Studium nach Ausbildung? Beratung gesucht...

  • Hey Leute,
    Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und im August eine Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration begonnen.
    Mein Abitur mit den LKs Englisch und Informatik war mit einem schlechten 3,x-Schnitt (Englisch meist so Note 2-3, Informatik eher 4, Mathe-GK zwar nicht im Abi, aber notentechnisch genau so bescheiden wie Informatik) ziemlich bescheiden, aber immerhin Abitur auf dem laut vieler Leute besten Gymnasium der Region.


    Jetzt sitze ich erst seit August in der Ausbildung und frage mich schon, was ich danach machen will?


    So ein Studium reizt mich schon sehr, aber ich frage mich, was ich studieren soll?
    Englisch kann ich und macht mir Spaß. Informatik kann ich nicht und macht mir Spaß. Sonst ist nur Sport bei mir mit Können und Spaß verbunden. Jura ist toll, aber wohl leider utopisch ;)


    Macht mein Vorhaben überhaupt Sinn bei so einem schlechten Abitur? Mir wurde schon seit der 7. Klasse jedes Jahr gesagt, dass ich wohl sitzen bleiben würde, aber ich bin immer und immer wieder glatt durch in 13 Jahren - Probleme lagen nur in der Faulheit, nicht aber in der Intelligenz begründet. Wenn es knapp wurde, habe ich kurz nochmal angezogen und gut war.


    Fühle mich auch in der Ausbildung ziemlich ausgebeutet und das Ausnutzen der hierarchischen Differenzen macht mir schon oft zu schaffen, zumal nur auf ausserfachliche Kompetenzen wert gelegt wird, da man fachliche Aspekte wenn überhaupt nur anschneidet und nicht wirklich in die Tiefe geht.


    Ich mache mir auch Sorgen, was ich tun soll, wenn es am Ende in der Firma heißt, dass ich wohl übernommen werden würde, aber ich auch das Studium im Hinterkopf habe!?



    Hier laufen wie ich weiß allerhand Studenten und Absolventen herum, vielleicht kann ich von der, aber gerne auch von anderer Seite Empfehlungen bekommen?


    Vielen Dank und freundliche Grüße,
    Hecke

  • Was spricht gegen Jura?


    Ich habe bei dir mathematische Schwächen in Erinnerung aus diversen Threads hier, die werden sich in Jura garantiert nicht auswirken ;)


    Jura ist ein "duales" Studium: Die einen haben es mit den Büchern, dafür nicht im Kopf und kein Leben mehr. Die anderen haben es im Kopf, ansatzweise noch ein Leben, scheuen aber die Bücher ;)


    Im Ernst: In der Rechtswissenschaft kann man mit Logik, gutem Gedächtnis und scharfem Verstand für die Systematik bei vertretebarem Aufwand viel erreichen. Umgekehrt lassen sich (bis zu gewissen Notenstufen) Defizite in diesen Bereichen durch aufopfernden
    Arbeitseinsatz kompensieren. Man scheitert also nicht zwingend aufgrund seiner Veranlagung.

    Aktuell drittpotentestes, ungesperrtes nicht Team-Forenmitglied. Von Beileidsbekundungen bitten wir Abstand zu nehmen.

  • Vielen Dank!
    Habe da aber noch Verständnisprobleme, wie ich da reinkommen würde.
    Ist es nicht irgendwie so, dass man sich erst einmal um einen Studienplatz beworben haben muss, damit die Wartesemester laufen, oder reicht das, wenn ich mich für das nach Ablauf der Ausbildung beginnende Semester einschreibe?
    Oder verstehe ich da komplett etwas falsch?
    Wofür nun überhaupt eine Ausbildung zum Fachinformatiker? :D


    Ganz vielen Dank für die Hilfe!

  • Die Frage ist, wie sind deine bisherigen Ergebnisse in der Ausbildung? Wenn die einigermaßen brauchbar sind, würde ich auf jeden Fall die Ausbildung zu Ende bringen. Der zweite Bildungsweg steht einem immer noch offen, und aus meinen Erfahrungen heraus läuft ein (fachbezogenes) Studium deutlich besser, wenn man vorher schon ne einschlägige Ausbildung hatte. Besser als andersherum, wenn man mit fast 30 nach zwei gescheiterten Studiengängen noch ne Ausbildung anfangen muss, um überhaupt was zu haben. Mit solchen Fällen hatte ich auch schon zu tun.


    Ich selbst hab trotz Abitur auch ne Ausbildung gemacht, weil ich kein Geld hatte fürs Studium. Hab aber die Ausbildung wegen Abitur ein halbes Jahr verkürzen können und dann direkt in Abendschule noch den Techniker gemacht. Jetzt steht bei mir noch ein aufbauendes Studium an. Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? ;)


    Aber wenn ich so gucke, mein Abi ist ist nächsten Sommer 10 Jahre alt, wer von meinen alten Mitschülern heute noch studiert und was ich mir im Vergleich dazu schon aufgebaut habe, find ich meinen Weg nicht schlecht. Es kann natürlich sein, dass die mich dann demnächst alle rechts überholen mit Hauskauf und solchen Sachen, aber was soll's?


    Das wichtigste ist, man ist selbst glücklich, mit dem was man tut.

