Allnet Flats aus Netzbetreibersicht, Kalkulation

  • Als Mobilfunknutzer freue ich mich natürlich über die 20 € Allnet Flats. Aber interessant finde ich auch die Kalkulation dahinter und das Risiko für den Anbieter.


    Beispiel: Aldi All-in Flat 2000. Für 19,99 (brutto) erhält man 2000 Minuten in alle Netze. Ich berücksichtige nur die Terminierungsentgelte, Netzbetrieb, Kundenbetreuung oder Einnahmen außerhalb der Flatrate wie Roaming bleiben außen vor:


    Fazit
    Für Normalnutzer ist das Angebot sinnvoll kalkuliert, ich halte es aber für möglich, dass auf lange Sicht bestimmte Nutzergruppen beim jeweils betroffenen Netzbetreiber von dem Angebot ausgeschlossen werden, oder ein goldener Handschlag angeboten wird . Auf die Diskussion im TT freue ich mich schon :D . Weitere Aspekte sind die vermutlich anstehende Absenkung der Terminierungsentgelte im November und die enorme Werbe- und Akquisitionswirkung der 20 € Flatrates.

  • Ich denke, dass nur selten das gesamte Kontingent von 2000 Einheiten genutzt werden, so dass vielleicht intern mit 1500 gerechnet wird. Ausserdem werden durch den expandierenden Smartphonemarkt der Bedarf dieser Tarife häufiger nachgefragt (zumal die anderen Anbieter - Blau, Simyo und Yourfone keine echte Prepaidvariante anbietet: zB Bankkonto), überwiegend von jüngeren Nutzern, die keinen Vertrag bekommen.

    Wir brauchen alle Wachstum, sagte der Luftballon - und platzte.

  • Der "goldene Handschlag" wird in der Praxis vernachlässigbar selten bemüht. Man kann Kunden mit unliebsamem Nutzerverhalten im Datenbereich prima mit kastrierten Downloadgeschwindigkeiten ärgern. Außerdem rechnen sich die Preise meistens doch irgendwie: schließlich hängen an jedem "normalen" (= durchschnittlichen / typischen) Kunden auch noch kalkulatorisch angenehme atypische Kunden (z.B. Eltern / Schwiegereltern mit mehr Angst vor hohen Rechnungen als tatsächlich hohem Aufkommen) "unmittelbar" dran, zuzüglich mittelbar ein Freundeskreis, in dem sich auch ein paar Deppen befinden, die es "günstiger" finden wenn sie drei Schrauben brauchen statt acht Schrauben für zwei Euro im Baumarkt lieber für fünf Euro einen ganzen Eimer Schrauben in einem Sonderpostenladen zu kaufen. Die rechnen bei ihren Telefontarifen genauso dämlich. Dazu kommen noch kleine Leckerli wie Rücklastschriftgebührenwucher, Simkartentauschapothekenpreise, Herausportierungsgebühren für die Nummer am Ende etcetera. Daß zu letzterem neuerdings ausdrücklich im Gesetz steht, die Nummern nicht mehr als Geiseln nehmen zu dürfen, bis die Vertragslaufzeit erledigt ist, ist praktisch sogar günstig für die Anbieter: der Kunde kann damit praktisch früher wechseln, sagen wir, nach beispielsweise 19 Monaten, dann stehen den letzten fünf Monatspauschalen garkeine Nutzungen mehr gegenüber. Dazu kommen noch die m.E. mindestens zehn Prozent Langschläfer, die sich mit verspätetem Kündigen eine zweite Portion Vertragslaufzeit einhandeln, während die Preise am Markt schon längst wieder gefallen sind. Und falls sich doch einmal ein Anbieter verrechnet, gibt es ja noch genügend Streubesitz-Kleinaktionäre, die das mit "Wertberichtigungen" in den Bilanzen ausbaden können. Grundsätzlich galt und gilt immer: je undurchschaubarer eine Kalkulation, desto beschissener wird "der kleine Mann".


