Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    Haha. Mal zur Info: Rat mal, wieviel Schiffe der deutschen Handelsflotte unter deutscher Flagge noch fahren? Google' mal nach "Tonnagesteuer". Und mal danach, welche Flagge die Rhein(!)flussschiffe der Köln-Düsseldorfer haben. (Malta - auch wenn sie als Flussschiffe natürlich niemals nach Malta fahren können!)....


    Das das in D ähnlich läuft heißt ja noch lange nicht, dass es richtig ist. Zudem glaube ich nicht, das deutsche Reedereien grundsätzlich von der Steuer befreit sind - egal unter welcher Flagge ihre Schiffe fahren.
    Ich wär sowieso dafür, dass Malta, Panama und Bahamas die europäischen Marineschiffe vor Somalia ablösen, um "ihre" Schiffe selbst vor Piraten zu schützen.


    Zitat

    ...Wir haben auch nicht die tollsten Wirtschaftszahlen und dazu absehbar jede Menge Euro-Probleme, trotzdem zahlt Deutschland bloß völlig irreal niedrige Zinsen, während für Griechenland und andere Länder gerade alles gleichzeitig kommt, was die Sache nicht eben nicht leichter macht....


    Wenn man sich die Zinsen von Griechenland, Spanien und Italien aus den vor-Euro-Zeiten anschaut, fragt man sich, wieso die so überrascht sind. Als ob man noch niemals wesentlich höhere Zinsen gezahlt hätte. Der Euro brachte für diese Länder ganz schnell niedrige Zinssätze. Und statt damit zu investieren hat man konsumiert. Und jetzt sollen die Rechnungen andere zahlen.


    Zitat

    ...Nochmals: Ich habe nicht den Eindruck, dass man in Südeuropa darauf setzt, dauerhaft Hilfen zu bekommen. Angesichts der nötigen Dimensionen kann das auch niemand bei Verstand annehmen. ...


    Die griechische Politik und vor allem die griechische Verwaltung ist wohl weder willens noch in der Lage, irgend etwas Entscheidendes zu ändern. Da kommen dauerhafte Hilfen doch gerade recht.
    In Spanien fragt man sich, warum lässt man nicht die Banken, die sich verspekuliert haben, pleite gehen? Aber solange jemand anderes zahlt, muss man sich dort keine grossen Gedanken machen. Solange man Fußballclubs Hunderte von Millionen Steuerschulden stundet und Fußballmultimillionären Steuersätze wie Hilfsarbeitern einräumt, kann es ja eigentlich keine Geldnot geben.


    Zitat

    ...Na, es bringt... genau, Arbeitsplätze! ...


    Von philippinischen oder malayischen Seeleuten?


    Gruß
    Pitter

  • Schiffe bauen und beladen sich nicht von selbst.
    Am Hafen arbeiten auch noch paar Leute die sonst keinen Job hätten

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Zitat

    Das das in D ähnlich läuft heißt ja noch lange nicht, dass es richtig ist.


    Stimmt vollkommen. Es sollte auch nur zeigen, dass diese Idee zwar völlig richtig, aber wohl nicht so leicht durchsetzbar ist. Zumal die Griechen eben auch im Wettbewerb stehen und das auch mit den deutschen Reedern und den deutschen Discountsteuersätzen. Ich habe keine Ahnung, wie die Branche genau aufgestellt ist, aber klar ist doch auch: Man kann nicht einerseits fordern, dass ein Land mehr tut als Oliven exportieren und dann andererseits von einem der wenigen wettbewerbsfähigen Wirtschaftszweige dort verlangen, höhere Steuern als z.B. in Deutschland zu zahlen.


    Zitat

    Wenn man sich die Zinsen von Griechenland, Spanien und Italien aus den vor-Euro-Zeiten anschaut, fragt man sich, wieso die so überrascht sind. Als ob man noch niemals wesentlich höhere Zinsen gezahlt hätte. Der Euro brachte für diese Länder ganz schnell niedrige Zinssätze. Und statt damit zu investieren hat man konsumiert. Und jetzt sollen die Rechnungen andere zahlen.