  • Also Ausbildung abbrechen steht bis jetzt eigentlich gar nicht zur Debatte, obwohl ich nicht weiß, ob ich nach den 3,5 bzw. 3 Jahren (kann wegen Abitur auch verkürzen) mit ca. 23 Jahren nicht schon fast zu alt dafür bin, mit Perspektive ein Studium zu beginnen.


    Klar, ich könnte jetzt auch abbrechen und dann studieren gehen, aber dann stehe ich da genau so wie nach dem Abitur und wenn ich das jetzt erfolgreich durchziehen sollte, habe ich immerhin etwas in der Tasche auch wenn dann der Altersaspelt mit reinspielen sollte.


    Ist die Frage was besser ist:
    Lieber eine Ausbildung in der Tasche haben oder früher mit dem Studium anfangen? Würde von meinem Verständnis klar zu Ersterem tendieren?


    Danke :-)

  • Bei mir kann ich sagen: die Ausbildung war die größte Verschwendung überhaupt! Ich hatte eine sehr gute Ausbildung, aber nach dem Studium (nach der Ausbildung) habe ich gesehen, dass das überhaupt keine Rolle spielt bei den Bewerbungen nach dem Studium. Ich habe zwar das Berufsleben gelernt, aber das wars auch. Interessiert sich kein Mensch dafür. Hauptsache die Studiennoten sind gut. Wenn ich nochmals die Chance gehabt hätte: keine Ausbildung mehr! Wer nach der Ausbildung im Unternehmen bleiben möchte: ok. Aber wenn man viele Wege geht, dann kostet das echt viel Zeit. Und man wird nicht jünger.

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    Rules of Acquisition: Free advice is seldom free. [Nov2011-Marke7000 // Nov2012- Marke 8000 // Inventar-Status seit Januar 2012-Juchu]

  • Das sehe ich auch so. Nach dem Studium konkurriest du dann mit Absolventen, die mindestens 3 Jahre jünger sind und alterstechnisch noch alle Optionen bzgl. Promotion oder Auslandsaufenthalt haben. Da ist eine, dazu noch fachfremde, Ausbildung nur sehr, sehr wenig wert. Wenn es also Jura sein soll, bewirb dich jetzt und nicht erst nach der Ausbildung.

  • Zitat

    Original geschrieben von Jimmythebob
    Das sehe ich auch so. Nach dem Studium konkurriest du dann mit Absolventen, die mindestens 3 Jahre jünger sind und alterstechnisch noch alle Optionen bzgl. Promotion oder Auslandsaufenthalt haben. Da ist eine, dazu noch fachfremde, Ausbildung nur sehr, sehr wenig wert. Wenn es also Jura sein soll, bewirb dich jetzt und nicht erst nach der Ausbildung.


    Genau das erlebe ich auch. Die Leute sind schon mit 23/24 Jahren fertig. Wenn noch Promotion kommt, dann vielleicht 27 Jahre. Das kommt bei den Firmen echt gut an! Und für jüngere Leute gibt es auch viele Förderungen (da gibt es ja auch Altersgrenzen z.B. bei DAAD, Erasmus, etc.). Und wenn man erst nach Ausbildung, Studium & etc bemerkt, dass man über die Altersgrenze gekommen ist, ist es echt schade.


    Der Witz ist ja: mein europäischer Kollege ist 21 und macht gerade seinen Master. Bei mir in D kam ja vieles dazu: längeres Abi (13 statt 12), Wehrpflicht, Ausbildung, Studium. Da kommt man leicht an die 30er Grenze.

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  • IMHO ist es nicht zwangsläufig so, daß Du mit 23 zu alt für ein Studium mit Perspektive bist - die Frage ist eher, was Du mal werden willst :p
    Nach meiner Erfahrung sind Leute, die nach einer Ausbildung noch ein Studium absolvieren, häufig sehr viel zielstrebiger, da sie genau wissen, warum sie das tun und durch die Ausbildung jene Art von Selbstdisziplin und Zielgerichtetheit erworben haben, die trotz gegenteiliem Anspruch oft weder Schule noh Elternhaus wirklich zu vermitteln mochten.


    Sieh' es so: Deine Ausbildung kann nach einem Studium entweder eine zusätzliche Facette im Portfolio Deiner Fähigkeiten (wenn Du "fachfremd" studierst), oder das mitunter entscheidende Quentchen Praxiserfahrung (wenn Du fachbezogen studierst) sein. Unter Umständen kann sich auch aus der richtigen Kombination etwas neues ergeben, z. B. Anwalt mit Spezialisierung auf IT oder so.


    Hast Du mal an ein "Duales Studium" gedacht, wie es z. B. die DHBW in Baden-Württemberg in Kooperation mit Firmen aus dem ganzen Bundesgebiet anbietet? Link


    Nur 2 Schekel von mir ...

  • Mit 23 bist Du nicht zu alt, um ein Studium zu beginnen - vor allem nicht, da Du ja dann schon etwas in der Tasche hast. Anders mag das sein, wenn das das Erststudium nach mehreren vertrödelten Jahren ist.
    Natürlich ist dann nicht mehr viel Zeit für Extravaganzen und Umentscheidungen. Auf der anderen Seite hast Du den Luxus, schon Erfahrung gesammelt zu haben und deswegen eine bessere Entscheidung treffen zu können, was Du denn eigentlich studieren möchtest.

    Walking on water and developing software from a specification are easy if both are frozen.
    – Edward V Berard

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