Geplantes Gesetz zur Netzneutralität: Skype, VoIP demnächst nicht mehr gedrosselt?

  • Das halte ich für unwahrscheinlich, denn hier muss klar zwischen DSL und Handy-Daten unterschieden werden und über die Beschränkungen mit IM+VoIP hat sich bislang niemand aufgeregt. Und wer weiß was nachher in dem Gesetz steht, wenn es überhaupt kommt. Momentan gibt es viele Wahlkampfmeldungen :rolleyes:

  • Den Ausschluss bestimmter Dienste oder die Beschränkung der Internetnutzung auf bestimmte Endgeräte im Kleingedruckten der Tarifwerke ist m.E. auch nach geltendem Recht schon nicht zulässig. Bedingungen, die durch AGB festgeschrieben werden, unterliegen gesetzlichen Schranken - und die sehe ich jetzt schon verletzt. Allerdings interessiert das die TK-Branche nicht die Bohne ... wie üblich gilt das Recht des Stärkeren, der am "Bedienhebel" sitzt.


    Mal ein plastisches Beispiel:
    Manchmal scheint es mir, dass es der TK-Branche nicht reicht, wenn ein Gesetz die Farbe Blau als blau definiert - nein, sie benötigt noch zwei weitere Gesetze, die explizit bestimmen, dass sowohl Rot als auch Grün auf gar keinen Fall zur Farbe Blau zählen. :mad:


    Frankie

  • Falls ein Gesetz nicht kommt, würde es doch auf verschlüsselte Kommunikation hinauslaufen. Dann müssten die Anbieter schon einzelne Server blockieren?!?

  • Zitat

    Original geschrieben von Bongomann
    Falls ein Gesetz nicht kommt, würde es doch auf verschlüsselte Kommunikation hinauslaufen. ...


    Das wird es ohnehin früher oder später. Wenn jeder mehr oder weniger interessierte Sesselpupser alles mitlesen kann, was er anhand von Suchworten vorsortiert auf den Schirm bekommt, dürfte Internet-Kommunikation ausschließlich noch verschlüsselt erfolgen.


    Für mich ist es unbegreiflich, dass unverschlüsselter Datenverkehr überhaupt existiert. Eine Verschlüsselung wäre doch überhaupt kein Problem, so dass ich nicht das geringste Bedürfnis für unverschlüsselten Datenverkehr habe.


    Über die Stasi regt sich heute noch jeder auf ... warum eigentlich?


    Heute will jeder Stasi haben. Da hätte man das MfS gar nicht auflösen müssen - erfahrene Mitarbeiter gab es seinerzeit zu Hauf. In der DDR war eben nicht alles schlechter ... und jetzt rollen dicke Tränen über verlorenes Know-How. :rolleyes:



    Zitat

    Original geschrieben von Bongomann
    ... Dann müssten die Anbieter schon einzelne Server blockieren?!?


    Das oder ähnliches werden sie zweifellos tun. Und auch verschlüsselte Datensätze haben Header, aus denen sich der Charakter der Sendung ggf. erkennen lässt. Unerwünschte Datensätze zu blockieren, dürfte technisch sicher machbar sein - ob erlaubt oder nicht.


    Bekommt die Branche keinen wirklichen Schuss vor den Bug, bleibt der gesamte Sektor ein Haifischbecken, wo ein Huhn bei jeder falschen Bewegung ordentlich Federn lassen muss. :)


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von Seufz
    Das halte ich für unwahrscheinlich, denn hier muss klar zwischen DSL und Handy-Daten unterschieden werden und über die Beschränkungen mit IM+VoIP hat sich bislang niemand aufgeregt. Und wer weiß was nachher in dem Gesetz steht, wenn es überhaupt kommt. Momentan gibt es viele Wahlkampfmeldungen :rolleyes:


    Wie kommst du darauf, dass sich darüber niemand aufgeregt hat? Was da im Mobilfunksektor schon seit langem läuft ist eine riesige Frechheit, wie auch das Spotify Angebot der Telekom. Das ist und war schon immer Missbrauch der eigenen Marktmacht. Mir wäre auch kein Grund bekannt warum man da zwischen DSL und Handy unterscheiden sollte?

  • Würde ich volkstümlich formulieren, müsste der Gesetzgeber endlich mit dem "eisernen Besen" den Kehraus machen.


    Eine der größten Unverschämtheiten ist und bleibt es in meinen Augen, dass aufgrund von EU-Regelungen internationale Verbindungen häufig preisgünstiger sind als nationale. Die Wettbewerbsbeschränkungen, die seitens der EU reguliert werden, betreffen den Zugang ausländischer Anbieter zu europäischen Netzen.


