Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?

  • Definiere bitte einmal "Staatsverschuldung", nur damit wir alle auf dem gleichen Nenner sind. Erst sobald das geklärt ist, können wir nämlich sagen, ob Geld zum Fenster hinausgeworfen wird, verschwendet wird usw.

  • Zitat

    Du kannst uns sicher auch sagen wer "Deutschland" ist, das ja so viel vom Euro profitiert hat.


    Zum Beispiel ein Arbeitnehmer, der nur deshalb Arbeit hatte, weil Produkte nach Griechenland verkauft werden konnten, obwohl man da eigentlich gar kein Geld dafür hatte. Sein Arbeitgeber natürlich ebenso. Steuern wurden hoffentlich auch gezahlt. Und so weiter.


    Zitat


    Deutschland ist schon fleissig am Zahlen. In Schulen hierzulande bröckelt der Putz von der Decke, unzählige Schulstunden fallen aus, weil nicht geügend Lehrer da sind, ich fahre fast täglich über eine Stoßdämpferteststrecke usw.uws. .... Um da was zu ändern ist kein Geld da. Aber schwarze Löcher ohne Boden mit Hunderten von Milliarden zu stopfen ist kein Problem.


    Ich weiß nicht, in welchem Deutschland du lebst. Ich kenne es nur so, dass schon zu meiner Schulzeit das Gebäude jahrelang zur absoluten Bruchbude heruntergewirtschaftet wurde. Und da gab es den Euro erst gerade eben. Etliche Straßen fingen auch nicht erst 2002 an, zu Off-Road-Pisten zu werden. Natürlich war damals schon kein Geld da. Entweder, das war eine dreiste Lüge - oder Deutschland lebt gerade wegen der Banken- und Staatenrettung mit vielen Milliarden über seine Verhältnisse? :)


    Zitat

    Genau, "die Deutschen" (und natürlich die Bürger der anderen Geberländer) haben vom Euro massiv profitiert. Zahlen müssen das jetzt Griechen, Spanier, Italiener usw. ohne vorher überhaupt irgendwas davon gehabt zu haben.


    1. "Die Deutschen" meint nicht jeden Deutschen. In jedem Land gab es Gruppen, die massiv vom Euro und seinen Fehlkonstruktionen profitiert haben und andere, die nichts davon hatten oder sogar drauf zahlten. In jedem Fall versuchen die privilegierten und profitierenden Gruppen, ihre Position zu retten. Auch in Deutschland.
    2. Die Krise ist aus meiner Sicht ein Gemeinschaftswerk und nicht allein auf dem Mist der "über ihre Verhältnisse" lebenden "Griechen" oder "Spaniern" entstanden.
    3. In Deutschland sind die Auswirkungen der Krise deutlich kleiner als anderswo. Es zahlen gerade andere in anderen Ländern mit richtig heftigen Problemen. In Spanien hat die Hälfte der Jugendlichen keinen Job, selbst mit Uni-Abschluss keine Chancen in Sicht, in Griechenland gehen die Medikamente aus, in Deutschland können wir über vielleicht mal mögliche Zwangshypotheken diskutieren.


    Zitat

    Oder ein Zerbrechen der Währungsunion wäre besser und billiger. Das würde auch kein zugeben wollen, weil eben neben den politischen Interessen auch wirtschaftliche und vor allem auch private Interessen vorhanden sind.


    Wäre es vielleicht auch. De facto sind die (finanziellen) Schäden ja längst entstanden. Man verwaltet sie seit zwei Jahren aber und schiebt sie von A nach B in der Hoffnung, dass der Zahltag damit immer weiter hinaus geschoben wird. Leider entstehen durch diese Maßnahmen ständig weitere Schäden, vor allem sozialer Natur.

  • Bzgl. "Geld zum Fenster rausgesch(m)issen" erinnert mich das an diverse Politiker (aus z.B. den 80er Jahren), die in der Welt rumreisten und Geld verteilten. Also "Gastgeschenke" oder "Stillhaltegelder" oder "Wirtschaftsunterstützungen" oder ganz andere Bezeichnungen. Das war aber schon durchdacht, warum man das machte und macht.
    Denn wie lautet ein Sprichwort: zuerst musst du die Saat ausbringen, später kannst du ernten.
    Und so verhält es sich ansatzweise auch mit den bedürftigen Ländern in der EU. Wir müssen unsere Saat EURO pflegen, damit wir bzw. unsere Kinder später reichlich ernten können. Und "Trockenzeiten" oder "Überschwemmungen" müssen gemeistert werden.

