US-Geheimdepeschen sind Online (wikileaks & Spiegel)

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Nach wie vor waren die zuletzt angebotenen Dateien fast nur belangloser Mist. Dass sich in der schieren Anzahl der Unterlagen hie und da auch mal etwas Brisantes findet ist einfach nur statistische Wahrscheinlichkeit, aber kein von WL bewusst herbeigeführtes Szenario. Sie haben einfach mit der Gießkanne Informationen veröffentlicht und dabei zwangsläufig mehr oder weniger Brisantes erwischt.


    WL veröffentlicht die Daten welche ihnen durch Dritte zur Verfügung gestellt werden, ungefiltert. Ich denke das ist der Punkt, ansosonten würde man WL wiederrum Einflußnahme vorwerfen, wenn nur Teile veröffentlicht werden würden.



    Gruß Kai

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Wie viele Leute schon vorher legal Zugriff auf die Dokumente hatten ist kein valides Argument. Wenn diese Daten unter Verschluss sind, sind sie nicht für die Veröffentlichung bestimmt und sollen nur von einem bestimmten Personenkreis eingesehen werden.


    Es ist kein Argument für eine Veröffentlichung, aber ein Argument, dass mit den Sicherheitsrichtlinien der USA was nicht in Ordnung war, und der aktuelle Vorgang vermeidbar gewesen wäre, wenn man mit Zugriffsrechten nicht derart leichtfertig umgegangen wäre.


    Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Nach wie vor waren die zuletzt angebotenen Dateien fast nur belangloser Mist.


    So belanglos finde ich es jetzt nicht, dass viele Regierungen den USA in den Allerwertesten kriechen und die USA im Gegenzug ihren Einfluss geltend macht, um Konkurrenz beispielsweise im Bereich von Waffenlieferungen auszuschalten. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit Korruption zu tun.
    Natürlich "weiß" das jeder, aber jetzt ist es eben hochoffiziell.
    Weiter oben wurde mal behauptet, dass Wikileaks nur den russischen Geheimdiensten in die Hände spielen würde. Ich behaupte mal, dass für die Russen nichts wirklich neues dabei war. So schlecht ist deren Geheimdienst nun auch wieder nicht.


    Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Dass sich in der schieren Anzahl der Unterlagen hie und da auch mal etwas Brisantes findet ist einfach nur statistische Wahrscheinlichkeit, aber kein von WL bewusst herbeigeführtes Szenario. Sie haben einfach mit der Gießkanne Informationen veröffentlicht und dabei zwangsläufig mehr oder weniger Brisantes erwischt.


    Und wo ist das Problem? Es ist doch Aufgabe von Journalisten, Quellen zu filtern und für den Normalbürger aufzubereiten, also für Spiegel, Guardian usw. Wikileaks stellt nur das Quellmaterial bereit.


    Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Sex ohne Kondom gegen den Willen des Partners ist durch nichts zu rechtfertigen.


    Das heißt, wenn jemand - überspitzt formuliert - sagt "entweder wir treiben es ohne Kondom oder es es gibt gar keinen Sex", sollte derjenige für mehrere Jahre ins Gefängnis? Von Gewaltanwendung ist nämlich nicht die Rede. Also hätte sie sich einfach weigern können.
    Sollte er sich den ungeschützten Sex aber mit Gewalt erzwungen haben, ist er natürlich dafür zu verurteilen. Das wäre dann aber Vergewaltigung und keine sexuelle Nötigung. Letzteres lässt kein Eindringen in den Körper des Partners zu. Dort wäre die Kondomfrage also völlig irrelevant.

    Meine Beiträge können Spuren von Zynismus und Sarkasmus enthalten.

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus



    WL tritt mit der - geäußerten oder stillschweigend angenommenen - Absicht an, unrechtmäßige Machenschaften aufzudecken. Ob das dem Selbstverständnis von Assange entspricht weiß ich zwar nicht, aber dieses ist das Image, das von den Befürwortern dargestellt wird.