    Rein nationale Verbindungen sind vom innereuropäischen Wettbewerbsrecht nicht betroffen, so dass national deutlich höhere Gebühren zulässig sind, als im internationalen Telefonverkehr. Den Umstand, dass die BNetzA nicht festlegt, dass nationale Verbindungen nicht teurer sein dürfen als internationale, werte ich als absolutes Armutszeugnis.


    Der TK-Sektor scheint aufgrund potenter Lobbyisten fast eine "Heilige Kuh" zu sein. Auch wenn die FDP zuweilen so tut, als sei sie auf Verbraucherseite, darf das über die Tatsachen nicht hinwegtäuschen:


    "Die FDP ist überflüssig" ... müsste eigentlich als Einblendung in jedem EU-regulierten Telefonat zu hören sein ...


    Gut's Nächtle


    Frankie



    Edit - mal so ganz unter uns:
    Würde sich die FDP zu alten Werten rückbesinnen, die unter Genschmän, Scheel und Co. diese Partei ausmachten ... also rechtsstaatliche, demokratische und liberale Werte ... hielte ich diese Partei nahezu für unverzichtbar ... obwohl es nicht die meine ist.


    Der gegenwärtige Abklatsch ist einfach nur peinlich ... im Inneren von Genscher und Co. wird sich der Magen umdrehen ... so peinlich muss ihnen dass gegenwärtige Erscheinungsbild ihres Ziehkindes sein.


    Die "Wende" Anfang der 1980er Jahre war der Anfang vom Ende ... verpasst die FDP bei der nächsten Bundestagwahl den Einzug ins Parlament, wird sich in zehn Jahren kaum noch jemand daran erinnern, was das war, die FDP ...


    Die einzige Partei, die in meinen Augen die Realitäten im Tk-Sektor erkannt hat und aktiv bereit ist, gegen Auswüchse einzuschreiten, sind die Grünen (mit ihrem Bündnis 90). Das nur am Rande und auch nur bezogen auf den TK-Sektor ... aber genau der ist eben Thema in diesem Thread.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Rein nationale Verbindungen sind vom innereuropäischen Wettbewerbsrecht nicht betroffen, so dass national deutlich höhere Gebühren zulässig sind, als im internationalen Telefonverkehr. Den Umstand, dass die BNetzA nicht festlegt, dass nationale Verbindungen nicht teurer sein dürfen als internationale, werte ich als absolutes Armutszeugnis.


    Der TK-Sektor scheint aufgrund potenter Lobbyisten fast eine "Heilige Kuh" zu sein.

    Warum nur der TK-Sektor? Die deutschen Preise sind doch auch in anderen Branchen lobby-geschützt: Apotheken, Buchpreisbindung, Markenschutz usw. usf.
    Solange diesem Hochpreisniveau ein entsprechendes Einkommensniveau gegenüber stünde, wäre nichts dagegen einzuwenden. Mit der von Rot-Grün eingeführten Billiglohn-Politik ist diese Ausgewogenheit in Deutschland jedoch verloren gegangen.


    Dennoch müssen die Anbieter, getreu dem 'Ewigen-Wachstum-Mantra' versuchen, die Gewinne weiter zu steigern. Wenn höhere Preise gegen die Verbraucher nicht durchsetzbar sind (wie im TK-Bereich), muss halt ein 'Mehrwert' erfunden werden. Der Telekom liefen in der Vergangenheit die Kunden weg und das Prädikat 'Premium-Anbieter' haben sie mit der vergangenen Firmenpolitik auch verspielt.
    So gesehen ist die Idee, die bisherige Leistung zukünftig als teures Premium-Angebot zu vermarkten durchaus verständlich. Dazu muss man den Rest aber davon abgrenzen (sprich drosseln). Dass man damit auch gleichzeitig ein Werkzeug erhält, auch bei den Content-Anbietern abzukassieren, ist sicher nicht unerwünscht :mad:


    Im Gegensatz zu physikalisch begrenzten Funkverbindungen gibt es bei drahtgebundenen Verbindungen keinen Grund für Begrenzung. Wenn man mit der Kabelkapazität nicht auskommt, kann man einfach ein weiteres Kabel legen oder die Übertragungstechnik verbessern. Leider geht Gewinn-Maximierung jedoch heute immer mehr zu Lasten von Innovation und Investition in Infrastruktur. Know-How kostet halt Geld und lässt sich nicht einfach mit 'Humankapital' einkaufen.
    Die derzeitige Firmenpolitik erinnert mich eher an die Mangelwirtschaft der DDR:
    Wenn die Nachfrage das Angebot überstieg, wurde die Leistung einfach zugeteilt anstatt das Angebot bedarfsgerecht zu gestalten. Vllt gibt's irgendwann Telefon-Marken, so wie einst die Lebensmittelmarken ;)


