Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?

  • Die Sache mit dem Fonds sehe ich nach wie vor kritisch. Inhaltlich ist es der Punkt, bei dem ich die Griechen verstehen kann. Wenn es einen Fonds gibt, muss dieser nach wie vor von griechischer Seite kontrolliert werden dürfen - bei allem Gerede über die fehlende Effizienz in Griechenland.


    Die übrigen Maßnahmen finde ich hart, aber nicht drakonisch. Das Problem sehe ich eher darin, dass das Parlament in zwei Tagen seine Zustimmung geben muss. Das wird verdammt schwierig.


    Der harte Verhandlungsstil Deutschlands (und Finnlands) hat, wenn die Verhandlungen erfolgreich zu Ende geführt werden, vielleicht einen Sinn gehabt, er hat aber der Reputation des Landes leider geschadet, vor allem in der Internetöffentlichkeit, die heutzutage EU-Verhandlungen ja beinahe so gut verfolgen kann, als säße sie mit Merkel und Hollande an einem Tisch. Mal sehen, was sich da machen lässt, um den Schaden zu kitten. Ich bin da ein bisschen skeptisch.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von 200prokdzufriedh
    ...
    B.
    Schon bemerkenswert, dass die derzeit diskutierte Vorschlagsliste nun auf so große Widerstände bzw. weitere Verschärfungsforderungen stößt, obwohl sie angeblich sogar mehr Einschnitte für GR bedeutet als das "großzügige Angebot" der Teuro-"Partner", über das im Referendum abgestimmt wurde...


    Eher nicht bemerkenswert.


    Die Bedingungen, die per Referendum abgelehnt wurden, waren die von Hilfsgeldern des EFSF.


    Das nunmehrige Hilfspaket kann nur noch nach den Regeln des ESM geschnürt werden, dessen Anforderungen in etlichen Punkten deutlich strenger sind, als die des EFSF.


    Tsipras und Varoufakis war sonnenklar, dass bei Ablehnung der damaligen Bedingungen die Anforderungen an ein Hilfspaket weiter steigen würden. Sie wussten also genau, was sie taten.



    Momentan tobt ein Rumpelstilzchen in Übersee, weil es fürchtet, dass Griechenland im Falle eines Grexits die Wirtschaftssanktionen gegen Russland (und manche NATO-Provokationen) nicht weiter mittragen könnte.


    Dabei wäre die Lösung so einfach. USA und NATO könnten sich ob ihres übergroßen Interesses an der Rettung Griechenlands finanziell beteiligen. Ansonsten mögen sie gefälligst die Klappe halten, wenn es darum geht, das Geld anderer zu verbrennen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Timba69
    Witzig ist, das Frankreich (was hier vor kurzem vor einigen Usern noch gelobt wurde!) bilaterale Kredite zur Notunterstützung bei der Übergangsphase vor ein paar Stunden abgelehnt hat. Helfen ja, aber bitte nicht mit französischen Steuergeldern.


    Na ja, es ist ja jetzt nicht gerade so, als hätten die Franzosen nicht bereits Milliarden zur Verfügung gestellt oder garantiert. Jedes Euroland stellt Garantien in - im Verhältnis zum jeweiligen Staatshaushalt - beträchtlicher Höhe zur Verfügung. Das gilt für die Finnen ebenso wie für die Deutschen, die Franzosen oder die Letten.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Tsipras und Varoufakis war sonnenklar, dass bei Ablehnung der damaligen Bedingungen die Anforderungen an ein Hilfspaket weiter steigen würden. Sie wussten also genau, was sie taten.


    Ich bin ehrlich gesagt skeptisch. Ich glaube eher, dass beide bei Regierungsantritt erstens dachten, dass sie die Europartner von einem Politikwechsel überzeugen könnten (wobei sie den bereits entstandenen Unmut insbesondere im deutschen Finanzministerium unterschätzten sowie die Analyse der Nordstaaten, dass Griechenland dringend zu lösende strukturelle Probleme hat), und dass sie zweitens annahmen, dass Verfahren und Prozedere sich relativ leicht ändern lassen, wenn eine inhaltliche Einigung da ist. Und schließlich hat Tsipras unterschätzt, welche negative Wirkung seine relativ scharfe Rhetorik in Griechenland (Berlin die europafeindlichste Stadt Europas etc.) auf die Verhandlungen ausübt.


    Das ist alles ziemlich bedauerlich, vor allem wenn man bedenkt, wie nah eine Einigung vor gut zwei Wochen war. Da hätte er das Angebot Merkels und Hollandes einfach annehmen sollen - auch wenn dies in seiner Partei sicher schwer zu vermitteln gewesen wäre.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Jetzt will Frankreich doch einen Kredit geben...

    Suche: aktuell nichts


    30 positiv in der "neuen" Vertrauensliste, ??x mal positiv in der "Alten"..:-)


    Insider: Die Plaaaaaattttttttforrrrrrrrmmmmmmmmmm brennt nicht mehr, sie ist abgesoffen.....!

