Vorwort:
Drehen wir erstmal die Zeit etwas zurück! Am 11. Februar 2011 war es soweit, Nokia hat die enge Partnerschaft mit Microsoft bekanntgegeben. Zuerst schien es nicht sicher ob man es für 2011 noch schaffen würde die ersten Geräte mit Windows Phones 7 auf den Markt zu bringen. Erste Vorboten zu einem möglichen Nokia N9 Schwestermodell mit Windows Phone Betriebssystem gab es dann gegen Ende Juni 2011. Stephen Elop zeigte unter "Geheimhaltung" das Gerät erstmals seinen Mitarbeitern, was kurz darauf dann aber rein zufällig per Internetvideo an die Öffentlichkeit gelangte.
Am 26.Oktober 2011 gab es dann endlich Gewissheit, Nokia präsentierte in London auf der Nokia World seine ersten beiden Geräte mit Windows Phone 7.5 als Betriebssystem. Die beiden Geräte wurden Nokia Lumia 710 und Nokia Lumia 800 getauft. Das Topmodell soll erstmal das Nokia Lumia 800 bilden, das wie vermutet dem Nokia N9 verdammt ähnlich sieht.
Die Ausstattungsliste des Nokia Lumia 800 liest sich schon ganz gut. Mit dem 1.4 GHz Hauptprozessor, einem 3,7 Zoll Clear Black AMOLED Display und 16 GB Speicher sollte es durchaus dazu in der Lage sein um mit anderen Smartphones zu konkurrieren. Im nachfolgenden Test möchte ich meine ersten Eindrücke vom Gerät vermitteln und vor allem die Vor- und Nachteile von Windows Phone 7.5 bzw. dem Nokia Lumia 800 hervorheben.
Bilder & Links:
Hier finden sich einige Livebilder die ich von dem Gerät gemacht habe:
• Gerätebilder: Galerie mit 24 Bildern
• Kamerabilder: Galerie mit 24 Bildern
• Bedienungsanleitung: Online und als Download (PDF)
• Produktbeschreibung: Nokia Website
Lieferumfang:
Das Gerät bietet das fast schön übliche "Standard"-Zubehörpaket. So findet sich in dem blauen Nokia Karton folgendes Zubehör wieder.
• Nokia Lumia 800
• Nokia CA-185CD USB-Kabel
• Nokia Fast USB Charger AC-16
• Schutzhülle (in Gehäusefarbe)
• Nokia WH-902 Headset (3,5-mm-AHJ-Anschluss)
• Kurzanleitung (Faltblatt)
• umfangreiche Produktinformationen (Bedienungsanleitung und Broschüre mit Informationen zum Produkt)
Wer das Nokia Lumia 800 in Betrieb nehmen möchte braucht übrigens eine MicroSIM-Karte (3FF). Also dran denken, entweder direkt eine neue MicroSIM-Karte ordern oder die alte MiniSIM "zurechtschneiden / stanzen".
Gehäuse und Verarbeitung:
Das Nokia Lumia 800 kommt dank seines 3,7 Zoll Displays mit einem noch sehr handlich und kompakt wirkenden Gehäuse, mit Abmessungen von 116 x 61 x 12 mm, daher. Das Gewicht des Gerätes ist mit 143 Gramm (laut Digitalwaage) für ein Smartphone dieser Größe als angemessen zu bezeichnen. Insgesamt trägt das Gewicht auch zur "Wertigkeit" des Polycarbonatgehäuses bei, man hat also definitiv etwas in der Hand.
Die Gehäuseoptik mit dem mattschwarzen Kunststoff kann man als sehr schlicht und zurückhaltend bezeichnen. Egal ob man die schwarze Front- oder Rückseite des Nokia Lumia 800 nimmt, das Gerät wurde komplett aus einem Stück einfarbigem, mattem Kunststoff gefertigt. Die Verarbeitungsqualität ist gut, dem Gehäuse lässt sich durch den fest verbauten Akku kein Knacken oder Knarzen entlocken. Das ganze Gehäuse wirkt insgesamt sehr stabil und hochwertig. Einen micro-SD Einschub besitzt das Gerät übrigens nicht, was auf Hardware-Restriktionen seitens Microsoft zurückzuführen ist.
