Rentenerhöhung 1. Juli 2012

  • Ein aus meiner Sicht gut recherchierter Artikel, der die Problematik ziemlich treffend beschreibt.


    Wobei ich noch einmal hervorheben möchte, dass der im Wikipedia-Artikel im Rahmen der Erzielung von Einkünften erwähnte anrechnungsfreie Teil von 30% des bereinigten Einkommens lediglich auf Einkünfte aus selbstständiger und nichtselbstständiger Tätigkeit gewährt wird.


    Sonstige Einkünfte wie Renten und Zinsen aus privater Altersvorsorge werden stets in voller Höhe angerechnet! Das wird bei der persönlichen Planung von Alterseinkünften häufig übersehen.


    Frank



    Edit:
    Das Institut der "Grundversorgung" wurde im Rahmen der gesetzlichen Neuregelung der Altersversorgung eingeführt, um Rentner nicht en masse de nomine zu "Sozialhilfeempfängern" zu degradieren. Dass sich im Wesentlichen nur die Bezeichnung und nicht etwa der finanzielle Status geändert hat, dürfte verständlicherweise nicht Bestandteil politischer Kernaussagen geworden sein. :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    wer garantiert Dir denn, dass Du im Alter überhaupt noch was zum Leben vom Staat bekommst? Je jünger die leute heute sind, umso geringer wird später die gesetzliche Rente ausfallen. Natürlich kann Dir das bei der privaten Vorsorge auch kein Mensch garantieren, das ist richtig, aber ich sorge doch lieber vor als später mal festzustellen "oh Mist, hätt ich doch mal besser"...


    Falls es wirklich keine gesetzliche Rente mehr geben sollte, dann macht aber eben die private Zusatzrente fuer Gering- und Normalverdiener garkeinen Sinn mehr.


    Weil selbst 500 Euro private Zusatzrente wuerden dann defacto komplett Staat einkassiert, und zum ueberleben reichen sie auch nicht.


    Und jetzt sagen wir mal 850 Euro pro Person private Zusatzrente als Altersrente und Berufsunfaehigkeit zu versichern, das kann sich jemand mit 1200 Euro Nettoeinkommen nicht leisten.


    Die private Zusatzrente kann ja ohnehin nur als Zusatz funktionieren, um so 200-300 Euro aufzustocken. Alles andere ist fuer Gering- und Normalverdiener eh nicht bezahlbar.

  • So ist es. Welche Schlüsse ein potenziell Betroffener aus diesen Rahmenbedingungen für seine eigene Sparleistung im Rahmen einer privaten Zusatzversorgung zieht, muss man ihm letztlich selbst überlassen.


    Ein besonderer Anreiz für Geringverdiener, mangelnde gesetzliche Rentenansprüche durch eine eigene private Altersvorsorge aufzugleichen, resultiert aus der gegenwärtigen Gesetzeslage (für die überraschenderweise gerade Sozialdemokraten die Verantwortung tragen) jedenfalls nicht - eher im Gegenteil.


    Wenn sich ein an Körperfülle reicher Parteivorsitzender über diesen Zustand lautstark echauffiert, müsste dabei Schamesröte in sein Gesicht treten - waren es doch er und seine Genossen, die diesen Zustand bewusst und in Kenntnis der Folgen selbst herbeigeführt haben. Weil die Bevölkerung solche gesetzlichen Regelungen von Sozialdemokraten aber eigentlich nicht erwartet und das Wahlvolk vergesslich ist, versucht er nun, diese (und zahlreiche weitere) Fehlleistungen aus dieser Zeit seinen politischen Gegnern als Kuckucksei ins Nest zu legen. Angesichts der aktuellen Umfragewerte könnte das sogar gelungen sein.


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Falls es wirklich keine gesetzliche Rente mehr geben sollte, dann macht aber eben die private Zusatzrente fuer Gering- und Normalverdiener garkeinen Sinn mehr.


    Weil selbst 500 Euro private Zusatzrente wuerden dann defacto komplett Staat einkassiert, und zum ueberleben reichen sie auch nicht.


    Wenn es keine gesetzliche Rente mehr gibt, dann gibt es vielleicht auch keine Grundsicherung oder Sozialhilfe mehr.


    Dann sind die 500€ private Zusatzrente dein einziges Einkommen - es sei denn du arbeitest, bist du in die Kiste kommst ;).


    Du kannst nur auf das zählen, was du dir selbst aufgebaut hast. Sollte es dann doch noch Unterstützung von der Allgemeinheit geben, dann kannst du wenigstens darauf Stolz sein, dass du der Allgemeinheit nicht komplett auf der Tasche liegst.

