Führungszeugnis für ehrenamtliche Tätigkeit ?

  • Hallo,


    ein bekannter hat bei mehreren stadtteilzentren, die zum teil in städtischer, zum teil in kirchlicher trägerschaft sind, sein/e bereitschaft/interesse bekundet, ehrenamtlich tätig zu werden. Bei (mindestens) einer dieser stellen hat man ihm gesagt, daß für alle ehrenamtlichen ein führungszeugnis eingeholt werde. Dabei hat man ihm das ganze auch noch so verkauft, daß sich darum bisher die stadt gekümmert hätte, die das jetzt aber nicht mehr mache. Er müsse sich aber trotzdem nicht selbst darum kümmern, weil den papierkram jetzt das stadtteilzentrum übernehme und selbstverständlich müsse er nichts dafür bezahlen.


    Als ich das hörte, dachte ich, mein schwein pfeift. Da bietet jemand seine zeit, sein wissen, sein was-weiß-ich-was kostenlos an und dann soll er, bevor er dieses geschenk an die allgemeinheit abliefern darf, ein führungszeugnis vorlegen ? Geht's noch ? In Abwandlung eines o2-/Beckenbauer-spruchs: "Ja, ist denn heute schon 1984 ?"


    Wie denkt Ihr darüber ?

    vielen dank für alle hilfreichen antworten


    Der teuro ist tot, es lebe die neue alte DM. Wetten auf 10-jahres-sicht werden angenommen (gibt's da eigentlich internet-wettanbieter für?).

  • Ich denke auch, dass die Tätigkeit von Bedeutung sein könnte. Er wird ja eher weniger ehrenamtlich Müll einsammeln gehen. Bei einem ehrenamtlichen Engagement im Kindergarten oder ähnliches finde ich es nicht verkehrt ein Führungszeugnis einzufordern.

    "You can't connect the dots looking forward, you can only connect them looking backwards. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future. You have to trust in something — your god, destiny, life, karma, whatever." Steve Jobs

  • Ich finde das sogar sehr wichtig und gut: Man kann Leuten immer nur bis vor den Kopf gucken.
    Sonst passiert es nachher noch, dass ein Pädophiler die kleinen Pfadfinder beaufsichtigt.
    Wenn dann im Nachgang rauskäme, dass das bereits im Führungszeugnis stand und nicht überprüft wurde, wäre der Aufschrei (mit Recht) groß.


    -Andi-


    P.S. Das ist nur ein -zugegeben sehr krasses- Beispiel.

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  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Du hast die nicht ganz unwichtige Information vergessen, was dein Bekannter da ehrenamtlich eigentlich anstellen will.


    Er ist wohl zusammen mit den "ehrenamts-verwaltern" dieser stadtteilzentren noch in der orientierungsphase und daher ist noch nichts konkretes festgelegt. Es geht wohl um so dinge wie fahrdienst, vorlesedienst, hilfe bei behördenkram, seminare, hausaufgabenbetreuung, integrationskurse, gartenarbeit (für leute, die das nicht (mehr) selber können) u.v.m.. Nutznießer also alles zwischen jung und alt.


    Zwei von den vielen möglichkeiten, die man ihm aufzeigte und von denen er erzählte, fand ich ganz witzig:
    1) in einem altersheim gibt's einen stammtisch, die einen vielseitig interessierten, jüngeren mit-plauderer suchen
    2) es gibt alleinerziehende mütter, die stundenweise die anwesenheit eines mannes wünschen -- nicht, was Ihr jetzt denkt ;) (ich musste da auch schmunzeln, als ich das hörte) --, damit das/die kind/er auch eine männliche bezugsperson hat/haben.

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  • Also ich halte das mit dem Führungszeugnis für richtig.


    -Fahrdienst wäre es wohl nicht so gut wenn man schon durch sachen wie Alkohol am Steuer und Unfallflucht aufgefallen ist.
    -Was passiert wohl wenn die alleinerziehende Mutter aus dem oberen Beispiel erfährt dass der "Mann im Haus" früher schon einiges rund ums Thema Diebstahl gedreht hat.

