Frage an BWLer - Bilanz eines potenziellen Kunden [Bilanz inside]

  • Danke für die Antworten!


    Die Bilanz hat mich eben sehr stutzig gemacht, da die Zahlen nicht wirklich zum Auftreten des Unternehmers passen (präsentiert sich nach Außen als weltmännischer, erfolgreicher Unternehmer der auf so einigen Hochzeiten tanzt).


    Es handelt sich hierbei um ein Großhandelsunternehmen, welches verschiedene Rohstoffe bezieht und diese unter eigenem Label dann teuer weiterverkauft.


    Der Fehlbetrag hat sich über (für mich ersichtliche) 4 Jahre Geschäftstätigkeit aufgebaut, insofern frage ich mich:


    Welche Gründe hat es, wenn immer wieder durch Gesellschaftdarlehen die Insolvenz verhindert wird?


    Mir ist bekannt, dass der Ehepartner extrem gut verdient und über die finanziellen Mittel verfügen dürfte, dieses Geld zur Verfügung zu stellen, aber welchen Sinn hat dies?



    Ich bedanke mich für Eure Hilfe, als Anfänger hat man es nicht immer ganz leicht ;)

    Ihr wundert euch wirklich, warum Eure Eigentumswohnung 400.000 €* 650.000 €** kostet, wenn der Bauherr Ferrari F430 & 458, Porsche Carrera GT & 911 fährt?
    * 2013, ** 2015


  • Das halte ich jetzt für sehr starke Punkte, ohne auch nur einen Blick auf GuV und Cash Flow gerichtet zu haben; würde mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, ohne wirklich alle zentralen Dokumente zu kennen;

  • @ TE


    Bitte schaue doch mal im Anhang der Bilanz, ob da etwas von Rangrücktritt steht. Dies ist ein entscheidender Punkt, der geht aus Deinen Ausführungen nicht hervor.


    Gruß Boris

  • Boris:
    Soweit ich das erkennen kann, steht dazu nichts drin. Den Anhang habe ich hier angehängt.


    Aber kann es nicht sein, dass Gewinne gemacht wurden, aber dieses Ergebnis durch irgendwelche Kosten so arg ins negative gedrückt wurden um Steuern zu sparen?
    Ist so etwas legal möglich?
    Wieso spielt sich jemand, der über 4 Jahre immer mehr Verluste gemacht hat, als so erfolgreicher Unternehmer auf?


    Was auch auffällt ist unter C I. 2. dass in dem Satz hinter "Sämtliche Verbindlichkeiten" zwei Leerzeichen sind bis zum nächsten Wort. Da wurde dann wohl am Ende noch rumgeschrieben.


    P.S.: Mit dem Tippfehler ("im Geschäftsjahr 20098") ganz unten habe ich nichts zu tun, das ist ein Screenshot ;)


    Ihr wundert euch wirklich, warum Eure Eigentumswohnung 400.000 €* 650.000 €** kostet, wenn der Bauherr Ferrari F430 & 458, Porsche Carrera GT & 911 fährt?
    * 2013, ** 2015

  • Positive Fortführungsprognose vorhanden, somit schonmal die Insolvenzantragspflicht entfallen.
    Hohe Vblk ggü Gesellschaftern, wenn man dort im Rang zurücktritt ist das EK schon fast wieder positiv ;)


    Schreibfehler kommen überall vor, sollte aber nicht sein.


    Natürlich kann man (insbesondere vor BilMoG) über Sonder-Abschreibungen o.ä. Ergebnisse auch drücken um Steuern zu sparen

  • Zitat

    Aber kann es nicht sein, dass Gewinne gemacht wurden, aber dieses Ergebnis durch irgendwelche Kosten so arg ins negative gedrückt wurden um Steuern zu sparen?
    Ist so etwas legal möglich?


    Ja, und auch häufiger, als man denkt. Einer der sog. "erfolgreichen Unternehmer", die ich kennengelernt habe, drückte es etwa so aus:


    "Das Unternehmen ist nicht dazu da, um zu sparen oder Gewinne zu machen. Wenn der Gewinn (nur) dazu ausreicht, meinen Lebensstil zu finanzieren, ist alles in Ordnung."
    Er fuhr einen Mercedes SEL (natürlich als Firmenwagen), seine Frau war auch in der Firma angestellt, die fuhr Porsche, bei Geschäftsreisen übernachtete er stets im Grandhotel ...


    Zitat

    Wieso spielt sich jemand, der über 4 Jahre immer mehr Verluste gemacht hat, als so erfolgreicher Unternehmer auf?


    (mit nichts gerechtfertigtes) übersteigertes Geltungsbedürfnis, oder siehe oben. Nach jeweils 4 Jahren ging das "erfolgreiche Unternehmen" dann in Insolvenz, oder es stand mal wieder der nächste Umzug an ...


    Wirklich erfolgreiche Unternehmer prahlen nie mit ihren Gewinnen und ihrem Erfolg (das Finanzamt könnte mithören ...).


    Gruß
    Lisa

  • Zitat

    Aber kann es nicht sein, dass Gewinne gemacht wurden, aber dieses Ergebnis durch irgendwelche Kosten so arg ins negative gedrückt wurden um Steuern zu sparen?Ist so etwas legal möglich?


    Das macht aber nur Sinn, wenn anderweitig Gewinne gemacht wurden, mit denen die Verluste verrechnet werden können. Das ist hier nicht der Fall. Die Bilanz ist insgesamt denkbar schlecht, der Fortbestand des Unternehmens hängt von der Bereitschaft der Gesellschafter ab, das Unternehmen weiter zu bezuschussen. Wenn es ein Rohstoffhändler ist würde mich zudem der im Vergleich zu den Verbindlichkeitem sehr überschaubare Bestand an Vorräten irritieren, was auf geringe Umsätze hindeutet (natürlich nicht zwingend).


    Ich wäre sehr vorsichtig, was den Auftrag anbelangt und würde zumindest Abschlagszahlungen vereinbaren. Bleibt eine solche aus solltest du alle Arbeiten einstellen, bis gezahlt wurde. Wenn das Unternehmen insolvent wird bleibst du nämlich höchstwahrscheinlich auf deiner Forderung sitzen (selbst wenn die Gesellschafter Rangrücktritt erklärt haben sollten), es ist ja quasi keine Masse vorhanden, mit der Gläubiger befriedigt werden könnten.

  • Zitat

    Original geschrieben von thomasGr
    Wieso spielt sich jemand, der über 4 Jahre immer mehr Verluste gemacht hat, als so erfolgreicher Unternehmer auf?

    Weil ein Auftreten als erfolgloser Unternehmer nicht gerade unternehmensförderlich sein könnte, sondern eine Auftragsverminderung zur Folge hätte. Das würde wohl sogar der ununternehmerischte, gebürtige Gewerkschaftsfunktionär anerkennen. So hat jeder dem eigenen Auftritt nach erfolgreiche Unternehmer die beste Rechtfertigung für egomanische Protzereien und Luxusattribute.


    Autos, Haus, Lifestyle - eben nicht Lebensstil, geschweige denn stilvollem Leben - Frau, Pferd, Uhr, Textilien bekommt jeder mit, aber längst nicht jeder Kunde oder Auftraggeber liest auch nur die öffentlich und im Handumdrehen zugänglichen Bilanzen.

    Je suis Charlie

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