Nokia verkauft Smartphone-Geschäft an Microsoft

  • Zitat

    Original geschrieben von harlekyn
    Der Konsument ist daran schuld, dass eine eine Firma Produkte herstellt, die nicht seinen Beduerfnissen entsprechen? Interessante Sichtweise.


    Er ist mitschuldig, dass sich der Markt verändert. Deshalb darf er sich daran auch nicht echauffieren.


    Damit die Sicht klarer wird, geh ich jetzt mal kurz raus aus der unseren Debattenbranche:


    - Viele regen sich über Arbeitsbedingungen in Bangladesh auf, kaufen aber bei Kik und H&H und Co.
    - Viele finden die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeiter anstößig, möchten aber das Kilo Spargel für 3 Euro haben.
    - Viel Geschrei um den Mindestlohn; sich aber dann wundern, dass ein Inder das Hotlinegespräch führt oder der Friseur 26 EUR für einen Herrenhaarschnitt nimmt oder das Taxi dann 18 Euro anstatt 12 kostet.
    - Viele regen sich über .... die Liste wäre lang.


    Der Konsument hat genauso eine Verantwortung und demnach auch eine erhebliche Mitschuld an wirtschaftlichen Entwicklungen. Nur kann er sich besser unter einer Vielzahl von Konsumenten verstecken.


    Zitat

    Ich hielt die Nokia-Fahne noch nie hoch, daher kann ich da auch nichts entwerten. Und selbst wenn - meine Meinung ist viel zu unbedeutend, um irgendeine Art von Effekt auf das Glueck von Nokia ausueben zu koennen ;)


    - war ja auch ein wenig provokativ. Es gibt natürlich viele Interessen, die Marken zu entwerten.


    Zitat

    Mir gings dabei v.a. um die "Interpretation" des Verkaufs der Handysparte an Microsoft, dass Nokia ja alles richtig gemacht habe. Klar, wenn man einfach die maroden Teile abstoesst und dann jemand anderes die Abwicklung uebernimmt, sieht das bei einem sehr beschraenkten Blick auf die Situation so aus. Das Gesamtbild ist aber ein anderes. Letztendlich sehen wir nun nur die letzten Auswirkungen von Nokias Scheitern.


    Ich betrachte die Krise in Etappen. Jede Etappe wurde von unterschiedlichen Managern 'betreut'. Und da muss ich sagen, der letzte hat das Beste daraus gemacht. Nokia New ist erfolgreich saniert. Die vorher da waren, haben die Situation doch ins Katastrophale gleiten lassen, weil sie es sich nicht eingestehen wollten, dass es so nicht weiter gehen kann.


    Hier gibt es aber zu unterschiedliche Positionen unter uns allen, die man wohl niemals zusammenführen kann. Die einen sehen in Elop einen Totengräber, weil er Symbian und MeeGo einstampfte (die ja nicht erfolgreich waren bzw. deutlich im Marktanteil fielen; das bei dem medialen Gebashe ins Gegenteil umzukehren, war mMn chancenlos). Ich sehe ihn als richtigen Mann zur richtigen Zeit. Er stellte die Weichen dafür, dass es eine Nokia New gibt. Und war mutig genug, es mit Windows Phone zu versuchen. Das, was er in kurzer Zeit für Geräte herausbrachte, war eine gute Leistung. Der Markt war aber verunsichert, weil das mediale Gebashe nicht abebbte. Die vorherigen Manager hätten sich doch erst blind gemacht und vermutlich später einen Insolvenzantrag kommuniziert. Andere gingen lieber gleich von Bord. Elop wagte den Neuanfang. Für die einen mag er als gescheitert gelten, weil die Absatzzahlen hinter den Erwartungen lagen. Dennoch stellte er zumindest die Weichen dafür, dass Nokia New ein solide aufgestelltes und solventes Unternehmen mit einer reellen Marktchance ist. Man kann es so oder so sehen. Jeder wertet das anders ein. Das werden wir auch nicht ändern können. Aber Elop als Sündenbock zu definieren ist in etwa so, als jemanden für die 16:4-Niederlage verantwortlich zu machen, der in der 82. Minute eingewechselt wurde, als es bereits 16:0 stand.

