Faircom möchte 200 € aus der Quam Aktion zurück / Update: Insolvenz!

  • Ich habe auch so einen Brief bekommen, weiß aber ehrlich gesagt gar nicht so recht was damit anzufangen.
    a) weis ich nicht welche Ansprüche ich eigentlich habe (sorry den ganzen Threat habe ich nicht gelesen)
    Ich hatte drei verträge mit einer GG von jeweils 5€ (glaube ich) und habe IMHO kein Geld bekommen, weder GG Erstattung monatlich noch einmalig. Weis aber nicht mehr genau was ich beantragt hatte
    b) man soll einen Zinssatz dazu berechnen... ja wieviel denn? Ich würde ja 100% Zinsen verlangen, aber was macht man in so einem Fall? Wenn ich mein Konto überzogen hätte um die GG zu zahlen hätte ich 12% Zahlen müssen, soll ich das nehmen?


    Für Tips bin ich dankbar...


    Cheers

    Galaxy S8 on Oreo

  • Zitat

    Original geschrieben von tulamidan
    b) man soll einen Zinssatz dazu berechnen... ja wieviel denn? Ich würde ja 100% Zinsen verlangen, aber was macht man in so einem Fall? Wenn ich mein Konto überzogen hätte um die GG zu zahlen hätte ich 12% Zahlen müssen, soll ich das nehmen?


    Ich denke mal, Du sollst die entsprechenden Verzugszinsen gemäß § 288 I BGB (neue Fassung seit dem 01.01.2002, vorher galt eine leicht andere Rechtslage; keine Ahnung, wann Du Deine Verträge abgeschlossen hast, entscheidend für die Rechtslage ist der Tag des Vertragsabschlusses) berechnen.


    Gesetzestext § 288 Abs. 1 BGB n.F.:

    Zitat

    Eine Geldschuld ist während des Verzugs zu verzinsen. Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentsatz über dem Basiszinssatz.


    Der Basiszinssatz ist dabei nicht der Zinssatz Deiner Bank. Er wird in § 247 BGB definiert und beträgt zur Zeit 1,14 % (es wären nach § 288 I BGB aktuell also 6,14 %). Der Basiszinssatz verändert sich aber i.d.R. jedes Halbjahr (zum 1.1. und 1.7.). Falls Du kein Gesetz mit aktuellem Stand hast, wirst Du wahrscheinlich noch einen andere Zinssatzhöhe im Gesetz finden. Diese Veränderungen mußt Du bei einer Berechung berücksichtigen.


    Gruß, Loco!

    © 2003 - 2008; Alle Angaben ohne Gewähr!

  • Berichtstermin Faircom, 27.5.04, 9:00 Uhr


    Zu meiner Person: Ich bin quasi Faircom-„Altgläubiger“, hatte damals bei der Quam-Aktion mitgemacht und insofern keinen Schaden, da Quam früher zugrunde ging. Nach den jüngsten Urteilen hätte mir faircom ja dennoch die GG erstatten müssen. Ich habe nie eine GG-Erstattung erhalten (Vertrag war bis Ende 12/02 seitens Quam befreit und die haben ja bekanntlich Mitte 11/02 den Betrieb eingestellt). Insofern sah ich dem heutigen Procedere gelassen entgegen…


    Veranstaltungsort: Bonn, Beethovenhalle, Forum Süd (nicht die große Halle). Hier findet Kammermusik statt (ca. 150 Plätze)
    Eingang: 3 Mitarbeiter der Anwaltskanzlei
    Anwesenheit: 22 Personen (+1 Kind), davon 1 Richter, Rechtsanwalt Plössner, Gerichtssekretärin, 4 Leute im „Faircom-Block“ darunter Lars Hallatsch (bei Marc Roloff bin ich mir nicht sicher, hat da jemand ein Bild?)
    Ich bekomme Gesprächsfetzen der Faircom-Fraktion um Lars Hallatsch mit: „bisschen voreilig“, „wir sind die Gläubiger“ (grinsend), „ich habe immerhin 20.000“ offen. Tja, da Herr Hallatsch nicht Mitgesellschafter war, steht ihm wohl noch Gehalt zu…


