NSA-Abhöraffäre / Asyl für Snowden in Deutschland?

  • Ich glaube kaum, dass Snowden der Typ dafür ist, die russische Staatsbürgerschaft anzunehmen.


    Ich gehe davon aus, dass er mit Herz und Seele US-Amerikaner ist und das auch bleiben möchte. Und genau hierin sehe ich die Triebfeder für sein Verhalten.


    Er ist der festen Überzeugung, dass sein Handeln im Interesse des amerikanischen/freiheitlichen Gedankens liegt. Gäbe es mehr Patrionten wie ihn, die der politischen Doppelmoral in den USA den Kampf ansagen würden, könnte sogar ich ein Fan des amerikanischen Lebensstils werden.


    Bislang ist die Diskrepanz zwischen angeblichem Freiheitsdenken und kleinkarierter Realität dermaßen groß, dass der gesamte "amerikanische Traum" auch ein Traum (und nicht Realität) bleibt.


    Ich weiß nicht, ob den Amerikanern diese Diskrepanz wirklich bewusst ist. Ich würde es sehr schätzen, wenn Timba1969 vielleicht einmal seine Verwandtschaft in den USA hierzu befragen könnte. Aus offiziellen Medienberichten erwarte ich sicher keine ehrliche Antwort auf diese Frage. Auch das ist eine Folge des (von Snowden vorgelebten) Patriotismus.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Ich glaube kaum, dass Snowden der Typ dafür ist, die russische Staatsbürgerschaft anzunehmen.

    Die Frage war ja nicht, ob er das will, sondern warum für ihn nicht dieselben Regeln gelten wie für die anderen genannten. Wobei mir das mit den fünf Jahren eher der Normalfall erscheint... so dass die anderen eine Sonderbehandlung genossen hätten...

  • Solche Sonderbehandlungen sind doch nichts Erwähnenswertes.


    Als es seitens der Sportverbände noch keine Regeln gab, war es in der Bundesrepublik gängige Praxis, aus dem Osten "übergelaufene" Sportler binnen Wochen oder gar Tagen zu Deutschen zu machen, um sie bei nächster Gelegenheit für Deutschland bei Olympia und Co. antreten zu lassen.


    Wie soll man an Deinem Beitrag erkennen können, dass Du diese internatonal übliche Vorgehensweise kritisieren möchtest? Einbürgerungen nach Gutsherrenart sind ein weltweit alltäglicher Akt.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Als es seitens der Sportverbände noch keine Regeln gab, war es in der Bundesrepublik gängige Praxis, aus dem Osten "übergelaufene" Sportler binnen Wochen oder gar Tagen zu Deutschen zu machen, um sie bei nächster Gelegenheit für Deutschland bei Olympia und Co. antreten zu lassen.

    falls du mit Osten die Ex-DDR meinst: deren Bürger waren nach bundesdeutschem Recht schon immer Deutsche, da bedurfte es keiner Einbürgerung.


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Einbürgerungen nach Gutsherrenart sind ein weltweit alltäglicher Akt.

    Tatsächlich? Kannst du mir ein Beispiel für Deutschland nennen? Wie gesagt, DDR oder Russlanddeutsche etc. zählen nicht.

  • Zitat

    Original geschrieben von rmol
    falls ... Osten ...


    Es ging nicht um Bürger der DDR und nicht um Volksdeutsche (Deutsche im Sinne des GG).

  • Zitat

    Original geschrieben von pithein
    Es ging nicht um Bürger der DDR und nicht um Volksdeutsche (Deutsche im Sinne des GG).


    Um wen dann? Konkrete Beispiele?

  • Auch da ist, soweit ich das richtig verstanden habe, von mindestens drei Jahren Aufenthalt vor Einbürgerung die Rede (was aber zugegebenermaßen relativ wenig ist- normal sind imho heute 8 Jahre), zudem begrenzt auf eine maximale Zahl von Sportler-Fällen pro Jahr. Wird wohl auf irgendeiner Sonderregelung beruhen.


    "Nach Gutsherrenart" und "alltäglich" kann man das aber keinesfalls nennen...


    ...und um die Kurve zurück zum Thema zu bekommen: es spricht ja eher für Snowden, dass er nicht eine derartige Sonderbehandlung erfährt ;) - mir fiel nur die Diskrepanz zu den anderen prominenten Fällen auf.

  • Zu Zeiten, als im Fussball noch Ausländerschranken galten, war es selbst im Zweitligabereich üblich, interessierte Sportler aus aller Welt quasi über Nacht zu deutschen Staatsbürgern zu machen. Das ist doch wohl ein Wissen, welches man als allgemeinbekannt voraussetzen darf.


    Seit Ausländerbeschränkungen im lokalen Sport weggefallen sind und Sportverbände dieser ohnehin bedenklichen Praxis durch befristete Startverbote Einhalt geboten haben, wurde diese Einbürgerungspraxis im Bereich des Sport wegen des wegfallenden Interesses weitgehend ausgetrocknet.


    Als staatliche Ermessensentscheidung bleibt es jedem Staat aber immer noch überlassen, Ausländer ohne jeglichen Firlefanz einzubürgern, sofern ein staatliches (also übergeordnetes) Interesse daran besteht. In aller Regel laufen solche Einbürgerungen (verständlicherweise) im Verborgenen ab. Lediglich die unglaubliche Anzahl dieser Einbürgerungen durch die Bundesrepublik im sportiven Bereich hatte überhaupt zu öffentlicher Berichterstattung geführt. Allerdings war die Hochphase dieser Vorgänge vor der flächendeckenden Einführung des Internet, so dass die Berichte in erster Linie wohl in (zumeist undigitalisierten) Printmedien zu finden sein dürften.


    Die Tatsache als solche halte ich aber für absolut unbestritten.



    rmol:
    In der Causa Snowden ist zu berücksichtigen, dass dessen Flucht nach Asien in die Zeit vor dem gegenwärtigen Zerwürfnis zwischen Russland und den USA fällt. Das zunächst vorsichtige Verhalten Russlands dürfte dem seinerzeit eher entspannten Verhältnis zwischen den beiden Großmächten geschuldet sein. Russland hatte sich mit dem Snowden Asyl sogar schwer getan.


    Aufgrund der geänderten Verhältnisse hätte Russland gegenwärtig natürlich eine diebische Freude daran, jedem Snowden und solchen, die es gern werden möchten, einen Aufenthaltsstatus zu gewähren. Wer E. Snowden nacheifern möchte, wird momentan in Russland einen zuverlässigen Ansprechpartner finden.


    Die durch die Annäherung beider Großmächte entstandene weltpolitische Langeweile haben USA und EU (nicht nur durch ihre Sanktionen) jedenfalls beseitigt. Mal warten, was demnächst noch alles kommt ....

  • In der Tat, Spitzensportler (gehören dazu auch Zweitligaspieler?) können scheinbar per Ermessenseinbürgerung mit "Abweichungen von den Anforderungen an die Aufenthaltszeit" eingebürgert werden.


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Aufgrund der geänderten Verhältnisse hätte Russland gegenwärtig natürlich eine diebische Freude daran, jedem Snowden und solchen, die es gern werden möchten, einen Aufenthaltsstatus zu gewähren. Wer E. Snowden nacheifern möchte, wird momentan in Russland einen zuverlässigen Ansprechpartner finden.

    Sehe ich auch so, wobei man dann allerdings vom "Gutsherrn" abhängt wie du so schön sagst und sich kaum auf gesetztliche Regelungen berufen kann...

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