Bahnstreik 2011

  • Obwohl für meinen Geschmack zwar immer ein wenig überspitzend kann ich heute der FTD nur uneingeschränkt zustimmen: Dieser Streik ist ohne Sinn und Verstand & einfach nur eine krass dreiste Frechheit.


    Arbeitskämpfe und Ausstände - absolut legitim, um Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen. Aber das hier? Die Deutsche Bahn zu bestreiken, um einen einheitlichen Branchentarifvertrag zu erzwingen, der die Bahnkonkurrenten dazu zwingt, die gleichen Gehälter wie die Deutsche Bahn zu zahlen? What the f*??


    Nur weil ein Streik auf die Vogtlandbahn keinen Menschen interessieren würde die Deutsche Bahn als Ziel zu nehmen ist einfach nur völlig absurd, dreist und indiskutabel.


    Das schöne FTD-Zitat möchte ich nicht vornethalten:


    Zitat


    Wenn das Schule macht, werden Lkw-Fahrer bald alle Autobahnen blockieren, nur um gegen Radarkontrollen in Ravensburg zu demonstrieren.

  • Zitat

    Original geschrieben von Miramal
    Die Bahn ist Teil der Infrastruktur in Dtl und da sollten Streiks verboten werden ........


    Wenn die Lokführer so wichtig sind, dass ohne sie nichts geht, gibt es genau zwei Alternativen:


    1. Entsprechende Entlohnung
    2. Verbeamtung

    Meine Beiträge können Spuren von Zynismus und Sarkasmus enthalten.

  • Man redet sich immer etwas leichter, wenn einen der Streik nicht oder nur am Rande trifft - mir geht's derzeit noch so, wobei der Umzug auf's Land schon geplant ist...
    Dennoch kann ich die Lokführer verstehen und auch die Maßnahme des Streiks ist in meinen Augen legitim, denn sonst würde ihnen niemand Gehör schenken. Glaubt wirklich einer, dass es jemanden interessieren würde, wenn sich ein paar Lokführer vor der DB-Zentrale versammeln, bunt beschriftete Schilder in die Höhe halten und ein paar Sprüche im Chor von sich geben würden? Ich glaube, nein.
    Ich glaub auch nicht, dass sich hier eine Berufsgruppe Gehör zu verschaffen sucht, die enorm überbezahlt ist und jegliche weitere Gehaltserhöhung an der Realität vorbei geht.


    Ich glaube aber schon, dass man sich leicht veräppelt fühlt, wenn man den gleichen Job wie der Kollege hat, aber grundsätzlich unterschiedliche Rahmenbedingungen vorfindet, obwohl man in der gleichen Branche tätig ist, welche auch noch glücklicherweise so groß und zentral verankert ist, dass sich Gewerkschaften gebildet haben, die für die Interessen ihrer Mitglieder eintreten.
    Und diese Vorteile würde jeder von uns nutzen bzw. sich nicht dagegen wehren, wenn er könnte.

  • Zitat

    Original geschrieben von archie83
    Wenn die Lokführer so wichtig sind, dass ohne sie nichts geht, gibt es genau zwei Alternativen:


    1. Entsprechende Entlohnung
    2. Verbeamtung


    Zu Punkt 1 fällt mir nur ein Zitat aus dem Film "Payback" ein: " Es ist niemals genug"


    Die Lohnsteigerung von 4% über 2 Jahre wurde hier ja schon als "veräppeln" abgetan. Wenn es dieses Jahr also 5% werden, dann darf das im nächsten Jahr keinesfalls unterschritten, sondern muss eher noch überboten werden


    Was mich mal interessieren würde (das weiß ich wirklich nicht): Die Gewerkschaft handelt doch normalerweise einen Abschluss für alle Arbeitnehmer aus und nicht nur für die, die gewerkschaftlich organisiert sind, oder?


