Krieg im Irak

  • @ Krähe ... Nein, aber die Chance ist für die bevölkerung zumindest größer als unter den gegebenen Umständen vor dem Krieg.
    Vorrausgesetzt natürlich, dass sich die Menschen dort wie zivilisierte Menschen und nicht wie gehirnamputierte Schwachköpfe mit einem extremen Hang zum Fanatismus verhalten.
    Es gibt hoffentlich eine Menge vernünftige Menschen, denen auch eine gewissen weltliche Sicht gegeben ist, und welche auch an einer gemäßigten Demokratisierung interessiert sind.


    Gruss
    Thomas

  • Zitat

    Original geschrieben von Thomas Dee


    @ Krähe ... Nein, aber die Chance ist für die bevölkerung zumindest größer als unter den gegebenen Umständen vor dem Krieg.

    Wenn Du Dich dabei ausschließlich auf den Irak beziehst, ist das unter Umständen vielleicht sogar richtig. Bezieht man in seine Überlegungen aber den gesamten Nahen Osten ein und berücksichtigt dabei den destabilisierenden Effekt, den eine durch die USA im Irak eingesetzte Marionetten-Regierung hätte, sieht die ganze Sache wieder ganz anders aus. Ein Faktor, der einer solche Regierung ihre Existenz dann noch schwieriger macht, als sie ohnehin schon wäre, ist die Tatsache, daß die USA durch den Krieg im Prinzip geltendes Völkerrecht gebrochen und sich dadurch auch die gemäßigten arabischen Staaten zum Feind gemacht haben - was sich wiederum auf das Verhalten dieser Staaten gegenüber einem "amerikanischen" Irak auswirken wird. Und da erzähle mir noch einer, der Region ginge es nach dem Krieg besser...

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Seit Beginn des Krieges hoffe ich, daß die USA in allen Punkten Recht behält, Irak kurz davor war, die Welt mit Massenvernichungswaffen zu bedrohen, die Menschen froh sind, befreit zu werden und ein demokratischer Irak, der Funke sein wird, die gesamte Region incl. Israel/Palästina zu befrieden.


    Ich werde der Erste sein, der sich bei allen Amerikanern entschuldigt und nur noch bei Mc Donalds essen.


    Ich fürchte , daß die Entwicklung momentan eher danach aussieht, daß die Mahner Recht behalten, d.h:


    schwerer Kriegsverlauf mit vielen Opfern auf beiden Seiten, Hineinziehung von bisher unbeteiligten Staaten wie Iran, Syrien, Türkei und v.a Russland, schnellste atomare Aufrüstung dieser und anderer Länder, um sich gegen USA zu schützen. Folge: riesiger Flächenbrand, der bis zum 3. Weltkrieg führen kann. Vom zunehmenden Terrorismus (wollte man diesen nicht ursprünglich mal bekämpfen?) ganz zu schweigen.


    Wie gesagt, ich hoffe ersteres......

  • Also oich befürchte das schlimmste. Hoffen wir daß ich Unrecht habe...


    Aber wenn ich die Berichte der letzten Tage so sehe, dann kann ich mir schon vorstellen warum Saddam recht wenig Gegenwehr leistet. Warum sollte er auch mehr tun, die Amerikaner und Briten sind ja schon fleißig dabei sich gegenseitig umzubringen.


    Sorry falls das Zynisch klingt. Aber so oft kann man doch nicht danebenschießen.


    Ich hoffe wirklich daß es gelingt da mal Firden in die Region zu bringen. Aber das ist wie bei kleinen Kindern. Wenn die sich Prügeln, dann haben die danach keinen Frieden, sondern es geht immer weiter, bis einer eingreift, und sie dazu zwingt miteinander zu Reden.
    Und solange die Amerikaner und die Iraki nicht miteinander Reden, wird es keinen Frieden geben.

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  • Reden muß man vorher, nicht erst, wenn die Bomben gefallen und Menschen gestorben sind!

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

  • Menschen sterben jeden tag und es interessiert auch Niemanden !!!
    Und das ist es, was ich so traurig finde.
    Mich interessiert es genau so, ob in Afrika Kinder verhungern, oder ob in Irak Menschen wegen dem krieg sterben. Nur gehen für das Erstere keinen Menschen auf die Straße und es bereichten auch keine TV Sender darüber.


    der Krieg wird in den nachrichten gebarcht, und schon findet Ihr das alle schlimm und so weiter, aber was sonst auf der Welt passiert interessiert keine Sau:mad: :mad:
    Ganz zu schweigen von der Umweltkatastrophe welche Hussein nach seinem Rückzug aus Kuwéit hinterlassen hat indem er die Ölfelder anzündete.


