US-Geheimdepeschen sind Online (wikileaks & Spiegel)

  • Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Würde so ein Vorgehen in der Privatwirtschaft rauskommen würde ich
    a) fristlos gefeuert
    b) verklagt
    c) von der Öffentlichkeit (zu Recht) verteufelt, getreu dem Motto "Hängt ihn höher..."


    Nicht (nur) der Mitarbeiter, der die Krankenakte zu Gesicht bekam, gehört verteufelt, sondern das Unternehmen, das diese Krankenakte hat anfertigen lassen. Denn nach geltendem Recht hat es den Arbeitgeber nichts anzugehen, welche Krankheiten ein Mitarbeiter hat! Ohne die illegalen Aktivitäten des Unternehmens hätte es gar nicht erst zu dem Missbrauch kommen können.


    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Jetzt trifft es aber nicht den kleinen Angestellten bei Lidl sondern die ach so bösen bösen USA und plötzlich ist dasselbe Vorgehen investigativer Journalismus und wird von vielen beklatscht.


    Journalismus ist es schon deshalb nicht, weil es nur Quelldokumente sind. Konsequenzen sollte es aber nicht bloß für den Jungspund haben, der die Daten weitergegeben hat, sondern auch für die Verantwortlichen des SIPRNet. Schon ein Blick in die ISO 27000 genügt, um zu wissen, dass brisante Daten von so wenigen Personen wie nur möglich eingesehen werden dürfen.


    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    die Informationen sind nur an die Öffentlichkeit gekommen weil irgendwer um es mal platt auszudrücken "seine Schnauze nicht halten konnte" und gegen seine oder ihre Verschwiegenheitspflicht verstoßen hat.


    Findest du das jetzt per se schlecht? Viele Skandale oder auch Kartelle konnten nur so aufgedeckt werden. Das Kaffeekartell flog nur auf, weil Kraft Foods "seine Schnauze nicht halten konnte".

    Meine Beiträge können Spuren von Zynismus und Sarkasmus enthalten.

  • Zitat

    Original geschrieben von archie83
    Findest du das jetzt per se schlecht?


    Wenn es so wie in diesem Fall geschehen dann auch noch weidlich medial ausgeschlachtet wird dann schon.


    Insbesondere wenn hier mit so verschiedenem Maß gemessen wird. Es gibt hier diverse Beiträge in denen sich ein Haufen von User darüber aufregt, dass ein Mobilfunkhändler angeblich ohne eine explizite Genehmigung eine zusätliche kostenfreie Prepaidkarte geschaltet hat, vermuten übelsten Datenklau und drohen mit Anwalt und Klage.


    Sobald aber jemand die Daten einer Regierung klaut und für seine Zwecke nutzt ist derselbe "Tatbestand" dann plötzlich was geniales und innovatives? Sorry aber so einfach ist es dann doch wohl auch nicht.


    „Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu.“ oder so ähnlich.
    Wenn ich als Privatperson erwarte das ich und meine Daten von anderen respektiert und nicht gegen meinen Willen verwendet werden (Stichwort u.a.: "Vorratsdatenspeicherung") dann muss ich dasselbe auch einem Unternehmen oder einer Regierung zugestehen, insbesondere wenn wir hier ja nun hauptsächlich wirklich nur Infos aus der Kategorie "Klatsch & Tratsch" mit viel Bambule der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Und hier nun ein gesteigertes öffentliches Interesse zu konstruieren welches den eklatanten Verstoß gegen Geheimhaltungs- und Verschwiegenheitspflichten begründet? Nicht wirklich.


    Wikileaks hat sich damit journalistisch auf eine Stufe mit der Bildzeitung gestellt, die sind auch immer die ersten die nach der Pressefreiheit schreien wenn die Polizei sie versucht von einem frischen Tatort fernzuhalten oder direkt im Anschluss an ein Familiendrama die Angehörigen abzuschirmen.


    Ein Schelm wer böses dabei denkt, dass Wikileaks Anfang diesen Jahres längere Zeit offline war und z.T. auch Spendenaufrufe gestartet hat damit es überhaupt weitergeht. Da kommt die momentane Popularität doch gerade recht und wenn man nicht wirklich was sinnvolles zu veröffentlichen hat, dann eben solche Banalitäten Hauptsache die eigene HP wird wie wild angeklickt. Insofern geschicktes Marketing der Betreiber aber mehr auch nicht.

  • Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Wenn ich als Privatperson erwarte das ich und meine Daten von anderen respektiert und nicht gegen meinen Willen verwendet werden (Stichwort u.a.: "Vorratsdatenspeicherung")


    Was glaubst du, warum Bürgerrechtler die verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung grundsätzlich ablehnen? Um Missbrauch zu verhindern!


    Hätten die USA kein SIPRNet entworfen, hätte es auch gar keine solche Veröffentlichung geben können. Warum musste man auch Hunderttausenden Zugriff auf sämtliche Daten erteilen? Ich gehe fest davon aus, dass man die Berechtigungen jetzt auf den Prüfstand stellt.


    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Wikileaks hat sich damit journalistisch auf eine Stufe mit der Bildzeitung gestellt, die sind auch immer die ersten die nach der Pressefreiheit schreien wenn die Polizei sie versucht von einem frischen Tatort fernzuhalten oder direkt im Anschluss an ein Familiendrama die Angehörigen abzuschirmen.


    Wikileaks ist IMHO überhaupt kein journalistisches Medium, weil dort einfach nur Quellmaterial unkommentiert zum Download bereit steht. Außerdem veröffentlicht Wikileaks nur zugespieltes Material.


    Warum kritisierst du in der gesamten Kette eigentlich nur Wikileaks? Neben den USA und dem 23-jährigen Aufklärer wäre da noch DER SPIEGEL zu nennen, der das Material ebenfalls weiterverbreitet.

    Meine Beiträge können Spuren von Zynismus und Sarkasmus enthalten.

  • Zitat

    Original geschrieben von archie83
    Wikileaks ist IMHO überhaupt kein journalistisches Medium, weil dort einfach nur Quellmaterial unkommentiert zum Download bereit steht.


    Warum kritisierst du in der gesamten Kette eigentlich nur Wikileaks?


    Warum beruft sich Wikileaks dann auf Gesetze zum Schutz der Pressefreiheit? Außerdem wird ja behauptet man hätte die zugespielten Informationen vor der Veröffentlichung geprüft.


    Und natürlich ist der Spiegel da auch nicht besser, aber ich habe jetzt auch nicht den ganzen Tag Zeit jeden der diesbezüglichen Schmierfinken namentlich einzeln aufzuzählen. Insofern steht Wikileaks da symbolisch für alle in der Kette.


    Auch interessant:
    Interpol setzt Wikileaks-Gründer auf Fahndungsliste


    http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1076593


    Aber nicht wg. der Veröffentlichung von Dokumenten, sondern wegen Vergewaltigungsverdachts in Schweden.


  • Das finde ich irgendwie sehr interessant. Ich kann mich dunkel erinnern, dass dieser Vorwurf nach der letzten Enthüllung von WikiLeaks aufkam. Der Haftbefejl wurde aber genau nach [URL=http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,713051,00.html]einem Tag wieder aufgehoben weil unbegründet.[/URL] Ich finde es schon sehr befremdlich, dass genau zu diesem Zeitpunkt das Thema wieder aufgegriffen wird. Und nun selbstverständlich gleich mit Interpol.
    Natürlich kann ich die Vorwürfe nicht auch wahr/falsch beurteilen, aber dem Eindrück eines gewissen "Geschmäckle" kann ich mich nicht verwehren (und ich bin ansonsten bestimmt kein Verschwörungstheoretiker :)).


