Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?

  • Ich bestreite ja nicht, dass das eine Bankrotterklärung ist. In irgendeinem Newsfeed habe ich gelesen, dass die griechische Seite gesagt habe, die Hilfe aus Frankreich sei 'unbezahlbar'. Mal ganz abgesehen von dem Schenkelklopfer, den so eine Formulierung auslöst bei manchem, wüsste ich gern, wie man sich diese Beratung praktisch vorzustellen hat. 'Ach, so macht man das also?' - 'Jetzt verstehe ich!'


    Da scheint wirklich etwas im Argen zu liegen.


    Andererseits ist mit einem Grexit niemandem geholfen, das Ganze würde vermutlich noch teurer werden, und auf eine Reform des Staates an Haupt und Gliedern können die Griechen dann erst recht lange warten.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von jungermann1
    Wer lebt denn in Griechenland besser als die Esten? Das würde ich gerne mal sehen. (…)
    Ja, jetzt kommen wohl Argumente wie "hätte man in der Vergangenheit darüber nachdenken müssen". Eben! In der Vergangenheit.


    Zum Beispiel die Älteren. Mit den grosszügigen Renten.
    Und vor allem, ja genau…


    Zitat

    Original geschrieben von jungermann1
    Ja, jetzt kommen wohl Argumente wie "hätte man in der Vergangenheit darüber nachdenken müssen". Eben! In der Vergangenheit.


    Ja genau. In der Vergangenheit haben die gut gelebt. Nämlich seit dem EURO-Beitritt verzeichneten die:


    - eine der höchsten Lohn- und Einkommenssteigerungen in Europa.
    - einen der höchsten Anstiege der Verschuldung in Europa.


    Und genau diese mittel- bis langfristig unhaltbare Entwicklung wurde in den letzten Jahren zumindest in Bezug auf die Einkommensverhältnisse korrigiert.


    Zitat

    Original geschrieben von jungermann1
    Wir leben in der Gegenwart.


    Wie stellst du dir das eigentlich in der Zukunft vor?


    Ein Land beschert seinen Bürgern massive Einkommenszuwächse - verschuldet sich dabei aber massiv.
    Später übernehmen andere EU-Länder diese Schulden, und schreiben sie ab?
    Und diese Blaupause soll die Eurogruppe auch noch anderen Ländern liefern?


    Zitat

    Original geschrieben von jungermann1
    Wir leben in der Gegenwart. Sollen wir nun, weil sich Balten und Slowenen beschweren, Griechenland in eine noch größere humanitäre Katastrophe drängen?


    Stichwort humanitäre Katastrophe: Ich will ja gar nicht bestreiten, dass die Lastenverteilung in Griechenland teils fragwürdig ist.


    Nur: Volkswirtschaftlich gesehen sehen wir momentan eher eine Konvergenz:
    Die ärmsten Eurostaaten haben in punkto Produktion und Einkommen in etwa zu Griechenland aufgeschlossen.


    Sie haben etwa ein ähnliches Niveau wie Griechenland heute (!) erreicht.
    Nur: Die freuen sich darüber.
    Während in Griechenland das als „schlimmste Austerität“ bezeichnet wird.


    Klar, ich sag's nochmal: Die Verteilung (!) des Wohlstands ist eines der Hauptprobleme dabei. Siehe dein Hinweis auf die Arbeitslosenquote in Griechenland. Aber eben: Wäre das nicht wiederum Sache Griechenlands, das innenpolitisch zu lösen?

  • Zitat

    Original geschrieben von Applied
    ...
    Während in Griechenland das als „schlimmste Austerität“ bezeichnet wird.
    ...


    Den Sachzwang, nicht dauerhaft mehr Geld ausgeben zu können, als man einnimmt, könnte man mit viel Phantasie tatsächlich unter den Begriff "Austerität" subsumieren. :D


    Nur ... wer diesen Sachzwang nicht zu akzeptieren bereit ist, darf nicht erwarten, dass irgendjemand bis in alle Ewigkeit die dadurch entstehenden Haushaltslöcher stopft. Und genau das ist es, worauf die Vorstellungen der griechischen Regierung hinauslaufen.


    Ein Schuldenschnitt jagd dann den nächsten ...

  • Zitat

    Original geschrieben von jungermann1 Allein schon die Tatsache, dass über 50% der Jugendlichen Menschen keine Arbeit haben...


    Ist eine dämliche Kennzahl, die zu solchen Falschinterpretationen einlädt. Die Jugendarbeitslosigkeit bezieht sich eben nicht auf die Grundgesamtheit der Jugendlichen, sondern auf die, die nicht studieren, nicht in der Ausbildung sind, ... . :rolleyes:


    Reine Propaganda.

