Der allgemeine Annette Schavan Thread - Die Plagiatsaffäre

  • autares: ich beuge mich deinen triftigern Argumenten (bloße These hie - wissenschaftliche Forschung die etwas neues hervorbringt da). Konnte das nicht so knackig ausdrücken :o


    Zitat

    Original geschrieben von murmelchen
    Da bin ich anderer Meinung, sollte der Doktorvater oder Prüfer nicht erkennen das wie hier bei Guttenberg und Schavan laut den Unis so "eindeutig" kopiert wurde sollte man auch alle andere Doktorarbeiten welche unter deren "aufsicht" gefertigt wurden gründlich prüfen.


    Bislang dachte ich, dass Redlichkeit und Unredlichkeit in der Wissenschaft - und nicht nur da - in einem Regel-/Ausnahmeverhältnis zueinander stehen! :rolleyes: Grundsätzlich ist Vertrauen da, dass der Doktorand selbst weiss was richtig ist. Wenn man diese grundlegende Ethik nicht mehr erwarten kann, dann ist mit der sog. gesellschaftlichen Elite was faul.


    Man kann nicht neben jeden Doktoranden einen Wissenschaftspolizisten stellen, der eine 100% Vollüberwachung leistet. Was glaubst du wie aufwändig das ist? Und was für ein Menschenbild liegt dem zugrunde?
    Es ist eben nicht damit getan alles durch eine Plagsoftware durchzunudeln. Es braucht immer manpower, um das alles zu bewerten, klassifizieren und identifizieren.


    Beunruhigend ist, dass die "Kultur des Nehmens" (lt. Weber-Wulff) schon soweit eingerissen ist, dass die Totalüberwachung (Scannen) der Doktoranden gefordert wird.


    Wer sowas fordert, räumt doch im Grunde ein, dass es seiner Ansicht nach bereits die Regel ist, dass Doktoranden gesellschaftliche Privilegien um jeden Preis sich verschaffen wollen (= die Unredlichkeit die Regel wurde) und auf breiter Front die Wissenschaft nur noch Mittel zum Zweck dazu geworden ist.

  • Zitat

    Original geschrieben von aggy
    Man sollte nicht vergessen, dass Doktorvater und Zweitprüfer bei Schavan die Möglichkeit der elektronischen Überprüfung nicht zu Gebote stand ...


    Naja, die Unis behaupten aber das sehr eindeutig fehlerhaft zitiert wurde.
    Der Prüfer wird sich doch auch sicher mit dem Thema befassen, dann sollte dem sowas auch ohne Elektronik auffallen.
    Das ist wie bei der Schavan mit dem "nicht heimlich Schämen" bei Guttenberg.
    Die Unis versuchen hier von ihren eigenen Fehlern und missständen abzulenken.

  • Zitat

    Original geschrieben von murmelchen
    Naja, die Unis behaupten aber das sehr eindeutig fehlerhaft zitiert wurde.
    Der Prüfer wird sich doch auch sicher mit dem Thema befassen, dann sollte dem sowas auch ohne Elektronik auffallen.


    Hast Du eine Ahnung wieviel Arbeiten zum Thema Gewissen veröffentlicht worden sind? Es gehört nicht zur Kenntnis des Forschungsstandes jede Einzelne davon zu kennen.


    Gleichwohl kann heutzutage, nachdem viele davon digitalisiert worden sind, festgestellt werden, dass sehr eindeutig falsch oder gar mit Täuschungsabsicht zitiert und formuliert wurde.


    Aber es ist hübsch anzusehen, wie die Verteidiger Schavans die Hilfslinie aufbauen, dass - wenn überhaupt falsch zitiert wurde und nicht völlig zulässig großzügig paraphrasiert wurde (um der besseren Lesbarkeit willen - Dissertationen sind so etwas wie Romanbiographien)- der Doktorvater und der Zweitkorrektor die Verantwortung für die Diss haben: Diese sollten also zurücktreten - von was auch immer! :D

  • Viel schlimmer als das Plagiieren finde ich den mutmaßlich sehr geringen wissenschaftlichen Wert der Diss. Ich kann auch völlig plagiatfrei meine Erlebnisse im Fußballstadion zu Papier bringen, da ist der Wert aber ebenfalls sehr gering.

  • So langsam sollte man den Thread in "Gert Postel und seine Seelenverwandten" umbennen. :p


    Oder halt was Allgemeines. Das Problem hat Meister von und zu Guttenberg zwar als Welle losgetreten, es scheint sich aber zu einem Dauerbrenner zu entwickeln. Das zeigen die zahlreichen anderen bereits in diesem Thread thematisierten Fälle.


    Die titularische Beschränkung des Threads sollte m.E. der sich fortentwickelnden Diskussion angepasst werden.


