geschützt werden. Der Absolvent wollte dafür gleich einen Spannungswandler für über 100,- einsetzen obwohl einige einfache Si-Gleichrichterdioden für 20Cent die Spannung ebenfalls um je 0,7V senken

    Zitat

    Die ganze Kette aus "Ereignis tritt auf" - "wie stark, wie schnell, etc." - was wird dann gemacht, in Abhängigkeit der Zeit, Repeat blabla" wird von klassischen elektrotechnischen Elementen getriggert und ausgeführt, und wenn das Kind dann nicht weiss, dass ein Signal mit x Volt notwendig ist, um eine Schwelle in der Steuerung zu überschreiten, aber gleichzeitig nicht weiss, dass man durch Serienschaltung von Batterien die Spannung erhöhen kann, dann wird sich da schnell Frust aufbauen und Papa bastelt es dann fertig :)

    Wie auch an meinem Negativ-Beispiel sichtbar, gibt es dieses Phänomen heute leider immer häufiger. Wenn das bei Kindern passiert, ist das ok, da jederzeit jemand zur Verfügung steht, um Lösungswege zu zeigen. Wenn dagegen ein Techniker immer nur nach der Black-Box mit den passenden Funktionen sucht, entstehen immer komplexere Lösungen für einfachste Funktionen.
    Die Folgen haben meist die Verbraucher mit höherem Preis, steigender Unzuverlässigkeit und (teils auch gewollter) Irreparabilität auszubaden.


    Wie eingangs erwähnt, möchte ich zunächst einen einfachen Einstieg in Automatisierungabläufe - parallel zu möglichen Elektrotechnik-Basteleien.
    Man muss nicht gleich die Funktionsweise eines Operationsverstärkers verstehen, um eine Regelung zu verwirklichen.
    Die beiden Disziplinen haben später noch genügend Schnittmengen, wo das dann interessant wird. Genau das ist dann eben auch die Motivation, sich detailierter mit Elektrotechnik zu beschäftigen.


    Meine Wahl des Leistungsschaltmoduls verfolgt diesen Ansatz:
    Zunächst kann die 'Aufgabe' als solche gelöst werden, ohne sich erst nötige Grundkenntnisse aneignen zu müssen (Erfolgserlebnis).
    Der Einsatz eines abgesetzten, autarken Steuermoduls macht dann aber auch erfahrbar, dass es nicht immer gleich ein ganzer PC sein muss. Erst die Kenntnis der verschiedenen Lösungsvarianten ermöglicht eine optimale Auswahl für den jeweiligen Einsatzzweck.


    BTW: Ich hatte vor gut einem Jahr zunächst eine kleine Automatisierungslösung angestrebt, mich dann aber doch für die Nutzung vorhandener PC-Technik entschieden. Dass bei uns ein Mac das ganze Haus regelt, ist allseits erfahrbar und daher setze ich zunächst auf diesem bekannten Prinzip auf.


    BTT:
    Eine geeignetes Steuerungs-/Regelungsmodul, für das es eine kindgerechte Entwicklungsumgebung gibt, habe ich bisher noch nicht wirklich gefunden.
    - Lego leidet am 'Autismus' seiner eigenen Bausteinwelt.
    - C-Control und Logo sind ohne Programmiersprachen-Kenntnisse nicht nutzbar
    - für RaspberryPi oder Arduino kenne ich keine kindgerechten Softwarepakete
    (wobei ich ein vollwertiges Linux auch als oversized ansehe)


    In die engere Auswahl nehme ich derzeit:
    Fischer-Technik mit LLWin


    Mittlerweile ziehe ich aber auch eine reine Software-Lösung in Erwägung. Mit den Triggereingängen des Schaltmoduls kann man durch einfache Schalter die Funktionen aufrufen; gleichzeitig kann man dieselben Funktionen aber auch durch einfache Web-Objekte betätigen. Es wird anschaulich, wie ein PC quasi Schalter betätigt.
    Ich weiss nur noch nicht, wie man frei gestaltbare Regelungsfunktionen ohne großen Aufwand in eine Webseite integrieren könnte.