  • Die Medien sind schuld, nicht Mismanagement? Elop kam zwar zu spät, um die Fehler der Vorgänger auszubügeln, bietet aber eine breite Angriffsfläche zum Abreagieren für gefrustete Nokianer. Schlecht für ihn, auch wenn es nicht seine Schuld war.

    Viele Grüße,
    Wolfgang
    Seit zehn Jahren wollte ich schon sterben, aber ich war zu gesund! [F.Sch.]
    * Europas Hightech-Industrie wird irrelevant *

  • Kunden sollen also laut dem Elop von asha usw auf WP wechseln, das ist denen ihr Ziel. Die werden alle zu Android wechseln, so sieht das aus. Und wer ein Tastenhandy will wird sich das von nem anderen Hersteller kaufen. Ich bin gespannt auf die Verkaufszahlen, die werden irgendwo im Keller sein. Die wenigen hartgeschottenen WP Fans die kenne wechseln sogar jetzt weil sie bei anderen mehr "haben".

  • Zitat

    Original geschrieben von derAL
    Hier gibt es aber zu unterschiedliche Positionen unter uns allen, die man wohl niemals zusammenführen kann. Die einen sehen in Elop einen Totengräber, weil er Symbian und MeeGo einstampfte (die ja nicht erfolgreich waren bzw. deutlich im Marktanteil fielen; das bei dem medialen Gebashe ins Gegenteil umzukehren, war mMn chancenlos). Ich sehe ihn als richtigen Mann zur richtigen Zeit. Er stellte die Weichen dafür, dass es eine Nokia New gibt. Und war mutig genug, es mit Windows Phone zu versuchen. Das, was er in kurzer Zeit für Geräte herausbrachte, war eine gute Leistung. Der Markt war aber verunsichert, weil das mediale Gebashe nicht abebbte. Die vorherigen Manager hätten sich doch erst blind gemacht und vermutlich später einen Insolvenzantrag kommuniziert. Andere gingen lieber gleich von Bord. Elop wagte den Neuanfang. Für die einen mag er als gescheitert gelten, weil die Absatzzahlen hinter den Erwartungen lagen. Dennoch stellte er zumindest die Weichen dafür, dass Nokia New ein solide aufgestelltes und solventes Unternehmen mit einer reellen Marktchance ist. Man kann es so oder so sehen. Jeder wertet das anders ein. Das werden wir auch nicht ändern können. Aber Elop als Sündenbock zu definieren ist in etwa so, als jemanden für die 16:4-Niederlage verantwortlich zu machen, der in der 82. Minute eingewechselt wurde, als es bereits 16:0 stand.


    Nokia ist sicherlich seinen Wasserkopf losgeworden, trotzdem kann ich Deiner Logik nicht ganz folgen.
    Nach Deiner Logik hat Elop Nokia erst so richtig runtergeritten, damit man den Wasserkopf teuer an MS verkaufen kann. Ansonsten hätte es nämlich bessere Lösungen gegeben.


    1.) Man sieht ja gerade an Samsung, dass es dort große Probleme oder Sorgen gibt, ein Smartphone mit Tiezen auf den Markt zu bringen. Angeblich wegen zu weniger Apps oder anders ausgedrückt, das System muss mit allen Risiken und Kosten neu eingeführt werden.


    2.) Hier im Forum werden die Vermutungen angestellt, dass Nokia irgendwann mit Android und/oder Sailfish auf den Markt kommen könnten (ohne Wasserkopf).


    3.) Windows Phone war ein riskantes Spiel. Von einem sterbendem System (Symbian) auf ungewolltes System (WP) zu setzen, in der Hoffnung, dass MS doch noch den großen Wurf landet. Ist das logisch ? In einer Zeit des Niedergangs ?


