Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?

  • Hallo Community,


    seit geraumer Zeit hatte ich es offen gestanden aufgegeben, der Staatsschulden-/Bankenkrise noch weiter zu folgen. Der heutige Spiegel-Artikel zur nun wohl doch über kurz oder lang folgenden Einführung von Eurobonds hat mir dann aber doch die Hutschnur hochgehen lassen.


    Wie soll man der Regierung und dem Parlament denn noch trauen können?


    Angela M. zum Ausbruch der Griechenland-Krise: Nicht ein Euro wird fließen.
    Status quo heute: hinter vorgehaltener Hand diskutiert Berlin schon über Griechenland Paket Nummer 3.


    Angela M. zur Bankenrettung: Banken werden nicht direkt mit Steuerzahlermitteln gestützt.
    Status quo heute: Freier Zugriff auf ESM-Mittel für marode Banken.


    Angela M. zu Eurobonds: Nicht, so lange ich lebe.
    Status quo heute: Gemeinsame Anleihen sind eine Option.


    (Natürlich wie immer nur unter harten Kriterien und strenger Kontrolle...)


    Apropos: Bindung der Griechenland-Hilfsmittel nur an die Einhaltung strikter Sparbedingungen.
    Status quo heute: Nachverhandlung.



    Ich frage mich in dieser Situation ernsthaft, wie ich meiner Regierung und meinen Volksvertretern überhaupt noch vertrauen soll; und damit frage ich mich ebenfalls ernsthaft, ob der deutsche Michel nicht irgendwann einmal doch genug hat, und die Faust nicht nur in der Tasche ballt. Was meint ihr?

  • Die Salamitaktik läuft seit vier Jahren und ist doch ziemlich erfolgreich, nicht? Man hat den Zusammenbruch jeweils aufschieben können, ohne dass es in Deutschland Stress gab.


    Zitat

    Ich frage mich in dieser Situation ernsthaft, wie ich meiner Regierung und meinen Volksvertretern überhaupt noch vertrauen soll


    Merkel hat sehr gute Zustimmungswerte, die Parteien hinter der Euro-Rettungspolitik in jeder Umfrage eine überragende Mehrheit. Obwohl jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.


    Zitat

    und damit frage ich mich ebenfalls ernsthaft, ob der deutsche Michel nicht irgendwann einmal doch genug hat, und die Faust nicht nur in der Tasche ballt. Was meint ihr?


    Deutschland hängt mittlerweile so tief in der längst vorhandenen Haftungsunion, dass der Michel im Dreieck tanzen kann. Wenn er "njet" sagt und rebelliert, bricht das Konstrukt sofort zusammen. Wenn er weiter mitmacht, hält es wenigstens noch ein paar Wochen bis Monate mit der leisen Hoffnung, dass es ein Wunder gibt und alles wieder gut wird :)


    Ich war vergangene Woche in Griechenland. Da steppt der Bär. Nicht nur ob der XXL-Arbeits- und mittlerweile auch vielerorts Hoffnungslosigkeit. Ganz offensichtlich: Das Gesundheitssystem ist gerade am Kollabieren. Die Kassen haben kein Geld mehr, in den Krankenhäusern gehen die Medikamente aus.

  • Ich glaube kaum, dass dies hier die geeignete Plattform ist um darüber sinnvoll zu diskutieren.
    Leider ist die Stimmung durch dies Stammtisch-Ökonomie-Pamphlet doch sehr einseitig aufgeheizt worden, insbesondere natürlich bei denjenigen die naturgemäss viel zu wenig Detailkenntnisse haben um genau genug zu verstehen worüber sie sich eigentlich aufregen (wollen).


    Ich halte es eher mit der erfreulich sachlich-nüchternen Entgegnung der wirklichen Experten:


    Gegenposition

    „Im Übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht“
    (Kurt Tucholsky)

  • siehe threads "Bekommen wir die DM wieder?" und "Neufassung des Meldegesetzes".


    Kurz: unsere (und nicht nur unsere) volksver(t)reter fahren mit uns, den von ihnen verabschiedeten verträgen/gesetzen und sogar ihren eigenen meinungen schlitten, daß selbst eine verteilung auf alle berge dieser welt nicht ausreichen würde, um KEINEN stau der schlittenfahrer zu verursachen.