  • Das ist ja eine Unverschämtheit! Was erlauben Staat???? :rolleyes:


    Ich denke mal, spätestens wenn es um die Kinderbetreuung in welcher Form auch immer geht, wirst auch du einsehen müssen, dass ein Führungszeugnis angebracht ist. Oder würdest du deine Kinder in Obhut von Menschen geben, über die du nichts weisst?


    Hauptsache erstmal lospoltern...

  • Was wäre wohl los, wenn er den spieß umdrehen würde nach dem motto "Ich will ja keinem Verbrecher 'was Gutes tun", und von jedem, der von seinen ehrenamtlichen aktivitäten profitiert, ein führungszeugnis verlangen würde ?


    So sehr ich die pädophilen- oder sonstige verbrecher-thematik verstehe:
    a) ist niemand gezwungen, seine ehrenamtliche bereitschaft in anspruch zu nehmen
    b) um ein beispiel aus der medizin zu bemühen: das risiko einer jeden frau, an brustkrebs zu erkranken und zu sterben (!), ist zigmal höher als das risiko, opfer eines pädophilen (oder sonstigen verbrechers) zu werden. Lassen sich die frauen deshalb reihenweise vorsorglich die brust amputieren ?
    c) ich finde einfach, daß man sich viel zu viel sorgen bei viel zu geringem risiko macht (stichwort: verhältnismäßigkeit). Und ich finde dieses führungszeugnis-ansinnen einen unverhältnismäßigen (und undankbaren) eingriff in seine grundrechte. *)
    d) das risiko, im straßenverkehr tödlich zu verunglücken oder schwerstens verletzt zu werden, ist ebenfalls zigfach höher. Meines wissens wird aber für den führerschein kein führungszeugnis verlangt (und falls doch, dann nur einmal im leben).


    Oder um es in zwei überspitzten sätzen auszudrücken:
    1) das leben endet immer tödlich. Sollte man es deshalb verbieten ?
    2) die meisten menschen sterben im bett. Sollte man deshalb betten verbieten ?


    Oder als drittes ein beispiel für etwas mit extrem hohem negativ-erlebnis-risiko, was aber dennoch nichts daran ändert, daß sich sehr viele menschen tagtäglich in das abenteuer stürzen: 1/3 aller ehen wird geschieden. Wie viele andere lebensbereiche gibt es -- wenn überhaupt --, wo jemand freiwillig etwas mit einem derart hohen schiefgehen-risiko anpackt ?



    [small]*) Aber dieser um sich greifende kontrollwahn wird -- imho -- leider von viel zu vielen menschen seit dem 11. september achselzuckend oder gar befürwortend hingenommen.
    Vor zwanzig jahren wäre ein aufschrei der empörung durch's land gegangen, wenn für die ausstellung eines reisepasses die abgabe von fingerabdrücken verlangt worden wäre -- iirc gab's zur thematik der abnahme von fingerabdrücken ohne hinreichenden verdacht einer (schweren) straftat sogar die eine oder andere -- strikt ablehnende -- BVerfG-entscheidung. Seit dem 11. september stört sowas anscheinend keine sau mehr.[/small]

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  • @ autares


    Stichworte: verhältnismäßigkeit. Menschenwürde. Unzulässigkeit eines generalverdachts und seine entsprechung: die unschuldsvermutung (bis zum beweis des gegenteils -- in unserem rechtssystem muss GsD die schuld bewiesen werden, nicht die unschuld). "Positives menschenbild".


    Alles ohne belang ? Ist die diktatur in diesem unserem lande schon zu lange her ? Wehret den anfängen !

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    Der teuro ist tot, es lebe die neue alte DM. Wetten auf 10-jahres-sicht werden angenommen (gibt's da eigentlich internet-wettanbieter für?).

  • Erzähl einem missbrauchtem Kind mal den ganzen Scheiss, den du hier in deinem letzten Posts geschrieben hast. Da wird das Kind dich fragen: warum habt ihr mich nicht geschützt und ihn überprüft? Wehret den Anfängen!


    Dieser Kommentar ist unter aller Kanone. Besser die (potenziellen) Täter schützen als die (potenziellen) Opfer - 1a!


    Edit:
    Und ich habe selten solche bescheuerten Vergleiche gelesen. Vorbeugend Verbrechen vermeiden zu wollen mit Lebensrisiken zu vergleichen - alle Achtung!

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