    Schlimm schlimm... alle lassen sich manipulieren!!


    gruss
    Thomas

  • Zu "allen" gehörst Du folglich auch.
    Jeder Tote, der nicht sterben müßte, ist einer zuviel. Egal, ob er stirbt, weil nicht genug gegen den Hunger auf der Welt getan wird oder durch Kriege. Das eine ist passive Schuld, das andere eine aktive. Ob der Krieg am Ende hätte sein müssen, ist schwer zu sagen. Ich glaube, daß wahrscheinlich kein Weg daran vorbei geführt hätte, weil ich nicht glaube, daß Saddam alles abgerüstet hätte und alles offen gelegt hätte. Und weil ich es für ausgeschlossen halte, daß er freiwillig ins Exil gegangen wäre. Die Eskalation wir vorprogrammiert. Mein Vorwurf ist, daß einige gar nicht erst wollten, daß die Diplomatie erfolgreich ist und gar nicht erst wollten, daß man alles versucht. Und es wurde nun mal nicht alles versucht!
    Den Vorwurf müssen sich alle gefallen lassen, auch Annan, Chirac und Schröder. Imho. Aber in erster Linie die Bush Administration. Und die führt diesen Krieg nun einmal, gemeinsam mit seinen Partnern.
    Nochmal: ein durch die UN legitimierter Krieg unter einer breiteren Koalition wäre ein riesiger Unterschied gewesen und hätte längst nicht diesen schwelenden Konflikt ausgelöst.
    Es geht auf dieser Welt vieles unter, was Aufmerksamkeit verlangen würde. Aber warum denn? Weil der Mensch sich irgendwann wieder abwendet. Mehr als ein paar Tage will doch niemand sich mit Tschetschenien oder Nordkorea befassen. Das ist leider so. Ändern wird sich das wahrscheinlich nie. Schlimm ist es dennoch.
    Dieser Krieg erfährt mehr Aufmerksamkeit, weil wir mittelbar damit zu tun haben und er uns mittelbar bedroht. Wenn in Grosny ein Mensch stirbt, ist das weit weg. Wenn im Nahen Osten ein Konflikt eskaliert, sind wir alle ganz schnell mit drin. Das ist keine Entschuldigung für Mißachten anderer Tragödien, das ist natürliches, menschliches Verhalten.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

  • Kriegsberichterstattung im TV
    Ich halte es für richtig, dass auch grausame Bilder tagsüber gezeigt werden, obwohl da zweifellos der Jugendschutz Einwände hat. Aus meiner Sicht darf aber Jugendlichen oder Kindern erst recht nicht vorgegaukelt werden, Krieg sei eine saubere Sache - solche Bilder werden ja auch gezeigt. Der Vergleich mit dem Schneiden von Spielfilmen ist m.E. nicht zulässig, weil es dabei (zumindest sehr oft) um die Vermeidung gewaltverherrlichender Darstellung geht, was bei den gezeigten Kriegsbildern wohl keiner vorwerfen wird. Dass Bilder toter Soldaten keinen Informationsinhalt haben sollen, kann ich auch nicht nachvollziehen. Es gibt m.E. weniger aussagekräftige Bilder, etwa schießende Artillerie oder auch die angeblichen Reste irakischer Scud-Raketen in Kuwait. (Gestern hat die ARD übrigens eine amerikanische Militär-Quelle zitiert, wonach keine einzige Scud-Rakete in Kuwait eingeschlagen oder abgefangen worden sein soll, es habe sich ausschließlich um andere Typen gehandelt. Ob das jetzt die Wahrheit ist, weiß ich auch nicht...)

    Zitat

    Original geschrieben von CoolNokia7650
    Was glaubt ihr warum sich Saddam fast wehrlos geschlagen gibt?


    Ich teile die Auffassung nicht! Der Widerstand ist erheblich größer als bei der Bodenoffensive 1991 und das trotz größerer technischer Überlegenheit der "Koalition der Willigen" und einer kleineren Armee Iraks.

    Zitat

    Original geschrieben von CoolNokia7650
    Was meint Ihr, wie lange der Krieg noch dauert?