    Das alles hätte Nokia aber insgesamt einfacher haben können. Hier im Forum wurde das alles lange diskutiert. Symbian hatte zwar fallende Verkaufszahlen aber der richtige Einbruch kam erst mit der Abkündigung. Nokia hatte die Möglichkeit des fließenden Übergangs (Symbian -> Meego), wobei Meego ja nichts anderes als Tiezen ist (meines Wissens). Wenn man also ein neues System etablieren will, dann ist der richtige Zeitpunkt vorbei. Siehe Samsung.


    Es hätte vielleicht noch schlechtere Manager gegeben aber Elop als richtigen Mann zur richtigen Zeit zu bezeichnen, finde ich dann doch übertrieben.


    Weiter. Sollte Nokia noch einmal Smartphones anbieten, dann hat Nokia noch nicht bewiesen, dass die Fehlentscheidungen Geschichte sind.


    Sollte Nokia in z.B. 2-4 Jahren wieder Smartphones anbieten wollen , dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, für Markentreue zu sorgen (eingestellte Dienste für Symbian, Kartenupdates, usw). Denn die jetzigen Symbian Nutzer werden die ersten Nokia/Sailfish Nutzer sein.
    In z.B. 4 Jahren ist es kaum mehr von Interesse, wie mit Symbian umgegangen wurde. Darum geht es mir also nicht. Jedoch frage ich mich, ob das neue Management wirklich aus alten Fehlern gelernt hat ? Üblicherweise wird zur Kundengewinnung eher mehr als weniger Service angeboten.
    Sollte Nokia allerdings auf Dauer keine Smartphones anbieten wollen, ist das eh egal.


    Bleibt noch Rest Nokia.
    Sollte Nokia zukünftig wirklich keine Smartphones mehr anbieten, dann muss man dem Management (Elop ?) zumindest zugute halten, dass Nokia nicht pleite ist. Das ist mehr als bei anderen Firmen.
    Aber auch hier muss erst bewiesen werden, dass die Fehlentscheidungen Geschichte sind.


    VG

  • Zitat

    Original geschrieben von Wolfgang Denda
    Elop kam zwar zu spät, um die Fehler der Vorgänger auszubügeln, bietet aber eine breite Angriffsfläche zum Abreagieren für gefrustete Nokianer. Schlecht für ihn, auch wenn es nicht seine Schuld war.


    Es reicht aber nicht nur, die Fehler der Vorgänger auszubügeln. Wo waren denn die zukunftsweisenden Entscheidungen ?


    VG

  • Ein Aspekt - zumindest hier in Europa - ist sicherlich auch, dass man die Mobilfunkanbieter im Boot hat. Nokia hatte da früher hier ein ganz gutes Standing. Bei den Geräten in der letzten Zeit kann ich das nicht sehen. Da werden eher iPhone, Samsung, HTC und Sony gepusht. Das ist sicherlich wechselseitig auch von der Nachfrage beeinflusst, aber die Mobilfunkanbieter haben trotzdem noch eine gewisse Macht, bestimmte Geräte "in den Markt zu drücken". Und da sehe ich derzeit - zumindest bei den (noch) vier Großen - schwarz für "Nokia by Microsoft".

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    Original geschrieben von Bandit137
    Es reicht aber nicht nur, die Fehler der Vorgänger auszubügeln. Wo waren denn die zukunftsweisenden Entscheidungen ?VG


    Gegenfrage: Wieviele mutige Entscheidungen kannst Du heute als Manager eines börsennotierten Unternehmens hintereinander treffen, ohne von Deinen Stakeholdern, die alle unterschiedliche Interessen und Befindlichkeiten haben, zerrieben zu werden?


