Weil das im Vergleich zu Whatsapp nur ein Bruchteil genutzt hat. Erst mit WAPP ist ein weltweiter quasi Standard aufgetaucht. RCS-e oder wie auch immer das heissen soll kam zu spät, das hätte spätestens mit dem iPhone zur Verfügung stehen müssen.
ICQ hat nach meiner Meinung viel zu spät eine App für mobile Geräte gebracht. Damit waren die raus. Meine große Tochter hat seinerzeit nahezu ihre gesamte Kommunikation per ICQ am PC abgewickelt. Da konnte man sich Sticker, Bilder und Text schicken. Wenn ich mich recht erinnere funktionierten auch Voice Messages. Man hat jedoch leider den Sprung von stationär zu mobil verpennt.
WAPP bzw. RCS-e kommt bzw. kam ebenfalls viel zu spät. Die Netzbetreiber haben versucht, die Kundschaft maximal auszupressen. Man knöpfte hierzulande den Leuten 19 ct/SMS und 39 ct/MMS ab. Deshalb wurde Letztere zumindest in meinem Bekanntenkreis bestenfalls aus Versehen genutzt. Mit dieser Preissetzung bot man WhatsApp eine Chance, den Markt aufzurollen und dies tat WhatsApp. Bereits die später gestartete Telegram-App hat ja im Vergleich zu WhatsApp nur noch homöopathische Kundenzahlen. Gerade am Beispiel WhatsApp kann man wunderbar das Funktionieren der Plattform-Ökonomie demonstrieren. The winner takes it all... Schon der Zweite ist im Vergleich zum ersten regelrecht scheintot.
Nun mit irgendeiner Konzerngeburt kommen zu wollen, ist wie paydirekt vs. PayPal. Der Zug ist abgefahren. Der Drops ist gelutscht. Die Messen sind gelesen. Und außerdem sollte man beachten, dass gemeinsame Konstrukte großer, großteils mit sich selbst beschäftigter Konzerne erfahrungsgemäß zu nichts außer einem Waggon voller Altpapier führen. Siehe wiederum paydirekt oder auch die deutsche Elektroautooffensive.
Die Netzbetreiber haben ihre Chance gehabt. Sie hatten ja sozusagen 100 % Marktanteil in Punkto Kundenaufmerksamkeit. Und diese Chance haben sie in überheblichster Konzernmanier genutzt und versuchten maximal zu melken. Jan Koum dagegen hatte eine Idee, hat ein wackeliges Produkt gebaut, es viral verbreitet und laufend verbessert. Nun nutzt mehr als 1 Mrd Menschen WhatsApp und die Netzbetreiber weinen entgangenen Gewinnen und vergebenen Chancen hinterher.
Hätte es zu dieser Zeit in den Konzernen Leute mit Weitblick gegeben, wären diese nie zum Zuge gekommen. Dazu fällt mir Vodafone Germany ein. Joussen wollte seinerzeit Kabeldeutschland für weniger als 3 Mrd. € kaufen. Durfte nicht, ging im Zorn. Was tat sein Nachfolger? Er kaufte Kabeldeutschland für deutlich mehr als 7 Mrd €. Entlassungen der für diese Fehlleistung Verantwortlichen sind mit nicht bekannt. So geht Konzernökonomie. Da muss sich niemand wundern, wenn Leute von außen kommen und gnadenlos ihre Chance nutzen, diese mit sich selbst spielenden trägen Haufen anzugreifen.