    Ohne nun ausrücklich Befürworter von WL zu sein, sehe ich das anders. Für mich zeigt WL einfach einen Teil von (inter-)staatlichen Handeln, inden man sonst keinen Einblick erhält. Ob das für dich (und auch für mich) bedeutsam oder wünschenswert ist, ist erstmal Ermessenssache von jedem Einzelnen bzw. der Gesellchaft insgesamt. Es wird bestimmt einige geben, die Erkenntnisse daraus "bahnbrechend" finden, während andere das alles gar nicht interessiert (und daher auch gut auf das Ganze verzichten könnten). Es ist nunmal ein Merkmal der Meinungsfreiheit, dass der Einzelne (Du, ich), aber auch die Regierung nicht entscheidet, welche Informationen wichtig sind, solange sie nicht gegen andere Gesetze verstoßen (und hier wurden ja Verletzungen noch von keiner Seite offiziell genannt! (siehe auch unter nochmal ausführlicher)



    Zitat


    Wie viele Leute schon vorher legal Zugriff auf die Dokumente hatten ist kein valides Argument. Wenn diese Daten unter Verschluss sind, sind sie nicht für die Veröffentlichung bestimmt und sollen nur von einem bestimmten Personenkreis eingesehen werden.


    Das stimmt! Allerdings ist es schon ganz schön naiv, extrem vielen Menschen (die Zeitungen schwanken hier von 250.000 bis 2,5 mio!) Zugriff zu gewähren und sich dann zu wundern, wenn Sachen davon öffentlich werden. Das macht es natürlich nicht besser, aber es ist - mit Verlaub gesagt - ziemlich dämlich. Gerade wenn angeblich wirklich geheime Sachen enthalten sind.



    Zitat


    Was Assange persönlich angeht: der Vergewaltigungsvorwurf war schon lange vor dieser letzten Veröffentlichung in der Welt. Es mag natürlich sein, dass man dieses jetzt aufgreift weil man ihn "aus dem Verkehr ziehen will". Was aber nicht stimmt ist, dass da irgendwas völlig frei konstruiert wird um ihn mundtot zu machen.


    Ob da etwas konstruiert ist, um ihn mundtot zu machen, können wir beide nicht wissen. Denn auch die ersten Anschuldigungen stammen ja aus einer Zeit, in der WikiLeaks "Unangenehmes" veröffentlicht hat. Aber wie gesagt, du und ich (und jeder andere in diesem Forum) können das schlicht nicht beurteilen. Auf Grund des timings sowie des Ablaufs der Ermittlung in Schweden muss man sich aber nicht wundern, wenn solche "Theorien" entstehen. Daher wird auch jeder seine Meinung dazu haben und keine Seite wird die andere entkräften können. Ich finde es spannend, wie es da weiter geht.


    Zitat


    Sex ohne Kondom gegen den Willen des Partners ist durch nichts zu rechtfertigen. Ich kann das nicht runterspielen nur weil andererseits der Verdacht besteht, dass man Assange mit diesem Vorwurf mundtot machen will. Das eine ist genauso daneben wie das andere und Beweise fehlen in beiden Fällen...


    Stimmt... im konkreten Fall wissen wir aber nicht, was genau vorgeworfen wird und auch nicht, was passiert ist. Daher lässt sich auch nicht sagen, ob es sich hier um eine Verfehlung handelt. Übrigens (nur so als Info, weil ich es ganz interessant finde): Nach allen Rechtsexperten aus Deutschland, die ich in der letzten Zeit gehört habe, wäre einvernehmlicher Sex bei dem über die Nutzung von Kondomen im Nachhinein Uneinigkeit herrscht, keine Vergewaltigung. In Deutschland wäre somit ein entsprechender Haftbefehl nicht möglich. Moralisch wäre es natürlich trotzdem verwerflich.




    Im übrigen finde ich, werden grundsätzlich zwei bis drei Sachen hier in der gesamten Diskussion durcheinander geworfen:


    1. Sind die Veröffentlichungen gut/schlecht/harmlos/gefährlich? Also eher die Frage nach der persönlichen Meinung bzw. der Moral hinter einem solchen Vorgehen. Das ist nicht die Frage, ob es legal ist, denn es gibt 1000e Sachen, die legal sind und viele trotzdem moralisch verwerflich finden (von z.B. Hartz 4-Sätzen bis Boni ;) ) und vice versa.