  • Zitat

    Original geschrieben von hottek
    hast du für den Zwech schon mal mit der Programmiersoftware der Siemens-Logo-Reihe rumgespielt ? Ist zwar nichts für Kinder, aber wenn man als Erwachsener einfache Steueraufgaben automatisieren will ist das wohl das einfachste ...


    Solche Dinge kenne ich prinzipiell schon ... wenn auch nicht die von Dir genannte Lösung.


    Inzwischen bin ich aber faul und könnte mich mit "Plug and Play" gut anfreunden.



    Gallium:
    Vorkonfektionierte Lösungen gibt/gab es etwa bei ELV (Hausmarke). Die sind schon sehr vielseitig und bieten eine Hauptsteuerzentrale mit einer Menge an Einsatzmöglichkeiten (Rollladensteuerung, Heizung und vieles andere).


    Die hielte ich für "grobschlächige" Aufgaben schon geeignet, nicht aber für die Nachrüstung einer Programmsteuerung für Waschmaschinen. Wenn ich vom Einsatz bisher abgesehen habe dann deshalb, weil es mir schon einmal passiert ist, dass eine solche Serie plötzlich aus dem Programm verschwunden und eine Erweiterung nicht mehr möglich war (allerdings nicht bei ELV).

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Ich sehe da zwei Disziplinen, die man zunächst ruhig getrennt angehen kann.


    Gerade Erwachsenen fehlt dieses Hintergrundwissen heute vielfach. Ich weiss nicht ob es an dem neuen Bildungssystem liegt aber mit den neuen Absolventen habe ich schon etliche Kopfschüttel-Momente erleben müssen.


    Klar, du als Mann vom Fach siehst das vermutlich anders. Aber findest du wirklich, dass das zur elementaren Allgemeinbildung gehört und dass sich Kinder damit schon von Klein auf auseinander setzen sollten? Das kommt mir doch reichlich vermessen vor. Für die meisten Menschen ist bei solchen Dingen tatsächlich das Verständnis als abstrakte Black-box, ohne konkretere Zusammenhänge, absolut ausreichen. Was geht rein? Was kommt raus? Fertig! Und im Zweifelsfall finde ich persönlich es immer noch wichtiger, dass Kinder auch heute noch solche Dingen lernen, wie eine Buche von einer Eiche oder ein Kaninchen von einem Hasen zu unterscheiden.


    Ich muss gestehen: Für mich sind das alles böhmische Dörfer, worüber ihr hier fachsimpelt. Aber ich habe konkreteres Wissen in diesen Bereichen auch noch nie wirklich vermisst. Und so geht es einem doch mit ganz vielen Dingen. Und schaden einem solchen Wissens- und/oder Interessenslücken in irgendeiner Weise? ... Okay, man kann halt nicht bei ALLEM mitreden. ;)

  • Als passende Mini-SPS würde ich noch die Easy von Klöckner Möller vorschlagen. Gibts auch als 230 sowie 24V Version.

  • Zitat

    Original geschrieben von BornToRun ... Aber findest du wirklich, dass das zur elementaren Allgemeinbildung gehört und dass sich Kinder damit schon von Klein auf auseinander setzen sollten?


    AFAIR hatte ich im Alter von 12 Jahren im Physikunterricht die Elektrotechnik mit ohmschem Gesetz, Schwingkreis usw. Da war der Elktrobaukasten vorher schon ganz nützlich, wie ich damals fand ;)
    Allerdings geht's mir momentan eigentlich nicht um die Elktrotechnik. Der Vorschlag kam von Fahrsfahrwerkaus.

