Nokia & Windows Phone - die schlechten Nachrichten nehmen kein Ende

  • Hier gibt es sehr übersichtlich die wichtigsten Bilanzzahlen von 2005 bis 2011.


    Besonders beeindruckt hat mich die Entwicklung der Mitarbeiterzahlen in Relation zum Umsatz: ein Unternehmen, das bei 20 % geringeren Umsätzen die Mitarbeiterzahl verdoppelt, kann ja eigentlich nur den Weg in die Verluste antreten.
    Der Umsatz je Mitarbeiter hat sich im gleichen Zeitraum halbiert. Um dabei keine Gewinnrückgänge zu erleiden, hätte sich die Produktivität = die Marge je Umsatz-Einheit erheblich (proportional zum prozentualen Anteil der Personalkosten in den Gestehungskosten) erhöhen müssen.


    Das Segment "Smartphone" hat sich seit ca. 2007 etabliert und in diesem Zeitraum ist der Markt insgesamt sehr viel grösser geworden - nur sind diese zusätzlichen Verkäufe an NOKIA völlig vorbeigegangen. Die Gründe sind allen, die hier mitlesen, ausreichend bekannt.


    Wenn ich mir diese Zahlen anschaue kann ich die "Burning Platform" nachvollziehen - ob daraus die richtigen Folgerungen gezogen wurden, ist dennoch eine andere Diskussion.

  • Der Sprung von 2006 zu 2007 kam zustande, da Nokia dort Nokia Siemens Networks erstmals voll in die Bilanz mit aufnahm. Von daher sind die Zahlen ab 2007 mit den Vorjahren nur schwer vergleichbar.

  • Zitat

    Original geschrieben von Rugoz
    3'564m sind übrig. Wenn sich die gegenwärtigen Verluste fortsetzen, gibts immerhin noch 6 quartale zu leben :)

    Das stimmt so leider nicht. Schon im Q2 'gehörten' NSN 1,9 Milliarden Euro, in Q3 hatte NSN wieder positiven cash flow (gut 100 Millionen im Q2), daher dürfte der Anteil von NSN nun bei mindestens 2 Milliarden Euro liegen.
    Es bleiben Nokia (ohne NSN) also nur 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro an cash. Das kann -je nach Veräußerungsgewinnen (Stichwort Vertu, HQ in Espoo etc), Entwicklung der Verkaufserlöse sowie der operativen und Restrukturierungskosten (zumindest letzteres sollte etwas besser werden) in 2-4 Quartalen aufgebraucht sein. Wenn ich recht erinnere soll es noch eine Kreditlinie von 1,5 Milliarden geben, aber das dürfte dann auch wirklich alles gewesen sein.
    Ich nehme daher an, daß es demnächst nochmal Entlassungen oder gar noch eine Werksschließung in der Produktion geben wird. Ich meine sogar schon was von um 100 entlassenen Leuten in der chinesischen Fertigung gelesen zu haben.

    Zitat

    Original geschrieben von Timba69
      Tala:
    Nein, ich meine den Bericht, denn du scheinbar nicht gefunden und gelesen hast, im Gegensatz zu allen anderen hier.

    Also ich habe jenen auch nicht finden können. Einzig Berechnungen/Abschätzungen nach ASP/Umsatz sind mir bekannt. Von Nokia konnte ich bisher nun ungefähre Zahlen zu den Verkäufen/Auslieferungen der Lumias (insbesondere in den Quartalsberichten) finden. Nach den Abschätzungen scheint mir aber plausibel von einem Minimum(!) von 1 Million N9 (insgesamt) auszugehen.


    Zitat

    Original geschrieben von Tala
    Bei einem ASP von 155€ dürfte schnell klar werden, dass der Anteil des 808 marginal ist...so viel zum Thema "allen voran".