    Unabhängig davon, dass Wachstum nicht grenzenlos sein kann und dieser Teufelskreis bisher nicht gelöst ist, müsste man grundsätzlich überlegen, ob die Lebensgrundlagen einer Gesellschaft (Wasser, Nahrung, Gesundheit, Energie, Kommunikation, Wissen, Kunst) in private Hände gehören, solange die gesetzliche Regelung nicht funktioniert.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Für mich ist es unbegreiflich, dass unverschlüsselter Datenverkehr überhaupt existiert. Eine Verschlüsselung wäre doch überhaupt kein Problem, so dass ich nicht das geringste Bedürfnis für unverschlüsselten Datenverkehr habe.


    Och, da mache ich mir wenig Sorgen. Wenn starke Verschlüsselung Usus wird, gibt es eben ein Gesetz, welche diese einschränkt/verbietet (analog zu Frankreich in den 90er Jahren). Dann kann man sich überlegen, ob man den Key herausgibt und eine Strafe für Filesharing bekommt oder den Key nicht rausrückt und wegen unerlaubter Verschlüsselung für zwei Jahre in den Knast wandert...

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Warum nur der TK-Sektor? Die deutschen Preise sind doch auch in anderen Branchen lobby-geschützt: Apotheken, Buchpreisbindung, Markenschutz usw. usf.
    ...


    Da hast Du whl recht ... den TK-Sektor (sowie andere netzgebundene Leistungen) halte ich
    aber für denjenigen, der wirklich jeden Bürger in jedem Monat finanziell messbar trifft.


    Wenn es also einen Bereich gibt, in dem der Gesetzgeber aufzuräumen beginnen sollte ... warum nicht dieser?


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Dennoch müssen die Anbieter, getreu dem 'Ewigen-Wachstum-Mantra' versuchen, die Gewinne weiter zu steigern. Wenn höhere Preise gegen die Verbraucher ..


    Auch hier gebe ich Dir vollkommen recht ... ein Wähler, dem dieses Problem wichtig scheint, hat schon bald die Möglichkeit, dem geringeren der zur Wahl stehenden Übel ein wenig mehr Gewicht zu verleihen. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Im Gegensatz zu physikalisch begrenzten Funkverbindungen gibt es bei drahtgebundenen Verbindungen keinen Grund für Begrenzung. ...


    In diesem Punkt können wir allerdings keine Einigkeit erzielen.


    Auch hier im Forum gab es schon den einen oder anderen interessanten Austausch zu diesem Thema. Ich halte es für plausibel dargelegt, dass im kabelgebundenen Netz Schnittstellen existieren, deren Kapazität begrenzt ist. Sollte hier das eine oder andere Nadelöhr bestehen, sehe ich das gesamte Netz davon betroffen.


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ... Wenn man mit der Kabelkapazität nicht auskommt, kann man einfach ein weiteres Kabel legen oder die Übertragungstechnik verbessern. ...


    Genau das sehe ich als springenden Punkt ... als das "hüpfende Komma" sozusagen.


    Reichen gegenwärtige Kapazitäten für den Verkehr im Netz nicht aus, sind es in meinen Augen als erste die Vielnutzer, die zur Deckung der für den Netzausbau erforderlichen Kosten heranzuziehen sind.


    Für die Masse aller Wenignutzer dürften die vorhandenen Kapazitäten vollkommen ausreichen. Und nein ... einen Grund zur Solidarität mit "Dauersaugern" sehe ich nicht. Wer solche Gedanken hegt, sollte Parallelen zu anderen kostenpflichtigen Leistungen ziehen. Dann wird er schnell merken, wie absurd solche Forderung ist.


    Fazit:
    Wenn ich die gegenwärtige Praxis bei der Drosselung von Datendiensten ablehne, bedeutet das nicht, dass ich einen Freischein für alle fordere. Meine Vorstellung sind transparent gestaltete Tarife, die auch den Umfang der Datennutzung angemessen berücksichtigen - was nicht unbedingt reine Volumentarife zur Folge haben muss. Auch den hier diskutierten Gedanken auf Staffelung von Tarifen nach der Datenrate halte ich für sehr erwägenswert.


    In diesem Sinne


    Frankie

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