    2. Ist es legal, was WL macht? Wie wird gegen WL vorgegangen?


    3. Die Vorwürfe gegen Assange.



    Das sind aus einer rechtsstaatlichen Perspetive drei völlig unterschiedliche Sachen.


    Frage 1 ist eher persönlicher oder gesellschaftlicher Natur... Es ist letztlich auch eine Frage, was unter Journalismus zu verstehen ist etc. ... am Ende könnten ggf. neue Gesetze zur Veröffentlichung solcher Daten oder zur Pressefreiheit stehen, die natürlich erst zukünftig gelten.


    Frage 2: Das ist für mich der Knackpunkt. Offensichtlich gibt es kaum/keine Gesetze (die rechtliche Lage ist keinesfalls klar) , die im konkreten Fall gegen WL vorgebacht werden können. Es wurde zumindest nirgendswo Anklage erhoben. Und nach meinem Rechtsempfinden sind somit alle (staatlich initiierten) Aktionen, die sich gegen die Organisation von WL richten eine Form von Zensur (UNO spricht von Zensurversuch gegen WikiLeaks) , die nicht hinzunehmen ist (Stichwort z.B. Einflussname von Politkern (z.B. Liberman) auf Organisationen (z.B. Amazon; klick ) oder "Jagdaufrufe" von Politikern auf WL-Mitglieder ). Wenn es illegal ist, dann sollen sie bitte Anklage erheben, einen fairen Prozess abhalten und dann (und erst dann) den Laden ggf. dicht machen. Dann habe ich kein Problem damit, egal ob ich es gut finde oder nicht! Aber einfach so, "weil es einem nicht gefällt" (über die für und wider kann man ja gerade streiten) und aus der eigenen Machtpositionen, sich über diesen rechtsstaatlichen Weg hinwegzusetzen, ist ein Unding IMO.
    Frage 3: Interessiert mich eigentlich gar nicht solange man nicht das Gefühl hat, es handelt sich hier um einen Rachefeldzug.



    So, das nochmal dazu aus meiner Perspektive. ;)

    Galaxy Note 3 (vorher diverse iPhones)

  • Zitat

    Original geschrieben von MarkH
    [...]
    2. Ist es legal, was WL macht? Wie wird gegen WL vorgegangen?
    [...]


    Frage 2: Das ist für mich der Knackpunkt. Offensichtlich gibt es kaum/keine Gesetze, die im konkreten Fall gegen WL vorgebacht werden können. Es wurde zumindest nirgendswo Anklage erhoben. [...] Und nach meinem Rechtsempfinden sind somit alle (staatlich initiierten) Aktionen, die sich gegen die Organisation von WL richten eine Form von Zensur (UNO spricht von Zensurversuch gegen WikiLeaks) , die nicht hinzunehmen ist (Stichwort z.B. Einflussname von Politkern (z.B. Liberman) auf Organisationen [...] oder "Jagdaufrufe" von Politikern auf WL-Mitglieder ). Wenn es illegal ist, dann sollen sie bitte Anklage erheben, einen fairen Prozess abhalten und dann (und erst dann) den Laden ggf. dicht machen. Dann habe ich kein Problem damit, egal ob ich es gut finde oder nicht! Aber einfach so, "weil es einem nicht gefällt" (über die für und wider kann man ja gerade streiten) und aus der eigenen Machtpositionen, sich über diesen rechtsstaatlichen Weg hinwegzusetzen, ist ein Unding IMO.


