Virtuelle Sitzblockade gegen Bush und Blair

  • Zitat

    Original geschrieben von philet
    Die Iraker einfach so sich selbst überlassen? Mit einer - zu einem grossen Teil von den USA - zerstörten Infrastruktur (Wasser- Strom- und Lebensmittelversorgung) einfach sitzen lassen, so dass viele Zivilisten auch nach dem Ende des Krieges sterben?
    Wäre das gerechtfertigt?


    Das wäre es auf gar keinen Fall.
    Aber meiner Meinung nach ist das letzte Druckmittel, das die Kriegsgegner jetzt noch haben, die Drohung, daß die USA nach Kriegsende auf dem Wiederaufbau sitzen bleiben.
    Meiner Meinung nach wäre es mehr als gerechtfertigt, wenn die am Krieg beteiligten Nationen den Wiederaufbau (weitgehend) aus eigener Tasche bezahlen müssten. Schließlich haben sie imho auch keine rechtliche Legitimation für den Krieg.
    Ich weiß, das ist Illusion, ich finde es aber unangemessen daß einige Leute (,Zeitungen, Fernsehsender...) jetzt schon ankündigen, widerspruchslos zahlen zu wollen.
    Das heißt den Krieg ohne Protest als rechtmäßig anzuerkennen.


    In letzter Konsequenz hast Du aber völlig recht: es geht um die irakische Bevölkerung, da darf man im Ernstfalll keine Prinzipien reiten.


    Gruß, Cybulska

    "dixit et ignotas animum dimittit in artes
    naturamque novat [..]"
    P. Ovidius Naso, Metam. IIX, 188f.

  • alles eher OT:

    Zitat

    Original geschrieben von cybulska
    Aber meiner Meinung nach ist das letzte Druckmittel, das die Kriegsgegner jetzt noch haben, die Drohung, daß die USA nach Kriegsende auf dem Wiederaufbau sitzen bleiben.


    Es ist m.E. nach so, dass ein Wiederaufbau - alleine von UK und GB (und vielleicht noch einigen Staaten) - mit Demokratisierung oder überhaupt einem neuen Regimeaufbau praktisch aussichtslos wäre. Das ist eine große Aufgabe, die v.a. die USA m.E. noch immer unterschätzen.
    Es wird nicht damit getan sein, Wahlen zu organisieren (alternativ: ein Staatsoberhaupt einzusetzen) und die Infrastruktur größtenteils wieder herzustellen. Inspesondere die USA werden große Probleme haben, als Ordungsmacht im Irak fungieren zu können - eine solche Ordnungsmacht wird aber zwingend erforderlich sein. Das trifft in etwas schwächerem Maße auch auf die Briten zu. Deutschland kann aber nicht daran gelegen sein, dass der Irak zerfällt, dass es Bürgerkriege gibt, dass die ganze Region möglicherweise mit hinein gezogen wird. Daher wird - so blöd das letztlich ist - Deutschland nach dem Krieg alles daran setzten müssen, damit von Deutschland im Vorfeld geäußerte Bedenken gegen den Krieg, sich nicht bewahrheiten.

    Zitat

    Original geschrieben von cybulska
    Ich weiß, das ist Illusion, ich finde es aber unangemessen daß einige Leute (,Zeitungen, Fernsehsender...) jetzt schon ankündigen, widerspruchslos zahlen zu wollen.
    Das heißt den Krieg ohne Protest als rechtmäßig anzuerkennen.


    Auch ich halte derzeitige Initiativen über eine deutsche Finanzierung des Wiederaufbaus für verfrüht, aber Protest gegen den Krieg ist m.E. davon durchaus zu trennen. Dieser Protest ist ja auch deutlich geäußert worden.

    Zitat

    Original geschrieben von cybulska
    In letzter Konsequenz hast Du aber völlig recht: es geht um die irakische Bevölkerung, da darf man im Ernstfalll keine Prinzipien reiten.


    Es geht m.E. nicht ausschließlich um die irakische Bevölkerung, es geht dabei auch direkt um deutsche Interessen und eine Bedrohung für die Region, die letztlich auch uns hier in Europa betreffen könnte.

    Zitat

    Original geschrieben von cybulska
    Die Weltgemeinschaft hätte die Möglichkeit zum frühzeitigen Einschreiten gehabt und hat auch immer noch die Möglichkeit sich zu sperren, und was tut die UNO?? Überlegen wie man den zerbombten Irak wiederaufbauen kann :mad:


    Entweder ich versteh Dich falsch, oder ich muss Dir widersprechen.
    Was soll denn die UNO nach Deiner Ansicht tun? Protestiert wurde doch - und zwar so massiv wie wahrscheinlich überhaupt noch nie.
    Wie soll die UNO denn einschreiten? Die UNO selbst kann praktisch gar nichts tun, weil die USA (und UK) im Sicherheitsrat Vetorecht haben - bleiben also die Mitgliedsstaaten.
    Was soll dann also beispielsweise Deutschland machen? Wirtschaftssanktionen? Austritt aus der NATO? Abbruch diplomatischer Beziehungen? Vielleicht überseh ich einige Dinge, aber das alles halte ich nicht für sinnvoll.