    Gut's Nächtle aus dem versoffenen Rheinland


    Frankie



    Edit:
    Postels Buch "Die Geständnisse eines Hochstaplers" ist so was von lesenswert ... ich weiß nicht, wann ich bei der Lektüre eines Buchs so gelacht habe. Das Zitat im Spiegel-Artikel "Die Prüfung im einfachen Postdienst ist offenbar die beste Voraussetzung für eine Karriere als Psychiater" ist selbst nach objektiven Maßstäben nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen. :D

  • Viele sind sich nicht bewußt, was es bedeutet, eine Doktorarbeit zu schreiben bzw. einen Doktortitel zu erlangen. Vor allem in Deutschland ist das nicht jedem so ganz bewußt.


    Man macht damit einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft/Literatur. Es ist nichts, was man mit Diplomarbeit vergleichen kann. Die Art der Recherche, die Art des Experimente und Beweisführung sind ganz anderer Natur als was man von Diplom/Masterarbeiten kennt.


    Von daher spielt es einen immense Rolle, welche eigene Leistung man beigetragen hat. Zitierregeln spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Mit Zitierregeln würdigt man auch den Urheber. Und dadurch zeigt man auch, welche Ideengänge von sich stammen und welche von anderen.


    In der Doktorarbeit muss man seinen eigenen wissenschaftlichen Beitrag zeigen, deshalb verständlich, dass Frau Schavan keinen Doktortitel behalten darf.


    Ob sie nun zurücktritt oder nicht, ist mir persönlich deshalb egal, weil sie lange Berufserfahrung hat und das sich nicht ändern wird, wenn der Doktortitel weg ist. Nur finde ich es sehr ärgerlich, dass sie durch diese Täuschung (egal in welchen Maße) Stellen (anfangs nach ihrer Doktorarbeit) bekommen hat, die sie hätte gar nicht bekommen dürfen.

    Dodge This!
    Rules of Acquisition: Free advice is seldom free. [Nov2011-Marke7000 // Nov2012- Marke 8000 // Inventar-Status seit Januar 2012-Juchu]

  • Zitat

    Original geschrieben von rmol ...


    "Direktpromotion" - unglaublich, dass es so etwas jemals gab. Keine schriftliche Prüfungen, keine Seminarscheine, keine Praktika - "nur" diese eine Arbeit und ihre Verteidigung.


    Das ist falsch. Selbstverständlich mußte man Seminarscheine und schriftliche Prüfungen machen etc. (Praktika gibt es in den Geisteswissenschaften nicht). Man musste im Hauptstudium nur mehr Seminare, Scheine und Sprachnachweise machen, als ein Magisterstudent im selben Fach.


    Bei Misserfolg stand man dann aber ohne Abschluß da. Einen guten Freund von mir hatte es nicht geschaft. Er hatte es bereits beruflich zum stellv. Geschaftsführer eines Verlages gebracht, als er vor Auslaufen der Direktpromotions-Regelung neben der Arbeit noch schell eine Diss anfertigte, diese aber für den Zweitprüfer nicht gut genug war.

    LG: V30
    Samsung: Galaxy Tab S2 LTE, A5 (2017);
    Sony: Xperia X Compact;

  • Zitat

    Original geschrieben von Sliders
    ...finde ich es sehr ärgerlich, dass sie durch diese Täuschung (egal in welchen Maße) Stellen (anfangs nach ihrer Doktorarbeit) bekommen hat, die sie hätte gar nicht bekommen dürfen.


    und v.a. die früchte daraus behalten darf ... Genauso, wie alle erwischten doper im sport den durch doping erlangten wohlstand behalten dürfen ... All diese auf unrechtmäßiger basis erworbenen güter (und (pensions)ansprüche) müssten eigentlich eingezogen und die betroffenen auf das niveau zurückgesetzt werden, auf dem sie vor beginn ihrer kriminellen aktivitäten waren. Aber da greift dann wieder der berühmte grundsatz "Die kleinen hängt man, die großen lässt man laufen" ...


    Bei den "kleinen" führen selbst kleinere verfehlungen u.U., größere verfehlungen sowieso, zu ruinösen sanktionen. Als "großer" kannst Du Dich noch so sehr daneben benehmen, zumindest in finanzieller hinsicht fällt ein "großer" niemals wirklich schmerzhaft tief.

    vielen dank für alle hilfreichen antworten


    Der teuro ist tot, es lebe die neue alte DM. Wetten auf 10-jahres-sicht werden angenommen (gibt's da eigentlich internet-wettanbieter für?).

  • Ich finde den Fall noch schlimmer als Guttenberg - die Frau ist Wissenschaftsministerin, das ist so als ob Schäuble Sportminister wäre. Dabei ist mir egal dass es 30 Jahre her ist und wie gut Schavan ihren Job gemacht hat tut auch nichts zur Sache.

  • Zitat

    Original geschrieben von Handyfan96
    die Frau ist Wissenschaftsministerin, das ist so als ob Schäuble Sportminister wäre.

    Schäuble war lange Zeit Innenminister und in dieser Funktion für den Sport verantwortlich, einen Sportminister gibt es nicht.


    Deine Aussage mit der Anspielung auf eine nicht selbst verschuldete Behinderung ist im Übrigen genauso daneben wie die Rösler-Aussage des hessischen FDP-Fritzen... :flop: :eek:

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