    9:10 Uhr Beginn der Verhandlung
    Bericht des Insolvenzverwalters:
    - 30.000 Gläubiger, davon haben bis heute morgen 4.855 Ansprüche angemeldet, Herr Plössner rechnet damit, dass die 5.000er Marke knapp geknackt wird.
    - Firma wurde 1998 gegründet, das besondere waren kostenlose Handyverträge mit Handy
    - 1. Quartal 2003 werden auch Premiere-Verträge angeboten. Den Kunden stehen 2 Receiver zu, Faircom liefert nur einen aus und verkauft den anderen Receiver über eBay „und andere Vertriebskanäle“. Als Premiere diesen Betrug erfährt stellen sie die Geschäftsbeziehungen ein.
    - Das Finanzamt bemerkt, dass es bei Faircom keine kaufmännische Buchführung gibt, es wurde kein Vorsteuerabzug gemacht (d.h. den Kunden hätten 16 % Mehrwertsteuer nicht ausgezahlt werden dürfen). Das Finanzamt stellt Nachforderungen.
    - Die Kalkulation von faircom kippt dadurch endgültig, das Insolvenzverfahren wird eröffnet.
    - Problem: Selten in D gibt es so große Insolvenzverfahren (Gläubigeranzahl). Herr Plössner musste deswegen sogar seine EDV ausrüsten (geht bis 4000 Gläubiger)
    - Insolvenzmasse: mobilcom zahlte an Faircom 275.000 € (das sind die Gelder, die die Firmen angeblich faircom schuldeten, von denen immer die Rede war), was in etwa den Finanzamtsschulden entspricht. Herr Plössner konnte wegen dem zeitlichen Zusammenhang einen Pfändungsbeschluss erreichen.
    - Des Weiteren 30.000 bis 40.000 € aus kleineren Pfändungen, 1.170 Decoder mit Smartcard (Plössner: „was auch immer das ist“), 300 digitale Satelliten-Receiver, mehrere hundert Handys. Letzter gingen für ca. 30.000 € (Zwischengemurmel Hallatsch „die waren 70.000 wert“) an einen Wiederverkäufer, ehe ihr Wert vollends verfällt (Herr Plössner weist auf den schnellen Wertverlust hin)
    - Des Weiteren Barguthaben von 103 (!) € und 10.025 € auf einem Sparkonto bei der Commerzbank, das allerdings nicht für die Insolvenzmasse zur Verfügung steht, da es ein Mietkautionskonto ist und faircom wie nicht anders zu erwarten „mit der Miete gewaltig im Rückstand“ ist.
    - Herr Roloff meint außerdem folgende Forderungen zu haben: 6.400.000 € gegen Premiere (ausstehende Prämien, Schadensersatz). Laut dem Gutachten einer großen Kölner Anwaltskanzlei ist diese Forderung jedoch unbegründet und wird daher nicht weiter verfolgt.
    - 10.100.000 € gegen o2. Auch dies ist wohl überwiegend unbegründet. Herr Plössner prüft dies noch, nach Zwischenständen sind wahrscheinlich max. 50.000 bis 100.000 € evtl. berechtigt, alles was darüber geht kann wohl bereits ausgeschlossen werden.
    - Die Fa. Faircom hat folgende, von Gläubigern angemeldete, Schulden: Geschätzte 1.400.000 € seitens der Kunden, Mietrückstände in Höhe von 20.000 €, Personalkosten in Höhe von 100.000 € (letztere beide Werte nicht mit 100%iger Gewähr, da es alles etwas schnell ging), das Finanzamt Bonn-Außenstadt wartet auf 272.000 € und wird wahrscheinlich weitere 985.000 € anmelden, ist somit größter Einzelgläubiger. Wahrscheinlich wird nach der Prüfung jeder Gläubiger 1 bis 1,5 % seiner Forderungen erhalten (alle bekommen die gleiche Quote)
    - Es ergehen durch die Gläubigerversammlung folgende Beschlüsse (allesamt einstimmig, es wird nur nach Gegenstimmen gefragt): Herr Plössner bleibt Insolvenzverwalter, die Ansprüche gegen o2 sollen geprüft und ggf. durchgesetzt werden, es wird keinen Gläubigerausschuss geben.
    - Folgende Fragen werden seitens der Gläubiger gestellt:
    - Warum wird das Verfahren voraussichtlich 3 Jahre dauern? Hängt von o2 ab. Wenn es da eine schnellere Einigung gibt, geht das Verfahren schneller vonstatten.
    - Warum ist die Quote so schlecht? Es scheint doch mehr Geld da zu sein? Durch die Masse der Gläubiger entstehen hohe Kosten: Aufrüstung der EDV beim Insolvenzverwalter, Anschreiben der Gläubiger (Porto und Durchführung), Miete des Saales (1.500 €, es waren allerdings auch ca. 100 Teilnehmer angemeldet)
    - Hätte das System der Fa. Faircom funktioniert oder war die Gesellschaft zum scheitern verurteilt? Muss Herr Roloff haften? Dazu gibt es keine Erkenntnis.
    - Wurden Gelder abgezweigt? Darauf gibt es bis jetzt keine Hinweise, Herr Plössner will dies aber prüfen.
    - Lag eine Insolvenzverschleppung vor? Der Insolvenzantrag hätte „vorsichtig formuliert früher erfolgen können“. Im September 2003 gab es Insolvenzanträge seitens der AOK und eines Kunden, diese konnten durch das Begleichen dieser kleineren Beträge abgewendet werden. Im November stellte dann der Geschäftsführer Roloff selbst diesen Antrag.
    - Was ist, wenn ich ausgerechnet an dem Prüfungstermin, an dem mein Buchstabe dran ist, nicht kann? Kommen sie zu einem anderen Termin, sie werden dann dazwischen dran genommen.
    - Ist meine Anwesenheit beim Prüfungstermin erforderlich? Nein und sie bringt auch keine Vorteile. Es ist eine Formalie, in der v.a. die Höhe der Ansprüche festgestellt wird.
    - Erhalte ich Nachricht? Man erhält Nachricht, wenn die Ansprüche NICHT anerkannt werden.


