Anbindung von LTE Stationen

  • Zitat

    Original geschrieben von mondlaub24
    Dann fuehrt also ueber kurz oder lang kein Weg an dem einen der grossen beiden Wettbewerber vorbei.


    Waere doch sicher auch Verkaufsargument damit zu werben, dass die "Heimatstation" schon an das schnelle Glasfasernetz angebunden ist.
    By the way ... bei Richtfunk wird man die Anbindung doch sicher eher konservativ auslegen.


    Muss man das bei Glasfaser eigentlich auch oder kann man da schon bei der Anbindung mehr in Richtung Zukunft sprich mehr Bandbreite spendieren (wenn eh schon Glasfaser vorhanden ist).


    AFAIK hat man bei Glasfaser die Möglichkeit ein einmal verlegtes Kabel durch neuere switches (?) zu beschleunigen. Zumindest ist das wohl bei großen Unterseekabeln so, habe ich mal irgendwo gelesen.

  • Bei Glasfaser ist grundsätzlich sehr viel Luft nach oben. Terrestrische Verteilernetze werden allerdings aus Kostengründen passiv aufgebaut, wodurch man viel geringere Bandbreiten erreicht als auf Unterseekabeln und zudem je nach Topologie auch nur begrenzt upgraden kann.


    Die Telekom verwendet bei FTTH-Netzen nur 2.4 GBit/s Downstream pro Faser (und 1.2 Gbit/s Upstream), die sich dann 32 Haushalte per TDM (Zeitschlitze wie bei GSM) teilen (siehe S. 14 von https://www.evergabe.telekom.d…KNetz_21_Oktober_2011.pdf).


    Bei FTTN-Strecken verwendet man zwar auch passive Technologie, aber meist schnellere 10G-Technik.


    Das entscheidende ist, daß bei PONs bislang nur eine Wellenlänge (Frequenz des Lichts) pro Faser verwendet wird.
    Auf den Unterseekabeln verwendet man dagegen bereits 80-100 Wellenlängen auf derselben Faser (sog. WDM-Technik), die jeweils 100 GBit/s liefern (400 GBit/s-Technik wird bereits erprobt). Somit erzielt man auf einer einzelnen Faster mind. 8 TBit/s. Da man meist 2-4 Fasernpaare pro Kabel verwendet, kommt man rasch auf 16-32 TBit/s.


    Eine weitere entscheidene Eigenschaft von modernen Unterseekabeln ist, daß man Eribum-dottierte Signalverstärker verwendet, die sich eines physikalischen Effekts namens "optisches Pumpen" bedienen. Dabei wird das optische Signal nicht erst in ein Elektrisches umgewandelt, sondern direkt optisch wiederholt, wodurch man im Prinzip beliebige neue Modulations- und Kodierungsverfahren verwenden kann, denn die Verstärker bleiben sozusagen immer kompatibel. Man kann also einfach die Termination Units in den Landungsstationen upgraden und so auch bei bereits verlegten Kabeln die Bandbreite vervielfachen (es gibt allerdings ein paar begrenzende Größen wie die chromatische Dispersion der Fasern).


    Bei PONs kann man grundsätzlich auch upgraden, aber sobald man eine verzweigte Struktur hat, wird's teuer, weil man das Terminierungsequipment aller angeschlossenen Teilnehmer austauschen muß. Und die nachträgliche Einführung WDM-Technik würde zudem erfordern, daß man an sämtlichen Verzweigungspunkten sog. "Optical Add-Drop Multiplexer (OADM)" nachrüstet, die die entsprechenden Wellenlängen ab- und zuleiten.


    Bei PONs wird das Upgraden also je nach Struktur teuer und kompliziert. Ich denke aber, daß man zu Mobilfunkanlagen grundsätzlich eine separate Faser legt, die schon heute 10G liefert und relativ unkompliziert geupgradet werden kann.

  • Die Beiträge vom Senfdazugeber sind die einzigen, die interessant sind und wo man endlich wieder etwas dazulernen kann, statt eine Runde nutzlos fach zu simpeln!


    TOP!!! Danke Senfdazugeber!

  • Habe gerade im oben verlinkten Telekom-PDF entdeckt, daß dort explizit einzuplanende Reservefasern für "Sonderbedarf Geschäftskunden und MobFu" festgelegt sind:


    • Gf-AP mit 12 Vzk-Fs max. 2 Vzk-Fs für P2P
    • Gf-NVt mit 12 HK-Fs max. 2 HK-Fs für P2P
    • Gf-NVt mit 24 HK-Fs max. 10 HK-Fs für P2P
    • Gf-NVt mit 36 HK-Fs max. 12 HK-Fs für P2P


    gemutmaßte Erklärung der Abkürzungen:
    Gf-AP = Glasfaser Anschlußpunkt
    Gf-NVt = Glasfaser Netzverteiler
    HK-F = Hauptkabel Fasern
    P2P = Punkt-zu-Punkt
    Vzk-F = Verteilerkabel-Fasern


    Es sollte also in jedem Straßenverteiler (Gf-NVt) mindestens zwei dunkle Fasern geben, die man für Mobilfunk verwenden kann und da die Strecke dann sicherlich direkt durchgeschaltet wird, kann man hier sicherlich problemlos upgraden ohne auf die verzweigende Struktur benachbarter Fasern Rücksicht nehmen zu müssen.