    Läuft das bei der Bahn bei 2 Gewerkschaften anders? Bekommen da nur die mehr Geld, die in der jeweiligen Gewerkschaft sind?
    Andernfalls müsste ja der Abschluss mit EVG irgendwie aufgelöst werden oder würde die neue Forderung/Einigung der GDL noch mal ontop auf den bereits erfolgten Abschluss der EVG kommen???




    Zitat

    Ich glaube aber schon, dass man sich leicht veräppelt fühlt, wenn man den gleichen Job wie der Kollege hat, aber grundsätzlich unterschiedliche Rahmenbedingungen vorfindet, obwohl man in der gleichen Branche tätig ist,


    Dann sollten die Leute bei Opel mal streiken und auf die Gehälter bei Porsche hinweisen :p

    Eine Smith & Wesson übertrumpft vier Asse

  • Mal kurz:


    1. "Streik ist das letzte Druckmittel das der AN hat, nur wird hier gar nicht mehr großartig verhandelt sondern gleich gestreikt." - Nach dem, was ich so mitbekommen habe, wurde seit Monaten verhandelt. Was du sagst, ist schlicht falsch.


    2. Lokführer haben sich freiwillig ausgesucht, zu einer kleinen Privatbahn zu gehen? Sicher. Wenn die DB Regio einen Regionalverkehrsauftrag verliert, dann fährt dort nur noch die Privatbahn. Und wenn die Privatbahn 10 Jahre später die Folgeausschreibung verliert, dann fährt wieder die nächste Bahn und der alte AG macht zu. Entweder, man akzeptiert das Angebot des neuen Betreibers oder man geht sonstwohin, wenn der alte AG an anderen Orten noch freie Stellen hat, oder man ist eben arbeitslos. Da kann ich nicht viel von freiwilligem Aussuchen erkennen.


    3. Mag sein, dass heute jedes Smartphone die Züge steuern kann. Tun sie aber nicht. Die Bahn hat doch nicht einmal flächendeckend die Technik installiert, um ein rotes Signal technisch auswertbar zur Lok zu übertragen. Siehe das Zugunglück in Sachsen-Anhalt. Lokführer hat gepennt, 10 Leute tot. Großartig.


    4. In Nürnberg klappt es prinzipiell mit dem automatischen Betrieb. * Das ist ja auch gar kein Hexenwerk. Genaso wie der automatische Flugzeugbetrieb. Der Flieger hat vielleicht zwei Dimensionen mehr - ein Hindernis für einen Rechner? Dafür laufen aber auch eher seltener Leute im Luftraum rum, man muss nicht alle paar Minuten abfertigen und überprüfen, ob auch keiner noch in der Tür steckt, es gibt keine Weichen oder Fahrstraßen mit Geschwindigkeitsbeschränkung, keine Signale, keine Bahnübergänge, die vielleicht gestört sein könnten usw. Bei der Bahn muss erst die ganze Streckeninfrastruktur teuer aufgerüstet werden. Bei Flugzeugen entfällt das überwiegend. Der Pilot muss sich mit der Natur und Naturgesetzen rumprügeln. Der Lokführer überwiegend mit Menschen und ihrem Verhalten. Was kann man technisch leichter vorhersagen? Ich würde davon ausgehen, dass eher ein pilotenloses Flugzeug in den Linienbetrieb geht als dass flächendeckend automatische Eisenbahnen fahren.


    * Meistens jedenfalls: http://www.abendzeitung.de/nuernberg/lokales/237229

  • Wenn man die Diskussion aufmerksam verfolgt hat, dann stellt sich übrigens auch dieses tolle Angebot der DB etwas anders dar:


    1,8% dieses Jahr, 2% nächstes Jahr. Wer das Addiert ist selbst schuld.
    Dafür Erhöhung der Arbeitszeit von 38 auf 39 Stunden (die zusätzlichen Stunden sind in der Lohnerhöhung schon eingerechnet, also die % nicht pro Stunde sondern Pro Monat)
    Nachtzuschlag erst ab 23 Uhr, und nicht wie bisher ab 20 Uhr
    Ein Urlaubstag weniger
    Wer genau Rechnet stellt fest, daß am Ende sogar weniger Geld rauskommt, für mehr Arbeit.