    Abgesehen davon, dass eine solche Schätzung (immer) äußerst schwierig ist, was ja auch die Schätzungen des amerikanischen Militärs über die Kosten dieses Kriegs zeigen, glaube ich, dass das besser beantwortbar ist, wenn um Bagdad gekämpft wird. Alles andere ist aus Sicht Husseins vermutlich weitgehend unbedeutend, weshalb in und um Bagdad nach Vermutungen aller Militärexperten, die ich dazu gehört habe, das irakische Militär nahezu ihr gesamtes (ernst zunehmendes) Potential konzentrieren.

    Zitat

    Original geschrieben von Thomas Dee
    [...] Und dann tote wie Trophäen vorzuführen zeigt welches kranke Denken die Machthaber im Irak haben.

    Diese Auffassung kann man sicherlich haben, gleichzeitig verweise auch ich auf die Behandlung von mutmaßlichen Terroristen durch die US-Regierung. Wenn ein Staat sich als Vorbildfunktion für die Welt sieht und weltweite Führung beansprucht, dann muss ich an diesen Staat auch höhere Maßstäbe stellen als an jede Diktatur. Leider werden die USA diesen 'moralische Führungsanspruch' immer weniger glaubhaft machen können. Gründe liegen m.E. besonders in der Politik der Bush-Regierung seit Amtsantritt, dann der Behandlung Andersdenkender seit dem 11. September 2001 und jetzt auch in der (nicht gelungenen diplomatischen) Vorbereitung des Kriegs gegen den Irak.

    Zitat

    Original geschrieben von Thomas Dee
    Ich bin der Meinung, Hussein ist das größte Schwein der Neuzeit, und er könnte den Kreig ganz rasch beenden, das ist wohl jedem klar oder?

    Jetzt weiß ich nicht, wie Du Neuzeit definierst - egal: Ich trau mir so ein Urteil nicht zu. Dennoch wäre auch mir recht, er wäre weg - der Weg dazu ist m.E. aber leider völlig falsch. Theoretisch hat Hussein sicherlich die Möglichkeit den Krieg zu beenden, praktisch schätze ich das ähnlich ein, wie die Möglichkeit der Bush-Regierung ihren Aufmarsch nicht in einen Krieg münden zu lassen.

    Zitat

    Original geschrieben von Jochen
    Wenn man wenigstens guten Gewissens sagen könnte: "Ich habe etwas gegen den Krieg getan!"! Aber das können selbst die Kriegsgegner Chirac und Schröder nicht. Warum ist keiner von denen zur Bush Administration und hat alles Menschenmögliche getan? Weil sie sich nicht getraut haben! Stattdessen war nur passiver Widerstand zu spüren. "Nein, wir machen nicht mit!" reicht eben nicht, um einen Krieg zu verhindern.


    Man kann Schröder vorwerfen, sich zu früh festgelegt zu haben, ich weiß es nicht, allerdings war ich mir damals - schon vor Schröders Äußerungen - (fast) sicher, dass die US-Regierung diesen Krieg 'auf Teufel komm raus' will. Ich glaube Schröders Äußerungen waren letztlich das - vielleicht zu frühe - Eingeständnis mangelnden Einflusses auf die US-Regierung. Natürlich hat auch der Wahlkampf eine Rolle gespielt bei der Deutlichkeit der geäußerten Ablehnung. Es gibt zahlreiche Belege für geringen sogar gesamteuropäischen Einfluss auf die Bush-Regierung (vor der Irak-Frage). Schröder hat so aber weltweit den Anstoß gegeben, das Thema überhaupt in der öffentlichen Politik zu diskutieren. Ich bezweifle, dass die Zahl der Regierungen, die heute diesen Krieg ablehnen, so groß gewesen wäre, hätte Schröder damals nicht diese Position so klar eingenommen.
    Diesen Vorwurf der frühzeitigen Festlegung kann man aber den Franzosen nicht machen! Es gab durchaus massive diplomatische Bemühungen der Franzosen, deren politischer Einfluss durch den ständigen Sitz im Sicherheitsrat weit größer ist als der deutsche. Als Beleg führe ich das Ringen um die VN-SR-Resolution 1441 an, bei der Frankreich darauf beharrte, dass die Resolution keine 'Kriegsautomatik' enthält.
    Vielleicht kamen alternative Vorschläge zu spät auf den Tisch, aber auch da ist die US-Regierung nicht unschuldig, weil sie selbst keine klaren Ziele geäußert hat. Für eine Entwaffnung gab es m.E. bis zuletzt eine alternative Möglichkeit, deren Scheitern wie Du auch selbst sagst, auch zu einem Krieg hätte führen können, aber - da stimme ich Dir voll zu - mit anderen, (m.E. weit) geringeren Folgeschäden.
    Es hätte einer wirklich einheitlichen europäischen Haltung bedurft für eine realistische Chance einer Alternative, aber das war leider nicht möglich (was auch schon im Herbst offensichtlich war) - so weit ist Europa noch nicht.
    Letztlich glaube ich, trotz einiger Fehler der "Kriegsgegner", dass dieser Krieg (fast) nicht zu verhindern war - wie gering letztlich sogar der Einfluß der Briten ist, kann man an den letzten Bemühungen um eine UN-Resolution sehen: Die USA waren nicht bereit, den von UK eingebrachten Vorschlag einer Inspektionsverlängerung um wenige Tage zu unterstützen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Thomas Dee
    der Krieg wird in den nachrichten gebarcht, und schon findet Ihr das alle schlimm und so weiter, aber was sonst auf der Welt passiert interessiert keine Sau


