Besserverdiener mit 80.000 € Jahreseinkommen?

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Kann ich nicht beurteilen.


    Aber ich, siehe hier:
    http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/006/1700691.pdf


    Seite 3


    Zitat


    Klassenkampf? Wo?



    Ich schrieb extra "Pseudo-Klassenkampf" - und nichts anderes ist es wenn die lieben Politiker bei diversen Veranstaltungen nach sozialer Gerechtigkeit rufen und es daher so hinstellen als würde das alles an den bösen Besserverdienern (Vielverdiener, "Reichen") liegen.


    Und natürlich kann man die Einkommensteuer nicht vollkommen losgelöst von anderen Steuerarten betrachten, aber das Verhältnis "wer zahlt wie viel" wird auch bei den Verbrauchsteuern und der Umsatzsteuer nicht großartig anders sein. Da hilft auch der Versuch nicht das Ganze ins lächerliche zu ziehen, es ist ja eben nicht nur ein kleiner dreistelliger Betrag wenn sowohl das Ehegattensplitting verringert oder (rückwirkend??) abgeschafft werden soll und gleichzeitig die Steuern raufgehen. Familien mit einem Alleinverdiener brauchten sich hier bislang keinen Kopf zu machen, aber wenn eben jetzt bspw. die 75k € dann eben nicht mehr wie 2x 37.500 € versteuert werden zahlt die Familie dann eben hier eh schon deutlich mehr und die 657,- € aus der o.g. Tabelle kommen dann noch oben drauf. Das sind grob über den Daumen dann eine jährliche Mehrbelastung von ca. 7.500,- € für die Familie und - auch wenn es sich scheinbar viele nicht vorstellen können das tut dann auch bei einer so "reichen" Familie richtig weh und lässt sich nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln...

  • http://www.handelsblatt.com/po…nsplitting/7743852-5.html


    Die paar %Punkte Steuererhöhung sind noch das geringste "Übel" - das Gesamtpaket hat es in sich, aber schauen wir mal ob im Fall eines Wahlerfolgs dieser "Gerechtigkeitskämpfer" deren Pläne aufgehen und wie toll es dann diejenigen finden die mit 30 oder 40 K€ im Jahr dann 3.000-5.000,- € Mehrbelastung zu schlucken haben...


    Und in dieser Gehaltsklasse sind wir dann endgültig beim Durschnittsverdiener angekommen, obwohl - bestimmt kommt dann noch wieder einer ums Eck und erklärt den Betroffenen (wobei es viele Familien erwischen würde) das sie mit einem Jahresbrutto von 30k€ immer noch zu den "starken Schultern" gehören die jetzt auch endlich mal ihren Teil dazu beitragen müssten damit es in unserer Gesellschaft endlich wieder bergauf geht...

  • Zitat

    Die paar %Punkte Steuererhöhung sind noch das geringste "Übel" - das Gesamtpaket hat es in sich, aber schauen wir mal ob im Fall eines Wahlerfolgs dieser "Gerechtigkeitskämpfer" deren Pläne aufgehen und wie toll es dann diejenigen finden die mit 30 oder 40 K€ im Jahr dann 3.000-5.000,- € Mehrbelastung zu schlucken haben...


    Mir ist schleierhaft, wie du auf 3.000-5.000 Mehrbelastung kommst. Ein kinderloser Single mit 40k hat aktuell 7.000 Euro Steuern inkl. Soli zu zahlen. Auch verheiratet mit einer arbeitslosen Ehefrau landet er heute nicht bei 2.000 Euro. (Das wäre übrigens ein phänomenaler Steuersatz von 5 %!)


    Auch in deinem Link ist gar nicht die Rede von 30k-Fällen.

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Mir ist schleierhaft, wie du auf 3.000-5.000 Mehrbelastung kommst.


    Aber das Prinzip des Ehegattensplittings ist Dir schon bekannt?


    Mal ganz vereinfacht gesprochen:


    Familie mit einem Alleinverdiener mit 30k € zahlt mit Splitting Einkommensteuer auf 2x15.000 € wenn wir uns also an der o.s. Tabelle orientieren ca. 1.500,- x 2 in Summe 3.000,-€.