    Du hast ein, zwei radikale Schüsse, vielleicht auch noch einen dritten frei, dann wird es verdammt kompliziert. Der Kapitalmarkt redet ständig rein, die Ratingagenturen drohen, die Gewerkschaften, die Unternehmens-Einheiten, die Ebenen über (Aufsichtsrat, wer hatte da das Sagen > einer der Vorgänger, der natürlich damals aus dessen heutiger Sicht immer noch 'alles richtig gemacht hat), auf gleicher Stufe (die mit Deinem Vorgänger, der nun im Aufsichtsrat mitredet und Positionen bündelt, immer noch gut können oder sich von dem guten Draht immer noch etwas versprechen) und unter Dir, die Unternehmenskultur und und und. Und es ist ja nicht so, dass einer alleine sämtliche Entscheidungen eine nach der anderen in schneller Abfolge in einem abgeschlossenen Turm trifft.


    Deshalb kommen die radikalen Schritte meistens am Anfang (siehe Nadella jetzt).


    Gemessen daran, waren die Entscheidungen zum Zeitpunkt der Entscheidungsabfolge (in Bezug auf die damals vorhandene Informationslage) mutig und konsequent. Hinterher alles ex-post besser zu wissen, ist immer recht einfach. In der Krise eine Entscheidung zu verantworten, muss man erst mal mental können.


    Stellt Euch halt mal vor wie es ist, wenn man sagen wir mal 100 Mio. EUR zu verantworten hat. Jeden Tag sinkt der Wert um 5 Mio. EUR. Er ist nun bei 60 Mio. EUR angekommen und es bedarf eine Lösung. Alle Medien schießen sich darauf ein, berichten täglich über die Misere und wetzen das Untergangslied. Analysten und Ratingagenturen machen Euch Druck. Der Fokus ist auf Euch gerichtet. Was macht Ihr in der Situation? Alles besser? Ihr versucht, die Kuh vom Eis zu ziehen. Und selbst die Schritte dahin werden zerredet, weil die Hedge Fonds in Eurem Unternehmen den nächsten Kandidaten gefunden haben, den Sie herunterprügeln können, um daran schön mitzuverdienen. Unternehmensberatungen etliche Strategien empfehlen und ihre Prioritäten setzen. Und bei den Entscheidungen hast Du manchmal viele Gegner; es müssen wie in der Politik Kompromisse getroffen werden, machmal bringst Du etwas erst deutlich später durch oder stark verändert. In dieser Gemengelage hat Elop gut gehandelt und das Beste aus der Situation gemacht. Deshalb war er für mich der Mann zur richtigen Zeit. Die anderen konnten es nicht. Und andere wollten nicht übernehmen, da sie sich nicht trauten. Elop hat.

  • Zitat

    Original geschrieben von derAL
    Gegenfrage: Wieviele mutige Entscheidungen kannst Du heute als Manager eines börsennotierten Unternehmens hintereinander treffen, ohne von Deinen Stakeholdern, die alle unterschiedliche Interessen und Befindlichkeiten haben, zerrieben zu werden?


    Meiner Meinung nach hängt das von verschiedenen Faktoren ab. Welche Authorität, Renomee und Durchsetzungskraft hat der/die Manager. Welche Phantasie steht hinter der Idee des Managers. Wie schnell zeigen sich Erfolge.
    Einem Steve Jobs hätte man wahrscheinlich sehr viele mutige Entscheidungen zugebilligt. Einem "Insolvenz-König" vermutlich keine.


    Zitat

    Du hast ein, zwei radikale Schüsse, vielleicht auch noch einen dritten frei, dann wird es verdammt kompliziert. Der Kapitalmarkt redet ständig rein, die Ratingagenturen drohen, die Gewerkschaften, die Unternehmens-Einheiten, die Ebenen über (Aufsichtsrat, wer hatte da das Sagen > einer der Vorgänger, der natürlich damals aus dessen heutiger Sicht immer noch 'alles richtig gemacht hat), auf gleicher Stufe (die mit Deinem Vorgänger, der nun im Aufsichtsrat mitredet und Positionen bündelt, immer noch gut können oder sich von dem guten Draht immer noch etwas versprechen) und unter Dir, die Unternehmenskultur und und und. Und es ist ja nicht so, dass einer alleine sämtliche Entscheidungen eine nach der anderen in schneller Abfolge in einem abgeschlossenen Turm trifft.


