Aktueller Fall: Olympiastar Oscar Pistorius

Entscheidend wäre für mich eine Antwort auf die Frage, ob er wusste, dass seine Freundin im Bad war (und nicht ein mutmaßlicher Einbrecher).

Und weder Anklage noch Verteidigung bieten für mich insoweit eine einleuchtende Erklärung, die ich der anderen vorziehen könnte. Beide Geschichten sind für mich zu "strange" ... auf neudeutsch ausgedrückt ...

Edit:
Es wäre vielleicht interessant, beide Versionen mal im "XY-Stil" mit Kommentator verfilmt zu sehen. So könnte ich vielleicht eher entscheiden, ob ich eine der beiden Versionen doch noch als realistisch einstufen könnte ... meine Phantasie reicht einfach für beide nicht. Bisher komme ich irgendwo immer zu einem Puknkt, der bei mir eine "das kann doch wohl nicht ..."-Reaktion auslöst.

Zitat

Original geschrieben von frank_aus_wedau
Entscheidend wäre für mich eine Antwort auf die Frage, ob er wusste, dass seine Freundin im Bad war (und nicht ein mutmaßlicher Einbrecher).

Man wacht also nachts auf und hört Geräusche im Bad und geht sofort von einem Einbrecher aus?
Und das auch noch in einer gated community.

Er merkt nicht,dass niemand mehr neben ihm liegt?

Die waren jahrelang zusammen und da ist es das erste Mal,dass sie nachts aufsteht?
Und ins Bad geht?

Er feuert mit Pausen 4 Mal durch die Tür genau in Richtung der Kloschüssel (die Raumgrösse ist knapp 1,xxm x 1,xx m)
Somit liegt Tötungsabsicht unmittelbar vor.

Nach der Tat findet man Testosteron und benutzte Ampullen/Spritzen im Nachtschränkchen und illegale Waffen und Munition.....

Hi

spielen wir das doch mal mit einer Familie mit Kindern durch.

Abends gehen alle schön zu Bett.

Der Mann hört nachts Geräusche im Bad, und ist ganz automatisch der Meinung, dies könne weder Frau noch eines der Kinder sein, und schießt durch die Tür in das winzige Bad. Ermordet dabei sein Kind. Merkt erst dann, daß es doch kein Einbrecher war.

DAS soll glaubhaft sein? Eine Geschichte, wie sie jederzeit passieren kann? Ich halte die Story für eine Räuberpistole eines sehr feigen, cholerischen Menschens. Ich zweifle kein bißchen an der Schuld.

Gruß

HHFD

Zitat

Original geschrieben von handyman1981
Er merkt nicht,dass niemand mehr neben ihm liegt?

Genau das ist der Punkt, weshalb ich seine Version nicht glaube.

Wenn man zu zweit zuhause ist und nicht weiß, wo die zweite Person ist - warum schießt man blind auf eine Stelle an der sich die Person zu der Uhrzeit am wahrscheinlichsten aufhält?

Er hatte vorher schonmal in einem Restaurant "ausversehen" geschossen und seinen Freund gebeten, die Verantwortung dafür zu übernehmen.
Ein weiteres mal soll er durch ein Autodach geschossen haben.
Das macht ihn noch lang nicht zu Mörder, aber das zeigt das er häufiger (illegal) eine Waffe dabei hatte - und diese auch benutzt hat.

Für mich macht nur eine Version Sinn: er hat an dem Abend komplett Rot gesehen und wird in einem Wutanfall die Verstorbene erschossen haben. Ich denke nicht das er das langfristig so geplant hat, er wird sich im Laufe des Abends hineingesteigert haben (Nachbarn berichteten von mehreren Schreien, bevor die Schüsse fielen).

Er wäre auch nicht der Erste,der ein Tötungsdelikt an einer naherstehenden Person begeht und unmittelbar danach bemerkt,dass das doch keine gute Idee war.

Die eingenommen Substanzen haben wohl ihr zusätzliches dazu getan.

Bei der Geschichte von Pistorius habe ich dieselben Bedenken wie ihr.

Nur fehlt mir bei der "amtlichen" Version das Motiv. Pistorius ist ein "Kopfmensch" und als Spitzensportler noch ein sehr disziplinierter dazu. Auch wenn solche Menschen zu Gewalttaten neigen, handeln sie nicht "einfach so" aus einer Laune oder Emotion heraus. Was ich bei einem Durchschnittsbürger noch als denkbar durchgehen lasse, kann ich mir bei einem erfolgreichen Spitzensportler, der es gelernt hat mit Emotionen umzugehen (was auch sein Schauspiel im Gerichtssaal nahelegt), einfach nicht vorstellen.