    Zitat

    Für die meisten Menschen ist bei solchen Dingen tatsächlich das Verständnis als abstrakte Black-box, ohne konkretere Zusammenhänge, absolut ausreichen. Was geht rein? Was kommt raus? Fertig!


    Naja ich weiß nicht, ob man sich in einer Zeit, in der in nahezu jedem Haushaltsgerät ein Mikroprozessor werkelt, solche Ignoranz leisten kann. Andererseits ist Deine propagierte Abstinenz auch nicht ganz glaubhaft. Vieles machst Du sicher unbewusst in Kenntnis von Regelungstechnik... oder wunderst Du Dich etwa, dass im Winter bei offenem Fenster der Heizkörper warm wird? Nein, natürlich drehst Du das Thermostat vorher runter und greifst damit in einen Dir bekannten Regelkreis ein, ohne Dir dabei bewusst zu sein Steuerungsvorgänge zu initiieren.
    Oder, um beim Thema zu bleiben: Schaust Du nicht nach, was es bedeutet, wenn ein Waschmaschinenhersteller bspw mit Fuzzy-Logik o.ä. wirbt?

    Zitat

    Und im Zweifelsfall finde ich persönlich es immer noch wichtiger, dass Kinder auch heute noch solche Dingen lernen, wie eine Buche von einer Eiche oder ein Kaninchen von einem Hasen zu unterscheiden.


    Das war, glaube ich, Klassenstufe 4 :p

    Zitat

    Ich muss gestehen: Für mich sind das alles böhmische Dörfer, worüber ihr hier fachsimpelt.


    Gerade deshalb versuche ich das allgemeinverständlich aufzubereiten. Solange es nämlich nur als abstrakter Unterrichtsstoff behandelt wird, betrachten es viele Mitmenschen als 'Bolemie-Wissen' (auswendich und wech)

    Zitat

    Aber ich habe konkreteres Wissen in diesen Bereichen auch noch nie wirklich vermisst. Und so geht es einem doch mit ganz vielen Dingen. Und schaden einem solchen Wissens- und/oder Interessenslücken in irgendeiner Weise?

    Wissenslücken haben wir alle - aber Interessenslücken :confused: Du armer Mensch :(
    Den Schaden kann man nur bemessen, wenn man selbst in der Lage ist, abzuwägen und zu entscheiden.
    Nur Unwissende kann man 'über den Tisch ziehen', ohne dass sie es merken :gpaul:


    Frankie
    Deine Kategorisierung 'vorkonfektioniert' trifft genau das Problem, mit dem sich die potentiellen Nutzer 'rumschlagen müssen. Man ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass der Hersteller eine Lösung (aka Blackbox) für das jeweilige Problem anbietet. Fehlt dies oder wird die Produktion eingestellt, bist Du aufgeschmissen und musst auf ein komplett neues System wechseln :rolleyes: Aus Sicht der Hersteller natürlich umsatzfördernd und mittlerweile leider weit verbreitete Methode (aka geplante Obsoleszenz)
    Man kommt also nicht umhin, sich mit den verschiedenen Automatisierungstechniken auseinanderzusetzen. Wenn man dann auf standardisierte Schnittstellen zurückgreift, ist es egal, von welchem Hersteller das jeweilige Bauteil kommt.
    Bei homematic hat offensichtlich die technische Kompetenz der Nutzer mittlerweile zu Erweiterungen aus dem Industriestandard geführt, wobei deren Intergration in das System auch schon wieder ein wenig Fachkenntnis erfordert...
    ...und dann kann man doch lieber gleich eine universelle SPS nehmen :confused:


    Oder als Metapher beschrieben:
    Lego oder homematic sind wie Apple-PCs:
    Alles funktioniert bestens, solange man mit dem 'Biotop' des Herstellers auskommt.
    SPS ist wie PC-Technik:
    Viele Hersteller liefern genormte, austauschbare Komponenten, aus denen man frei wählen kann. Dafür muss man aber ggf selbst Treiber installieren oder Systemeinstellungen anpassen.