  • Zitat

    Original geschrieben von Merlin
    ... Sollte es dann doch noch Unterstützung von der Allgemeinheit geben, dann kannst du wenigstens darauf Stolz sein, dass du der Allgemeinheit nicht komplett auf der Tasche liegst.


    Du verkennst den wesentlichen Unterschied, der durch das Alterseinkünfte-/Grundsicherungsgesetz definiert wurde:


    Ein Empfänger von Grundsicherung liegt der Allgemeinheit eben nicht mehr als Sozialhilfeempfänger auf der Tasche. ;)


    Wenn auch das jetzt noch bestritten würde, machte die gesamte gesetzliche Neuregelung insoweit kaum noch Sinn. Die Grundversorgung ist nämlich eine "rentengleiche Dauerleistung" - ganz im Gegensatz zur Sozialhilfe. Das ist doch wohl ein Unterschied! Um Renter von Sozialhilfeempfängern abzugrenzen, wurden eigens Grundsicherungsämter geschaffen. Deren Eingang liegt mindestens eine Bürotür weiter. Alles Maßnahmen, die eine Altersarmut effektiv verhindern (sollen). Im Alter soll wirklich niemand, der sein Leben lang gearbeitet und Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt hat, zum Empfänger von Sozialhilfe werden. Zumindest dieses ehrgeizige Vorhaben konnte komplett umgesetzt werden. Jenseits des 65sten Lebensjahres gibt es in Deutschland keinen einzigen Bürger mehr, der auf Sozialhilfe angewiesen ist (von Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen mal abgesehen). Das soll uns das Ausland erst einmal nachmachen!


    Frank



    Ergänzung:
    Ich hoffe doch wohl auf Einigkeit dahingehend, dass der Umstand, dass die beiden völlig unterschiedlichen Leistungen von der Höhe und den Rahmenbedingungen her nahezu identisch sind, vor dem Hintergrund des großen politischen Erfolgs der Einführung des Instituts der Grundsicherung absolut zu vernachlässigen ist ... etwas so bahnbrechendes kann man doch nicht auf Grundlage nackter Zahlen bewerten ... auch wenn mancher dabei nur "Etikettenschwindel" vermutet ... :rolleyes:

  • ich persönlich möchte mich nicht drauf verlassen, von einer wie auch immer gearteten staatlichen Leistung leben zu müssen, von der ich nicht weiß, ob es sie in 30 Jahren noch gibt...


    Ich finde es faszinierend, wie Ihr davon ausgeht, dass man dies das und jenes nicht mehr geben wird, aber irgendwie dann doch wieder sicher seid, wie die Gesetzeslage im Alter aussieht. Vielleicht wird private Vorsorge ja z.B. auch irgendwann nicht mehr angerechnet. Wer weiß das schon?


    Klar ist es am Ende ärgerlich, wenns so kommt. Aber wenn nicht? Dann ist es zu spät, noch was zu tun. Klar, muss jeder für sich selbst abwägen und Normalverdiener tun sich da deutlich leichter, keine Frage. Bei Geringverdienern ist es schwer genug, überhaupt was beiseite zu legen. Aber wie gesagt, bei Normalverdienern, Mittelschicht etc. pp. da geht schon noch was

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Was ist denn für dich ein "Normalverdiener", Erik Meijer? Ab welchem Bruttoeinkommen?


    Und darauf verlassen MÖCHTEN sich wohl die wenigsten, Fakt ist aber, dass viele gar nicht die Wahl haben, sie MÜSSEN sich darauf verlassen bzw. darauf hoffen - weil es anders nicht geht wenn sie jetzt schon am Existenzminimum leben. Das ist sicherlich kein schönes Gefühl solch eine Zukunft vor sich zu haben, da sind Existenzängste an der Tagesordnung und da ist falscher Stolz (niemandem auf der Tasche liegen zu wollen) fehl am Platz. Dafür haben wir ja zum Glück noch eine soziale Marktwirtschaft, auch wenn sich darüber streiten lässt wie sozial sie wirklich ist. Aber indem man den Betroffenen auch noch versucht Schuldgefühle zuzuschieben, dafür dass sie Sozialleistungen in Anspruch nehmen müssen, finde ich von seitens deren, die das Glück haben mehr zu verdienen und eine höhere Rente erwarten zu dürfen, einfach unangebracht.

