Und weiter gehts:
http://www.ndr.de/regional/hamburg/easycash111_page-1.html
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Doch neue Recherchen haben ergeben, dass easycash und seine Hamburger Tochter noch viel weiter gehen. Die beiden Unternehmen führen nämlich ihre Daten zusammen. Easycash liefert die über Jahre gesammelten Informationen zum Einsatz von EC-Karten, also die Nummern von bis zu 50 Millionen Karten und Konten, Betrag, Datum und Ort der Zahlung. Und Easycash Loyalty Solutions hat durch seine Kundenkarten Name, Anschrift, Beruf und Geburtsdaten von 14 Millionen Verbrauchern.
In diesem großen Datenpool wird nun nach identischen Kontonummern gesucht - ein Volltreffer ist, wenn eine Bankverbindung, die auf einem Kundenkartenantrag gespeichert wurde, zu einer EC-Karte passt, die bei einem der 92.000 Vertragsunternehmen von easycash eingesetzt wurde. Nun kennt das Unternehmen den bislang namenlosen und zuvor nur über seine Kontonummer zu identifizierenden EC-Karteninhaber auch mit Namen. Und mehr: Es weiß, wo er wohnt, wie alt er ist und welchen Beruf er hat. Marketingexperten bekommen glänzende Augen - denn diese Daten werten die Hamburger ECLS aus.
Vielfältige Auswertungsmöglichkeiten
Und sie tun es nahezu hemmungslos, wie es scheint. In der NDR Info vorliegenden Präsentation wirbt Easycash Loyalty Solutions vollmundig mit seinen Zahlungsverkehrsanalysen "für Marketing, Vertrieb und Unternehmenssteuerung." Mindestens zehn verschiedene Auswertungsformen seien möglich, mit einer Vielzahl von einzelnen Aspekten. So werde ermittelt, "wie häufig im Schnitt eindeutige Kontoverbindungen, also Kunden, zu einem Handelsunternehmen kommen", heißt es in einem Firmenpapier: Ein "Unternehmen bekommt den Hinweis, wie viele Stammkunden jede Filiale besitzt".
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Easycash Loyalty Solutions wird so zu einer Art Big Brother des Einzelhandels. Die Firma greift sich jeden einzelnen Verbraucher, dessen sie habhaft werden kann, beobachtet und studiert ihn über längere Zeit. Diese Analysen sind ein Schatz für die Handelsunternehmen. Wo kauft der Kunde ein, wenn er nicht zu uns geht? In welcher Reihenfolge geht er einkaufen? Erst zur Konkurrenz, dann zu uns und schließlich in den Baumarkt? Ein Kunde, der zu jenem Unternehmen geht, könnte auch für uns interessant sein? Wie viel Geld hat er mutmaßlich zur Verfügung - und wo gibt er es aus? Aus den Umsätzen der EC-Karte lassen sich vielfältige Dinge lesen. Der Hamburger Landesdatenschutzbeauftragte Johannes Caspar jedenfalls zeigte sich erschrocken und sprach von einer "neuen Dimension". Caspar kündigte eine sofortige und umfassende Untersuchung an: "Die Kunden werden so zu gläsernen Verbrauchern, deren Daten ausgewertet werden, ohne dass sie es erfahren."
Auf der Spur von säumigen Zahlern
Nach Recherchen von NDR Info könnte die Mutterfirma easycash ganz nebenbei auch noch auf einen Trick gekommen sein, um Geld zu sparen. Wenn ein Kunde per Unterschrift und EC-Karte gezahlt hat, der Betrag aber zum Beispiel mangels Kontodeckung oder weil der Kunde einer Zahlung widersprochen hat, nicht eingezogen werden kann, ist easycash gezwungen, die Adresse des Schuldners zu ermitteln, um ein Inkassounternehmen loszuschicken. Tut easycash das über eine Wirtschaftsauskunftei wie die Schufa, dann ist das teuer und lohnt sich bei kleineren Beträgen gar nicht - zwischen 20 und 60 Euro kostet so eine Adressauskunft zu einer Kontonummer. Doch warum nicht einmal in der Kundenkartendatei der Tochter ECLS schauen, ob die Kontonummer sich nicht dort findet - zusammen mit Name und Adresse? Ein Vorgehen, das eindeutig rechtswidrig wäre - und das auch aus diesem Grund dem externen Datenschutzberater der easycash wohl nicht vorgestellt wurde. Der Kundenkarteninhaber liefert sich so selbst ans Messer - natürlich ohne es zu wissen.
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