    Hackman99
    Danke für die Blumen.

  • Re: Re: wie...


    Zitat

    Original geschrieben von Senfdazugeber
    Inwieweit IP mit der Möglichkeit Modulations- und Codingverfahren zu adaptieren zusammenhängen soll, erschließt sie mir zwar nicht ganz,


    Vieles hast Du ganz toll geschrieben Senfdazugeber. Aber hier gibt es wirklich einen Zusammenhang. Bei PDH/SDH ist es so dass bei beispielsweise schlechten Wetter die Strecke zusammenbricht weil vieleicht von den geforderetn 155Mbit/s nur noch 100Mbit/s zur Verfügung stehen wenn man auf eine "robutstere" Modulation umschaltet. Beim Ethernet-Rifu wird dann halt der Durchsatz geringer, bricht aber nur noch seltenst zusammen.


    Also zusammengefasst:


    PDH/SDH Rifu schlechtes Wetter -> Totalausfall
    Ethernet Rifu schlechtes Wetter -> geringerer Durchsatz


    Dass der bei extremem Regen auch mal bis auf 0 runtergehen kann ist natürlich auch so.


    Thomas

  • Aber auch für PDH/SDH-basierte Übertragungswege gibt es Fallback-Lösungen (Verwendung niedrigerer PDH/SDH-Hierarchiestufe), die allerdings wegen der starren Bandbreitenstufen weniger flexibel sind als IP und u.U. auch eine kurzen Totalausfall bewirken.


    Sei's drum. IP im Richtfunk wird das Netz stabiler, aber nicht schneller machen.

  • Hallo,


    Zitat

    Original geschrieben von Senfdazugeber
    Habe gerade im oben verlinkten Telekom-PDF entdeckt, daß dort explizit einzuplanende Reservefasern für "Sonderbedarf Geschäftskunden und MobFu" festgelegt sind:


    Wenn ich einen standort per GF anbinden, dann lege ich ja nicht nur eine Faser dahin, sondern direkt 5 oder 10.
    Die Kosten für das dickere Kabel stehen in keinem Verhältniss zu den Kosten, die eine spätere Neuverlegung bringen würden.
    Aus dem Grunde liegen auch reichlich sog. "Dark-Fiber" in der Erde - also unbeschaltete Glasfasern.


    Bei der Technik kann alleien ist in Sachen Bandbreite auf einer Multimode-Glasfaser noch lange keine Grenze erreicht, zumindest nicht im Betrieblichen Umfeld, im Labor hat man da schon Grenzen der Physik erreicht.
    Bei Multimode wird nicht nur ein Lichtstrahl benutzt sondern mehere gleichzeitig auf unterschiedlichen Wellenlängen.


    Das Problem an dem Netzausbau ist, das der anfallen Traffic ja auch irgentwie ins Internet muss, die Anbindung der eNodeB´s ist eine Sache, das Backbone mit Firewall, Routern, Switchen udn Proxys bis zum Internet-Gateway ist die andere. Bei uns werden daher derzeit alle Standorte Internetseitig deutlich ausgebaut, obwohl die vorhanden Bandbreiten noch nicht ausgereizt sind.

  • Zitat

    Original geschrieben von Niederrheiner
    Wenn ich einen standort per GF anbinden, dann lege ich ja nicht nur eine Faser dahin, sondern direkt 5 oder 10.

    Wieviele Reservefasern die Telekom verlegt, geht aus den zuvor verlinkten Dokumenten hervor. 5-10 zu einem einzelnen Standort sind es aber gewiß nicht.


    Zitat

    Die Kosten für das dickere Kabel stehen in keinem Verhältniss zu den Kosten, die eine spätere Neuverlegung bringen würden.

    Was man macht ist Leerrohre bzw. Mikrorohre mitzuverlegen, durch die man später weitere Fasern einblasen kann, wenn die Reservefasern erschöpft sind.


    Zitat

    Aus dem Grunde liegen auch reichlich sog. "Dark-Fiber" in der Erde - also unbeschaltete Glasfasern.

    Das Problem bei der Anbindung von Basisstationen sind nicht die Fernverbindungen von Vermittlungsstelle zu Vermittlungsstelle, wo in der Tat genug Kapazität zur Verfügung steht, sondern die letzte(n) Meile(n) bis zu den Antennenstandorten.


    Zitat

    Bei der Technik kann alleien ist in Sachen Bandbreite auf einer Multimode-Glasfaser noch lange keine Grenze erreicht, zumindest nicht im Betrieblichen Umfeld, im Labor hat man da schon Grenzen der Physik erreicht.
    Bei Multimode wird nicht nur ein Lichtstrahl benutzt sondern mehere gleichzeitig auf unterschiedlichen Wellenlängen.

