Vorbemerkung:
Ich bin weiterhin für einen Ersatz sämtlicher nichtdynamischer Anzeigen an einem Bahnhof. Es gibt in meinem Wirkbereich (Verkehrsverträge mit der bay. Eisenbahngesellschaft BEG) nun einen neuen Fahrkartenautomaten mit großem Display, der ist auch gleichzeitig eine Reiseauskunft - es läuft einfach die Bahnauskunft dort zum abrufen. Wer dieses Gerät nicht bedienen kann (Sehen/Hören/Haptisch) kann auch keine ausgehängten Papierfahrpläne lesen. Der Fahrgast braucht Informationen im Vorfeld (Reiseplanung) und dann vor Ort konkrete Informationen (Abfahrtsgleis/Bahnsteigbereich). Was wichtig ist, dass die Informationen stimmen und nicht durch Systemfehler den Reisenden verwirren. Früher haben wir auch schon mal so mal so zwei oder drei Zugteile spazieren gefahren, je nach Umlauf und Vorhandensein von Fahrzeugen, da haben die Leute bei Einfahrt des Zuges geschaut wie lang ist er und sind gleich passend losgespurtet. Heute haben wir flächendeckend Anzeiger an den Bahnsteigen die oft falsch sind, die Leute stehen bis der Zug hält falsch und fangen dann das rennen an. Grundlegend muss die Datenversorgung besser sein, die dahinter laufenden Systeme flexibler und einfach zu bedienen. Dann kann ich auf Papier verzichten und die Information einerseits lokal auf Displays als auch auf das Smartphone (App des Verkehrssystems) ausspielen.
Gerade für körperlich Behinderte würde die "digitalisierung" wesentliche Vorteile bringen. Es gibt auf modifizierten Smartphones heute Apps, die Inhalte von anderen Apps, die die Datenschnittstelle unterstützen für diese Personengruppen übersetzen. Sprich: Einfaches Text to Speech bis zur Umwandlung von Texten und Bildern (da hab ich eine Bekannte die daran forscht) per KI in Signale, die diese Leute erfassen können, mir wurde da ein morsendes Handy vorgeführt mit dem ein Taubblinder ganz normal Whatsapp nutzt. Daten so aufzubereiten, dass die Leute hier mit Informationen versorgt werden um ganz der Inklusion nach soweit selbstständig durchs Leben zu gehen, das wär mal eine Aufgabe für den Weltkonzern.
Beispiele warum das noch nicht so ganz funktioniert:
Gestern Abend hatte ich die Aufgabe einen Zug von München Ost nach Petershausen zu fahren. Der Zug besteht aus zwei Triebzügen, der vordere fuhr unter der Zugnummer die ich innehatte nach Petershausen, der hintere Zugteil sollte in Dachau abgekuppelt werden und nach Altomünster fahren. Dazu wurde auch eine andere Zugnummer seit dem Beginn des Zuges in Erding hinterlegt, das tauchte auch so passend in unseren Schichten und im Grundystem des ReisendenInformationSystem (RIS), das die Anzeiger am Bahnsteig steuer auf.
Wo tauchte es nicht auf? Richtig:
Als ich den Zug übernommen habe: Vollzug (Zwei Zugteile) nach Petershausen. Also völlig falsch. Wo ist der Zug nach Altomünster?
Wir können beim zentralen Ansagezentrum anrufen, dem Kollegen habe ich das dann erklärt und er hat versucht, das ins System einzupflegen:
Zwar nicht so, wie man sich das gedacht hat aber immerhin, jetzt stimmt die Informationskette.
Noch ein Beispiel, wohin das mal führen soll, wenn die Systeme weiter entwickelt werden:
Reisemöglichkeit 1: Langzug (drei Zugteile) mit dem modernen Fahrzeug Baureihe 423. Korrekt angezeigt. Der Kunde sieht die Wagensegmente und dass das Fahrzeug Klimaanlage hat.
Mein Schrotthaufen 40 Min später, heute unterwegs mit dem alten Fahrzeug (Baureihe 420). Korrekte Anzeige der Wagensegmente und dass das Fahrzeug nur eine holländische Klimaanlage (Fenster van Hand) hat. ABER: Seit Jahrzehnten gibt es bei uns keine 1. Klasse mehr - man hat nie für die Münchner Fahrzeuge eine Unterbaureihe angelegt, daher wird in diesem System jetzt die nicht vorhandene 1. Klasse angezeigt.
Leider sind die Mitarbeiter, die diese Systeme pflegen und überwachen nicht kompetent genug, so tief in die Materie einzudringen - jedes mal wenn ich mich wieder um eine interne Stellenausschreibung in die Richtung beworben habe wurde ich abgeschmettert mit der Aussage nur mit Abitur und irgendwelchem Studium - ja bitte, ich hab keins. Ich könnte lesen und schreiben, wird dort offenbar nicht so benötigt.
Wir haben immer mehr ein Problem noch Leute zu finden, die z.B. Papierfahrpläne aushängen, die den persönlichen Fahrkartenverkauf durchführen. Das wird wegfallen, das muss auch die ältere Generation begreifen und sich darauf einstellen. Meine Vermutung ist, gegen Ende des Jahrzehnts wird es keinerlei nicht-digitale Vorgänge in einer Reisekette (Zu Land, zu Wasser, zu Luft) in diesem Land mehr geben, das wird jetzt ganz schnell gehen.