Schiffsunglück Costa Concordia

  • Zitat

    Original geschrieben von thomasGr
    ...
    Das eigene Vorstellungsvermögen wird durch einen solchen Vorfall gesprengt.


    Ich glaube nicht, dass das eigene Vorstellungsvermögen dabei gesprengt wird. So ziemlich jeder kennt ja die Geschichte der Titanic. Von daher sollte die Vorstellung schon möglich sein.
    Es ist doch eher so, dass die Leute einen solchen Vorfall auch lange nicht begreifen und begreifen wollen. Die Passagiere waren in der Mehrzahl vom Alter 50+, manche über 70 Jahre alt. Da ist es einfacher und der Gedanke auch schöner, dass schon alles irgendwie gut geht. Von denen klettert doch keiner alleine in ein Rettungsboot. In so einem Alter hörst Du auf Deine Ärzte, Deine Kinder und eben auf Durchsagen.

  • Zitat

    Original geschrieben von SpeedTriple
    Es ist doch eher so, dass die Leute einen solchen Vorfall auch lange nicht begreifen und begreifen wollen.


    ich denke auch dass viele die Situation da es in Sichtweite zu festem Boden passiert ist als gar nicht so bedrohlich empfunden haben - viele werden sich gedacht haben wenn es wirklich schlimm ist wird schon recht schnell Hilfe kommen.

  • Man wird innerhalb von Sekunden aus einer Alltagssituation in einem Wohlfühl-Ambiente in eine unreell wirkende Szenerie versetzt. Wer die Wege an Bord kennt, weiss wie lange die sein können.
    Nun irrt man in Dunkelheit umher, überlegt ob man erst zur Kabine oder zu den Angehörigen soll, die wo auch immer sind. Alles nicht so einfach, leider. Noch Pässe und Wertsachen holen? Wo ist die Frau, wo spielen die Kinder - die panisch in einem anderen Bereich sein können. Ich würde da in Panik geraten. Kinder suchen? Frau suchen? Oder gleich raus? Man erwartet, dass die Schiffsführung sagt wo es lang geht. Klar, wer alleine an Bord ist kann geschmeidig an Deck, die Lage peilen und sich überlegen ob er ins Eiswasser springt (Mit Blick aufs Meer sieht man nicht wo Land ist), wenn man den Sturz überlebt. Schon mal von der Reling gesprungen? Auf der anderen Seite ist Land, aber das Schiff hat Schlagseite. Kippt es einem auf die Nuss? Springt man auf Felsen? Langen die Rettungsbote? Schafft man es die Leiter runter zu klettern, wenn das Ding wackelt und überall Menschen sind?



    Mir tun die Opfer der Tragödie Leid, deshalb gehört die Führungsriege sehr hart bestraft. Passagiere im Stich lassen geht ja mal gar nicht.

    Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.

  • Als Passagier, der den Schaden nicht persönlich gesehen hat, kann man dessen Folgen nicht im geringsten abschätzen.


    Auch ein ganz erhebliches Loch im Rumpf stellt sich (für die Passagiere) als weitgehend belanglos dar, sollten die betroffenen Räumlichkeiten durch Schotten abzuriegeln sein. Wobei sich bei Passagierschifften halt die Besonderheit ergibt, dass man das dort regelmäßig aufhältige umfangreiche Personal (Arbeits- Und Wohnbereiche) zunächst evakuieren muss.


    Personen bei solchem Szenario in den Rumpf des Schiffs zurückzuschicken, dürfte in den meisten Fällen höchst kontraprduktiv sein, weil man Bereiche, in denen sich Menschen befinden wohl schwerlich dichtmachen kann.


    Die Frage, warum man nicht rechtzeitig abgeschottet hat, dürfte sicher noch zu klären sein. Hat ein Schiff nämlich einmal Schlagseite, ist es zum Abschotten zu spät. Auf der Schiffsseite, die absackt, läuft das Wasser dann nämlich über die Sicherheitssperren hinweg in andere Räume.


    In einigen Wochen werden wir wohl klarer sehen. Dann dürfte feststehen, ob der Kapitän das Sinken durch besonnenes Handeln vielleicht sogar insgesamt hätte verhindern können. Allerdings muss man berücksichtigen, dass entgegen dem, was man annehmen könnte, das Schottensystem in Passagierschiffen schon bauartbedingt lediglich mäßigen Schutz bietet. Einen so ausgerüsteten Frachter würde eine vernünftige Reederei niemals auf die Reise schicken.*


    Frankie



    Mal zur Wertigkeit der beförderten Fracht - zwei Zitate aus Wikipedia:


    1. "Auf Handelsschiffsneubauten wurden Kollisionsschotten ab 1929 zur Pflicht."