    Fällt das Splitting weg wird auf die vollen 30k € gezahlt, also 5.805,-€ macht in Summe einen Unterschied von 2.800,- € die die Familie mehr zahlt. Insbesondere Familien mit Alleinverdiener oder bei denen ein Teil deutlich weniger verdient als der andere wären deutlich benachteiligt. Ist ja schön und gut wenn man mit den Mehreinahmen die Betreuungsplätze für unter 3 jährige ausbauen will - es ist aber utopisch zu glauben, dass der Elternteil der bislang dann die Kinder betreut hat sofort in eine gutbezahlte Vollzeitstelle bekommt. Davon ab soll man doch lieber die Eltern entscheiden lassen ob sie ihr Kind in eine Krippe geben wollen oder lieber selbst betreuen anstatt sie durch ein solches Steuermodell in Arbeit zu "zwingen" - insbesondere da der Arbeitsmarkt gar nicht die entsprechenden Stellen anbietet.

  • Du hast vollkommen recht und das ganze Vorhaben der Grünen beim Ehegattensplittung ist außerdem höchstwahrscheinlich verfassungswidrig.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Aber das Prinzip des Ehegattensplittings ist Dir schon bekannt?


    Ja. Mir ist dann aber immer noch schleierhaft, wie du auf 3.000 bis 5.000 Mehrbelastung kommst. Die Dimension ist schlicht falsch. Wenn man schon empört ist, dann doch bitte mit einigermaßen richtigen Zahlen.


    Die 30k sind übrigens abermals das "zu versteuernde Einkommen" - das Bruttogehalt liegt deutlich darüber.


    Zitat

    Fällt das Splitting weg wird auf die vollen 30k € gezahlt, also 5.805,-€ macht in Summe einen Unterschied von 2.800,- € die die Familie mehr zahlt.


    "Die Familie" - beim Splitting ist doch völlig egal, ob es eine Familie ist oder nicht. Das ist ja das Irre an der Sache. Eine Ehe wird steuerlich gesplittet. Allein erziehende Mutter mit Tochter nicht. Grundsätzlich halte ich das Splitting in seiner jetzigen Form für Unsinn, weil man es eigentlich so gar nicht logisch begründen kann. Natürlich profitieren aber viele Leute davon und die werden kaum begeistert sein, wenn man ihnen die Privilegien streicht. Das ist in Griechenland so, und das ist in Deutschland nicht anders :) Der Reformvorschlag würde eh im Leben nicht so umgesetzt - das wäre ein zu krasser Einschnitt. Wohl aber kann es sein, dass neu geschlossene Ehen das Splitting nicht mehr (voll) bekommen. Dann würden alle ihre Privilegien behalten, aber langfristig etwas mehr Logik ins Steuersystem gebracht.

  • Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Davon ab soll man doch lieber die Eltern entscheiden lassen ob sie ihr Kind in eine Krippe geben wollen oder lieber selbst betreuen anstatt sie durch ein solches Steuermodell in Arbeit zu "zwingen" - insbesondere da der Arbeitsmarkt gar nicht die entsprechenden Stellen anbietet.


    Umgekehrt ist es aber auch so das das Ehegattensplittung und Elterngeld oft zur Alleinverdienereher zwingt.

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Die 30k sind übrigens abermals das "zu versteuernde Einkommen" - das Bruttogehalt liegt deutlich darüber.


    Stimmt - ich hatte vergessen, dass jeder kaufm. Angestellt ja sich seinen eigenen Steuerberater unterhält der das zu versteuernde Einkommen mal eben halbiert... :rolleyes:
    (Wie das in der Praxis funktionieren soll - den Beweis ist schon etliche Seiten vorher jemand schuldig geblieben.)