    Mutti hat noch JEDE ihrer aussagen zum thema sch...euro/GR/banken gebrochen und wird das auch künftig tun *). Das ist trauriger- und beschämenderweise die einzige verlässliche -- welch bittere ironie -- konstante in dieser endlosen geschichte des schreckens ohne ende (statt eines (zwar schmerzhaften, aber letztlich viel billigeren) endes mit schrecken).



    *) wie sagte ein politiker der hoffentlich bald aus dem bundestag verschwindenden mehrheitsbeschaffer-partei zu ihrer kürzlichen äußerung, daß es keine eurobonds geben werde, solange sie lebe: "Wir wünschen ihr ein langes Leben". Dem würde ich ja zustimmen, wenn ich ihr glauben würde. Tu ich aber nicht und deshalb wünsche ich ...

    vielen dank für alle hilfreichen antworten


    Der teuro ist tot, es lebe die neue alte DM. Wetten auf 10-jahres-sicht werden angenommen (gibt's da eigentlich internet-wettanbieter für?).

  • Zitat

    Original geschrieben von TM1
    Leider ist die Stimmung durch dies Stammtisch-Ökonomie-Pamphlet doch sehr einseitig aufgeheizt worden, insbesondere natürlich bei denjenigen die naturgemäss viel zu wenig Detailkenntnisse haben um genau genug zu verstehen worüber sie sich eigentlich aufregen (wollen).


    Ich nehme ungeachtet dieser ein wenig anmaßenden und offen gestanden recht beleidigenden Unterstellung trotzdem mal das Credo für mich in Anspruch, mich recht firm in der Thematik auszukennen.


    Und wenn auch der Bundespräsident klare, verbindliche und erklärende Worte von der Kanzlerin fordert scheint mir die Frage, ob man der Politik noch vertrauen kann, nicht allzu fernliegend;

  • Re: Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?


    Zitat

    Original geschrieben von Mephisto
    und damit frage ich mich ebenfalls ernsthaft, ob der deutsche Michel nicht irgendwann einmal doch genug hat, und die Faust nicht nur in der Tasche ballt. Was meint ihr?


    Solange die Leute sich so etwas in einem Telefonforum fragen: Noch sehr lange.

  • Re: Re: Europäische Schuldenunion - ist der Politik überhaupt noch zu trauen?


    Zitat

    Original geschrieben von autares
    Solange die Leute sich so etwas in einem Telefonforum fragen: Noch sehr lange.


    Naja, man kann es auch andersrum sehen. Wenn sowas schon in einem Telefonforum diskutiert wird... ;)

    Ihr wundert euch wirklich, warum Eure Eigentumswohnung 400.000 €* 650.000 €** kostet, wenn der Bauherr Ferrari F430 & 458, Porsche Carrera GT & 911 fährt?
    * 2013, ** 2015

  • Zitat

    Original geschrieben von Mephisto
    Ich nehme ungeachtet dieser ein wenig anmaßenden und offen gestanden recht beleidigenden Unterstellung


    Oh, ich meinte das keineswegs irgendwie anmassend oder beleidigend, sondern schlicht ganz nüchtern: Wer ist denn schon studierter Volkswirt um den hochkomplexen Sachverhalt in Gänze fundiert und detailliert überblicken und beurteilen zu können?

    „Im Übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht“
    (Kurt Tucholsky)

  • Zitat

    Original geschrieben von Mephisto
    Ich nehme ungeachtet dieser ein wenig anmaßenden und offen gestanden recht beleidigenden Unterstellung trotzdem mal das Credo für mich in Anspruch, mich recht firm in der Thematik auszukennen.

    Obwohl du's schon laut Eingangssatz aufgegeben hast, "der Staatsschulden-/Bankenkrise noch weiter zu folgen"? <-;<

    Zitat

    Und wenn auch der Bundespräsident klare, verbindliche und erklärende Worte von der Kanzlerin fordert scheint mir die Frage, ob man der Politik noch vertrauen kann, nicht allzu fernliegend;

    Schon die Frage im Titel hat etwas demagogisches, der ja Widerspruch schon im voraus für absurd erklärt. Das hat was von den Themensetzungen der sowohl überbordenden, als auch überflüssigen - wenn nicht sogar im Kern schädlichen, weil nur der Protagonistenprofilierung dienlichen - Fernsehrederunden.


    Ich vertraue der Politik - sowieso und weiterhin. Und nun? d-:=

    Je suis Charlie

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