    Da gebe ich Dir sogar Recht. Je nachdem wie verkrustet die alten Strukturen sind, desto weniger leicht sind weitblickende Entscheidungen. Ganz abgesehen von den Animositäten der alten Spitze. Wer läßt sich schon gerne die alten Mißerfolge vorhalten. Aber .... ->


    Zitat

    Gemessen daran, waren die Entscheidungen zum Zeitpunkt der Entscheidungsabfolge (in Bezug auf die damals vorhandene Informationslage) mutig und konsequent. Hinterher alles ex-post besser zu wissen, ist immer recht einfach. In der Krise eine Entscheidung zu verantworten, muss man erst mal mental können.


    Aber ... -> Auch in Bezug auf die damalige Informationslage waren die Entscheidungen zwar konsequent aber nur bedingt mutig (es gibt ja zwei Richtungen) und für mich nicht weitblickend. Vor allem unter Berücksichtigung, dass Symbian abgekündigt wurde, während man ca. 1/2 bis 1 Jahr keinen Ersatz hatte. Hälst Du das in der schnellebigen IT-Welt nicht für eine Harakiri Aktion ?


    Du hast geschrieben, ich hätte radikale, komplizierte Schlüsse gezogen. Die sollten nur die möglichen Handlungsstränge zeigen.


    1.) Es war schon früh beabsichtigt, keine Smartphones mehr anzubieten (eher unwahrscheinlich) --> Ein mögliche Sicht. Nokia ist nicht Pleite, Wasserkopf wurde verkauft. Ziel erreicht.


    2.) Es sollten weiter Smartphones angeboten werden. Das Risiko sollte aber minimiert werden. --> In diesem Fall war ich der Meinung, dass es schon ein bedeutendes Risiko war, von einem sterbenden System auf ein nicht gewolltes System zu setzen. Welcher Weitblick und welche Annahmen lagen denn dieser Entscheidung zu Grunde ? Gab es Anhaltspunkte, dass WP der große Wurf werden würde ?


    3.) Es sollten weiter Smartphones angeboten werden. Man wollte jedoch nicht auf Android, WP und Symbian setzen (Android vielleicht nur als Lückenfüller) --> Wenn man auf ein neues OS setzen will (abgesehen von einer evtl. Übergangsphase mit Android), dann gibt es nur wenige gute Möglichkeiten. Siehe Samsung. Nokia hat diese, in meinen Augen einmalige Chance, verpasst. Meego wäre zwar neu gewesen aber mit den noch hohen Symbian Verkaufszahlen wäre ein sanfter Übergang möglich gewesen.


    Ich weiß jedoch nicht, ob Nokia noch genügend finanziellen Spielraum gehabt hätte. Auch kann man natürlich nur spekulieren, ob die Symbian Verkaufszahlen ohne Abkündigung langsamer gefallen wären.


    Eine weitblickende und radikale Entscheidung wäre m.M.n. gewesen. Schließung einiger Standorte (sofern möglich), Auftragsfertigung, Verschlankung des Wasserkopfes (sofern möglich) ,
    Übergang Symbian -> Meego, da Verkaufszahlen noch gut.
    Zusätzlich hätte man auf Android setzen können. Mit dem Namen von Nokia und vor allem Pureview wären die Chancen nicht schlecht gewesen. PureView hätte auch in de Android Welt für Aufsehen gesorgt.
    Ich will mich gar nicht auf Meego festlegen. Nur Android, Android/WP oder andere Kombinationen wäre auch möglich gewesen.
    Dafür verdienen die Manager Millionen und ich nicht.


    Sicher war damals nicht alles abzusehen aber viele Dinge (sehr viele) waren damals schon bekannt.