    Ich finde es schon ein starkes Stück, was u.a. mir hier unterstellt wird. Les Dir mal meine Beiträge hier im Forum durch, da wirst Du feststellen, dass ich mich weit vor Kriegsausbruch mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Und um es noch einmal zu wiederholen: Mir geht es nicht um pauschale Kritik an Krieg! (Es gibt Gründe so zu argumentieren; meine Argumentation ist das nicht.) Das, "was sonst auf der Welt passiert" wird mit von diesem Konflikt abhängen! Wer diesen Konflikt isoliert betrachtet ist völlig blind!

    Zitat

    Original geschrieben von Thomas Dee
    Ganz zu schweigen von der Umweltkatastrophe welche Hussein nach seinem Rückzug aus Kuwéit hinterlassen hat indem er die Ölfelder anzündete.


    Schlimm schlimm... alle lassen sich manipulieren!!


    Leider weiß ich nicht, wie alt Du bist und inwieweit Du den letzten Golfkrieg bewußt erlebt hast. Vielleicht erinnerst Du Dich an emotionale Bilder eines ölverschmierten Vogels, die damals um die Welt gingen und sich mir eingeprägt haben - diese Bilder waren manipulativ und stammten aus einem Archiv. Vielleicht ist Dir das auch bewußt, und ich will damit auch nicht die Dimension der Umweltverschmutzung schmälern; ich hab halt das Gefühl, dass Deine Einstellung vielleicht mehr manipuliert ist, als Du gerne hättest.

    Zitat

    Quelle: Wilhelm Kempf: Menschenrechte im Kriege
    [...] Aufnahmen von einem ölverschmierten Kormoran [...] - von denen [...] schon während des Golfkriegs bekannt geworden war, daß es diese Vogelart am Golf gar nicht gibt, daß die Aufnahmen von dem Exxon-Tankerunglück vor Alaska stammen.


    Zitat

    Original geschrieben von Jochen
    Es geht auf dieser Welt vieles unter, was Aufmerksamkeit verlangen würde. Aber warum denn? Weil der Mensch sich irgendwann wieder abwendet.

    Das ist wirklich ein Problem, woran m.E. die Medien großen Anteil haben. Früher liefen alle Entwicklungen langsamer ab, es konnte auch länger an Problemlösungen gearbeitet werden. Heute führt die breite - stets aktuelle - Information der Menschen dazu, dass in den USA (bitte nicht als amerikafeindlich begreifen) direkt nach Reden ermittelt wird, wie sich Stimmungen verändern. Das hat sich in fast allen Ländern der Erde in diese Richtung entwicklt und wird noch weitergehen. Das Problem ist aber, dass offenbar dabei die Diskussion auf der Strecke bleibt, bzw. unter enormem Zeitdruck geführt werden muss, damit angebliche oder echte Erfolge öffentlich vorzuweisen sind. Langfristige Strategien werden m.E. in der Öffentlichkeit kaum anerkannt, weil sie schwieriger in den Medien vermittelbar sind.

    Zitat

    Original geschrieben von Jochen
    Dieser Krieg erfährt mehr Aufmerksamkeit, weil wir mittelbar damit zu tun haben und er uns mittelbar bedroht. Wenn in Grosny ein Mensch stirbt, ist das weit weg. Wenn im Nahen Osten ein Konflikt eskaliert, sind wir alle ganz schnell mit drin.

    Das ist zwar richtig, aber ich halte auch die Auswirkungen - wieder abgesehen von den direkten Opfern - für nicht vergleichbar. Beispielsweise besteht hier die Gefahr, dass die muslimische Welt den Konflikt als Kampf 'des Westens' gegen den Islam ansieht.

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