    P.S.: Die Kalkulationen setzen ja auch auf einer mittlerweile so breiten Datenbasis an durchschnittlichen tatsächlichen Nutzungen auf, daß sie nicht aus der Luft gegriffen werden müssen. Selbst zu dem Effekt, wie sich das Verhalten einer Nutzergruppe ändert wenn sie von Spitzabrechnung auf Flatrate umsteigt, gibt es zuverlässige Grundlagen. Ein Maximum von 2.000 Minuten (o.ä.) hat da nichts weiter als die gleiche psychologische Wirkung wie das besagte Kilo Schrauben: "das ist ja schon der Eimer wert, die haben sich verrechnet, ich spare Geld". Es gibt doch bestimmt auch in Deiner Stadt einen Klamottenladen mit dem Untertitel "Textiel Supers", dessen gesamteuropäischem Wiederekennungswert es keinen wirklichen Abbruch täte, das Wort "Textil" auf dem deutschen Markt in deutscher Rechtschreibung zu verwenden. Aber wozu sollte er das tun, wo der Effekt doch wunderschön funktioniert ("kuck mal die doofen Holländer, die haben sich bei ihren Preisen bestimmt verrechnet, komm, wir kaufen denen jetzt schnell den Laden leer, bevor die das merken"). Man muß den Verbraucher immer nur dazu bringen, sich einzubilden, er sei der schlauere, und schon bekommt sein Geld eine Gerinnungshemmung wie aus dem Bilderbuch :-)

    meine Einschätzungen zu VIP-SIM-Nummern und vielen anderen TK-Themen (mit dem Schwerpunkt Beschaffung von TK-Anlagen) gab es seit November 2012 auch auf http://www.telthies.de - wegen Implementierung der DSGVO pausiert dieses Angebot

  • Rechnen tut sich die All-in Flat 2000 fuer die meisten Kunden aber schon.


    Den die interne Flat und die 500 MB Datenflat sind ja schon so 10 Euro wert, so das die 2000 Allnet Einheiten effektiv auch nur 10 Euro kosten.


    Bei den 9 Cent Discounter gaebe es fuer die 10 Euro auch nur 111 Einheiten. Also heisst das, das man schon ab 111 Einheiten in die "Gewinnzone" kommt. Und das ist leicht zu schaffen.


    Realistisch finde ich eg.


    100 Minuten ins Festnetz
    50 Minuten zu anderen E-Plus Marken
    200 Minuten in Fremdnetze
    150 SMS
    250 MB Datenvolumen
    ***
    150 Minuten eingehend aus anderen Netzen
    150 eingehende SMS

  • > Realistisch finde ich eg.
    > 100 Minuten ins Festnetz / 50 Minuten zu anderen E-Plus Marken /
    > 200 Minuten in Fremdnetze
    > 150 Minuten eingehend aus anderen Netzen
    Dreihundertfünfzig Minuten abgehend zu Einhundertfünfzig Minuten ankommend, das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Sicher gibt es mehr Mobilfunker mit Allnet-Flats als in der anderen Richtung Festnetzler mit Flat inklusive Mobilfunk. Aber verteilen sich die Mobilfunker mit Allnet-Flats so ungleichmäßig über die verschiedenen Funknetze, daß insgesamt noch eine so stark asymmetrische Verteilung abgehend : ankommend zu erwarten ist ?


    Zum Thema "Gewinnzone" bin ich der Meinung, daß hier der Rechenfehler höchst populär ist, von seinen beiden stärksten Monaten im Jahresverlauf anstatt von seinem Durchschnittsverbrauch auszugehen. Die Flatrates würden sich (zumindest ohne deutliche Verteuerungen) nicht schon so lange für die Anbieter rechnen, wenn die Zahl der Kunden, die sich mit den Flatrates besser stehen, Diejenigen mit dem gegenteiligen Effekt stark überwiegen würde.


    Nach meiner Einschätzung sehen die meisten Kunden bei Flatrate-Angeboten eine Waage vor ihrem geistigen Auge und tun dann in die der Flatrate-Pauschale gegenüberliegende Waagschale ihr "Jahrhunderthochwasser" oder zumindest die zwei oder drei Rechnungen aus ihrer Erinnerung, von denen sie am stärksten geschockt waren. Vielleicht sollten sie sich gerade die lieber noch´mal hervorholen und dabei feststellen, daß da zumeist 0180er oder gar 0900er Servicenummern, Roamingzuschläge, verzögert aufsummierte Auslandsverbindungen, Auslandsumleitungen, Auslandsmailboxabfragen und sonstige Posten, die von der Flatrate eben gerade nicht entschärft werden, zu den jeweiligen "Unsummen" geführt haben.

    meine Einschätzungen zu VIP-SIM-Nummern und vielen anderen TK-Themen (mit dem Schwerpunkt Beschaffung von TK-Anlagen) gab es seit November 2012 auch auf http://www.telthies.de - wegen Implementierung der DSGVO pausiert dieses Angebot

  • Ich denke aber unter so 50 Sprachminuten und 30 SMS kommt niemand weg. Das waren dann beim Discounttarif aber schonmal 7,20 Euro. Wenn man den Datentarif dazu rechnet dann ist man dann auf jeden Fall bei gut 17 Euro.