    VG

  • Zitat

    Original geschrieben von Bandit137
    Meiner Meinung nach hängt das von verschiedenen Faktoren ab. Welche Authorität, Renomee und Durchsetzungskraft hat der/die Manager. Welche Phantasie steht hinter der Idee des Managers. Wie schnell zeigen sich Erfolge.
    Einem Steve Jobs hätte man wahrscheinlich sehr viele mutige Entscheidungen zugebilligt. Einem "Insolvenz-König" vermutlich keine.


    Ein Steve Jobs hatte sich in seiner jüngeren Managerkarriere sogar selbst verrannt und letztlich ins Abseits manövriert. Erst in den späteren Managerjahren hatte er die Reife eines mutigen CEO.


    Zitat

    Original geschrieben von Bandit137 ... mich nicht weitblickend. Vor allem unter Berücksichtigung, dass Symbian abgekündigt wurde, während man ca. 1/2 bis 1 Jahr keinen Ersatz hatte. Hälst Du das in der schnellebigen IT-Welt nicht für eine Harakiri Aktion?


    Weitblick: Eine spekulative Frage. War er da oder nicht? Schwierig einzuschätzen. Nokia betreibt wie jedes Unternehmen auch eine Absatzprognose anhand der weltweiten Absatzzahlen, Auftragsbücher und Resonanzen aus dem Umfeld (Betreiber, Zulieferer, Handel, Finanzbranche > Ratingagenturen/Banken/Analysten/M&A's etc.). Vielleicht wurde klar, dass sich der Symbian-Einbruch in der Realität noch dramatischer und dynamisch heftiger entwickeln würde, als das ursprünglich in den Prognosen angenommen wurde. Vielleicht konnte Nokia einen MeeGo-Shift gar nicht mehr schaffen oder finanziell stemmen (fehlende Unterstützung), da das Zeitfenster des Übergangs zu kurz war, gerade auch in Anlehnung auf die Möglichkeiten und (prognosegestützt angenommenen) Marktchancen des neuen Systems. Gab es eine hohe Dichte an Netzwerkpartnern, die zu dem Zeitpunkt etwas Essentielles (wie z. B. Office, OneDrive) für das neue System beitragen konnten oder wollten. Waren die Finanzierenden bereit, hier mitzugehen? Mit den Namen Microsoft bestand alternativ eine wirkliche (zumindest finanziell abgesicherte und ökosystemspezifische) Alternative eines Partners, der im PC-Bereich ein hohes Standing und einen hohen Marktanteil hatte. Jetzt kann man als Manager sagen, vielleicht bekommen wir spitz auf knapp gerade noch so die Kurve oder wir nehmen die ebenso als chancenreich eingestufte Alternative, welche finanziell bestens ausgestattet ist und leisten kann, wenn sie will. Es war sicherlich keine leichte Entscheidung. Es war eine Notentscheidung in der Krise, im Grunde genommen ein Notfallplan. Das würde aber gleichzeitig bedeuten, dass nicht nur die Plattform, sondern es überall im Unternehmen lichterloh brannte; man denke nur an die damals komplizierte Situation bei NSN - Nokia Siemens Network. NSN verbrannte ebenso wahnsinnig Geld und bei Entwicklungsfragen/Unternehmensentscheidungen geriet man ständig mit der Siemens-Fraktion aneinander, was die dortige Entwicklung entscheidend blockierte. Microsoft war in der Gemengelage der weisse Ritter, der ein chancenreiches Ökosystem, Kapital und letztlich eine Rettung versprach. Für andere ist MS der Wolf im Schafspelz gewesen und sehen sich nun bestätigt. Allerdings ist mir diese Sichtweise auch zu einfach. Die haben sich das sicherlich auch anders vorgestellt und richten sich nun entsprechend neu aus bzw. passen ihre Strategie an.