  • ich würd das nicht auf den letzten Euro festlegen. Aber wenn ich das richtig im Kopf habe, liegt das durchschnittliche Einkommen brutto in Deutschland bei ca. 2700 Euro brutto. So jemand beispielsweise wäre für mich definitiv ein "Normalverdiener".


    Und ja, natürlich gibt es viele Geringverdiener. Aber irgendwie verstehe ich nicht, warum in solchen Diskussionen immer und immer wieder darauf hingewiesen wird in einer Art und Weise, dass man glauben könnte, dass es nur Geringverdiener an der Armutsgrenze in Deutschland gibt. Dem ist mitnichten so. Ja, es gibt viele. Viel zu viele. Und ich weiß sogar ganz praktisch, wovon ich rede, mein Bruder bezieht Hartz IV. Aber es gibt eben auch viele, die es sich leisten könn(t)en, fürs Alter vorzusorgen.


    Genausowenig, wie man die Geringverdiener mit Verachtung strafen sollte oder wie Du es nennst Ihnen Schulgefühle zuzuschieben, so sollte man das auch nicht mit Normal- und Besserverdienern machen. Manchmal bekomm ich hier das Gefühl, dass sich jemand wie autares oder auch ich uns dafür entschuldigen müssen, dass wir nicht zu den Geringverdienern gehören.

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    ...
    Ich finde es faszinierend, wie Ihr davon ausgeht, dass man dies das und jenes nicht mehr geben wird, aber irgendwie dann doch wieder sicher seid, wie die Gesetzeslage im Alter aussieht. Vielleicht wird private Vorsorge ja z.B. auch irgendwann nicht mehr angerechnet. Wer weiß das schon?
    ...


    Derzeit weiß das in der Tat niemand ... aber nur deshalb, weil die gegenwärtige Bundesregierung versäumt, beizeiten die tiefe Verunsicherung in der Bevölkerung zu beseitigen.


    Es ist Aufgabe des Staates, klare und verlässliche Rahmenbedingungen festzulegen, aufgrund derer seine Bürger ihre private Altersvorsorge so zielsicher wie eben möglich planen können.


    Lässt der Staat seine Bürger dagegen völlig im Unklaren darüber, was aus ihrem Ersparten im Alter einmal wird und ob es ihnen überhaupt zu Gute kommt (oder das Sparen schlimmstenfalls für die Katz war), darf er doch nicht ernsthaft erwarten, dass die so im Unklaren gelassenen "auf Verdacht" mal eben Geld, das ihnen anderweitig fehlt, in ein "Luftschloss" investieren.


    Erst in den letzten Jahren wurden etwa die steuerlichen Bedingungen für etliche Formen der Altersvorsorge kreuz und quer durcheinandergemischt, erst so, dann wieder anders geregelt. Meine vor über 20 Jahren gewählte Form der Altersvorsorge kann ich an das gestiegene Rentenalter von 65 auf 67 Jahre nicht mehr anpassen, weil das Modell ausgelaufen ist und jede Erweiterung steuerschädlich wäre. Glückwunsch!


    In der Tat kommt es vor, dass der Gesetzgeber eine gewählte Form der privaten Vorsorge "mal eben kippt" und der Betroffene dann entweder Stückeln bzw. komplett Umsatteln muss, weil ein kontinuierliches Investment so natürlich nicht möglich ist. Das, was die Bundesregierung in den letzten sieben Jahren veranstaltet hat, ist ein sicherer Weg, selbst Bürger die von sich aus vorsorgen möchten, nachhaltig zu verprellen.


    Frank



    Ergänzug:
    Geht man von den aktuell veröffentlichten Zahlen in Sachen Grundversorgung aus und legt den hier berechneten Stundenlohn von 10 Euro zugrunde, läge die "Geringverdienergrenze" in Sachen Altersrente darzeit bei ca. 1.670,- Euro brutto - und das durchgängig über 45 Jahre. Kommen - wie bei vielen Arbeitnehmern - Zeiten mit geringerer Beitragszahlung (Kindererziehung, Teilzeit, Arbeitslosigkeit, längere Krankheit etc.) hinzu, liegt die Grenze noch einmal höher.


    Diejenigen, die das nach gegenwärtigen Maßstäben nicht erreichen, sind Kandidaten für die Grundversorgung. Wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe, sehe ich etliche, die das nicht erreichen werden. All sie müssen damit rechnen, dass ihre privat angesparte Altersvorsorge (jedenfalls rein rechnerisch) futsch ist. Aus meiner Sicht kein wirklicher Ansporn, was auf die Hohe Kante zu legen ... Motivation geht anders.

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