    2. "Kollisionsschotts wurden für Fährschiffe erst nach dem Estonia-Untergang im Jahre 1994 vorgeschrieben."


    Viele Regeln entstammen noch einer Zeit, als der Besitz des Menschen noch eine höhere Wertigkeit hatte als seine Gesundheit.

  • <Schottensystem


    Ist ein gutes Stichwort....
    Funktioniert das abschotten automatisch bei Wassereinbruch oder muss
    das von der Brücke aktiviert werden ?


    Wenn man allerdings das Bild sieht
    http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-77664-3.html


    Lange Risse ( angeblich 70 m von 300) , total grossflächig eingedrückt...
    ob das abschotten dann noch hilft ?


    Kommt man aus den Sektionen noch raus (nach oben ? )wenn das
    Schott-System aktviert wird ?
    Oder ist man wie in einem Käfig gefangen...dann hätten wir aber noch mehr Tote
    gesehen.

  • Puh ... also:


    Schottensysteme bestehen schon seit längerem aus Quer- und Längsschotten. Vielleicht kann man das mit einem Sortimentkasten vergleichen, der durch Längs- und Querstege in einzelne Fächer unterteilt ist.


    Auf einem Schiff sind diese "Fächer" durch geöffnete Schotten miteinander verbunden - im Falle einer Havarie schließt man halt die vom Wassereinbruch betroffenen Zellen. Nimmt man nun einen Sortimentkasten aus Kunststoff, kann man durchaus eine gesamte Seite aufschlitzen. Der Kasten wird nicht untergehen.


    Zur Vermeidung der Schlagseite, durch die das Wasser auf der beschädigten Seite über die Sicherheitssperren hinweglaufen kann, existiert ein System, mit dem man die gespiegelten "Fächer" auf der gegenüberliegenden Seite fluten kann, um wieder eine stabile Lage herzustellen.


    Soweit die Theorie ...


    Schotten werden natürlich erst nach Evakuierung der sich in den betroffenen Bereichen befindlichen Menschen geschlossen - so sie nicht ohnehin geschlossen sind, wenn in diesen Räumen niemand aufhältig ist. Schotten fallen zu wie Türen - sind die Türen eines Raums geschlossen, kann man ihn in aller Regel nicht mehr verlassen.Die Räume sind "dicht".


    Bei erheblicher Schlagseite läuft das Wasser über die abgedichteten Räume hinweg in die dahinterliegenden. Spätestens dann ist ein Untergang unvermeidbar.


    Frankie

  • Update:



    Inzwischen gibt es neue glaubhafte Darstellungen, von denen ich nicht weiß, ob sie es schon in die Medien geschafft haben (in den üblichen Nachrichten habe ich bisher nichts gehört, war aber auch mit anderen Dingen beschäftigt). Darum kurz:


    Die (nutzbare) Fahrrinne zwischen den beiden oben rechts abgebildeten Felsen soll etwa 75 m breit sein - bei einer Schiffsbreite von 38 m. Nur ein Hasardeur lässt sich mit einem Schiff dieser Größenordnung (und dann noch bei einer Geschwindigkeit von 15 Knoten) auf ein solches Wagnis ein. 18 m Freiraum an beiden Seiten sind bei einer "schwimmenden Kleinstadt" nicht gerade üppig (bei Vorhandensein von Hindernissen, deren gefährlicher Teil sich unter der Wasseroberfläche befindet).


    Zudem:
    Auf der Karte sieht man, dass das Schiff zwischen den Felsen seinen Kurs nach Steuerbord ändert. Folge bei Schiffen: Das Heck schwenkt deutlich nach Backbord aus. Und just im hinteren Backbordbereich befindet sich wohl der Riss. "Eigentlich" (also ohne Kursänderung) hätte es also durchaus passen können. Dann hätte der Steuermann halt warten müssen, bis der gesamte "Axsch" des Schiffs hinter der Steuerzentrale (ich schätze mal 200 - 250 m) die Engstelle passiert hat ... und nicht nur seine eigene Nase.


    Letzlich ein sehr schlüssiges Szenario, von dem zumindest ein Teil der an der Aufklärung beteiligten Fachleute zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausgeht. Dafür spricht auch, dass das Schiff beim Einfahren in die Engstelle eine Geschwindigkeit von 15 Knoten hatte, beim Verlassen aber nur noch 6 Knoten ... und derart wirksame "Bremsen" kenne ich nicht. Ob dem so war, dürfte sich bei Inaugenscheinnahme des landnäheren Felsens klären lassen.