    Mut/Harakiri: Natürlich war es eine radikale Strategie-Umkehr. Eine absolute Kehrtwende. Eine Zäsur. Es war nicht nur bedingt mutig, sondern sehr sehr mutig. Couragiert, konzentriert und fixiert. Da lag eine hohe Chance. Die Kehrseite der Medaille ist das ebenso hohe Risiko. Die Entscheidung, die hohen Risiken einzugehen, wurde getroffen. Kritiker sehen daran Wagemut oder gar Waghalsigkeit. Letztlich haben diese Risiken geschlagen, die man bei der Entscheidung bereit war, einzugehen. Diese Risiken waren Nokia bewusst und Nokia hat diese auch in einem SEC-Filing kommuniziert (Filings sind öffentlich zugängliche Pflicht-Berichte -gibt diverse Form-Berichte- an die US-Börsenaufsicht. Verspätungen der Pflichtabgaben bei bestimmten Ereignissen oder bei Verstößen können zu einem Delisting -Entzug der Börsenzulassung- führen).


    Zitat

    Original geschrieben von Bandit137 Du hast geschrieben, ich hätte radikale, komplizierte Schlüsse gezogen.


    Sorry, aber das habe ich nicht. Ich freue mich über derartige Diskussionen und Gedankengänge ausserhalb des Bolzplatzes, da nur solche Beiträge den Diskussionsfluß beleben.


    ;)



    zu 1: Sehe ich (bezogen auf die Anfangsphase) auch so. Im weiteren Verlauf wurde es aber immer intensiver der Plan B.


    zu 2: Ich denke stark in diese Richtung, dass es damals sicherlich deutliche Argumente mehrerer (hochkarätiger) Häuser/Berater gab, die diesen Schritt legitimierten. Jedoch gibt es auch hier ein Prognoserisiko, weil es immer auch anders laufen kann. Im Grunde hatte auch MS diese Anhaltspunkte, sonst hätten sie es nach dem Flop der ersten Ur-WindowsPhone-Epoche nicht erneut wieder versucht. Da kamen die Anhaltspunkte auf Nokia, das für hohe Qualität steht. Nokia führte ja auch Gespräche mit Google. Es gab hier aber offenbar auch Anhaltspunkte, die dort dagegen sprachen (Querverweis auf Motorola).


    zu 3: Inhaltlich wäre MeeGo damals auch meine priorisierte Wunschlösung gewesen, gerade nach der ersten Blaupause N9. Es gab aber offenbar klare Gründe, diesen Schritt nicht zu vollziehen oder einfach ohne einen finanzkräftigen Partner und hochkarätigen Netzwerkpartnern nicht mehr so ohne Weiteres stemmen zu können.


    Randnotiz: Zu der oftmals (nicht von Dir formulierten) Verschwörungstheorie, die da immer wieder mal in den Threads herumgeistert: Nein, die gab es nicht. Diese ist in einem solchen Unternehmen nicht alleine durchführbar. Deswegen mMn völliger Blödsinn.



    Ich glaube einfach, dass das mit den damals vorhandenen Ressourcen so nicht mehr durchführbar gewesen wäre. Das hätte genauso viel verbrannt, oder vielmehr der Wasserkopf, den man allein hätte niemals so radikal abbauen können. Natürlich ist die Alternative im Nachhinein immer charmanter und wäre imaginär 'sicherlich erfolgreicher gewesen'. Normale Verhaltenslogik (wie oft hört man im Restaurant den Spruch des Gegenübers, '.. das hätte ich auch besser nehmen sollen'? Klappt etwas nicht so wie erwartet, wird die Alternative rückwirkend (allerdings ohne Gegenbeweis) immer als die bessere Alternative definiert (verläuft A schlecht, hätte ja nur B besser sein können, so die Grundlogik; allerdings lagen damals bei der Entscheidung nicht alle Informationen vor, die es heute zur späteren Entwicklung historisch nachzuzeichnen gibt > das führt ex-post zu einer verzerrten Wahrnehmung von damals und zu einer falschen Bewertung der Entscheidungsleistung des damaligen Moments). Dass es eine bessere Alternative gewesen wäre, sehe ich jedoch auch heute in der Rückschau nicht. Ein weiterer Kommentar beschrieb es: Android ist bzw. war auch nicht immer ein sicherer Hafen bzw. der Garant für Erfolg (Stichwort Motorola; da fleddert nun Lenovo).