    Zu der eigentlichen Sache: Ich finde, es ist ein zweischneidiges Schwert. Den negativen Punkten, die hier im Thread ausgiebig diskutiert wurden, stimme ich zu (insbesondere, wenn Menschen ggf. in Gefahr gebracht werden). Auf der anderen Seite hat man (bzw. wohl eine Vielzahl der Bürger der "westlichen Welt") das Gefühl, dass insb. auch seit 9/11 die Regierungen bzw. einzelne Politiker intransparent ihr eigenes Süppchen kochen und damit gerade keine Rechenschaft in wichtigen Entscheidungen mehr vor dem von Ihnen zu vertreten Volk ablegen, obwohl sie gerade von diesem gewählt, legitimiert und auch bezahlt werden. Aus dieser Perspektive finde ich es nicht verkehrt, dass hier mal auf die Füße getreten wird und auch somit die Politik damit rechnen muss, dass nichts mehr unendlich geheim bleiben muss (und man sich ggf. auch dann entsprechend rechtfertigen muss). Insofern passen IMO auch keine LIDL Vergleiche oder ähnliches, weil dies privatwirtschaftliche Unternehmen sind, die keine besonderen Informationsverpflichtungen bezüglich der Öffentlichkeit haben (und sich letztlich "nur" an die Gesetze halten müssen; der Rest geht uns eigentlich nichts an; Was unsere Poiltiker "in unserem Namen" tun dagegen schon).


    Wie gesagt, ein zweischneidiges Schwert.

    Galaxy Note 3 (vorher diverse iPhones)

  • Zitat

    Original geschrieben von MarkH
    Ich finde es schon sehr befremdlich, dass genau zu diesem Zeitpunkt das Thema wieder aufgegriffen wird. Und nun selbstverständlich gleich mit Interpol.


    Bitte nicht die Chronologie vertauschen:


    Der Haftbefehlt wurde in den letzten Monaten über 2 Instanzen bestätigt und die schwedischen Behörden haben bereits vor den letzten Veröffentlichen bzw. deren Ankündigung den Antrag an Interpol gerichtet den Tatverdächtigen auf die "Red Notice" Liste zu setzen.


    Das diese Tatsache jetzt erst in der breiten Masse bekannt wird hängt wohl eher damit zusammen, dass die Medien sich momentan sehr stark für die Person Assange interessieren, wogegen er vor 2 Wochen noch nicht wichtig genug war.

  • Hab gerade nochmal gelesen... Stimmt, das geht schon etwas länger.


    Der Fall bleibt trotzdem misteriös IMO. Nach einem ersten Haftbefehl wird Stunden später dieser wieder aufgehoben, weil es keine Anzeichen für die Tat gibt (s.o.). Jetzt, zeitlich relativ passend zu den neuen Veröffentlichungen, wird das ganze wieder aufgerollt. Siehe auch hier nochmal zu dem ganzen: Zeit online



    Wie gesagt, ich kann den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen nicht beurteilen... seltsam ist das Timing aber allemal.

    Galaxy Note 3 (vorher diverse iPhones)

  • Habe bei Netzpolitik noch ein Audio-Interview mit dem ehemaligen Sprecher Daniel Domscheit-Berg gefunden. Denke mal, das könnte für einige interessant sein.



    Assange soll in diesen Minuten übrigends ein "Live-Interview" geben. Es wurden in den Comments über 800 Fragen gepostet, der Guardian wertet sie nun wohl aus und postet dann die Antworten von Assange. HIER

  • Zitat

    Abwarten, zeitnah taucht einer mit geheimen deutschen Dokumenten auf, in denen das gleiche über die Amis steht. Super.


    Vor einiger Zeit ist doch schon mal ein entsprechender Bericht der deutschen Diplomaten aufgetaucht. Da wurde Präsident Bush als außenpolitisch unerfahren und vermutlich leicht beeinflussbar beschrieben. Das war kurz peinlich für die deutsche Außenpolitik aber inzwischen erinnert sich doch kaum noch jemand daran.


    Generell halte ich es für wichtig dass es ein paar "Whistleblower" gibt damit sich die Mächtigen nie völlig sicher sein können dass ihre großen und kleinen Geheimnisse auch geheim bleiben. So gibt es zumindest einen kleinen Abschreckungseffekt.


    Zitat

    Original geschrieben von mostwanted
    Einzig das Ausplaudern von Internas eines FDPlers gehört mit den nötigen Konsequenzen geahndet, egal wer es war....


    Inzwischen hat Niebel ja gesagt dass diese Kontakte zur US-Botschaft zu den ganz normalen Aufgaben von Metzner gehörten. Stellt sich nur noch die Frage weshalb er dann versetzt wird. ;-)

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