Die Front des Gerätes wird von dem großen und brillanten 3,7 Zoll Display dominiert, was 9,4 Zentimeter in der Diagonalen entspricht. Unterhalb des Displays befinden sich die drei üblichen Windows Phone Sensortasten wieder, die Tasten sind im Einzelnen von links nach rechts: Zurück-, Start- sowie die Suche-Taste. Was nett anzusehen ist das die drei Sensortasten gleichmäßig weiß beleuchtet sind und im ausgeschalteten Zustand kaum zu sehen sind. Was mir hier aber fehlt ist eine Nachrichten LED wie sie bei Sony Ericsson oder anderen Herstellern zum Teil eingesetzt wird, so muss man nicht immer erst das Display einschalten um verpasste Ereignisse ablesen zu können.
Auf der oberen Gehäuseseite findet sich der MicroSIM-Schacht, der micro-USB Anschluss sowie der 3,5 mm Klinke Anschluss wieder. Auf der rechten Seite des Gehäuses sind wiederum die einzigen echten Hardware-Taste verbaut worden. So findet man die Tasten zur Lautstärkenregelung sowie die Power- und die Kamerataste wieder. Was mich an den Tasten ein bisschen stört ist das diese Tasten recht locker im Gehäuse sitzen. So führt ein schütteln bzw. schnelleres bewegen des Gerätes zu einem klapprigen Geräusch. Hier hätte ich mir für einen perfekten Gesamteindruck definitv fester sitzende Tasten gewünscht.
Das schwarz umrandete Display des Nokia Lumia 800 ist leider wie so oft ein echter Fingerabdruckmagnet. So hat man ständig unschöne Abdrücke auf dem Gerät und ist gezwungen es zu reinigen. Zumindest die mattierte Rückseite ist gegen Fingerabdrücke und Kratzer besser geschützt, so kann man das Gerät auch mal ohne Tasche transportieren ohne gleich Angst zu haben.
Touchscreen:
Der gewölbte 3,7 Zoll Touchscreen, mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln, beherrscht nahezu die komplette Gerätefront. Das Display stellt maximal 16,7 Mio Farben dar und ist selbstverständlich kapazitiv, Fingergesten (Fingerspreizen zum Zoomen, Fingerwisch zum blättern, etc.) werden somit auch problemlos unterstützt. Das Display reagiert präzise auf die Eingabe per Finger. So lassen sich die einzelnen Menüicons oder Menüpunkte genau treffen und bedienen.
Was die Pixeldichte angeht, so ist das Nokia Lumia 800 auf Augenhöhe mit Geräten der Wettbewerber (auch wenn hier bald die ersten Geräte mit HD-Displays erscheinen). Das Anzeigeformat wird selbstverständlich durch drehen des Gerätes beeinflusst, da auch beim Nokia Lumia 800 ein Lagesensor verbaut wurde. Hält man das Gerät also im Hochformat, ist der Bildschirminhalt auch im Hochformat ausgerichtet, hält man das Gerät dann im Querformat so wechselt die eingeblendete Tastatur und die Displayanzeige mitsamt ins Querformat. Aber Achtung, dies ist nicht in allen Menüpunkten und Apps möglich, also nicht wundern wenn die Kacheloberfläche z.B. nicht im Querformat anzuzeigen ist.
Eine Augenweide stellt die Farbwiedergabe, der Kontrast und die Helligkeit des Nokia Lumia 800 dar. Das Gerät kommt mit einem "Clear Black AMOLED" Display daher, das für eine sehr gute Ablesbarkeit sorgt. Vor allem der besonders guten Schwarzwiedergabe des Gerätes ist es zu verdanken dass die Übergange zwischen Display und Displayrand fließend verlaufen und man nicht wirklich wahrnimmt wo genau das Display endet und der Rahmen anfängt. Was Kratzer auf dem Display angeht braucht man sich so schnell keine Sorgen machen, das Gerät ist mit einem "Gorilla Glas" getauftem Displayglas versehen das gegen die meisten Kratzer schon sehr ordentlich schützen dürfte.