  • Zitat

    Original geschrieben von Pitter
    Du hast keine Ahnung, wie das in der EU läuft. Die Kleinen haben sogar mehr zu sagen als die Großen. So hat jeder Staat z.B. im Europäischen Rat, in dem etliche Entscheidungen einstimmig getroffen werden müssen, gleich viele Stimmen, nämlich eine. Deutschland oder Großbritannien haben da genau so viel zu sagen wie z.B. Malta. Vom Stimmengewicht bei der Wahl zum Europaparlament wollen wir da gar nicht erst anfangen, dort sind die Stimmen der Wähler der bevölkerungsreichen Staaten viel weniger wert.



    Du hast das Grundproblem nicht verstanden. Natürlich können die Griechen diese Schulden niemals zurückzahlen. Aber, die dortigen Regierungen egal welcher Couleur erwecken ja noch nicht mal den Anschein, irgendetwas an Korruption, Verwaltungschaos, fehlenden Einnahmen, Lastenverteilung auf alle Schultern, Vetternwirtschaft und Geldverschwendung ändern zu wollen. Hauptsache die europäischen Partner zahlen weiter. Und daran wird sich niemals etwas ändern, wenn man Griechenland, wie in den letzten Jahren geschehen, vorab Schulden erlässt und sich auf wage Versprechungen einlässt. Ein Schuldenerlass kann erst am Ende eines wirklichen Veränderungsprozesses stehen.


    Wo habe ich denn bitte geschrieben, dass Esten und Slowaken nicht das selbe Stimmrecht haben? Ich habe lediglich geschrieben, dass deren Wort sonst kaum eine Rolle in der EU spielt, nicht deren Stimmrecht! Also zur Füchtlingspolitik z.B. habe ich nicht so deutliche Worte aus diesen Ländern gehört (außer das Ungarn Zäune bauen möchte), und auch sonst auch nicht.


    Will dich nicht persönlich angreifen, aber das Grundproblem Griechenlands hast du wohl noch nicht verstanden. Alles, aber auch wirklich alles, dreht sich in Griechenland 24/7 um die Finanzkrise. Jedes Ministerium muss sich mit Budgetkürzungen befassen, hier sparen, da sparen, hier Verwaltung verkleinern, da Stellen streichen, da Mittel kürzen - JEDES MINISTERIUM hat diesen Auftrag. Wie will man da noch auf Inhalte eingehen? Wie will man dies alles "bekämpfen", wenn oberste Priorität - und nichts anderes - die Kostenminderung ist? Stell dir mal vor, in Deutschland würde Wanka, Ministerium für Bildung und Forschung, nur darauf hinaus arbeiten, überall die Kosten zu senken, welche Inhalte würde dabei herauskommen? Wohl kaum welche. Griechischen (und auch spanischen und portugiesischen) Schulen wurden die Heizungen abgestellt, um eben Geld zu sparen. Was sollen da für Menschen nach der Schulzeit in die Welt entlassen werden? Wer soll diese Länder aufbauen, wenn die Eliten fehlen bzw. keine mehr ausgebildet werden?
    Und genau das ist das Problem der Krise. In Griechenland dreht sich 24 Std. am Tag alles um die Finanzkrise; im TV, in der Zeitung, im Alltag der Menschen - einfach überall. Vieles bleibt dadurch auf der Strecke. Durch unrealistisch gesetzt Ziele wie einen Primärüberschuss von 4,5%(!!!!!!) ist dieses Land wie gelähmt. Aber langsam versteht das der IWF, Frankreich, die USA und sicherlich auch langsam Merkel, nur weiß sie nicht, wie sie den Leuten hier erklären soll, dass ihre Euro-Politik kläglich gescheitert ist. http://www.spiegel.de/wirtscha…mschuldung-a-1042749.html
    Bitte jetzt keine Beispiele wie Portugal, Spanien oder Irland nennen. Ich war 2012 und 2015 in Portugal vor Ort (nein, nicht als Tourist). Auch dort ist die Lage katastrophal, wird aber von in DE von Medien&Politik gerne ausgeblendet. Das Armutsrisiko in Portugal liegt mit 2,1% sogar über dem in Griechenland (1,1%). Über Spanien brauchen wir erst gar nicht reden, dort sind mittlerweile fast 60% der Jugendlichen arbeitslos, in Irland sind alle jungen Menschen in englischsprachige Länder ausgewandert - solche Musterschüler hätte ich als Lehrer nicht gerne. Gut, jeder definiert das wohl anders.


    Außerdem: Wenn ich diesen Blödsinn höre, dass Griechenland in 5 Jahren nichts gemacht hat, dann kommt mir die Kotze hoch. Kein OECD-Land hat so viele Reformen durchgeboxt in den letzten Jahren. Zu sagen, da ist kaum was passiert, ist einfach nur arrogant. Natürlich musste vieles nachgeholt werden, aber es wurde nachgeholt.
    http://www.zeit.de/wirtschaft/…men-euro-zone-oecd-studie



  • Obama, sollte sich lieber um Puerto Rico kümmern. - weltweit den Oberlehrer raushängen, aber daheim bekommt er nix gebacken.


    Augsteins Artikel erinnern mich so an blumige, ausländische Zeitungsartikel. "Deutsche Panzer rollen wieder" oder der deutsche Fritz ist wieder! :D

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