Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?
- Mephisto
- Geschlossen
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Hat einer dieses Wahlplakat denn wirklich mal gesehen? Mich macht das "Hartgeld" etwa stutzig, denn die User dort sind bei solchen Dingen recht schnell "kreativ".
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ein echtes Plakat mit diesem Text habe ich nie gsehen.
Aber es gab zu der Zeit einige Informationen aus Regierungskreisen, die derartige Versprechungen (Schulden werden nicht auf die Gemeinschaft umgelegt etc) gemacht haben. Strenggenommen hatten die damals sogar Recht, die Maastrichter Verträge waren tatsächlich so geschlossen wordenm, daß jedes Euro-land für seine Schulden selbst aufkommen muss. Nur wurden diese Verträge nachdem der Euro eingeführt war, sehr schnell wieder "an die Wirklichkeit angepasst".
Ob es so ein Plakat jemals gab, ist in meinen Augen unwichtig. Fakt ist: Die inhaltlichen Aussagen die da gemacht werden, wurden damals tatsächlich von der Bundesregierung verbreitet, und das ist schlimm genug. Ob diese Aussagen nun per Plakat oder per Handzettel oder Mündlich in Fernsehansprachen gemacht wurden, ist dagegen unwichtig. -
Nur ein kleiner Hinweis: sollte das Plakat wirklich von 1999 sein, stellte die SPD Mit den Grünen die Regierung
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Zitat
Hat einer dieses Wahlplakat denn wirklich mal gesehen? Mich macht das "Hartgeld" etwa stutzig, denn die User dort sind bei solchen Dingen recht schnell "kreativ".
Richtig. Zumindest das Design passt aber in die Zeit. Würde es vom Inhalt eher nach 1998 einordnen und ein Plakat war es auch nicht, sondern höchstens ein Flyer oder eine Broschüre. Genaue Quellenangabe bei Hartgeld vorhanden?
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Zitat
Original geschrieben von oleR
Da fragt man sich, warum der hoch verschuldete deutsche Staat ausgerechnet hier so spendabel sein muss. Dass die Zahlen eh, auch in Spanien, höchstens Peanuts sind, mal dahingestellt.Meine Antwort lautet darauf: Brot und Spiele fürs Volk. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Die Leute sollen doch halt merken, wie dieser Staat auf allen Ebenen in unserer *hust* Demokratie mit den vielen Parteien, die so viele *hust* verschiedene Meinungen haben, sich um sie kümmert.Ist doch alles i.O.! Morgens bis Abends sich den Buckel krumm gearbeitet, abends bei der Aktuellen Kamera *hust*, Tagesschau natürlich, erklärt bekommen, dass Deutschland wieder die Welt gerettet hat und am Wochenende wird halt dem Ballgekicke zugeschaut und dabei ordentlich gezecht....
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Original geschrieben von R.L.
Link zur WeltonlineKlar denkende "Nordstaatler", die keiner EU-Zentralstaats-Religion anhängen...
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Daß der gemeinsame Währungsraum kollabieren wird, ist jedem halbwegs besonnenen Ökonom seit mindestens zwei Jahren bewußt. Der Euro basiert bis heute auf kindlich naiven Vorstellungen von Politikern, die von Währungsökonomie offenbar nicht die geringste Ahnung haben. Auch die bis heute betriebene Propaganda, die Krisenstaaten werden sich schon in den nächsten Jahre erholen und dann ihre Schulden tilgen, ist völlig absurd. Diese Länder haben massive Strukturprobleme, die man allenfalls langsam über Jahrzehnte lindern kann - man blicke nur in die neuen Bundesländer, die exponentiell bessere Voraussetzungen hatten (gemeinsame Sprache und Kultur, hohes Bildungsniveau, geografische Lage, hohe Mobilität der Arbeitskräfte) und trotz Milliardeninvestitionen bis heute (mit wenigen Ausnahmen) nicht zu den prophezeiten blühenden Landschaften geworden sind. Wie soll man denn bitte den Olivengürtel in ein paar Jahren auf unser Leistungsniveau anheben? Es mangelt an modernen Produktionsmitteln, an Bildung und damit an Fachkräften und Innovationsfähigkeit, man hat eine hohe Korruptionsanfälligkeit, es fehlt teilweise Infrastruktur und die Mentalität vieler verhindert eine Besserung. Vor allem aber bieten diese Länder keinerlei Anreiz für Investitionen, die unbedingt erforderlich sind um die Wirtschaft zu modernisieren. Wie also sollten sie ihre Lohnstückkosten an ein wettbewerbsfähige Niveau angleichen? Die Musterlösung für solche Fälle ist eine Abwertung der eigenen Währung, aber dieses Instrumentarium hat man diesen Ländern durch den Euro entrissen.