    @Skybird
    Danke für Deinen Tipp - hatte ich bisher noch nicht - schaue ich mir mal an :top:


    @all
    So langsam ist das hier neben der 'Sinn-und-Zweck-Diskussion' zu einer interessanten SPS-Übersicht geworden. Danke dafür :top:
    Falls gewünscht kann ich die weiteren Schritte hier gern weiter dokumentieren. Ich nehme aber auch gern noch weitere Vorschläge entgegen, da ich feststellen musste, dass mein Tellerrand-Horizont unter der Bequemlichkeit des Bekannten gelitten hatte.

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Gerade deshalb versuche ich das allgemeinverständlich aufzubereiten. Solange es nämlich nur als abstrakter Unterrichtsstoff behandelt wird, betrachten es viele Mitmenschen als 'Bolemie-Wissen' (auswendich und wech)


    Ja, aber so isses doch nun mal. Viele Dinge lernt man in der Schule, aber brauchen tut man sie nie wieder. Wie groß mag denn wohl der Anteil derer sein, für die ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge, über die ihr hier fachsimpelt, einen praktischen Alltagsnutzen hat? Bei den Beispielen, die du genannt hast, spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, den Zusammenhängen und Details auf den Grund zu gehen, wenn es einen interessiert und man Spaß dran hat. Aber wirklich notwendig ist das in den allermeisten Fällen doch nun nicht gerade.


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium Wissenslücken haben wir alle - aber Interessenslücken :confused: Du armer Mensch :(
    Den Schaden kann man nur bemessen, wenn man selbst in der Lage ist, abzuwägen und zu entscheiden.
    Nur Unwissende kann man 'über den Tisch ziehen', ohne dass sie es merken :gpaul:


    Ich bin ehrlich gesagt ganz froh darüber, mich nicht für alles interessieren zu müssen, was andere für wichtig erachten. Ich finde es sogar vollkommen normal und richtig, dass man sich nicht für alles gleichermaßen interessieren kann. :confused:


    Ums noch mal klar zu sagen: Ich nehme euer Interesse durchaus ernst und mache mich darüber in keinster Weise lustig. Und im Zweifelsfall finde ich es auch durchaus positiv, wenn Kinder Wissen von Leuten vermittelt bekommen, die mit Herzblut bei der Sache sind und die Begeisterung für ihre Sache zu vermitteln in der Lage sind. Insofern ist das alles prima, und ich kann deine Idee sogar grundsätzlich nachvollziehen und gut finden. ... Ich störe mich allerdings an der Wichtigkeit, die einer solchen Fachdisziplin beigemessen wird. Für mich hat das - ja, ganz ehrlich - ein bisschen was von Betriebsblindheit des beruflichen Alltags, gepaart mit missionarischem Eifer. Selbst wenn man beschlagen auf einem Gebiet ist, weil persönliches Interesse dahinter steht und weil es das "tägliche Brot" ist, kann man doch durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass das Dinge sind, die nicht jedem gleichermaßen bedeutend sein müssen und die mancheinen auch schlicht kein bisschen interessieren müssen. Natürlich rauft man sich manchmal regelrecht die Haare, angesichts der Einfalt, die einen auf "seinen Fachgebieten" begegnet. Aber das muss man eben auch auszuhalten lernen. Einfach ist das nicht immer, zu akzeptieren, dass Dinge, die mir selber sehr bedeutsam sind, anderen schlicht wumpe sind. Aber ich sage mir dann meistens: Diejenigen kommen ohne all das - zwar nur IRGENDWIE, aber immerhin IRGENDWIE - auch zurecht. :D


    So, das reicht jetzt auch dazu. Ich wollte gar nicht stänkern, sondern nur hinterfragen. ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von BornToRun
    ....Ich wollte gar nicht stänkern...

