Also ich kann da nur von meinen Großeltern ausgehen. Bei denen bin ich schon froh, wenn sie es schaffen, die Fernbedienung vom TV richtig zu benutzen.

Senioren-Smartphone "F-12D" von Fujitsu kommt als "Stylistic S01" nach Europa
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Bin gerade zufällig auf BIG Launcher aufmerksam geworden. Vielleicht wäre das ja sogar eine gute Alternative zum S01?
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Das Problem ist, dass teilweise einfachste Dinge, die für unsereins logisch sind, einige ältere Herrschaften nicht erfassen können.
Es geht schon damit los, dass die Zustände "aus" und "Bereitschaftsbetrieb" häufig nicht unterschieden werden können. Dann kommen Softkeys: Dass Tasten ihre Funktion ändern können, abhängig davon, was darüber auf dem Bildschirm steht, ist nicht für jeden greifbar. Die logische Konsequenz ist, dass Kontextmenüs ebenfalls nicht verstanden werden. Klingelton ändern? SMS lesen? Pustekuchen! Abläufe, wie Telefonbuch - Kontextmenü - Neuer Eintrag sind für uns selbstverständlich, für Senioren aber oft eine unüberwindbare Hürde - nicht zuletzt wegen der Angst, etwas kaputt machen zu können.
Dann gibt es noch das Standarddummsprech, dass Prepaidverträge noch immer als "Handy mit Karte" bezeichnet werden. Logisch, dass die Leute denken, dass - analog zu einem öffentlichen Kartentelefon - nach Verbrauch des Guthabens eine neue Karte ins Telefon gesteckt werden muss. Eine Standardfrage, wenn es ein neues Telefon - ob Festnetz oder Mobilfunk - gibt: "Kriege ich dann auch eine neue Nummer?" Seltener: "Kosten die Gespräche mit dem neuen Apparat denn mehr?"
Angesichts dieser Umstände muss man nicht studiert haben, um schlussfolgern zu können, dass selbst einfachste Seniorentelefone ihre Zielgruppe vor unlösbare Aufgaben stellen, die für unsereins lachhaft einfach sind.
Und die Senioren, die in Sachen Technik nur halbwegs bewandert sind, würden sich so eine Krücke nie kaufen. Den Vogel abgeschossen hat eine Dame anfang 70 - die ist technisch hervorragend ausgestattet und man merkt, dass sie weiß wovon sie redet. Zitat: "Damals habe ich an Autos rumgeschraubt und nun haben es mir die Computer angetan." Chapeau!
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Deine Beobachtungen teile ich, Röbelfröbel, und kann dir daher in allen Punkten nur zustimmen. Auch wenn man, wie du am Ende ja auch an einem Beispiel klarstellst, nicht alle Senioren über einen Kamm scheren darf. Dennoch ist die Zielgruppe für diese "Senioren-Smartphones" wahrscheinlich wirklich so überschaubar, dass damit hierzulande wohl kaum Geld zu verdienen ist.
Nur muss man beachten, dass das F-12D für den japanischen Markt konzipiert wurde. Ich bin mir relativ sicher, dass es dort einen gewissen Erfolg haben wird. Meiner persönlichen Erfahrung nach zu urteilen, haben japanische Senioren eine vergleichsweise sehr hohe Akzeptanz für neue Technologien und wenig bis gar keine Angst davor. Das hat man dort schon vor einem Jahrzehnt im Alltag beobachten können - kaum ein Senior ohne Handy. Ich erkenne keinen Grund, weshalb dieser Trend sich ändern sollte. Ich denke daher, Smartphones werden von den dortigen Senioren kurzfristig genauso akzeptiert werden.
Ich denke, ein solches Smartphone hierzulande auf den Markt zu bringen sollte als mutiger Versuch seitens Fujitsu und docomo gewertet werden. Erfolgsversprechend dürfte es nicht sein.
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Röbelfröbel, Logik-Fehler zu beseitigen hilft jeder Altersgruppe. Das sehe ich in meinen Usability-Tests tagtäglich. Problem: Manche schaffen das besser und schneller zu diese (meine) Fehler kompensieren, oft Jüngere die aus der Schule noch gewohnt sind die größten Sprünge mitzumachen. Ein Kontextmenü ist Horror in einer graphischen Benutzeroberfläche, weil es anfangs unsichtbar ist. Wozu habe wir denn eine grafische Benutzeroberfläche? Im Mobiltelefon mit den Reaktionszeiten der heutigen Bildschirme, sind Kontextmenüs ein reines Suchspiel. Gewisse Menschen sind gewohnt sich gängeln zu lassen, probieren herum und finden das dann.
Das Ziel dieses Telefons ist ein gewisses Handicap zu beseitigen. Ich habe mir dieses Modell lange angeschaut und leider erschloss sich mir weder daraus noch aus den Werbebrochüren, welches Handicap das sein soll. Vielleicht eine gewisse Fehlsichtigkeit gepaart mit gröber Motorik.
Das ist der Fehler vieler dieser Telefone – sie haben gar keine klar definierte Zielgruppe. Angesichts der Vielzahl an möglichen Behinderungen auch keine einfache Sache. Die Frage ist auch, will man jedes Mal mit dem Gerät an sein Handicap erinnert werden. Ich liebe daher das deutsche Wort für dieses Bereich: Barrierefreiheit. Ziel ist, dass Alle gleichermaßen Dinge nutzen können. Und immer wieder werde ich als „Normalo“ überrascht, wie gute ein Ding auch für mich ist, bei dem die Barrierefreiheit bedacht wurde.
Kurz: Lasst uns weiter Aufklären, so dass Mythen und Unwissenheit der Vergangenheit angehören.
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