    Tja, die Maßnahmen einzelner Politiker und/oder Unternehmen gegen Wikileaks sind eben ein Beispiel dafür, wie gut Lobbyismus funktioniert. Denn der Vorwurf, es handele sich dabei um staatliche Aktionen (= von der Regierung oder Regierungsbehörden angeordnet) müsste erst mal erbracht werden, bevor man ihn öffentlich äußern darf. Hast Du denn hieb- und stichfeste Beweise dafür, dass die US-Regierung konkrete, evtl. sogar illegale Maßnahmen gegen Wikileaks angeordnet hat? :confused:


    Ansonsten steht es Unternehmen nämlich jederzeit frei, Geschäftsbeziehungen zu Kunden zu beenden, wenn sich diese z. B. als geschäftschädigend erweisen oder wenn die Kunden gegen die Vertragsbedingungen verstoßen. So ist das nun einmal in einer freien Welt: nicht nur Internet-Organisationen haben die Freiheit, sich für oder gegen bestimmte Geschäftspartner zu entscheiden; Wirtschaftsunternehmen haben diese Freiheit auch. ;)

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Dehnen die auf den letzten Seiten sich negativ über Wikileaks geäußert haben möchte ich ans Herz legen sich doch mal genauer zu informieren:



    Was und wieso Wikileaks veröffentlicht.
    Was die Deutschen Medien meinen Veröffentlichen zu müssen und was unter den Tisch gekehrt wird.
    Wie andere Medien die nicht vorab Zugriff hatten reagieren, bzw. Medien die unter einer gewissen Neigung zu der einen oder anderen Seite liegen darüber berichten.


    Sich überhaupt mal mit dem Thema zu beschäftigen, von Wikileaks gingen keinerlei Anregungen ddos auf bestimmte Webseiten zu starten. Im Gegenteil, die eine oder andere Firma beruft sich auf Werte/Gesetze kündigt einen Vertrag während man mit anderen Gruppierungen weiter Geld verdient die mit Sicherheit noch im Mittelalter leben. Seitens Wikileaks kommt nichts, kein Aufruf nicht mal eine Meinung ob zb. Paypal böse ist.


    Fakt ist, Wikileaks bekommt Dokumente diese werden von internen und externen Experten geprüft und dann ohne Wertung veröffentlicht.


    Ob das nun gut oder schlecht ist, ich weiß es nicht, ich kann nicht beurteilen ob man nun Wikileaks an den Pranger stellen soll oder die Gegner.


    Es ist passiert, was sich daraus entwickelt sollte man abwarten, am besten ohne die jeweils gefärbte Brille.

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Tja, die Maßnahmen einzelner Politiker und/oder Unternehmen gegen Wikileaks sind eben ein Beispiel dafür, wie gut Lobbyismus funktioniert. Denn der Vorwurf, es handele sich dabei um staatliche Aktionen (= von der Regierung oder Regierungsbehörden angeordnet) müsste erst mal erbracht werden, bevor man ihn öffentlich äußern darf. Hast Du denn hieb- und stichfeste Beweise dafür, dass die US-Regierung konkrete, evtl. sogar illegale Maßnahmen gegen Wikileaks angeordnet hat? :confused:


    Ansonsten steht es Unternehmen nämlich jederzeit frei, Geschäftsbeziehungen zu Kunden zu beenden, wenn sich diese z. B. als geschäftschädigend erweisen oder wenn die Kunden gegen die Vertragsbedingungen verstoßen. So ist das nun einmal in einer freien Welt: nicht nur Internet-Organisationen haben die Freiheit, sich für oder gegen bestimmte Geschäftspartner zu entscheiden; Wirtschaftsunternehmen haben diese Freiheit auch. ;)