Mal was anderes - rein hypothetisch:
Hätten die Ermittlungen etwa ergeben, dass Pistorius bei einem seiner letzten Siege gedopt hat und zudem, dass Steenkamp dies wusste und mit Beweisen die Polizei aufzusuchen drohte ... dann gäbe es für mich ein Motiv. Eine Existenzbedrohung hielte ich schon für etwas, das auch einen Kopfmenschen unter ungünstigen Umständen (etwa mit zusätzlicher emotionaler Komponente) zu einer affektiven Tötungshandlung bewegen könnte.

Nur bleibt die Anklage ein solches Motiv schuldig ... was dann aber wiederum zu einem Urteil wie dem konkret gefällten führen muss. Es mag sogar wahrscheinlich sein, dass sich die Tat anders abgespielt hat, als im Urteil angenommen - nur dürfen Verurteilungen nicht auf Wahrscheinlichkeiten beruhen. Und die Anklage halte ich für alles andere als "wasserdicht". Wahrscheinlich hat genau das Oskar Pistorius den A*sch gerettet.

Motiv:
Sie hatte anscheinend Angst vor ihm und wollte sich trennen und er wollte sie für immer besitzen.

Zum dopen:
Bekanntlich haben es z.B. einige Radfahrer jahrelang unaufgedeckt getan und ihr Geständnis hat sie z.T. überführt.
Disziplin?
Jedenfalls nicht die erwartete.

Wie man an Ex-Sportlern,wie Bud Spencer,Calli Calmund oder Hoeneß sieht,ist Disziplin schnell abzulegen.

Zitat

Original geschrieben von frank_aus_wedau
Nur fehlt mir bei der "amtlichen" Version das Motiv. Pistorius ist ein "Kopfmensch" und als Spitzensportler noch ein sehr disziplinierter dazu. Auch wenn solche Menschen zu Gewalttaten neigen, handeln sie nicht "einfach so" aus einer Laune oder Emotion heraus. Was ich bei einem Durchschnittsbürger noch als denkbar durchgehen lasse, kann ich mir bei einem erfolgreichen Spitzensportler, der es gelernt hat mit Emotionen umzugehen (was auch sein Schauspiel im Gerichtssaal nahelegt), einfach nicht vorstellen.

Sportler sind ja nun keine Übermenschen oder Computer. Sie haben Schwächen wie andere Menschen auch. Von eiserner Disziplin im Sport kann man nicht auf eiserne Disziplin in allen anderen Lebenslagen schließen. Jan Ulrich konnte auch hart trainieren, aber eben auch mal nicht ganz nüchtern Auto fahren.

Und das Motiv: er wollte sie nicht gehen lassen. Hat man doch oft. Siehe weiter oben verlinkten Artikel. Täter ist fast immer der (Ex-)Partner.

Gruß

HHFD

Warum hat Sie, wenn Sie um 04:00 das WC aufsucht die Tür von innen abgeschlossen? Machen das Eure Frauen? Sie hat sich vor ihm versteckt, verbarrikadiert. Sonst hätte er keine Tür aufbrechen müssen.

Dass die Geschichte von Pistorius nicht wirklich glaubwürdig rüberkommt, hatte auch ich bereits geschrieben. Darin sind wir uns vollkommen einig, darüber müssen wir nicht diskutieren.

Eines darf man aber nicht vergessen:
Selbst wenn Pistorius Geschichte nicht wirklich glaubwürdig ist, führt das nicht zwangsläufig zur Richtigkeit des Anklagevorwurfs - und mit dem habe ich halt auch meine Schwierigkeiten Ob meine Zweifel daran berechtigt sind oder nicht, mag dahinstehen - sie sind jedenfalls da.

Allerdings liest man gelegentlich, dass die Arbeit des Ermittlerteams nicht von Genialität geprägt war ... möglicherweise hätte ein wenig mehr Sorgfalt einen wirklich "stimmigen" Anklagevorwurf hervorgebracht.

Insoweit gehe ich davon aus, dass der Fall von Medien unter Hizuziehung ausgewiesener Fachleute der forensischen Wissenschaften noch einmal aufgerollt werden wird. Alles andere würde mich im anglo-amerikanischen Kulturkreis der Verschwörungstheoretiker mehr als wundern.

Vielleicht kommt irgendwann doch noch etwas ans Tageslicht, das der Wahrheit ein Stück näher kommt, als die bisherigen Thesen über den Verlauf der Geschehnisse. Das halte ich sogar für wahrscheinlich, weil sich dann Zeugen unbefangener äußern können - ohne von einer Seite unter Druck gesetzt worden zu sein. Letzteres traue ich nämlich beiden Lagern explizit zu.