Live-Kacheln:
Das besondere an Windows Phone 7.5 (Mango) ist wohl die Benutzeroberfläche. Microsoft hat bewußt eine möglichst einfache und benutzerfreundliche Oberfläche mit sogenannten "Kacheln" (engl. Live Tiles) gewählt. Die "einfachen" Kacheln kann man auswählen um Anwendungen zu öffnen oder Kontakte anzurufen. Die sogenannten Live-Kacheln zeigen an, was gerade los und was man so alles verpasst hat. Auf die Displayfläche gemessen werden immer 2x4 Kacheln gleichzeitig angezeigt, weitere erhält man durch vertikales Blättern. Farblich stehen diverse Akzentfarben für die Oberfläche zur Auswahl, so gibt es folgende Menü/-Kachelfarben: nokia blue, magenta, lila, blaugrün, lindgrün, braun, rosa, mango, blau, rot und grün.
Die animierten Live-Kacheln zeigen Benachrichtigungen über Anrufe in Abwesenheit und empfangene Mitteilungen, aktuelle Nachrichten und Wetterberichte, Feeds von Internet-Kanälen, den Online-Status von Freunden und mehr. Hier kann man nach Lust und Laune herumspielen und eine schier endlose Liste von Kacheln auf die Startseite legen. Je nach heruntergeladener Anwendung finden hier also auch live Benachrichtigungen und Veränderungen statt. Statt mehrere Desktops gibt es quasi diese Kacheloberfläche.
Anfangs ertappt man sich vielleicht noch den klassischen Weg über die Gesamtauflistung aller Programme (alphabetisch sortierte Reihenfolge) zu wählen um das gewünschte Programm aufzurufen, mit der Zeit gewöhnt man sich aber an die Kacheloberfläche und nutzt nur noch diese Kacheln um die favorisierten Programme von dort aus zu starten.
Das sortieren ist übrigens denkbar einfach. Es reicht einen Moment mit dem Finger auf einer "Kachel" zu verharren und schon kann man sie an die gewünschte Position verschieben oder auch löschen. So kann man sich die Oberfläche etwas persönlicher gestalten. Zu viele Kacheln sollte man allerdings vermeiden, da die Übersichtlichkeit sonst merklich leidet. Sollte man trotzdem mal eine App vermissen, so reicht das aufrufen der Suche und schon kann man im Freitext nach den Anfangsbuchstaben des gewünschten Programms suchen.
Kamera:
Das Nokia Lumia 800 kommt mit einer 8.0 Megapixel Optik von Carl Zeiss daher, die auf der Rückseite relativ prominent in der Mitte des Gerätes verbaut wurde, ein Dual-LED Blitzlicht befindet sich direkt oberhalb der Kameralinse. Die Kamera startet man übrigens am einfachsten über die separate Kamera-Taste an der rechten Gehäuseseite. Hier kann man wie zu vermuten durch komplettes runterdrücken der Taste Bilder schießen oder durch leichtes runterdrücken den Autofocus arbeiten lassen.
Was die Einstellmöglichkeiten angeht, so hat das Nokia Lumia 800 unter anderem folgenden Punkte:
• Fokusmodus: Stellen Sie den Autofokus der Kamera ein..
• Bildgröße: Legen Sie die Größe des Fotos (in Pixel) fest.
• Bildmodus: Normal, Porträt, Landschaft, Sport, Sonnenuntergang, Nacht.
• ISO wählen: Stellen Sie einen ISO-Wert von 100, 200, 400 oder 800 ein, oder Auto.
• Weißabgleich: Wählen Sie einen Belichtungswert .
• Farbeffekt: Legen Sie einen Bildeffekt fest.
• Timer: Wähen Sie zwischen 3, 5 und 10 Sek. Verzögerung.
• Aufn.modus: Wählen zwischen diversen Modi (Serienaufnahme, Smile Shot, Beauty Shot, etc.).