    Mit staatlich initiiert meine ich nicht unbedingt per Zwang. Du schreibst ja selbst, es wäre Lobbyismus. Aber der Staat darf eben keinen Lobbyismus betreiben, um für ihn unliebsame Internetseiten zu beseitigen.
    Es geht hier auch nicht darum, etwas hieb und stichfest zu beweisen, denn ich will nicht vor Gericht ;) Es geht darum, wie der Staat sich selbst zu seinen Grundrechten und der Rechtsstaatlichkeit verhält. Wenn z.B. ein hoher Senatsabgeordneter dazu aufruft, die Geschäftsbeziehungen zu einer unliebsamen Seite einzustellen, ohne dass geprüft wurde, ob diese legal oder illegal ist, dann kann das in einem Land mit Demokratie und Grundrechten nicht angehen... (und das ist ja nachweislich passietr, siehe Links oben). Genauso wenig wie Aufrufe, die Mitglieder der Organisation zu jagen oder zu töten oder sie mit Terroristen gleichzustellen (alles nachweislich, selbst wenn das töten vielleicht nicht ganz "ernst gemeint" war.), ohne dass es überhaupt eine Anklage (geschweige denn eine Verurteilung) gibt.
    Mit sowas hat der Rechtsstaat nichts zu schaffen; und das gilt erst recht, wenn es eine Seite betrifft, die für den Staat "ungemütlich" ist. Dann ist man dicht an der Aufforderung zur Zensur (siehe bspw. Menschrechtskommissarin der UNO bzw. siehe die Links in meinem vorherigen Beitrag, habe keine Lust sie alle neu zu suchen).
    Der Einfluss vom (einflussreichen und sehr bekannten) Senator Lieberman auf Amazon scheint hinreichend sicher (klick sowie viele andere seriöse Quellen im Netz; zu den Jagd und Mordaufrufen etc. von (insbesondere US-)Politikern gibt es auch reichtlich seriöse Quellen).


    Was die Unternehmen dann letztlich machen, ist mir eigentlich gleich*. Es geht, um den Versuch der staatlichen Einflussnahme. Und den gibt es. (Und jetzt kommt meine Spekulation, bei der du gerne anderer Meinung sein darfst ;) : Durch den Fall Amazon sowie das Auftreten der US-Regierung ist wohl mit gesundem Menschenverstand davon auszugehen, dass es bestimmt auch Gespräche mit Paypal und den Kreditkartenunternehmen gab).




    * = auch wenn ich sehr gespannt bin, was bei den rechtlichen Schritten gegen Paypal durch die Wau-Holland-Stiftung rauskommt (klick ), denn so frei wie du schreibst, sind Unternehmen nicht, wenn ein Vertrag besteht! Ich bin mir sicher (Achtung: Spekulation), dass Paypal hier eine Lösung findet, bevor es zu einer Gerichtsverhandlung kommen könnte, bei der man dann evtl. blöd aus der Wäsche guckt und dann erst recht ein gefundenes Fressen für die Medien wird ;)).

    Galaxy Note 3 (vorher diverse iPhones)

  • Zitat

    Original geschrieben von archie83
    Es ist kein Argument für eine Veröffentlichung, aber ein Argument, dass mit den Sicherheitsrichtlinien der USA was nicht in Ordnung war, und der aktuelle Vorgang vermeidbar gewesen wäre, wenn man mit Zugriffsrechten nicht derart leichtfertig umgegangen wäre.


    Klar, aber das macht die Aktion trotzdem nicht besser. Man kann eigenes Fehlverhalten nicht mit dem Fehlverhalten anderer legitimieren.


    Zitat

    Original geschrieben von archie83
    So belanglos finde ich es jetzt nicht, dass viele Regierungen den USA in den Allerwertesten kriechen und die USA im Gegenzug ihren Einfluss geltend macht, um Konkurrenz beispielsweise im Bereich von Waffenlieferungen auszuschalten


    Bewiesen ist da nichts, es sind immer noch nur Annahmen. Und wenn es aber so ist, dann hätte es gereicht die relevanten Daten zu publizieren, nicht aber mit der Gießkanne alles auszuschütten.


    Zitat

    Original geschrieben von archie83
    Und wo ist das Problem? Es ist doch Aufgabe von Journalisten, Quellen zu filtern und für den Normalbürger aufzubereiten, also für Spiegel, Guardian usw. Wikileaks stellt nur das Quellmaterial bereit.


    So einfach ist das aber nicht. Indem man die Daten öffentlich zur Verfügung stellt sind sie unkontrolliert in der Welt. Jeder, den es betrifft, ordnet die Dinge damit für sich ein und die Journalisten kommen zu spät. Die ordnen es vielleicht für den interessierten Bürger ein. Aber da, wo die Daten Einfluss nehmen, entfalten sie unkontrollierbare Folgen.


