Bewerbungsgespräch mit chinesischer Delegation: Worauf achten?

Und die interkulturelle Kompetenz, die Du dabei ja zweifelsohne vorweisen willst, besteht in Deinen Augen darin, sich in einem Forum verschiedene Verhaltensweisen vorkauen zu lassen? Ernsthaft?

die chinesiche kultur dürfte einigen foristen sehr entgegenkommen.
schmatzen, rülpsen... alles gerne gesehen und sehr förderlich.

habe neulich mit einem Auge einer Sendung bei Kika zugesehen, da ging es um genau das Thema - war natürlich für Kinder, aber vielleicht dennoch für dich interessant. Vielleicht findest ja noch was im Netz darüber.

Woran ich mich erinnern kann: Visitenkarten genau wie in Japan mit beiden Händen überreichen und entgegennehmen, Taschentuch und Nase putzen gehören nicht in die Öffentlichkeit.
Bzgl. Japan hatte ich mir mal eine Art Benimm-Knigge (englischsprachig) auf youtube angesehen, war sehr lehrreich - vielleicht findest das auch für China.

system02:

Wenn du nicht wirklich ernsthaft bis jetzt was mit Chinesen und deren Umgangsformen zu tun hattest, dann wirst du das auch nicht in vier Wochen lernen.
Vergiss auch die Vergleiche hier zwischen Japanern und Chinesen, der Umgang ist Grundverschieden, was aber auch anhand der Geschichte erklärbar ist.

Auch die angesprochene interkullturelle Kompentenz ist eine Worthülse, denn ich kann dir aus eigener Erfahrunge sagen, das Mitarbeiter, die wunderbar mit Chinesen "umgehen" können, an Japanern und Angehörigen des nahen Ostens gescheitert sind, trotz ausgewiesener und "erlernter" I-Kompentenz.

Wichtig ist immer, sich nicht verstellen, höflich und fair zu Allen und jeden sein und sich klarmachen, das die andere Seite nur die Top-Leute einstellt. Nicht die, die interkulturell Kompetent sind.
Chinesen haben eh eine ganz eigene Meinung von uns Deutschen und unseren Umgangsformen, die sie auch erwarten, erfüllt zu sehen.

Zitat

Original geschrieben von Timba69
Vergiss auch die Vergleiche hier zwischen Japanern und Chinesen, der Umgang ist Grundverschieden [...]

Hat ja niemand was anderes behauptet. In den beiden genannten Fragen ist der Umgang jedoch gerade nicht verschieden.

Zitat

Original geschrieben von Timba69
Wenn du nicht wirklich ernsthaft bis jetzt was mit Chinesen und deren Umgangsformen zu tun hattest, dann wirst du das auch nicht in vier Wochen lernen.

Ach so, was Hänschen nicht kann, das...
Wäre schlimm, wenn es wirklich so wäre.

Natürlich sollte man sich informieren, um zumindest Fettnäpfchen zu vermeiden, denke aber nicht dass hier der geeignetste Platz dafür ist.

Chinesen sind relativ pflegeleicht, wenn man sich da normal und freundlich verhält, gibts eigentlich keine Risiken.

Besonderheiten, die Pluspunkte geben:

-Beherrschung einer weniger Floskeln wie "Wie gehts? - Ni hao" oder "Danke - Xie xie" bringen einem Respekt.

-Mit Stäbchen halbwegs vernünftig umgehen zu können wir auch gern gesehen

-Je mehr man Saufen kann, desto toller ist man (als Mann). Hierbei wird der Ausspruch "Gan Bei" kommen, das bedeutet soviel wie "Bottoms up" oder "Hoch die Tassen". Hierbei ist das Getränk (meist ein Schnapps oder kleines Bierglas) in einem Zug zu lehren. Das geht dann sicherlich noch zehnmal pro Abend, dann sind die Chinesen breit und man hat gewonnen. Von Deutschen wird erwartet, dass sie besser saufen können als Chinesen. Es ist möglich, einen Vertreter zum Ritual-Gan Bei zu benennen. Als Ausrede kann man auch sagen, dass man Medikamente nimmt, die einem das Saufen verbieten. Das wahrt einem das Gesicht.