    Früher war auch die Inflation zum Beispiel in Italien viel höher. Bei höherer Inflation steigen langfristig auch die geforderten Zinsen. Andere sollen nicht nur, andere müssen jetzt die Rechnung zahlen. Es gibt ja kaum noch Mittel da. Deutschland könnte im Dreieck hüpfen, das ändert nichts. Nackten Männern kann man nicht in die Taschen greifen. Man unternimmt ja auch nichts dagegen. Es sieht gerade so aus, als wenn die Exportüberschüsse einen neuen Rekord erreichen würden. Deutsche Waren gegen immer neue Schulden des Auslands - viele Volkswirtschaftler sagen, das ist Wahnsinn. Es geht trotzdem weiter.


    Zitat

    Die griechische Politik und vor allem die griechische Verwaltung ist wohl weder willens noch in der Lage, irgend etwas Entscheidendes zu ändern. Da kommen dauerhafte Hilfen doch gerade recht.


    Wer sollte wirklich dauerhaft Hilfen in den aktuellen Höhen zahlen können? Das ist Unsinn, das geht nicht. Die griechische Politik ist nach meiner Meinung gerade völlig handlungsunfähig. Einerseits arbeitet die griechische Bevölkerung gegen die Politik. Es gibt kein Vertrauen in sie und so ist sich gerade, wie geschildert, jeder selbst der nächste. Der Kahn Griechenland sinkt und kaum jemand glaubt, dass der Käptn plötzlich das Loch gestopft kriegt. Vorher war er ja auch nicht gerade der Fähigste und einen besseren mit entsprechenden Fähigkeiten hat man nicht an Bord. Also wird sich um die Rettungsboote geprügelt. In der Zeit kannst du nicht erwarten, dass die Brücke auch noch den Kurs um 180 ° drehen wird. Andererseits ist die Umgebung ebenso schwierig. Die Zinsen sind so hoch, dass man die Schulden ohne Hilfen nicht mehr tragen kann. Und die Konsequenz, diese Schulden nicht mehr zu bedienen, wollen die Gläubiger samt z.B. Deutschland unbedingt verhindern. Ergebnis: Es gibt primär neues Geld für Griechenland, damit die alten Schulden weiter bedient werden können.


    Zitat

    In Spanien fragt man sich, warum lässt man nicht die Banken, die sich verspekuliert haben, pleite gehen?


    Wie oben geschrieben: Die Banken würden andere Löcher im System aufreißen. Man versucht, diese Löcher immer weiter zu verschieben und den Gesamtzustand zu kaschieren.


    Zitat

    Aber solange jemand anderes zahlt, muss man sich dort keine grossen Gedanken machen.


    Ich glaube nicht, dass nur Spanier gegen die spanischen Banken Forderungen haben. Auch z.B. deutsche Institute oder z.B. die EZB. Die wären bei einer Pleite einfach - WEG! Sind nur einige hundert Milliarden. Ziemlich vermessen, die Zahlungen an Spanien auch noch als großzügige Gabe darzustellen - findest du nicht? Nochmal: Das Problem steckt im System und im System ist auch Deutschland drin.


    Zitat

    Solange man Fußballclubs Hunderte von Millionen Steuerschulden stundet und Fußballmultimillionären Steuersätze wie Hilfsarbeitern einräumt, kann es ja eigentlich keine Geldnot geben.


    In Deutschland kann es auch keine Überschuldung geben, wenn allein der Quasi-Staatssender ARD allein für Fußball-Übertragungsrechte pro Gebührenperiode schlappe 707 (!) Millionen Euro ausgeben kann, oder?