    Zitat

    Original geschrieben von archie83
    Das heißt, wenn jemand - überspitzt formuliert - sagt "entweder wir treiben es ohne Kondom oder es es gibt gar keinen Sex", sollte derjenige für mehrere Jahre ins Gefängnis? Von Gewaltanwendung ist nämlich nicht die Rede. Also hätte sie sich einfach weigern können.
    Sollte er sich den ungeschützten Sex aber mit Gewalt erzwungen haben, ist er natürlich dafür zu verurteilen. Das wäre dann aber Vergewaltigung und keine sexuelle Nötigung. Letzteres lässt kein Eindringen in den Körper des Partners zu. Dort wäre die Kondomfrage also völlig irrelevant.


    Das sind Haarspaltereien. Indem überhaupt solche Probleme auftauchen gerät eine exponierte Person ins Zwielicht und wird angreifbar. Insbesondere umstrittene Leute liefern hier eine riesige Angriffsfläche, die ihr Ansehen und ihre Glaubwürdigkeit schwer beschädigen.


    Zitat

    Original geschrieben von MarcH
    Für mich zeigt WL einfach einen Teil von (inter-)staatlichen Handeln, inden man sonst keinen Einblick erhält.


    Woher kommt der fehlerhafte Eindruck, dass staatliches Handeln zu 100% öffentlich sein muss? Auch in besten Demokratien gibt es immer Themen, die nicht öffentlich verhandelt werden können und wo nur durch diskretes Handeln Ergebnisse möglich sind. Dagegen ist nichts zu sagen solange es sich nicht komplett jedweder (parlamentarischen) Kontrolle entzieht. Alles, was der Geheimhaltung unterliegt, hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.



    Zitat

    Original geschrieben von MarcH
    Allerdings ist es schon ganz schön naiv, extrem vielen Menschen (die Zeitungen schwanken hier von 250.000 bis 2,5 mio!) Zugriff zu gewähren und sich dann zu wundern, wenn Sachen davon öffentlich werden. Das macht es natürlich nicht besser, aber es ist - mit Verlaub gesagt - ziemlich dämlich. Gerade wenn angeblich wirklich geheime Sachen enthalten sind.


    Natürlich ist die Geheimhaltung hier löchrig wie ein Käse. Das ändert aber nichts daran, dass die Papiere diesen Status haben. Die einzelnen hätten die Dokumente auch kaum so weit verbreiten können. WikiLeaks springt in diese Bresche und muss das verantworten. Ich nehme aber nirgendwo Aussagen zu diesem Thema wahr. WL kann sich dieser Verantwortung nicht entziehen indem sie einfach behaupten, dass es nicht ihr Thema wäre, denn das ist eines der zentralen Themen.



    Zitat

    Original geschrieben von MarcH
    Moralisch wäre es natürlich trotzdem verwerflich.


    Eben, und damit wird es dubios. Es geht hier gar nicht um die Rechtslage in Deutschland, nicht um Assange, Schweden oder die Zeitabläufe.
    WL greift in massiver Weise in die Weltpolitik ein und definiert sich aber selber nirgends. Sie erzählen nicht was es soll und der Gründer steht wegen irgendwelcher Verfehlungen im Rampenlicht. Das ist alles komisch und die wahren Ziele sind sehr verschleiert.


    Zitat

    Original geschrieben von Mach007
    Dehnen die auf den letzten Seiten sich negativ über Wikileaks geäußert haben möchte ich ans Herz legen sich doch mal genauer zu informieren:


    Was und wieso Wikileaks veröffentlicht.


    Ja, das würde ich gerne mal von WL definiert sehen. Einfach nur "wir wollen generelle Öffentlichkeit herstellen" ist mir viel zu dünn wenn dabei massiv in weltpolitische Zusammenhänge eingegriffen wird.


    Zitat

    Original geschrieben von Mach007
    Seitens Wikileaks kommt nichts, kein Aufruf nicht mal eine Meinung ob zb. Paypal böse ist.