    Fuer diese 17 Euro kann man aber nur soviel telefonieren wie unbedingt notwendig ist, und immer auf die Uhr schauen.


    Wenn man dann aber fuer so 19,99 Euro was bekommt, wie ein riesiges 2.000 Einheiten Paket oder Flat ins eigene Netz + Flat ins Wunschnetz + 100 Fremdnetzminuten + SMS Allnet Flat, dann ist das schon der bessere Deal.


    Wirklich ausnutzen tun die Flats wohl die wenigsten Kuden, aber man telefoniert auf jeden Fall mehr als wenn man keine Flat haette. Weil wenn man dafuer zahlt, dann will man sie auch nutzen.

  • Ich weiß gar nicht, ob man bei solchen Überlegungen überhaupt die konkreten Terminierungsentgelte auf der Kostenseite einbeziehen sollte. Je mehr Minuten telefoniert werden und je mehr Allnetflats bei allen Netzanbietern zu finden sind, desto mehr werden diese Entgelte für jeden Betreiber sich gegen Null verflüchtigen. Genau das wird aber zumindest bei den beiden Marktführern auch eine Rolle spielen in der eigenen Kalkulation.Die Bestandskunden der beiden sind sowieso weniger flexibel als die anderen und Allnetflats dort sowohl weniger gängig, als auch viel teurer. Dementsprechend können sie noch eher noch Normaltarife beibehalten, die mehr Umsatz bringen als Allnetflats woanders oder sogar im eigenen Haus. Dementsprechend könnten die Marktführer überproportional Terminierungsentgelte einstreichen und die anderen beiden müssten überproportional solche bezahlen.


    Auf lange Sicht sollten sich die Zahlungen zwischen den Netzbetreibern aber ausgleichen, sodaß nur noch die eigenen Kosten für Technik und Personal eine Rolle spielen sollten.


    Provider hingegen bekommen ja offenbar sowieso keine Terminierungsentgelte. Geht damit einher, daß sie auch selbst keine zahlen müssen, sondern beides ausschließlich Sache des Netzbetreibers ist?

    Je suis Charlie

  • Zitat

    Original geschrieben von drueckerdruecker
    Dementsprechend könnten die Marktführer überproportional Terminierungsentgelte einstreichen und die anderen beiden müssten überproportional solche bezahlen.


    Auf lange Sicht sollten sich die Zahlungen zwischen den Netzbetreibern aber ausgleichen, sodaß nur noch die eigenen Kosten für Technik und Personal eine Rolle spielen sollten.


    Find ich nicht!


    Das die Marktfuehrer mehr Kunden haben, hat naemlich oft schon seinen Grund:
    - besseres Netz auf dem Land
    - mehr UMTS Abdeckung
    - mehr Multimediadienste
    - SwapService fuer Handys


    Und ich finde sowas sollte schon honoriert werden.


    Eigentlich waere ich sogar dafuer die Interconnect-Entgelte nur nach Netzausbau zu berechnen. So das der, der ein perfektes GSM, UMTS und LTE Netz hat ein deutlich hoeheres Interconnect-Entgelt gekommt als der, der nur ein grobmaschiges GSM Netz hat.


    Dann wuerde der Netzausbau eher in Fahrt kommen. :top:

  • Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Ich denke aber unter so 50 Sprachminuten und 30 SMS kommt niemand weg. Das waren dann beim Discounttarif aber schonmal 7,20 Euro. Wenn man den Datentarif dazu rechnet dann ist man dann auf jeden Fall bei gut 17 Euro.
    Fuer diese 17 Euro kann man aber nur soviel telefonieren wie unbedingt notwendig ist, und immer auf die Uhr schauen.


    Für 16,95 Euro gibt es für Pfennigfuchser das gleiche Modell mit nur 500 Einheiten bei Fonic (Fonic smart). Durch schnellere Internetverbindungen als bei E-Plus auch eine brauchbare Alternative.

    Wir brauchen alle Wachstum, sagte der Luftballon - und platzte.

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