    Da bringst Du was durcheinander. Multi-mode Glasfaser sind solche mit größerem Querschnitt, durch die man auch langwelligeres Licht übertragen kann, was wiederum erlaubt billigere LED-Technik statt Laser als Signalgeber zu verwenden (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Multi-mode_optical_fiber). Die Telekom verwendet aber für ihre Verteilernetze Single-mode Fasern.
    Was Du meinst, ist WDM (http://de.wikipedia.org/wiki/M….A4ngenmultiplexverfahren) und das verwendet man nur auf langen Fernstrecken weil es sehr teuer ist und im innerstädtischen Bereich keinen Sinn macht. Das habe ich ja ausführlich erklärt.
    Aber auch mit Single-mode Fasern sollte man künftig durch höherwertige Modulations- und Kodierungsverfahren bis auf 100 GBit/s pro Faser gehen können.


    Zitat

    Das Problem an dem Netzausbau ist, das der anfallen Traffic ja auch irgentwie ins Internet muss, die Anbindung der eNodeB´s ist eine Sache, das Backbone mit Firewall, Routern, Switchen udn Proxys bis zum Internet-Gateway ist die andere. Bei uns werden daher derzeit alle Standorte Internetseitig deutlich ausgebaut, obwohl die vorhanden Bandbreiten noch nicht ausgereizt sind.

    Da liegst Du leider völlig falsch. Erstens bindet man (e)NodeBs nicht direkt ans Internet an, sondern an das Core Network, das dann seinerseits ein zentrales Packet Data Network Gateway zum Internet hat und zweitens liegt der Flaschenhals wie eingangs erwähnt nicht auf den Fernstrecken sondern auf der letzten Meile, wo oft noch gar keine Glasfaser liegt und man erst teuer buddeln muß.

  • Re: Re: wie...


    Hi,


    Zitat

    Original geschrieben von Senfdazugeber
    Inwieweit IP mit der Möglichkeit Modulations- und Codingverfahren zu adaptieren zusammenhängen soll, erschließt sie mir zwar nicht ganz, aber Dir dürfte ja klar sein, was für eine Folge eine "robustere Modulation" hat, nämlich weniger Symbole pro Hertz und damit geringere Bandbreite. Sicherlich kann man bei einem IP-Backhaul früher, nämlich an der eNodeB, priorisieren, aber den niederschlagsbedingten Bandbreitenverlust auf der physikalischen Ebene (Luft) kann man nicht auf einer untergeordneten Protokollebene (IP) kompensieren.


    Es ist eigentlich ganz einfach. In der TDM Uebertragung (PDH und SDH) gab es nur starre Uebertargungsraten, PDH war immer ein Vielfaches von 2MBit und SDH war 155MBit. Da gab es kein Quality of Service und keine adaptiven Modulationsverfahren, da man nicht einfach 64kbit aus einem 2Mbit Signal verwerfen konnte im Falle, die Daempfung im Radiolink ging nach oben durch Regen,Schnee etc.
    Im Ethernet ist es so, das die eNodeB bzw das RNC ein Priority Tagging der einzelnen Datenstroeme macht und der Ethernetrichtfunk kann diese Priorityfelder lesen und dementsprechend den Datenstrom in eine der vorhandenen Prio-Queues schicken. Je geringer die Prio, umso eher wird der Datenstrom bei einer Modulationsanpassung (weniger Symbole pro Hertz, QPSK =1Bit und 2048QAM=11Bit) verworfen und es wird dafuer gesorgt, dass hoeher priorisierte Daten so lange wie moeglich uebertragen werden. Einfaches Prinzip.



    Zitat

    Original geschrieben von Senfdazugeber
    Da liegst Du leider völlig falsch. Erstens bindet man (e)NodeBs nicht direkt ans Internet an, sondern an das Core Network, das dann seinerseits ein zentrales Packet Data Network Gateway zum Internet hat und zweitens liegt der Flaschenhals wie eingangs erwähnt nicht auf den Fernstrecken sondern auf der letzten Meile, wo oft noch gar keine Glasfaser liegt und man erst teuer buddeln muß.


    Dass der Flaschenhals auf der letzten Meile liegt ist nur eine Phrase vom Fasermarketing. Die Kapazitaet die an einer einzelnen NodeB derzeit benoetigt wird liegt bei ca 100Mb fuer LTE, ~16MB fuer 3G und einige E1 2Mbit, insgesamt ca 120Mb.
    Mit den neusten Richtfunksystemen auf dem Markt, kann man leicht 1Gb Datendurchsatz erreichen, was voellig ausreichend ist um Basisstationen anzuschliessen. Weiterhin gibt es Entwicklungen um MIMO in den Richtfunk zu integrieren was fuer einen weiteren Anstieg der Bandbreite im Richtfunk sorgen wird.


    Regards


    MrEU

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