    Das ist wieder dieselbe Geschichte. WL muss Verantwortung für die FOLGEN übernehmen und sich deswegen positionieren. Es geht nicht, dass man nur den Akt der Öffentlich-Stellung der Unterlagen isoliert und dieses als harmlos bezeichnet. Es hängt viel mehr dran und dafür ist WL verantwortlich. Wenn WL-Fans jetzt irgendwelche Cyber-Wars anzetteln ist auch das innerhalb der Verantwortung von WL.


    Zitat

    Original geschrieben von Mach007
    Fakt ist, Wikileaks bekommt Dokumente diese werden von internen und externen Experten geprüft und dann ohne Wertung veröffentlicht.


    Allein die Menge der letzten Veröffentlichungen macht es extrem unwahrscheinlich, dass das vorher geprüft werden konnte. Wenn es geprüft wurde frage ich mich, welchen Sinn die Veröffentlichung irgendwelchen Schwachsinns (was interessiert die Welt, wie Amis über Dirk Niebel denken?) haben soll. Und nochmal, wenn man Dinge veröffentlich muss man sich die Folgen einer solchen Aktion klar machen. Einfach publizieren und sich für alles Weitere nicht verantwortlich fühlen geht nicht.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Printus, für mich ist bei deinen Posts nicht so recht erkennbar, ob du deine Begriffe/Argumentation auf eine rechtliche Position oder auf dein moralischem Empfinden abstellst.
    Was meinst du mit Verantwortung? WL rechtlich zur Verantwortung ziehen? Ideell/moralisch (also eher nach deinen subjektiven Standards)? Das gleiche gilt auch für die Begriffe Fehlverhalten oder auch Folgen.
    Ich finde es schwer zu diskutieren, wenn das nicht klar. Denn wenn du die moralische Dimension ansprichst, dann ist das natürlich eine sehr subjektive Sache. Bsp.: Ich könnte problemlos sagen, ich sehe Fehlverhalten bei WL, den Amerikanern, Mastercard etc., weil dies meinem empfinden entspricht. Meinst du rechtliches Fehlverhalten sieht die Sache ggf. erheblich anders aus. Noch ein Beispiel: Du findest, WL müsste Verantwortung für die DDoS-Angriffe eines 16-jährigen auf Mastercard verantworten. Rechtlich ist das sicherlich nicht so, da weder ein Aufruf von WL noch eine direkte Verbindung besteht (und jeder ist selbst für sein Handeln rechtlich verantwortlich). Moralisch scheinst du WL in der Verantwortung zu sehen; ich nicht, denn ich sehe keine Verbindung und niemand ist ohne konkrete Einflussnahme für das Handeln eines anderen verantwortlich (meine subjektive Meinung).
    Daher meinte ich in meinem Beitrag zuvor, dass ich die durcheinander-Würfelung von der Frage gut/richtig (moralisches Empfinden) und legal/illegal (rechtlich) problematisch finde. Denn es gilt keinesfalls moralisch gut = legal (denn Moral ist zwischen Indviduen nicht gleich; und eine Beurteilung für die "richtige Moral" gibt es nicht; wer hier tiefer einsteigen will, dem empfehle ich mal bei Kohlberg, Luhmann oder Habermas reinzustöbern).
    Meine bisherigen Postings beziehen sich eher auf die rechtliche Seite...


    Meine persönliche Position in aller Kürze.
    Moralisch finde ich die Veröffentlichung zweifelhaft, allerdings auch nicht so katastrophal wie dargestellt, da ich bisher keine wirklich bedenkenswerten Folgen sehe (daürber muss man jetzt nicht diskutieren, denn objektiv ist wohl keine einzige gravierende Folge bisher nachweisbar*). Künftig würde ich mir wünschen, dass von WL stärker selektiert wird.
    Rechtlich dagegen bin ich der Meinung, dass erstmal die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit gilt. Ich bin nicht qualifiziert zu beurteilen, ob WL hier gegen die Kriterien verstößt (so wie die Experten wohl auch nicht), daher bin ich der Meinung, dass dies so schnell wie möglich von einem Gericht zu klären ist bzw. die Gesetzgeber entsprechende Normen verabschiedet werden müssen, damit man legal WL zumachen kann (wenn dies gewünscht sein sollte!). Bis dahin kann der Staat als Institution nicht gegen WL vorgehen/Einfluss nehmen etc. (Rechtsstaat, d.h. basierend auf dem gültgen Recht und z.B. Gültigkeit der Gewaltenteilung!), aber natürlich der Bürger, der seine Zustimmung oder Ablehnung/Proteste deutlich machen kann (wieder auf Basis seiner moralischen Standards).