    Was man so marginal nennt. Der ASP für die Symbians (bzw. Nicht-Lumias) lag im Q3 bei etwas über 150€. Im Q2 lag der Symbian ASP noch bei gut 128€.
    Gehe ich von gleichbleibendem ASP für den Symbianmix ohne 808 aus und von 220€ ASP fürs 808 (ich hab mal den Lumia ASP vom Q1 angesetzt), komme ich auf etwa 0,8 Millionen verkaufte 808. Von Nokia gibt es natürlich keine offiziellen Verkaufszahlen...


    Zitat

    Original geschrieben von harlekyn
    Was man sich auch mal vor Augen fuehren muss: Mit jedem verkauften Smartphone hat Nokia fast 100 EUR Miese (!) gemacht.

    Das ist mal eine lustig berechnete Größe. ;)
    Wirklich deprimierend finde ich, daß im Q3 sogar der "gross margin" bei den Smartphones negativ ist: -3,5%
    Also 5,4€ Miese pro produziertem/verkauften Smartphone und dann kommen noch die operativen Ausgaben von 441 Millionen dazu. Also satte 477 Millionen Miese nur aus dem operativen Geschäft, oben drauf kommen noch die Restrukturierungskosten (454 Millionen für Smart-und Featurephones zusammen)...


    Zitat

    Original geschrieben von imagomundi
    Das Segment "Smartphone" hat sich seit ca. 2007 etabliert und in diesem Zeitraum ist der Markt insgesamt sehr viel grösser geworden - nur sind diese zusätzlichen Verkäufe an NOKIA völlig vorbeigegangen.

    Würde ich so nicht sagen. Zu einen hat Nokia schon in 2006 etwa 39 Millionen 'Smartphones' verkauft, zum anderen steigerte sich das auf 60,5 Millionen (2007 und 2008), dann 67,8 Millionen (2009) bis zu 101,5 Millionen (2010). 2011 dann noch 77,3 Millionen, in 2012 bisher 28,4 Millionen.

    Zitat

    Die Gründe sind allen, die hier mitlesen, ausreichend bekannt.

    Nur scheint mir, daß da Viele sehr Unterschiedliches unter "die Gründe" verstehen bzw. interpretieren. Der eine denkt Managementversagen, der andere denkt "burning platform", der dritte eine Kombi aus beidem etc pp.
    Ich lese/interpretiere aus den Zahlen (und Begleitumständen) z.B. daß Nokia 2008 richtig kalt vom iPhone 3G erwischt wurde -es gab sogar rückläufige Verkaufszahlen im Q3/Q4/Q1 2008/2009 bei Nokia! Damals kam Nokia aber auch endlich langsam auf die Idee, daß sich was ändern muss -z.B. Kauf von Navteq und Qt/Trolltech in 2007/08. 2010 wurde der Joker mit kostenloser Navigation ins Spiel gebracht.
    Nur sehe ich da auch das komplette Versagen des obersten Managements, das es z.B. von Herbst 2008 bis Frühjahr 2010 nicht geschafft hat den CTO Posten neu zu besetzen- und anscheinend auch keine strategische (Platform)Vision hatte. Rich Green hat dann anscheinend recht schnell angefangen aufzuräumen- bis Elop dann abgeräumt hat. ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von kues
    Das stimmt so leider nicht. Schon im Q2 'gehörten' NSN 1,9 Milliarden Euro, in Q3 hatte NSN wieder positiven cash flow (gut 100 Millionen im Q2), daher dürfte der Anteil von NSN nun bei mindestens 2 Milliarden Euro liegen.
    Es bleiben Nokia (ohne NSN) also nur 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro an cash. Das kann -je nach Veräußerungsgewinnen (Stichwort Vertu, HQ in Espoo etc), Entwicklung der Verkaufserlöse sowie der operativen und Restrukturierungskosten (zumindest letzteres sollte etwas besser werden) in 2-4 Quartalen aufgebraucht sein. Wenn ich recht erinnere soll es noch eine Kreditlinie von 1,5 Milliarden geben, aber das dürfte dann auch wirklich alles gewesen sein.