• Bildqualität: Hier stehen Superfein, Fein und Normal zu Verfügung.
• Auslöseton: Stumm, sowie verschiedene Töne stehen zur Auswahl.
• Tag-Standort: Wahlweise können hier Bilder mit Geodaten versehen werden.
Die maximale Kameraauflösung für Standbilder liegt im 4:3 Format bei 3264x2448 Pixeln. Selbstverständlich bietet die Kamera einen Autofocus, der beim auslösen der Kamera automatisch fokusiert und scharf stellt. Die Bilder selbst werden im Schnitt ca. 1,5 - 2,5 MB groß, logischerweise abhängig vom gewählten Motiv und der Auflösungsstufe.
Was die Qualität angeht liefert ist das Nokia Lumia 800 recht ordentliche Bilder. Man kann durchaus brauchbare Schnappschüsse mit der Kamera anfertigen. Aber wie so oft kommt es etwas auf die Lichtverhältnisse an ob die Bilder brauchbar werden oder nicht. Erst bei geringerem Licht treten die üblichen Probleme der kleinen Kameralinsen auf, so kommt es dann zu einem eher starken Rauschen und Unschärfe in den Bildern.
Neben Standbildern kann das Nokia Lumia 800 natürlich auch Videos aufnehmen. Die maximale Auflösung liegt bei 1280 x 720 Pixeln (720p). Auch hier gibt es wie im Fotomodus unzählige Einstellungsmöglichkeiten. Die Länge der aufgenommen Videos ist übrigens variabel, hier ist natürlich für MMS nur eine kurze Aufnahme in geringer Qualität möglich(um die Datei möglichst klein zu halten), bei sonstigen Videoaufnahmen ist dies Einschränkung logischerweise nicht gegeben. Insgesamt geht die Qualität in Ordnung wenn man mal ein kurzes Video machen möchte. Auch der Ton ist ok, dieser übersteuert auch bei lauterer Umgebung (z.B. bei Konzerten) nicht allzu stark.
Wer sich mal daran erinnern möchten, wo man beim Aufnehmen eines bestimmten Bildes oder Videos befunden hat, kann die Dateien mit "geotags" also GPS-Standortinformationen versehen. So weiß man auch später noch wo eine Aufnahme entstanden ist.
Bedienung und Texteingabe:
Das Bedienkonzept als Kombination aus Touchscreen, eingeblendeter QWERTZ-Tastatur oder alphanummerischer Tastatur ist gut gelöst. Das Display reagiert auf die Eingaben präzise, sodass es extrem selten vorkommt dass man eine Eingabe ein zweites Mal bestätigen muss weil der erste Anlauf vom Display nicht registriert wurde. Was die Texteingabe angeht so erscheint wie üblich die QWERTZ-Tastatur wahlweise im Hoch- oder Querformat, für Fehleingaben gibt es eine Rechtschreibkorrektur und Autovervollständigung. Eine normale Texteingabe per T9 und 12er-Tastatur gibt es bisher nicht beim Lumia 800.
Wer übrigens schnell und einfach zwischen den laufenden Apps wechseln möchte, braucht nur die Zurück-Taste gedrückt halten. Hier öffnet sich eine kleine Übersicht der im Hintergrund laufenden Programme. Der Wechsel geht sehr schnell vonstatten, selbst wenn man mal 5-6 Programme angezeigt bekommt. Eine Funktion zum schließen der Programme gibt es übrigens über dieses Task-Menü nicht.
Insgesamt sorgt der 1,4 GHz Prozessor übrigens für eine flüssige Menügeschwindigkeit. Das Gerät arbeitet sich flüssig durch die Menüs und Programme, Ruckler oder Hänger gibt es hier nicht zu vermelden. Genau hier liegen gegenüber den bisherigen Symbian Smartphones wohl die Vorzüge, endlich eine flüssige und nicht zu sehr verschachtelte Bedienung. Allgemein ist Windows Phone 7.5 ein wirklich sehr benutzerfreundliches Betriebssystem, man kommt wirklich problemlos mit dem Gerät klar ohne gleich die Anleitung wälzen zu müssen.