    * z.B. den immer zitierten Iran/Barain(?)-Leak finde ich haarsträubend. Ich glaube, dass der Iran mit seinen Geheimdiensten genau weiß, wer sein Freund und wer sein Feind ist. Ich vermute, die Erkenntnis ist für den Iran genau so neu wie für uns die "Teflon"-Merkel. :D Aber egal, hier kannst du gerne anderer Meinung sein, zu beweisen ist für keine Seite hier etwas... solange es aber auch wirklich keine einzige nachvollziehbare Folge aus den Leaks gibt, finde ich sie eher unproblematisch (aber auch nicht unbedingt nützlich); meine Meinung.

    Galaxy Note 3 (vorher diverse iPhones)

  • Mir geht es erstmal nur um die moralische Dimension. Rechtlich ist kaum verbindlich aufzuschlüsseln inwiefern Wikileaks für das Verhalten von Individuen verantwortlich ist und Gesetze welches Landes überhaupt als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden sollen. Im globalen Internet wird das der Sache sowieso nie gerecht.


    Allerdings finde ich schon, dass man moralische Standards definieren kann und dieses keiner rein individuellen Bewertung unterliegt. Wenn z. B. klar wäre, dass Wikileaks sich auf die Aufklärung von Verstößen gegen Menschenrechte oder Korruption (um nur 2 Beispiele zu nennen) konzentriert könnte man dafür auf klare Standards zurückgreifen. Human Rights Watch, Amnesty International, Transparency International und andere haben bestimmt klare Vorstellungen, die man heranziehen könnte. Oder man schaut sich einfach mal das Völkerrecht an.


    Wenn dieses der Fall wäre würden sich auch die rechtlichen Probleme weit weniger stellen, denn dann wären veröffentliche Wikileaks-Quellen immer tatsächliche Aufklärungen über skandalöse Verfehlungen - und dann wäre die Untat nicht die Veröffentlichung von Dokumenten, sondern das zugrunde liegende Geschehen. Damit würden sich auch die Datenbeschaffer deutlich seltener zur Zielscheibe machen als bei Daten, deren Darstellung keinem nachvollziehbaren Sinn folgt außer "aus Prinzip" Geheimnisse zu offenbaren.
    Gerade wegen diesem ungeprüften "Einfach drauflos-Veröffentlichen" spreche ich Wikileaks auch die Pressefreiheit ab, denn da findet doch überhaupt keine journalistische Arbeit statt. Man publiziert einfach nur Geheimes, eine Einordnung der Unterlagen, redaktionelle Bearbeitung, gibt es gar nicht.


    Weiterhin gäbe es bei einer klaren Aussage zu den Werten, denen man sich verpflichtet fühlt, auch nicht das Problem, dass Geschäftspartner wie Amazon, VISA, Mastercard oder Paypal sich von einer zwielichtigen Plattform separieren wollen oder müssen. Ein Netzwerk, dass "der guten Sache" dient, dürfte problemlos unterstützt werden. Es zieht auch nicht das Nachfolgeproblem hinterher, dass Unterstützer irgendwelche Webseiten lahmlegen und sich damit - je nach Gesetzeslage im eigenen Land - ihrerseits in die Illegalität begeben.


    Insofern fehlt IMHO eine klare Definition seitens Wikileaks für welche Werte man steht, was man will und was man nicht will. Im Augenblick ist nur wahrnehmbar, dass sich unter tatsächlich aufzuklärende Inhalte auch schlicht hirnloser Geheimnisverrat mischt. Da darf man sich doch nicht wirklich wundern wenn es kräftig Gegenwind gibt...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

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