    Nicht jeder hat Unsummen die er als Werbungskosten oder Vorsorgeaufwendungen für die Altersversorgung etc. pp. ansetzen kann und auch die "Kinderfreibeträge" werden in solchen Regionen durch das Kindergeld deutlich relativiert. Um auf 30 K€ zvE zu kommen kann es durchaus reichen 36-38 K € brutto zu verdienen. Aber selbst wenn es 40K € oder mehr sein sollten ändert das nichts am grundsätzlichen Sachverhalt, da es - wenn auch in nicht ganz so dramatischer Art und Weise - auch diejenigen mit 20 K € zvE erwischt - statt wie bislang 600,- € ein Steuer würde es auf eine Belastung in Höhe von 2.800,- € rauslaufen, schlanke 2.200,- € mehr, da helfen die 116,- € jährliche "Ersparnis" natürlich ungemein weiter...

    Zitat


    Grundsätzlich halte ich das Splitting in seiner jetzigen Form für Unsinn, weil man es eigentlich so gar nicht logisch begründen kann.


    Das ist auch dein gutes Recht, nur zeigt es dann eben auch deutlich, dass Du hier nicht mehr mit oder über Fakten diskutierst, sondern das ganze von der ideologischen Seite her angehst.


    Eine der grds. Fragen bzw. Behauptung die im Raum stand war, dass die Pläne und Wunschvorstellungen der Grünen ja eh nur einen ganz kleinen Teil der arbeitenden Bevölkerung betreffen würden (und unterschwellig klang da immer mit: und die können es sich ja "leisten). Das ist inhaltlich und sachlich aber nun mal vollkommen unzutreffend. Die Pläne würden eben vom "kleinen" Angestellten bis zum Großverdiener alle betreffen und damit eben doch voll auf den Mittelstand bzw. die Mittelschicht durchschlagen.



    Und auch das hatte ich irgendwann vorher schon mal geschrieben:


    Bei einer Umfrage "Sollen "Reiche" mehr Steuern zahlen" wurde zunächst heftigst von den allermeisten genickt. Nachdem man den Befragten aber mal in aller Deutlichkeit gezeigt hat, wass es denn tatsächlich bedeuten würde war die Zustimmung "erstaunlicherweise" dann gar nicht mehr so hoch.


    Und Deutschland ist nun mal nicht Griechenland, wir stehen nicht vor einer unmittelbaren Staatspleite - davon mal ganz ab, dass die Mehreinnahmen die hier generiert werden sollen ja gar nicht für den Abbau etwaiger Staatsschulden verwendet werden würden, sondern in "Bildung" und Kinderkrippenplätze investiert werden sollen.


    Und wenn man dann eben das Wahlvolk mit "sozialer Gerechtigkeit" ködert, aber nur die halbe Wahrheit erzählt "Du zahlst %tual weniger Einkommensteuer" und den hässlichen Teil "Deine effektive Belastung wird deutlich steigen..." weglässt wird so ein Konzept endgültig zu einer verlogenen Lachnummer.


    Man kann ja für so eine Konzept oder solch eine Ideologie sein, dann aber auch bitte komplett dazu stehen und nicht versuchen die unangenehmen Seiten unter den Teppich zu kehren oder diese mit sachlichen falschen Behauptungen "wegzudiskutieren". Das ist allerdings kein Phänomen was jetzt auschließlich rot/grün betreffen würde (auch wenn die aktuell ein paar Köpfe in ihren Reihen haben die sich mit Polemik versuchen gegenseitig zu überbieten), dass gilt natürlich auch parteiübergreifen für andere Gruppierungen.


    Zitat


    Der Reformvorschlag würde eh im Leben nicht so umgesetzt - das wäre ein zu krasser Einschnitt.



    Niemand hat vor eine Mauer zu bauen, oder wie war das?


    Klar sind das nur Konzepte, die Zielrichtung wird von den Grünen aber sehr deutlich und strikt vorgegeben. Und insofern wäre es auch sehr blauäugig hier einfach mal wieder locker flockig drüber wegzugehen, getreu dem Motto "Wird schon nicht so schlimm werden..."

  • Wenn man alles zusammemnimmt was die Grünen insgesamt im Steuer- und Sozialbereich planen dann wird eindeutig klar, das die Behauptung 90 Prozent würden entlastet einfach so nicht stimmt. Schon allein die Mehrbelastung der Eigenheimbesitzer durch höhere Grundsteuern aufgrund der Bemessungsgrundlage nach Verkehrswert trifft bedeutend mehr als 10 Prozent der Bürger.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

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