    Fazit: Elop wird immer umstritten bleiben. Gerade auch nach dieser Entwicklung. Wäre es anders gekommen, wäre er nun der Volksheld Finnlands und vermutlich CEO von Microsoft. Aber er hat eine Entscheidung in einer verdammt schwierigen Lage getroffen; mutig und konsequent. Das NSN-Problem gelöst, das Unternehmen fit für eine Teilübernahme gemacht und für das, was vorhanden und im Grunde genommen der Hauptverlustbringer mit negativen Cashflow war, einen guten und respektablen Preis erzielt, ohne dabei die Patente und wichtige Assets mit abgeben zu müssen. Gleichzeitig hatten seine Entscheidungen zur Folge, dass das Unternehmen nun wieder solvent ist. Die andere Alternative hätte bei einer weiter fehlenden Trendumkehr die Unternehmenspleite bedeutet. Die hat er mit unpopulären Maßnahmen verhindert. Das muss man erst mal verinnerlichen. Und für diesen Mut zolle ich ihm Respekt. Andere hatten diesen Mut nicht oder gaben die Problem ungelöst an den Nachfolger weiter. Deren Lohn: Sie 'waren es nun nicht' und können nun den retrospektiven Klugscheißer im Sinne von 'ich hätte ja ... und dieses nicht' spielen (Jorma Ollila, Olli-Pekka Kallasvuo, Anssi Vanjoki, Niklas Savander und und und). Die hat man als Dirty Devil und Totengräber allerdings nicht auf der Karte. Wenn es denn welche waren, die die miserable Entwicklung zu verantworten hatten; es waren die Vorgänger Elops. Elop hat den finalen Exodus (die Unternehmenspleite a la BenQ) mit seinem Entscheidungsteam (alleine kann er das nicht durchsetzen) verhindert und dem Unternehmen eine solide wie solvente neue Perspektive geschaffen.


    Handelsblatt heute (die medientypisch nun auch Elop für die Gesamtentwicklung teeren und federn) > http://app.handelsblatt.com/un…e-von-nokia/10219134.html


    Auszug:


    '...Was bedeutet das? Branchenanalyst Jack Gold von J. Gold Associates sieht in dem Kahlschlag bereits einen ersten Schritt zur Auflösung der Smartphone-Sparte insgesamt. Gegenüber Computerworld.com erklärte er, er erwarte einen „Verkauf oder Ausgründung der Sparte innerhalb der nächsten zwölf bis 18 Monate“. Für diese Theorie spricht die angekündigte Verschmelzung der beiden bislang getrennten Bereiche Smartphones und Mobiltelefone. Merv Adrian, Analyst bei Gartner, sieht ebenfalls einen Sinneswandel: „Sie sehen ein, dass sie als Hardwareanbieter nicht wettbewerbsfähig sind“, ist seine Schlussfolgerung im Gespräch mit Handelsblatt Online. „Wenn man sieht, wie weit sie zurückliegen, dann ist das nur realistisch. Nadella bekräftigt die Kernkompetenzen Software und Produktivität.“


    Mein Fazit:


    > Nokia kommt zurück
    > dann aber schlanker
    > ohne Verkrustungen
    > ohne Wasserkopf
    > innovativer
    > und moderner
    > es wird aber noch dauern (2017/18)
    > SailFish wird mit an Board gehen
    > da wird sich etwas formieren
    > die Suche nach exzellenten Fachkräften dürfte nach der Nadella-Radikalkur nicht das Problem sein (ich sehe das ganz objektiv und sachlich, bevor sich wieder welche echauffieren).


    ;)

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