Das ist unter Beibehaltung des Euro völlig auswegslos.
Unabhängig von der aktuellen Krise sind die westlichen Staaten langfristig alle von der Insolvenz bedroht, denn die Schuldenstände haben nicht mehr tilgbare Höhen erreicht. Die offiziell ausgewiesenen sog. expliziten Staatsschulden sind ja nur die Spitze des Eisbergs. Daß Deutschland laut Prof. Raffelhüschen ca. € 5 Billionen impliziter Staatsschulden hat (das sind im wesentlichen Pensionsansprüche von Beamten für die es keinerlei Rücklagen gibt sowie künftige Zuschüsse zu den Sozialsystem), wird totgeschwiegen. Das ganze paart sich mit einem auf Umlageverfahren basiertem Rentenversicherungssystem und - das wird ebenso totgeschwiegen - einer existenzbedrohlichen demografischen Entwicklung. Hinzu kommt zunehmender Wettbewerbsdruck, zumindest im verarbeitenden Gewerbe, durch die Schwellenländer, die immer näher zu unseren Qualitätsstandards aufschließen.
Die aktuelle Gefahr ist nicht nur der unausweichlche Kollaps der Eurozone und damit verbunden womöglich auch der EU, sondern ein Staatsbankrott auch Deutschland und zugleich der Kollaps sämtlicher westlicher Fiatwährungen mit desaströsen Folgen. Nicht nur, daß die Menschen dabei sämtliche nicht-physischen Wertgegenstände (insbesondere Ersparnisse und Altersversorgungsansprüche) verlieren, sondern das einhergehende Abreißen von Warenversorungsketten könnte bürgerkriegsähnliche Zustände auslösen. Deutschland ist bei Energieträgern und Agrarprodukten hochgradig importabhängig und der Import hängt vom elektronischen Zahlungsverkehr ab. Wenn unsere Währung von den Lieferanten nicht mehr akzeptiert wird und/oder Bankenpleiten die Zahlungsabwicklung verunmöglichen oder die Lieferanten selbst pleite gehen, dann sind die Supermarktregale ganz schnell leer. Mangels Produktionskapazitäten werden wir uns dann auch nicht wie nach dem Zweiten Weltkrieg zeitnah autark mit Nahrungsmitteln versorgen können. Das ist zwar ein worst-case Szenario, aber die Gefahr ist groß.
Zumindest werden wir aber erleben, daß mit dem Eurokollaps ein immenser volkswirtschaftlicher Schaden (v.a. durch Verlust unseres Auslandsvermögens) entsteht und v.a. eine ca. 5-10 jährige Depression ausgelöst wird, in Folge derer Prognosen zu Folge 20-30% der deutschen Unternehmen pleite gehen werden. Im Ergebnis werden wir eine massive Arbeitslosigkeit erleben, Bankenpleiten und Inflation werden Ersparnisse und Altersvorsorge der Bevölkerung vernichten und die mittellos gewordenen Leute werden zu einer politischen Extremisierung führen.
Das wird noch richtig bitter. Ich kann da nur Nigel Farage zitieren: "We are being led by a bunch of ex-communists into disaster"Leider sind im kollektiven Gedächtnis der Deutschen Erinnerungen an wahre Not erloschen und der wohlstandsverwöhnte deutsche Michel ist schlicht zu bequem sich über die Implikationen dieser Krise Gedanken zu machen, sofern er überhaupt in der Lage ist ökonomische Zusammenhänge zu erkennen. Das ist eine tickende Zeitbombe, deren Detonation niemand aufhalten kann - die Frage ist nur, ob wir die Zeitbombe noch etwas beiseite schaffen können oder ob sie uns voll erwischt.
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Toller Beitrag, dem ich voll zustimme.
Aber: Die Lesbarkeit wird durch ein paar Absätze mehr deutlich verbessert!
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