  • Der Grund, warum ich hier schreibe ist folgender:



    Warum muss es immer auf eine persönliche Ebene gehoben werden? Wieso geht es gegen "DEN Griechen, DEN Portugiesen, und DEN Spanier"?


    Warum müssen sich Spanier, Portugiesen und Griechen als Privatpersonen solche Kommentare anhören? Es betrifft nur die Regierungen der jeweiligen Länder, seit wann gibt es Sippenhaft? Eine Regierung abzuwählen, bedarf besserer Alternativen. Wenn die jeweiligen Völker das nicht selbst regeln können, dann muss man eben Konsequenzen ziehen, aber gegen die jeweilige Regierung dieses Landes. Umgekehrt regt sich jeder Deutsche auch auf, wenn er im Ausland auf Handlungen ehemaliger oder bestehender Regierungen angesprochen wird.


    Traurig, das die intellektuellen und gebildeten Bürger kein Gehör finden. Weder in den Medien ihres Landes, noch im Land des "Gegners". Wer bisschen mehr Grips hat, sollte versuchen seinen einfacher gestrickten Landsleuten Zusammenhänge zu erklären.


    Dummheit ist die Geissel der Menschheit. In jedem Land.

    Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.

  • Zitat

    Original geschrieben von oleR
    ...Entweder, das war eine dreiste Lüge - oder Deutschland lebt gerade wegen der Banken- und Staatenrettung mit vielen Milliarden über seine Verhältnisse?...


    Genau, wobei wir wieder beim Thema sind.


    Zitat

    ...3. In Deutschland sind die Auswirkungen der Krise deutlich kleiner als anderswo....


    Was ja auch daran liegen kann, dass wir es uns besser leisten können. Was wiederum daran liegen könnte, das "wir" in der Vergangenheit den Gürtel enger geschnallt haben und vielleicht nicht ganz soviel "Mist" wie andere bauen und gebaut haben.


    Zitat

    ... Es zahlen gerade andere in anderen Ländern mit richtig heftigen Problemen. In Spanien hat die Hälfte der Jugendlichen keinen Job, selbst mit Uni-Abschluss keine Chancen in Sicht, in Griechenland gehen die Medikamente aus...


    Und sehr viele dieser Probleme sind Marke Eigenbau. Man kann/muss den Eindruck gewinnen, dass es ja soviel bequemer ist, auf Hilfe anderer zu setzen statt im eigenen Land richtig was zu ändern.
    In Griechenland könnte man ja zur Abwechslung z.B. mal von Reedern Steuern verlangen, um mit den Einnahmen Medikamente zu importieren.


    Gruß


    Pitter

  • Pit:



    Zitat

    In Griechenland könnte man ja zur Abwechslung z.B. mal von Reedern Steuern verlangen, um mit den Einnahmen Medikamente zu importieren.


    Pauschal gedacht, aber tatsächlich der richtige Weg. :top: :top: :top:


    Denn wenn ich mir ansehe, wie wenig Steuern in dem Sektor gezahlt werden, bei den Umsätzen und Gewinnen, die sie da einfahren, dann weist das deutlich in eine Reichtung. Warum fahren wohl viele Schiffe und Reedereien unter griechischer Flagge? Wohl nicht, weil die Seeleute dort so toll sind, oder die Schiffe von superber Qualität, das können in beiden Fällen andere Länder besser.

    Suche: aktuell nichts


    30 positiv in der "neuen" Vertrauensliste, ??x mal positiv in der "Alten"..:-)


    Insider: Die Plaaaaaattttttttforrrrrrrrmmmmmmmmmm brennt nicht mehr, sie ist abgesoffen.....!

  • Die bekommen dann eine Fahne von Malta oder Panama verpasst (was die meisten jetzt schon haben) und fertig ;)


    So wie die MS "Deutschland" übrigens auch :D

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Zitat

    Original geschrieben von CK-187
    Die bekommen dann eine Fahne von Malta oder Panama verpasst (was die meisten jetzt schon haben) und fertig ;) ...


    Ja und? Reisende soll man nicht aufhalten. Was bringt ein Unternehmen, welches grundsätzlich keine Steuern zahlt, einem Staat? Davon abgesehen stellt sich natürlich immer noch die Frage, was ist mit dem Einkommen und der Einkommenssteuer des Reeders?


    Zitat

    So wie die MS "Deutschland" übrigens auch :D


    Das ist eine Fehlinformation.


    Gruß
    Pitter

  • Zitat

    In Griechenland könnte man ja zur Abwechslung z.B. mal von Reedern Steuern verlangen, um mit den Einnahmen Medikamente zu importieren.