    Also für mich sieht das sehr nach Verarsche aus. Natürlich werden die mit den minimalen Lohnerhöhungen erwähnten Prozente die damit verbunden Kürzungen nicht öffentlich erwähnt, sieht ja auch nicht schön aus. Aber so ist es.


    Gefordert wird neben einem Angebot das den Namen verdient, in Verbindung mit Erhöhung der Sicherheit zB bei Arbeitsunfähigkeit.


    Was die Angleichung des Tarifvertrages für alle Unternehmen angeht: Regelmäßig werden bestimmte Strecken ausgeschrieben, wenn nun ein Bahnunternehmen das diese Strecke bisher befahren hat, die Strecke verliert, kommt ein anderes Unternehmen. Der Lokführer der bisher bei einem Unternehmen war, kann nun auf der Straße stehen, oder zum anderen Unternehmen wechseln. Beim Wechsel verliert er alles. Er gilt nicht mehr als Mann mit vielleicht 30 Jahren Berufserfahrung, sondern als Anfänger und wird auch so bezahlt. Mal abgesehen daß der Tarifvertrag vermutlich schlechtere Konditionen bietet als der vorherige.
    Übrigens auch die DB will den Tarifvertrag nicht unterschreiben. Wird zwar immer in der Presse groß getönt, aber das ist ja noch lange kein Grund den auch wirklich zu unterschreiben. Nicht alles Glauben was in der Presse steht.
    Ich habe am Anfang auch gedacht, daß hier die Gewerkschaft etwas durchdreht, aber rede einfach mal mit einer Gruppe Lokführer wenn Streik ist. Nicht gleich losschimpfen sondern ein normales Gespräch beginnen, dann erfährt man auf einmal viel was man in der Zeitung nicht lesen kann.


    Und jeder der sagt, daß man Lokführern das Streiken verbieten sollte: Macht konkrete Vorschläge wie eine Gewerkschaft sonst reagieren sollte. Streik ist ein Grundrecht. Die Beförderung per Bahn ist keines. Kein Lokführer streikt um Leute zu ärgern, sondern es wird gestreikt um die Bahn zu ärgern. Aber eine andere Möglichkeit gibt es eben leider nicht


    Edit: Bleibt noch zu sagen, daß der letzte Bahnstreik nicht ein Jahr her ist, sondern im Winter 2007/08 war, also mittlerweile 3 Jahre her ist...

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  • Alles schön und gut (mal davon ab dass ein streikender Lokführer und dessen Aussagen genauso mit Vorsicht zu genießen sind wie Informationen aus der Presse), ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Streik mit seiner Hauptforderung "Einheitlicher Tarifvertrag" und dem Streikschwerpunkt bei der DB den falschen trifft. Nicht die DB zahlt ihren Lokführern weniger Geld sondern die privaten Konkurenten. Und auch wenn die GDL sich jetzt gegenüber der DB "zu Tode streikt": Selbst wenn die DB wollte haben sie aber mal 0 Einfluss auf die privaten Konkurrenten und deren Gehaltspolitik.


    Oder vereinfacht gesagt: Die GDL übt Druck auf A aus obwohl sie von B was wollen. Den volkswirtschaftlichen Schaden aller anderen in DE die hiervon betroffen sind mal ganz außen vor.


    Streik ist ein Arbeitskampfmittel wenn zwischen den AN und dem AG am Verhandlungstisch nichts mehr geht. In den allermeisten Fällen trifft der Streik und die wirtschaftlichen Folgen entsprechend dann auch den AG. Insofern ist es schon berechtigt die Frage in den Raum zu stellen ob in bestimmten Branchen und Bereichen Arbeitskampfmaßnahmen in diesem Ausmaß auf dem Rücken von Arbeitnehmern und anderen Unternehmen sowie der eigenen Volkswirtschaft ausgetragen weren dürfen oder ob hier nicht die Grenze der Verhältnismäßigkeit längst überschritten ist.