  • Die Antwort ist einfach: reichlich.


    Und in ein paar Monaten geht das eh wieder von vorne los....oder glaubt hier jemand was anderes....?!

    Suche: aktuell nichts


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    Insider: Die Plaaaaaattttttttforrrrrrrrmmmmmmmmmm brennt nicht mehr, sie ist abgesoffen.....!

  • Zitat

    Original geschrieben von Timba69
    Und in ein paar Monaten geht das eh wieder von vorne los....oder glaubt hier jemand was anderes....?!


    Nee, nur die Staatsvertreter glauben das. :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von 200prokdzufriedh


    Die für GR jetzt im Raum stehende NEUverschuldung von weiteren 100 Mrd. (Betrag wird in den nächsten Tagen/Wochen nach Hoeness'schem Vorbild wohl noch weiter nach oben "angepasst" werden) für drei Jahre entspricht 33 Mrd. p.a..

    Die 100Mrd dienen teilweise auch der Prolongation von bestehenden Krediten. Insofern ist die NEUverschuldung deutlich geringer. Wieviel Geld davon tatsächlich in GR ankommen soll, konnte ich noch nirgends finden. Beim letzten Mal waren es rund 10% der Gesamtsumme.
    Edit: lt Angaben des Spiegel sollen nur 12,5Mrd als Invest-Anteil bereit stehen. Beim letzten Mal waren es noch 27Mrd.

    Zitat

    Indem man den Griechen dieses Geld (als "Darlehen") gibt, prügelt man sie also geradezu in die ewige Rolle des heillos überschuldeten Zinssklaven hinein.
    I.a.W.: die Lösung kann - falls es überhaupt eine gibt - nur der Grexit mit folgenden Hilfspaketen (geschenkt, nicht geliehen) sein.

    Zweifellos richtig. Ich hatte bereits im Juni hier im Forum gefragt, warum der Grexit plötzlich vom Tisch war (außer bei Schäuble und vllt Varoufakis). Die entscheidende Antwort lieferten kurz darauf US-Statement, in denen betont wurde, dass für die US-Regierung
    'Griechenland eine zentrale Frage der nationalen und hegemonialen Sicherheitsinteressen der USA darstelle' :apaul:


    Dies ist für mich auch die einzige Erklärung, weshalb sich GR überhaupt mit so einem Knebelvertrag auf den Status eines Protektorates unterwirft. Man muss davon ausgehen, dass die USA auch die militärischen Option zur Lösung der Krise gegenüber GR andeuteten. Warum sonst sollte Tsipras sein Land plötzlich derart verraten und verkaufen, nachdem er kurz zuvor noch die Rückendeckung seines Volkes erhielt ?!

    Zitat

    ...denn egal, ob es nun eine, zehn, 100 oder 1.000 Mrd. sind: GR wird's nie zurückzahlen (können), sondern nur noch abhängiger vom Wohlwollen/Geldbeutel der anderen werden.

    Es ist eine von den Medien geschürte Illusion, dass Staatsschulden überhaupt zurück gezahlt werden sollen. Kein Land der EU macht das oder hat diese Absicht. Unser Finanzsystem basiert darauf, dass durch Kreditvergabe Geld geschaffen wird.
    Das entstandene Geld-Guthaben (Gläubiger) erfordert daher logischerweise immer die äquivalente Menge Schuldner.
    Man kann das System am ehesten mit den Hebelwirkungen im Optionshandel vergleichen. Mit den Zinsen 'erkaufen' sich die Staaten ein Mehrfaches an Geldmenge (Kredit). Die Höhe des möglichen (Neu-) Kredits hängt dabei nur von den bezahlbaren (tragbaren) Kosten (Zins) ab.


    Dass diese exponentiell steigende Geldmenge ein grundsätzliches Problem darstellt, ist eine andere Frage, die Varoufakis grundsätzlich lösen wollte (was ihm leider nicht gelang). Varoufakis hat in der Spieltheorie geforscht und dabei auch das Verhalten der Teilnehmer im Optionshandel analysiert.


    So neu ist das alles natürlich auch nicht, denn schließlich ist in allen Religionen der Zins (-handel) verboten. Die Leute damals werden schon gewusst haben, warum sie das in der Bibel, dem Koran etc verankerten - genutzt hat es allerdings nichts, wie man nun wieder sieht.

  • Zitat

    Original geschrieben von Timba69
    Die Antwort ist einfach: reichlich.


    Und in ein paar Monaten geht das eh wieder von vorne los....oder glaubt hier jemand was anderes....?!


    Ich persönlich freue mich schon ganz besonders auf die neuen "persönlichen Erklärungen" unserer Bundestagsabgeordneten von der Union, in denen sie Stein und Bein schwören werden, mit absoluter Sicherheit nur noch dieses eine mal einem neuen "Rettungspaket" zustimmen zu wollen und danach niemals wieder. Beim Zeus!

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