  • Zitat

    Original geschrieben von CK-187
    Schiffe bauen und beladen sich nicht von selbst.
    Am Hafen arbeiten auch noch paar Leute die sonst keinen Job hätten


    Ach ja? Ich wußte nicht, dass in Werften nur Schiffe der eigenen Nation gebaut werden dürfen. Und das grundsätzlich in Häfen nur Schiffe unter "eigener Flagge" anlegen und gelöscht werden war mir auch neu. ;)


    Gruß
    Pitter

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    ...In Deutschland kann es auch keine Überschuldung geben, wenn allein der Quasi-Staatssender ARD allein für Fußball-Übertragungsrechte pro Gebührenperiode schlappe 707 (!) Millionen Euro ausgeben kann, oder?


    Das sollen wohl die Zahlen für die Saison 2013/14 für die erste und zweite Bundesliga sein. Bisher habe ich dafür "nur" von 628 Millionen Euro gelesen.
    Leider findet man für Spanien nur Zahlen aus 2007/2008. Zum Vergleich sollte man da auch die Bundesligazahlen für 2008 nehmen.
    Die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga erhielten damals zusammen 407 Mio. Euro. Allein Real Madrid kassierte 135,8 Mio. € und der FC Barcelona 116,2 Mio. €. Nach deiner Argumentation könnte/dürfte es da erst recht keine Überschuldung geben, oder?


    Gruß


    Pitter

  • Zitat


    Das sollen wohl die Zahlen für die Saison 2013/14 für die erste und zweite Bundesliga sein. Bisher habe ich dafür "nur" von 628 Millionen Euro gelesen.


    Ne, es sind die Kosten der Übertragungsrechte der ARD für Fußball für eine komplette Gebührenperiode. Das ist Bundesliga, DFB-Pokal, Nationalmannschaft, EM und WM. Und von diesen Veranstaltungen nicht einmal die kompletten Rechte. Das ZDF zahlen zusätzlich bei EM, WM und Nationalmannschaft, Sky & Co. bei der Bundesliga... aber darum soll es gar nicht gehen.


    Zitat

    Die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga erhielten damals zusammen 407 Mio. Euro. Allein Real Madrid kassierte 135,8 Mio. € und der FC Barcelona 116,2 Mio. €. Nach deiner Argumentation könnte/dürfte es da erst recht keine Überschuldung geben, oder?


    Kein Plan, ich weiß nur, dass aus Gebührengeldern der deutsche Millionario-Fußball mit Milliarden durchgefüttert wird. Ich weiß auch, dass man gerade mit horrenden Kostenforderungen gegen "Facebook-Parties" vorgeht und gleichzeitig jedes Wochenende in vielen Stadien die Polizei in ähnlicher Stärke ohne Kostenerstattung arbeiten muss. Da fragt man sich, warum der hoch verschuldete deutsche Staat ausgerechnet hier so spendabel sein muss. Dass die Zahlen eh, auch in Spanien, höchstens Peanuts sind, mal dahingestellt.

  • Der Staat nimmt durch den Profifussball viel mehr Geld ein, als die Polizeieinsätze an Kosten verursachen.

    Dr. strg. c. Guttenberg

  • Zitat

    Der Staat nimmt durch den Profifussball viel mehr Geld ein, als die Polizeieinsätze an Kosten verursachen.


    Tut zwar nichts zur Sache hier, aber: sind die Gratis-Hundertschaften eine Art Großkundenrabatt vom Staat für die Fußballbranche? :) Übrigens macht auch der spanische Staat insgesamt keinen Verlust mit dem Fußball, trotz der "leichten" Steuerprobleme. Also habt euch mal nicht so.

  • PS:
    http://www.zeit.de/2012/32/Euro-Krise-Schulden-Brantner


    Zu Beginn eine sehr richtige Analyse. Ob eine dauerhafte Schuldenunion aber überhaupt wünschenswert ist, sei mal dahin gestellt. Leider wird diese Diskussion nur sehr am Rande geführt und dann überdeckt von den unsinnigen Diskussionen, ob z.B. kurz- bis mittelfristige Eurobonds zur unmittelbaren Krisenbewältigung der Untergang des Abendlandes wären.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!