-Das Annehmen oder Übergeben von Gegenständen, die irgendwie etwas mit einer Person zu tun haben, weil sie den Namen tragen, erfolgt immer mit beiden Händen. Ebenso Bargeld. Also Ausweise, Kreditkarten, Visitenkarten, persönlich Dokumente, werden mit beiden Händen angenommen oder übergeben. Muss dieser Gegenstand hingelegt werden, hat das langsam und respektvoll zu erfolgen. Den Ausweis oder Kreditkarte einfach auf den Tisch fallenzulassen gleicht einer großen persönlichen Beleidigung. Ebenso muss die Visitenkarte an eine "ehrenvollen" Stelle verstaut werden, also nicht in der Arschtasche. Man kann sie zu seinen eigenen Karten stecken.

-In einer Delegation ist der älteste, bzw. der am ältesten aussieht, der das Sagen hat. Ist in einer Delegation der am ältesten Aussehende nicht der Boss, ist er trotzdem so zu behandeln, als wäre er es, weil oftmals alt aussehende Strohmänner mitgenommen werden, wenn der richtige Boss zu jugendlich aussieht.

-In einem Restaurant sitzt die ranghöchste Person hinten im Raum am runden Tisch. In Deinem Fall bist Du das, weil Du der Gast bist. Der Boss wird sich danebensetzen. Das läuft aber automatisch, die Delegation wird Dir den besten Platz automatisch zuweisen.

-Du als Gast hast immer die erste Wahl, was Speisen angeht. Du darfst als erstes zulangen. Auch das wird Dir suggeriert, also auch keine Gefahr hier.

-Alter und Seriosität spielen in China eine große Rolle. Wenn man also in der Lage ist, durch Frisur, Kleidung, Haarschnitt ein höheres Alter zu suggerieren, ist das von Vorteil. Dezente Statussymbole einer wirklich guten Marke werden auch wohlwollend zur Kenntnis genommen, wie z.B. eine Uhr oder ein Schreibgerät. Dezent, teuer, nicht prollig ist die Regel. Und von einer Top-Marke.

-Ab und zu, wenn man sich wiederholt sieht, ist es kein Fehler, mit beiden Händen die Hand des Gegenübers zu ergreifen und damit Sympathie und Nähe zu suggerieren. Besonders als finale Verabschiedung wird der beidhändige Händedruck gerne verwendet.

-Sympathie und Vertrauen spielen in China eine große Rolle. Geschäfte werden erst dann getätigt, wenn man das Gefühl hat, der Gegenüber ist einem freundlich und vertraut. Deshalb kann es sein, dass man sich erstmal für ein paar Stunden oder Tage kennenlernt, bevor man übers Geschäft spricht.

Wenn mir noch mehr einfällt, füge ich das hinzu.

Zitat

Original geschrieben von Timba69
Chinesen haben eh eine ganz eigene Meinung von uns Deutschen und unseren Umgangsformen, die sie auch erwarten, erfüllt zu sehen.

Ich denke das ist der springende Punkt. Chinesen, die nach Deutschland kommen, insbesondere Geschäftsleute, sind sich den kulturellen Gepflogenheiten hier durchaus bewusst. Das fängt beim Händeschütteln an und hört beim Schnitzel auf. Niemand wird erwarten, dass du mit ihnen in Karaoke-Bars ziehst oder ein perfekt chinesisches Buffet herzauberst. Benimm dich einfach so, wie du es auch Westlern gegenüber tun würdest. Wenn du dann noch auf grobe Fauxpas wie Naseputzen oder lieblose Entgegennahme von Visitenkarten verzichtest, sehe ich überhaupt keine Probleme. Dann noch etwas Smalltalk über die tolle wirtschaftliche Entwicklung Chinas und die leckere Pekingente, die du letzte Woche hattest und du wirst sehen, wie die Delegation erstrahlt.

ich finde es gut das du dich vorher ein wenig vorbereiten willst,aber einer meiner vorredner hätte es sinngemäß nicht besser ausdrücken können:bleib du selbst. hier und da unauffällig und wie selbstverständlich (weil selbst ausgesucht und nicht stupide kopiert) gesten aus dem land der gegenpartei zu zeigen ist sicherlich ganz nett und hilft dir bestimmt!

viel erfolg! :top:

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