    Ende der Verhandlung um 9:35 Uhr.


    Vor der Halle murmelt Hallatsch irgdendwas von TFT-Displays und wo die denn hingekommen wären und die restliche EDV der Fa. Faircom…


    EDIT: Rechtschreibung, war mit der heißen Nadel gestrickt... :rolleyes:

  • Herzlichen Dank für diesen sehr informativen Bericht, dir müssen ja die Finger qualmen :top:

  • Zitat

    Original geschrieben von elgo
    Herzlichen Dank für diesen sehr informativen Bericht, dir müssen ja die Finger qualmen :top:


    Gern geschehen! :) Das macht man halt, wenn man in Bonn wohnt, gerade Zeit hat, berechtigt ist teilzunehmen und hier und bei teltarif schon selber soviel Hilfe erhalten hat! :top: Die Finger habe ich übrigens halbwegs im Griff, das Mitschreiben liegt Studenten ja im Blut ;) und das Abtippen hat mich dann auch nicht umgebracht... :D


    Wer das Protokoll lieber als wohl gefaßten Bericht lesen möchte, kann das hier tun. :)

  • Es gibt mal wieder Neues: Gestern stand im Bonner General-Anzeiger unter Verlautbarungen des Amtsgerichts, dass Marc Roloff Insolvenz (ich nehme an, Privatinsolvenz) angemeldet hat. Nun denn, da wird der Insolvenzverwalter die 1000 € Einlage von ihm nicht mehr eintreiben können... :rolleyes: Bleiben die 10 Mio. von o2 und die 6 Mio. von Premiere... :D


    Ach ja, der Insolvenzverwalter hat übrigens schon fast 40.000 € der Insolvenzmasse "verdient"... Naja... :rolleyes: (Ich würde hier ja die Insolvenzberichte bzw. Auszüge reinstellen, weiß aber nicht, ob ich das darf, da man sie auf der HP des Anwalts nur mit Gläubigerpasswort abrufen kann.)


    Hmm, ich denke nach einem Jahr ist ein Doppelposting OK... ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von Abakus


    Hmm, ich denke nach einem Jahr ist ein Doppelposting OK... ;)

    Frechheit! :mad::D


    Die Gläubigerberichte stell hier bitte nicht ein, da sie (wie Du ja selbst schreibst) passwortgeschützt und damit nicht der Öffentlichkeit frei zugänglich sind.

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Zitat

    Original geschrieben von Illuminatus
      Abakus
    Ich kann mich nicht erinnern eins bekommen zu haben, nur mal vor ca. einem Jahr, eine Einladung zu einer Verhandlung.
    cu Illuminatus


    Da war das Gläubigerpasswort dabei, bei mir zumindest....

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