  • Wo sind denn nun "neue glaubhafte Darstellungen"? Wieviel Meter zwischen den Felsen liegen kann man der Karte entnehmen. Daß die Bewegungsrichtung sich in der Darstellung gerade dort ändert ist auch keine Neuigkeit, aber schon am Kartenausschnitt erkennt man, daß die Nachverfolgung in kleinräumigen Maßstab nicht annähernd kontinuierlich geschieht, sondern punktweise. Je größer das Fahrzeug, desto größer ist unterwegs auch sein engstmöglicher Kurvenradius. Annähernd auf der Stelle dreht es sich höchstens beim Manövrieren im Hafen. Daß das Schiff sich zwischen den Felsen nicht geradelinieg bewegt hat kann man eigentlich schon dem im Rissende befindlichen, ins Schiffsinnere aufgenommenen Riesenfelsen entnehmen. Da das ja ein Kreuzfahrtschiff ist und kein Schnellboot, wird man es schon zwecks Raumausnutzung nicht als Keil konstruieren, sondern schon weit vorn die maximale Breite erreichen. Bei einigermaßen geradliniger Fahrt wäre dann ja eher der Fels entweder vorn aufgenommen und dort verblieben oder aber er hätte mittschiffs das Schiffs aufgeschlitzt, aber an Ort und Stelle verblieben. Der Fels befindet sich ja überwiegend mitten im Schiff, zumal so weit hinten, daß der Rumpf unterhalb der Wasserlinie schon wieder schmaler wird. Da liegt nahe, daß das Schiff sich in den Fels hineingedreht hat.


    Beim Zusammentragen von Fakten sollte man die Bewertung ("Hasardeur"...) erst noch außen vor lassen, ob etwas glaubhaft ist können wir Laien kaum über unsere Laienperspektive hinaus beurteilen und schlüssig ist nunmal alles, was von vorn bis hinten zusammenpasst - auch eine gut konstruierte Lügengeschichte. Seiner eigenen Geschichte Glaubhaftigkeit und Schlüssigkeit zu attestieren ist zwar naheliegend und verführerisch, aber noch im besten Fall überflüssig. (-:=

    Je suis Charlie

  • Wenn man das Schiff da so liegen sieht kann man fast den Eindruck bekommen dass die Besatzung das Schiff auf dem Felsvorsprung "abgelegt" hat damit es nicht ganz sinkt. Es hatte ja eine Wende gefahren der Käptn wollte zwar wohl in den Hafen....... Wäre dies überhaupt gegangen in dem kleinen Inselhafen?


    Jetzt liegt es auf diesem Felsvorsprung, nicht sehr stabil das ganze und gleich darunter gehts steil abwärts. Wenn das Schiff richtig ins Rutschen kommt dann sinkt es vielleicht in Minuten ganz.


    Aber irgendwie sehen die Bilder traurig aus. So ein Schiff wird nicht gebaut um jetzt auf so einem Fels zu liegen sondern um über die (Welt) Meere zu fahren...... Jetzt liegt es da herum, nur etwa 5 Jahre alt, quasi neu...... Das ist schon so.


    Hoffentlich gelingt es die Menschen zu finden und zu bergen damit sie richtig beigesetzt werden können.


    LG

  • Wenn ihr die Perspektive des folgenden Foto wirken lassen wollt verkleinert am besten vorher das Browserfenster auf ein viertel oder fünftel der Höhe des 1152 Pixel hohen Fotos und scrollt dann nach unten.


    Perspektive


    Und das folgende Foto ist faszinierend, fast surreal.


    Kontrast


    Zwei noch:


    Nähe
    Härte


    Letzteres ist eher bekannt, auch wenn man's meist nicht so gut aufgelöst zu sehen bekommt. Was mich aber fasziniert sind die Ergebnisse, wenn man Tante Gugul nach optisch ähnlichen Bildern suchen lässt. [Keine Ahnung, ob der Link reproduzierbar bleiben wird.][URL-Abkürzer eingesetzt wegen TT-Linkinkompatibilität]


    Härte & Konsorten


    Wenn man die Bilderleiste nach unten geht hat das fast etwas psychedelisches, finde ich. Es sind zwar ganz andere und unterschiedlichste Motive, aber optisch passen sie eben alle zum Original.

    Je suis Charlie

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