Ich habe nie behauptet, dass in Russland alles im Lot wäre.
Wenn wir allerdings Russland an Maßstäben messen, die wir bei anderen Verbündeten akzeptieren, die wir ausdrücklich als "Freunde" bezeichnen, bleibt nichts mehr übrig, was wir den Russen noch vorwerfen könnten. Mir geht es um diese relative Sichtweise, die de facto der internationalen Praxis entspricht.
Persönlich würde ich mich in Russland ebenso sicher/unsicher fühlen, wie in den USA. Und die Behandlung der Causa Snowden in der Bundesrepublik (dem sogar profane Kriminelle vorgezogen werden) zeigt eindrucksvoll, dass das Thema Menschenrechte auch hier ausschließlich dazu dient, mit dem Finger auf Andere zu zeigen.
Verletzt ein "guter Freund" die Menschenrechte, stimmt die Bundesregierung dem (zumindest durch konkludetes Handeln) noch deutlich erkennbar erkennbar zu. Wenn die Bundesregierung vor diesem Hintergrund Menschenrechtsverlezungen in Russland anzuprangert, wird in meinen Augen dadurch das Thema als solches entwertet. Das wäre ebenso, als würden die USA aktuell mangelnden Datenschutz im Internet monieren.
Selbst Putin hat das inzwischen erkannt, und ist durchaus in der Lage, entsprechende Vorwürfe von Mutti zu wechseln, indem er ihr einfach nur den Spiegel vorhält ... oder was meint Ihr, warum die deutsche Kritik an russischen Verhältnissen immer leiser wird.
Richtig:
Weil dann auf Betreiben Russlands auch deutsche Vorgänge internationalen Diskussionen ausgesetzt wären, die man "unter Feunden" (also dem größten Teil des UN-Sicherheitsrats) geschickt unter den Teppich zu kehren versucht.