    Zitat


    Original geschrieben von Brainstorm
    Edit: Bleibt noch zu sagen, daß der letzte Bahnstreik nicht ein Jahr her ist, sondern im Winter 2007/08 war, also mittlerweile 3 Jahre her ist...




    Das ist schlicht falsch, GDBA und Transnet haben u.a. im Jan 2009 gestreikt, genauso im Okt. 2010. Der letzte Streik der GDL mag zwar schon etwas länger zurückliegen (aber auch nur weil z.B. in 2010 angekündigte Streiks der GDL für rechtswidrig erklärt hat), dem Kunden oder der Wirtschaft ist es aber relativ egal ob die DB nicht fährt weil die GDL oder die GDBA gerade mal wieder streikt (und auch hier fordert der DGB ja schon länger die Spartengewerkschaften abzuschaffen um solche Auswüchse zu verhindern).

  • Zitat

    Original geschrieben von yoshi123
    Ich weiß und es scheint auch zu funktionieren - zumindest liest man in Bayern nicht ständig von Störungen irgendeiner Art.


    Ich wohne in Nürnberg und fahr regelmäßig mit den fahrerlosen U-Bahnen. Es ist richtig, es gibt nicht so viele Störungen, aber es sind dann wohl doch zu viele, auf die geringe Anzahl der Fahrten gerechnet, im Vergleich zur Bahn, als das dies in naher Zukunft eine Alternative zum Lokführer sein kann.


    Selbst nachdem die U3 (das war die 1. fahrerlose Linie) gut lief, gab es wieder ewigen Vorlauf bis die nächste Linie umgestellt wurde.


    Wobei zugegeben die Störungen basieren vielmehr auf Türschließprobleme, da bei den Türen ein kleiner Steg ausfährt, so dass man beispielswiese mit einem Rollstuhl einfach drüberfährt, ohne das man anheben muss. Sonst gibt es kaum mir bekannte Probleme.

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  • Zitat

    Original geschrieben von basti12
    Sind wir doch mal ehrlich: Wer Bahn fährt, der hat keine Alternative. Ansonsten würde er sich diesen Verein (auch in Nicht-Streik-Zeiten) kaum freiwillig antun.


    Das ist doch Quatsch! Ich persönlich versuche generell immer, bei langen Reisen (bspw. Köln - München) die Bahn zu nutzen - es ist nicht nur günstiger, sondern auch x Mal entspannter als das Auto. Und ich kenne sehr viele, die das ebenso sehen - trotz der oft propagierten Unpünktlichkeit (auch Blödsinn, die Bahn ist verhältnismäßig pünktlich).


    Zum Streik: ich finde das auch nicht normal, wie oft da gestreikt wird. Jedes Jahr gibts einen neuen Streik von irgendeiner Gewerkschaft, nie sind die zufrieden. Warum ist es so schwer, einen Tarifvertrag über bspw. 10 Jahre zu machen, der einen einfachen Inflationsausgleich vorsieht? 2% mehr pro Jahr und gut ist!

  • Zitat

    Original geschrieben von Betamax
    Warum ist es so schwer, einen Tarifvertrag über bspw. 10 Jahre zu machen, der einen einfachen Inflationsausgleich vorsieht? 2% mehr pro Jahr und gut ist!


    Weil das innovativ wäre und gegen jegliche Prinzipien dt. Arbeitgeber sprechen würde: "Warum sollen wir pauschal immer alle Gehälter anheben? In schlechten Zeiten können wir es uns doch gar nicht leisten, auch nur einen Inflationsausgleich zu zahlen? Von was sollen denn die Top-Manager-Gehälter in schlechten Zeiten erhöht werden, wenn nicht von dem bisschen, dass wir unseren Angestellten damit nicht zugestehen bzw. wegnehmen?" ;)

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