    Das habe ich zu keinem Zeitpunkt so empfunden - ganz im Gegenteil. Ich bin Dir dankbar für Deine Offenheit. Ich muss schließlich meine Entscheidungen hier nicht verteidigen, um sie zu verwirklichen ;) Wenn ich hier Fragen stelle, dann auch deshalb, weil ich andere Sichtweisen kennenlernen will/muss.
    Du hast daher auch Recht, wenn Du bei mir ein wenig 'Elfenbeinturm-Denkweise' monierst.


    Mit der Einschätzung, Interessen unterschiedlich wichten zu müssen, gehe ich natürlich mit. Ich hatte Dich ursprünglich missverstanden, dass bestimmte Bereiche per se ausgeschlossen seien. Das habe ich bei Mitmenschen tatsächlich schon erlebt und bin entsetzt, wenn ich mit Argumenten konfrontiert werde, wie: "Physik? - Na das braucht doch sowieso niemand, außer ein paar Wissenschaftler" Wird der Schulunterricht von Eltern so begleitet, dann züchtet man sich auswendig lernende Fachidioten heran - was leider heute schon weit verbreitet ist. Das beschränkt sich auch nicht auf Naturwissenschaften. Auch der umgekehrte Fall ist häufig anzutreffen, wo Musik/Kunst, Deutsch usw per se als überflüssig deklariert werden :flop:

    Zitat

    Diejenigen kommen ohne all das - zwar nur IRGENDWIE, aber immerhin IRGENDWIE - auch zurecht. :D

    Natürlich fällt niemand tot um, weil er die technische Entwicklung mit persönlicher Ignoranz belegt.
    Andererseits wird sich heute kaum noch jemand vorstellen können, ohne Computer leben zu können, auch wenn es immer noch Menschen gibt, die deren Existenz in ihrem persönlichen Umfeld vorsätzlich ausblenden.


    Darf uns das egal sein?
    Es führt dazu, dass unmündige Verbraucher zu dressiert konsumierendem Kaufvieh werden. Hersteller können so ihren Absatz durch Obsoleszenz ankurbeln, Fortschritt durch Image ersetzen, proprietäre Wegwerfprodukte absetzen usw.
    So entstand die heute verbreitete Billigst-/Wegwerf-Mentalität.
    Hier gestehe ich ein wenig missionarische Ambitionen ;)


    Wie schnell sich Produkte verbessern, wenn kompetente Nutzer an der Gestaltung mitwirken, sieht man bspw am RaspberryPi, der von Anfang an auf das Massen-KnowHow setzte. Aber auch ursprünglich auf Geschlossenheit zielende Gerätesysteme, wie homematic sind plötzlich mit der Notwendigkeit konfrontiert, Schnittstellen zu etablierten Standards zu schaffen.


    BTT:
    Zum Glück bin ich aber augenscheinlich nicht der Erste, der Automatisierungstechnik für Kinder aufbereiten will ;) Wie mir gerade jemand zeigte, gibt es Bestebungen, die bereits erwähnte kindgerechte Programmiersprache Scratch auf RaspberryPI zu portieren.
    Java gibt's neuerdings 'ab Werk' im RaspberryPI
    Ob wir demnächst auch unsere Haushaltsgeräte mit Java programmieren können bleibt abzuwarten.


    Eine Standardisierung wird sich auf jeden Fall durchsetzen, damit man beim Wechsel der Hardware-Basis das Fahrrad nicht immer wieder neu erfinden muss :rolleyes: Dafür werden beim RP die Nutzer sorgen. Bei SPSs warte ich noch drauf :mad:
    Warum sollte also nicht auch die Waschmaschine künftig mit einer passenden App waschen?!
    Diese Entwicklung wird in alle Haushalte einziehen, auch wenn sich viele das heute noch nicht vorstellen können oder wollen.