Gleiches passiert in Deutschland gerade in Punkto Elektroauto. Die Konzerne bauen ihre Elektrokompetenz aus, kurz draufgeschaut, kaum nachvollziehbaren Gründen im Osten auf. Ich war heute in Kamenz. Dort verbaut Daimler mehr als 1 Mrd € in sein Batteriewerk. Bosch baut in Dresden ein Sensorwerk für ebenfalls 1 Mrd €. Und VW bündelt die Elektrokompetenz in Dresden und Mosel/Zwickau. Offenbar versucht man in den Westwerken noch ein wenig den Status quo, den Angenehmen, zu konservieren, ehe die Welle kommt, die alles weg spült. Wenn ich das aktuelle Investitionstempo sehe, scheint es zumindest in der Autoindustrie den Führern gedämmert zu haben, dass ein weiteres Abwarten zur eigenen Vernichtung führen könnte. Das wäre dann ein SMS-Desaster in volkswirtschaftlich ganz groß. Ich erinnere mich noch an Konstrukte wie die 5000x5000 GmbH in Wolfsburg. Vor 4 Wochen war ich in Shenzhen. Dort fahren ALLES Stadtbusse vollelektrisch. Und auch die Taxis sind zu 100 % elektrisch. Beides von BYD. Nun kann man natürlich sagen Shenzhen ist nicht der Nabel der Welt. Hinterposemuckel mit Euro6d-Diesel-Taxis aber ganz bestimmt auch nicht.)
Aus meiner bescheidenen Sicht werden die Netzbetreiber den Weg alles irdischen gehen und zu Dienstleistern verkommen, die sich einzig über Preis und Netzqualität definieren. In Ballungsräumen vermutlich nur noch über den Preis. Die werden binnen 25 Jahren (nicht ab jetzt gerechnet, sondern ab 1995) diesen Weg gehen. Warum auch nicht. Seelachs war früher auch Luxus. Dann kam Aldi. Und wenn man noch ein Weilchen davon träumt, in Deutschland die Preise weiter hoch zu halten, werden sich Dienste finden, die den Kuchen noch weiter klein raspeln. Man muss doch nur mal rumschauen. Wer nutzt denn Mobilfunk für die auf dem Papier für die Anbieter lukrativen Auslandstelefonate? Dieser Markt ist tot. SMS? Tot! MMS? Tot! Daten? Wegen der Preise nutzt der Durchschnitt relativ kleine Pakete und nutzt dann eben überall wo greifbar WLAN. Damit schneiden sich die Anbieter immer weiter ins eigene Fleisch und werden aus dieser Nummer kaum wieder raus kommen. Aktuell sehe ich bei mir privat und dienstlich die Tendenz zu immer mehr WhatsApp- und Telegram-Telefonaten. Ich weiß nicht warum, aber die Kundschaft ruft tatsächlich zunehmend komplett am Netzbetreiber vorbei bei mir an. Damit geht den Betreibern sogar der Zugriff auf die Metadaten verloren. Ganz arme Würstchen im Schlafrock.
Bestes Netz mit tollen Diensten? Wird für Ballungsraumbewohner demnächst vollkommen irrelevant. Und da in Ballungsräumen mehr als 50 % der Menschen und der überwiegende Teil der jungen Menschen wohnt, wird es brandgefährlich werden. Bis dahin werden die Betreiber noch ein wenig ihre Werbesprüche säuseln. Denen geht es wie dem Frosch im Kochtopf. Die Temperatur steigt langsam und wenn es zu warm wird, ist es zu spät. Keine Reaktion mehr möglich. Frage ich Freunde meiner kleineren Kinder (14-16), können die mir nicht einmal sagen, welchen Netzbetreiber sie nutzen. Da kommen Ansagen wie Simyo, yourphone, WinSim etc. Denen scheint das dahinter liegende Netz bereits vollkommen egal zu sein. Und wenn ich das Nutzungsverhalten der "Kleinen" sehe, so nutzen die zu 100 % WhatsApp, den Browser und Telegram. Telefonieren tut bei denen niemand klassisch über das Telefonnetz.
Letztens fragte mich meine kleinste Tochter (14), warum Leute bei Ebay "Premiumtelefonnummern" teuer verkaufen, wo doch heute kein Mensch mehr die Nummern kennt, da die Leute doch im bebilderten Telefonbuch des Messenger wohnen. Was werden wohl die heute 4-Jährigen in 10 Jahren denken und tun?
Passend zum Thema bietet Tarifhaus heute einen Tarif an, in dem WhatsApp und email scheinbar nicht auf das Datenvolumen angerechnet werden.