    Nach dem Lesen der Earnings call zum Q3 (jetzt hab ichs auch [neu?] in der Pressemitteilung entdeckt), muss ich mich korrigieren:
    Die 2 Milliarden von NSN sind nach dem CFO "gross cash", der "net cash" von NSN sind nur 620 Millionen. Mithin ist Nokia (ohne NSN) in einer deutlich besseren cash Situation, rund 2,9 Milliarden Euro.
    Die traurige Seite -so ich den CFO recht verstanden habe- NSN hat 320 Millionen positiven cash flow im Q3 gebracht. Mithin verbrannte Nokia (ohne NSN) noch mehr Geld als angenommen- hat aber eben auch wesentlich mehr in der Geldbörse. 633 plus 320 = 953 Millionen Euro negativen cash flow im Q3 für Nokia (ohne NSN)- wobei es ohne die "platform support payments" von Microsoft natürlich nochmal 200 Millionen übler aussehen würde...
    So kann Nokia doch noch 3-6 Quartale das Geld aus dem Fenster werfen. ;)

  • Letztlich ist es doch so, dass ein Großteil des Geld-Verbrennens auf das Konto der (zügigen) Restrukturierung geht. Und dort ist man 'über Plan'. Bedeutet für mich, dass die nächsten Quartale immer weniger Geld verbrennen werden, so dass Nokia noch mehr Zeit gewinnt als man aus den Verlustgrößen der letzten zwei Quartale zunächst glauben mag. Die Effekte aus der Restrukturierung dürften zwei drei Quartale später zu spüren sein. Gleichzeitig werden dort (sofern adäquate Absätze generiert werden können) auch die Umsätze der neue Lumia-Reihe mit WP8 reinfallen bzw. zusätzlich entlasten. Daher halte ich die Cash-Situation nicht für existenziell dramatisch. Der Turnaround muss in den nächsten 6-9 Monaten jedoch fruchten; denn ab da wird es meiner Meinung nach schärfer werden, wenn die Erfolge ausbleiben.

  • Zitat

    Original geschrieben von harlekyn
    Das Resultat: Man nimmt die Dinge lieber selbst in die Hand, anstatt auf andere zu warten.


    Damit hat MS om Mobiltelefon(system)bereich ja schon ausreichend Erfahrungen gesammelt! ;)
    Wie hoch war gleich nochmal bisher der Prozentsatz von WinMobile und Nachfolgern am Absatz im Segment?

  • Zitat

    Original geschrieben von imagomundi
    Damit hat MS om Mobiltelefon(system)bereich ja schon ausreichend Erfahrungen gesammelt! ;)
    Wie hoch war gleich nochmal bisher der Prozentsatz von WinMobile und Nachfolgern am Absatz im Segment?

    Und direkt die Anschlussfrage: Warum sieht Microsoft hier nun dringenden Handlungsbedarf?

  • Zitat

    Letztlich ist es doch so, dass ein Großteil des Geld-Verbrennens auf das Konto der (zügigen) Restrukturierung geht.


    Naja so kann man simple Sparmassnahmen auch beschönigen, "Restrukturierung" :)


    I denke Nokia kann sicherlich überleben wenn sie die Smartphone-Sparte aufgeben und damit verbundene Ausgaben für R&D und Marketing einsparen.

  • Produktionsstandorte verlagern und Leute entlassen kostet Geld.


    Und das war anscheinend leider aufgrund der Glanzleistungen seit 2005 des Managements notwendig, um die Firma insgesamt nicht zu gefährden.


    Siehe: http://taskumuro.com/artikkelit/the-story-of-nokia-meego
    Bzw. die Zusammenfassung: http://www.theregister.co.uk/2…nokia_meego_inside_story/


    Alles mit Vorsicht zu genießen, weil die Infos offenbar von direkt Betroffenen kommen, aber insgesamt ganz schön krass, wie Strukturen mit falschen Personen am falschen Ort schaden können.

    Rock and Roll aint noise pollution ...

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