Ericsson, der größte Systemlieferant der Welt
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Telekom-Ausrüster Ericsson streicht weitere 7000 Stellen
Konzernchef Svanberg will trotz schwacher Auftragslage 2003 in die Gewinnzone zurückkehren
von Reiner Gatermann
Stockholm - Carl-Henric Svanberg gab seinen Einstand als neuer Konzernchef des schwedischen Telekom-Ausstatters Ericsson mit einem weiteren drastischen Sparprogramm: Dem mit chronisch hohen Verlusten kämpfenden Unternehmen hat er die Streichung von zusätzlich 7000 Stellen verordnet. Der größte Systemlieferant der Welt, der einst mehr als 100.000 Leute beschäftigte, soll Ende 2004 damit nur noch 47.000 Mitarbeiter haben.
Die Börse reagierte auf diese Nachricht und die etwas besser ausgefallenen Quartalsergebnisse mit einem überraschend großen Kurssprung von knapp 20 Prozent.
Der Nachfolger von Kurt Hellström sieht allerdings wie die Konkurrenz noch kein Ende der Flaute. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Nachfragerückgang für Mobiltelefon-Netzsysteme um mindestens zehn Prozent. Die Einschätzung deckt sich weitgehend mit jener der Konkurrenten Nokia und Siemens, die ein Minus von mindestens 15 Prozent erwarten.
Eine Prognose darüber, wann die Wende komme, wagte Svanberg nicht. Aber trotz geringerer Umsätze hält er an dem Ziel seines Vorgängers fest: Ericsson will noch in diesem Jahr die Verlustzone verlassen. Eine Einschränkung machte der seit drei Wochen amtierende Vorstandsvorsitzende allerdings: Ein Gewinn werde nur unter Ausklammerung der neuen Rationalisierungskosten von elf Mrd. Kronen (1,2 Mrd. Euro) möglich sein.
Die jetzt erneut anstehende Streichung von 7000 Jobs ergänzt eine noch nicht abgeschlossene Entlassungsaktion mit 6000 Betroffenen. "Was wir mit 54.000 Angestellten herstellen wollen, können wir auch mit 47.000 schaffen", sagte der Ericsson-Chef dazu. Er verwies auf positive Tendenzen sowohl bei der Reduzierung der Verluste als auch beim Auftragseingang. Zu den anhaltenden Problemen der gemeinsamen Handy-Produktion mit dem japanischen Sony-Konzern meinte Svanberg, auch Sony Ericsson müsse wie der eigene Mutterkonzern schwarze Zahlen schreiben.
Analysten zeigten sich besonders von der operativen Bruttorendite und dem Cashflow beeindruckt. Trotz eines im ersten Quartal gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 30 Prozent auf 25,9 Mrd. Kronen (2,8 Mrd. Euro) eingebrochenen Umsatzes und eines starken Preisdrucks verbesserten die Schweden ihre Bruttorendite von 31,7 auf 34,1 Prozent. Svanberg schrieb dies gefallenen Zuliefererpreisen, einer höheren Kapazitätsauslastung und den von 68 auf 47 Mrd. Kronen gesenkten Kosten zu. Das Sparprogramm soll hier eine weitere Reduktion um acht Mrd. Kronen bescheren.
Negativ machte sich der schwache Dollar bemerkbar. Der Vorsteuerverlust lag bei 3,5 Mrd. Kronen (383 Mio. Euro), nach 5,2 Mrd. Kronen Verlusten im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Verlust je Aktie blieb mit 0,27 Kronen unverändert. Aus einem negativen Cashflow im ersten Quartal 2002 wurde in den ersten drei Monaten dieses Jahres ein Plus von 700 Mio. Kronen, zudem verfügt der Konzern über liquide Mittel in Höhe von 66 Mrd. Kronen. Svanberg beruhigte skeptische Analysten mit der Aussage, das Unternehmen benötige kein frisches Kapital.
Sein Ziel ist es, Ericsson auch bei einem Jahresumsatz von lediglich 100 Mrd. Kronen (2002: 146 Mrd.) schwarze Zahlen schreiben zu lassen. Der Auftragsbestand ging im Berichtszeitraum um 35 Prozent auf 27,1 Mrd. zurück, und laut Svanberg ist die Marktlage zuletzt noch unsichererer geworden. Er gehe jedoch davon aus, dass das erste Quartal das schwächste in diesem Jahr sein werde, sagte der Konzernchef.
Artikel erschienen am 30. Apr 2003
Quelle: http://www.welt.de/data/2003/04/30/81762.html
Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Es gibt immerhin noch einige Zahlen bei Ericsson, die überraschend gut erscheinen.
Mit Sony Ericsson hat das jedoch nur indirekt etwas zu tun.
Bess dehmnäx,
Carsten