    Haha. Mal zur Info: Rat mal, wieviel Schiffe der deutschen Handelsflotte unter deutscher Flagge noch fahren? Google' mal nach "Tonnagesteuer". Und mal danach, welche Flagge die Rhein(!)flussschiffe der Köln-Düsseldorfer haben. (Malta - auch wenn sie als Flussschiffe natürlich niemals nach Malta fahren können!).


    Im Prinzip ist dein Vorschlag super. (Fraglich, ob er spürbar Geld in die Kasse bringen würde - aber das ist ja hier eh nicht die Frage - es gibt auch heute genug Geld in Griechenland, um Medikamente zu bezahlen, wenn man es nur wollte. Es ist eine Prioritätenfrage und da stehen z.B. Banken gerade höher als Krankenhäuser.) Aber, das kennt jeder aus Deutschland, es gibt 1.001 Grund, warum man selbst gerade keine Steuern zahlen sollte und sonst einfach ins Ausland gehen würde. Halten viele Deutsche ja nicht anders, obwohl wir die Kohle aus höheren Steuern auch dringend bräuchten. Haben ja auch > 2 Billionen Euro Schulden. Warum besteuern wir unsere Reeder nicht endlich angemessen?


    Zitat

    Was ja auch daran liegen kann, dass wir es uns besser leisten können. Was wiederum daran liegen könnte, das "wir" in der Vergangenheit den Gürtel enger geschnallt haben und vielleicht nicht ganz soviel "Mist" wie andere bauen und gebaut haben.



    Ich glaube, das ist einfach ein Mix aus verschiedensten Faktoren, die keiner so richtig versteht. Wir haben auch nicht die tollsten Wirtschaftszahlen und dazu absehbar jede Menge Euro-Probleme, trotzdem zahlt Deutschland bloß völlig irreal niedrige Zinsen, während für Griechenland und andere Länder gerade alles gleichzeitig kommt, was die Sache nicht eben nicht leichter macht.


    Zitat


    Und sehr viele dieser Probleme sind Marke Eigenbau. Man kann/muss den Eindruck gewinnen, dass es ja soviel bequemer ist, auf Hilfe anderer zu setzen statt im eigenen Land richtig was zu ändern.


    Nochmals: Ich habe nicht den Eindruck, dass man in Südeuropa darauf setzt, dauerhaft Hilfen zu bekommen. Angesichts der nötigen Dimensionen kann das auch niemand bei Verstand annehmen. Für wie blöd haltet ihr die Leute? Was da gerade stattfindet, ist "Rette sich wer kann". Die Wirtschaft in Griechenland ist in tiefster Rezession. Man hat das Gefühl, man sitzt auf einem völlig absaufenden Schiff. Jeder versucht gerade, wenigstens den Status Quo einigermaßen zu halten, vom Armen bis zum Superreichen. Unter den Voraussetzungen würde auch in Deutschland eine Reform nicht in 1-2 Jahren Wirkung zeigen. Keine Ahnung, wie man auch nur auf die Idee kam, das würde in der kurzen Zeit funktionieren.


    Zitat

    Ja und? Reisende soll man nicht aufhalten. Was bringt ein Unternehmen, welches grundsätzlich keine Steuern zahlt, einem Staat? Davon abgesehen stellt sich natürlich immer noch die Frage, was ist mit dem Einkommen und der Einkommenssteuer des Reeders?


    Na, es bringt... genau, Arbeitsplätze! :) Als wenn das hoch verschuldete Deutschland noch nie Millionensubventionen für komplette Fabriken ausgegeben hätte.

  • Zitat

    Original geschrieben von Pitter
    Ja und? Reisende soll man nicht aufhalten. Was bringt ein Unternehmen, welches grundsätzlich keine Steuern zahlt, einem Staat? Davon abgesehen stellt sich natürlich immer noch die Frage, was ist mit dem Einkommen und der Einkommenssteuer des Reeders?


    Das hat ja oleR schon beantwortet.
    Bin eigentlich davon ausgegangen das man sowas gerade hierzulande nicht weiter erörtern muß da es sich um das höchste Gut der Nation handelt ;)
    Es ist der gleiche Grund wieso deutsche Großunternehmen auch keine Steuern zahlen ;)



    Zitat

    Original geschrieben von Pitter
    Das ist eine Fehlinformation.


    Gruß
    Pitter


    Hab ich auch gerade gelesen. Meine Info war zwei Wochen alt. In der Zwischenzeit scheint wohl irgendjemand mit irgemand anderen ins Bett gestiegen zu sein und der Plan wurde geändert. Wer weiß welche Deals dabei ausgehandelt wurden ;)

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

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