  • Zitat

    Original geschrieben von oecher
    Es ist m.E. nach so, dass ein Wiederaufbau - alleine von UK und GB (und vielleicht noch einigen Staaten) - mit Demokratisierung oder überhaupt einem neuen Regimeaufbau praktisch aussichtslos wäre. Das ist eine große Aufgabe, die v.a. die USA m.E. noch immer unterschätzen.


    Diese Aufgabe wird möglicherweise völlig unlösbar sein. Es wird allgemeinhin verkannt, daß die Iraker und überhaupt der islamische Kulturkreis gar keine "Demokratisierung" durch den westen will. Diese würde wahrscheinlich sowieso auf die Etablierung eines den Staaten hörigen Regimes herauslaufen, das deren wirtschaftlichen Ziele befördert.

    Zitat

    Inspesondere die USA werden große Probleme haben, als Ordungsmacht im Irak fungieren zu können


    Das kannst Du laut sagen - die USA genießen nicht mehr Vertrauen bei der irakischen Bevölkerung als das Regime Saddam Hussein. Nachdem man 1991 einen Aufstand angezettelt und die Revolutionäre danach im Stich gelassen hat (allein 10.000 südirakische Schiiten wurden nach der Niederschlagung der Revolte durch Bagdad liquidiert) herrscht selbst bei den potentiellen Regimegegnern im Irak ein tief sitzendes Misstrauen gegen die USA.
    btw, die Briten sind seit der Irak UK-Kolonie war auch nicht sonderlich beliebt dort.
    Insgesamt ist mit geringer Kooperation zu rechnen.

    Zitat

    Deutschland kann aber nicht daran gelegen sein, dass der Irak zerfällt, dass es Bürgerkriege gibt, dass die ganze Region möglicherweise mit hinein gezogen wird. Daher wird - so blöd das letztlich ist - Deutschland nach dem Krieg alles daran setzten müssen, damit von Deutschland im Vorfeld geäußerte Bedenken gegen den Krieg, sich nicht bewahrheiten.


    imho setzt sich Deutschland einer viel größeren Gefahr aus, wenn es sich mit den Kriegskoalitonären solidarisiert und so zu einem potentiellen Terrorziel macht. Eine direkte Bedrohung Europas durch den Irak besteht meiner Ansicht nach nicht, so wie ich auch die Verbindungen des Irak zu Al'Quaida stark bezweifle.

    Zitat

    Was soll denn die UNO nach Deiner Ansicht tun? Protestiert wurde doch - und zwar so massiv wie wahrscheinlich überhaupt noch nie.
    Wie soll die UNO denn einschreiten? Die UNO selbst kann praktisch gar nichts tun, weil die USA (und UK) im Sicherheitsrat Vetorecht haben - bleiben also die Mitgliedsstaaten.


    Du übersiehst hier die Möglichkeit, daß die Generalversammlung einschreitet. Nach dem "uniting for peace"-Beispiel aus der Korea-Krise könnte die Generalversammlung eine (zumindest symbolische weil weil wohl nicht durchsetzbare) Resolution gegen den Krieg verabschieden.

    Zitat

    Was soll dann also beispielsweise Deutschland machen? Wirtschaftssanktionen? Austritt aus der NATO? Abbruch diplomatischer Beziehungen? Vielleicht überseh ich einige Dinge, aber das alles halte ich nicht für sinnvoll.


    Ich gebe Dir recht, Deutschland allein kann im Moment nicht viel mehr machen als sich raushalten.
    Unsere Bundesopposition z.B. tut aber im Moment genau das Falsche, nämlich sich demonstrativ auf die Seite der Kriegskoalitionäre stellen und damit der Regierung diplomatisch in den Rücken fallen. Eine solche politische Illoyalität den nationalen Interessen gegenüber würde es, das muß ich einräumen, in vielen anderen Staaten nicht geben.


    Soviel dazu,
    Cybulska

    "dixit et ignotas animum dimittit in artes
    naturamque novat [..]"
    P. Ovidius Naso, Metam. IIX, 188f.

  • schwieriges thema. und auf die frage was da deutschland machen kann gibt es keine eindeutige antwort. sicher ist nur das sich die internationalen beziehungen gerade einem großen wandel unterziehen.
    zur frage, und was nach dem krieg? ist die antwort schon klarer. der irak wird eine gelenkte transformation durchleben. demokratische organe müssen geschaffen werden und die letztendliche konsolidierung wird in den händen der iraker sein. wer das finanziert ist die andere frage. dank der ölressourcen stellt sich wohl aber eher die frage wer die kuh melken wird und nicht so sehr wer sie füttert.

  • Die Antwort auf den Beitrag von cybulska habe ich hier hin geschrieben, da das Thema m.E. in diesem Thread eher falsch ist. Daher mein Vorschlag, das Thema im "Krieg im Irak"-Thread weiter zu diskutieren.

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