    So, wie man heute die Textverarbeitung selbst auf dem PC oder die Kalender-App auf dem Smartphone installiert, wird man künftig auch andere Gegenstände des Alltags 'personalisieren'.
    Zugegeben, es gibt Menschen, die sich die Programme immer noch 'vom Fachmann' installieren lassen oder das Smartphone ausschließlich zum Telefonieren nutzen, weil sie es nur als Statussymbol eines Fortschritts betrachten, den sie selbst nicht verstehen :gpaul:
    ...ist das nicht armseelig?! :rolleyes: Deshalb dieser Thread! :cool:

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Naja ich weiß nicht, ob man sich in einer Zeit, in der in nahezu jedem Haushaltsgerät ein Mikroprozessor werkelt, solche Ignoranz leisten kann. Andererseits ist Deine propagierte Abstinenz auch nicht ganz glaubhaft. Vieles machst Du sicher unbewusst in Kenntnis von Regelungstechnik... oder wunderst Du Dich etwa, dass im Winter bei offenem Fenster der Heizkörper warm wird? Nein, natürlich drehst Du das Thermostat vorher runter und greifst damit in einen Dir bekannten Regelkreis ein, ohne Dir dabei bewusst zu sein Steuerungsvorgänge zu initiieren.

    Diese Ignoranz leisten sich viele, die sie, die und wir dann mit Geld, Einbußen, Verbrauch und Umwelt bezahlen.


    Man achte entlang seinen alltäglichen Routen einfach mal darauf, wieviele Fenster bei fast nach fast Jedermanns Ansicht heizunerlässlichen Außentemperaturen offenbar durchgehend gekippt sind. Das bedeutet dann ja in der Regel, daß da jemand die Raumtemperatur nicht über das Heizungsthermostat regelt, sondern die Heizung mehr oder weniger auf Vollast bollert und Überhitzung per offenem Fenster verhindert wird.


    Konkrekt kenne ich das von jemandem, der Master of Physics ist und auch entsprechend tätig ist. Und, ja, natürlich habe ich das auch mal erwähnt. Leider wird in dem Haus auch keinerlei Energie verbrauchsabhängig pro Wohnung abrechnet, sodaß man für das Beheizen der städtischen Freiluft nichtmal zur Kasse gebeten wird. Und wenn ich regelmäßig an der Wohnung vorbeikomme sehe ich immer wieder, daß Ignoranz selbst unter diplomierten Fachleuten selbst in ihrem eigenen Fachbereich grenzenlos sein kann.


    Insofern kann es überhaupt nicht schaden, wenn man Kindern das beiläufige Erkennen, Beachten und Erzeugen von Zusammenhängen beibringt und verinnerlicht. Das verlegt den persönlichen Tellerrand doch beträchtlich weit nach außen und erzeugt keineswegs Fachidioten. Ich bilde mir sogar ein, daß man sich dann spürbar weniger hilflos im Getriebe des Lebens fühlt und dann auch allgemein gelassener und zufriedener durchs Leben streift.


    Es kam ja auch hier das Beispiel des ausgewiesenen Fachmanns, der eine simple Aufgabenbestellung lieber mit einer komplexen, teuren, überdimensionierten, einkaufbaren Blackbox lösen wollte statt mit ein paar Centbauteilen. Auch im Alltag ist immer wieder zu bemerken, daß Leute sich privat und beruflich gern die Anschaffung von Geräten, Systemen und Programmen wünschen, weil sie sich davon Bequemlichkeit, Effektivität oder Effizienz versprechen. Das größere Effiktivitäts- und Effizienzproblem sitzt einem dann oft direkt gegenüber. Keine Ahnung, ob ich das einigermaßen erklären konnte, aber solche Heranführungsprojekte wie hier "Automatisierungstechnik für Kinder" halte ich nicht nur bezüglich der vermittelten Kenntnisse für sinnvoll, sondern weit darüber hinaus. Dranbleiben! (-:=

    Je suis Charlie

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