Was genau ist koscher?

  • Zitat

    Original geschrieben von Zeus
    Oder war es schon damals pure Willkür?


    Um es mal mit dem Spruch aus der Duplo-Werbung auf den Punkt zu bringen:


    Für die einen ist es Willkür, für die anderen die beste Religion der Welt :D


    Unterm Strich glaube ich allerdings, dass ein grosser Teil dieser Religion Willkür ist! Im Katholizismus ist es auch nicht anders, Beispiel Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes. Eine sehr nützliche Willkür, zumindest für den Papst... :p

  • @ Zeus / Elefant


    Als Willkür würde ich soetwas nicht bezeichnen, auch wenn es aus heutiger Sicht so erscheinen mag. Viele derartige "Gebote", wie sie auch in der katholischen Kirche zu finden sind, lassen sich leicht unter kulturhistorischen Aspekten erklären und nachvollziehen.
    Um jetzt nicht ins Detail zu gehen, kann man grob vereinfacht sagen, dass gesellschaftliche Notwendigkeiten (bzw. was aus mehr oder weniger subjektiver Sicht dafür gehalten wurde) mit Glaubensgrundsätzen überlagert wurde, um eine einfachere Durchsetzbarkeit zu erreichen.

  • Oft sind das auch einfach Beobachtungen.


    zB schweine die bei Juden verboten sind, können bim Essen Krankheiten übertragen. Das konnte damals wegen der fehlenden Hygienekenntnisse schnell passieren.
    Man hat also die Beobachtung gemacht: Schwein essen = Krank werden.
    Da man Krankheiten damals als Strafe von Gott oder Göttern ansah, schloß man daraus daß Gott etwas gegen das Essen von Schweinen einzuwenden hat.
    Oft muß man dabei auch berücksichtigen daß die Kenntnisse oder Techniken deutlich schlechter waren, als heute. Da können viele Dinge passiert sein, die wir heute kaum noch kennen.


    Vieles hat sich dann aber wohl mit der Zeit entwickelt. Aus beobachtungen, Praktischen oder gesellschaftlichen Überlegungen, oder anderen Dingen.

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  • Zitat

    Original geschrieben von fs73
    Viele derartige "Gebote", wie sie auch in der katholischen Kirche zu finden sind, lassen sich leicht unter kulturhistorischen Aspekten erklären und nachvollziehen.


    Gebe Dir im Kern völlig recht, nur hätte ich statt des verharmlosenden Wortes "kulturhistorisch" "politisch" benutzt :p


    Ob etwas kulturhistorisch ist oder nicht kann man erst nach einiger Zeit quaisi zurückblickend sagen, die damalige Entscheidung für oder wieder einer Willkür ist jedoch in der damaligen Gegenwart entschieden worden - eben aus politischen Gründen! :)


    Religion und Politik - das gilt sowohl für Juden als auch für Christen und Moslems - war (und ist immer noch) oft sehr eng miteinander verknüpft :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Oft sind das auch einfach Beobachtungen zB schweine die bei Juden verboten sind, können bim Essen Krankheiten übertragen. Das konnte damals wegen der fehlenden Hygienekenntnisse schnell passieren.
    Man hat also die Beobachtung gemacht: Schwein essen = Krank werden.
    Da man Krankheiten damals als Strafe von Gott oder Göttern ansah, schloß man daraus daß Gott etwas gegen das Essen von Schweinen einzuwenden hat.


    Glaube persönlich, dass das Beispiel Schwein hier falsch ist.


    Verschiedene Krankheiten werden durch den Verzehr von Fleisch übertragen. Das auch Rindfleisch (um nur ein Beispiel zu nennen) nicht nur gesund sein kann dürfte ja durch die jüngste Vergangenheit erneut bewiesen worden sein :rolleyes:


    Meiner Interpretation liegt es an etwas anderem: der Mensch versucht - ganz automatisch - Sachen, Tiere, anderen Menschen in Kategorien "einzusortieren". Diese Kategorien lassen sich durch eine Einteilung in "gut" und "schlecht" charakterisieren und das Schwein hatte eben das Pech in der Kategorie "schlecht" zu landen.


    Eine Religion, die von sich überzeugt ist und sich für Überlegen hält versucht diese Überlegenheit natürlich auch nach Aussen hin auszudrücken. Kleidungs- und Essenvorschriften sind da eine beliebte und oft gebrauchte Möglichkeit.


    Wer sich am Wort "Überlegenheit" im - indirekten Bezug - auf das Judentum stösst sei gesagt: jede Religion hält sich im Kern für anderen Relitionen überlegen, erst der rationale Mensch der heutigen Zeit versucht diese Überlegenheitsgedanken nicht in den Vordergrund zu stellen. Vorhanden ist er natürlich trotzdem, bei jeder Religion! Warum sonst gründe ich eine Religion (oder führe sie weiter) wenn sie anderen Religionen nicht überlegen ist...


    Als dem Beispiel Schwein überlegenes Beispiel betrachte ich die rituelle Beschneidung der männlichen Neugeborenen. Hygenische Gründe insbesondere bei den oft hohen Temperaturen im Nahen Osten und der meist auch vorhandene Wassermangel sind sicherlich der praktische Grund für diese Tradition!

  • Afaik verdirbt aber Schweinefleisch schneller als Rindfleisch, das ist afaik auch der Grund. Und vielleicht bilden sich bei Milch und Fleisch auch irgedwie mehr Bakterien?

  • Dann müsste Geflüge auch auf der Liste dieser gefährlichen Speisen stehen - das Fleisch ist nämlich auch sehr sehr empfindlich...

  • Elefant hat einen im Ansatz richtigen Gedanken.

    Zitat


    ...Es ist kaum denkbar, sich mit Judentum und Essen zu beschäftigen, ohne ein paar Worte zum Thema Kaschruth zu verlieren. Die Regeln für koscheres Essen sind kompliziert und aufwändig in ihrer Einhaltung. Im Schnellzugstempo und zur Erinnerung hier die wichtigsten Regeln. Da gibt es einmal eine ganze Reihe von Tieren, deren Fleisch tabu ist, man denke an das Schwein. Dann müssen die Tiere von einem speziell ausgebildeten Schächter, dem Schochet, geschlachtet werden, und zwar so, dass alles Blut ausfließt. Milch- und Fleischspeisen sind streng zu trennen („Koche nicht ein Zicklein in der Milch seiner Mutter”). Und wozu das alles? Dan Prat hat keine Antwort, aber doch eine sehr faszinierende Theorie: „Die Frage, was eine Kultur dazu bringen kann, sich mit derart vielen Speiseregeln zu knebeln, ist vielleicht verknüpft mit dem großen Rätsel, wie das jüdische Volk in zweitausendjähriger Verbannung hat bestehen können.” Kaschrut war quasi eine wirksame Barriere vor allzu rascher und letztlich für das Schicksal des jüdischen Volkes fataler Assimiliation. „Die Speisegesetze sorgten für eine kaum ideologisch bedingte, aber praktisch äußerst wirksame Segregation und trugen dadurch eventuell mit dazu bei, dass das jüdische Volk als separate religiöse, kulturelle ethnische Einheit weiterzubestehen vermochte.”


    So wird es wohl sein und hier der ganze Artikel.


    cu

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