ZitatOriginal geschrieben von Pandur
IMHO ist den Amis nach dem 11.09 bewusst geworden, dass man nicht erst handeln sollte, nachdem etwas passiert ist.
Da hast Du recht! Die Bush-Regierung ist ja angetreten, um sich aus der Welt rauszuhalten (Israel/Palästina hat nicht mehr interessiert, Vertragsverhandlungen wurden abgebrochen, Verträge gekündigt; Haltung: America first!). Nach dem 11. September hat die Regierung dies geändert, zwar weiterhin "America first!", weiterhin sind Verpflichtungen von untergeordneter Bedeutung, aber man engagiert sich wieder in der Welt - allerdings ausschließlich militärisch. Zwar wurde viel verhandelt (Koalition gegen Terror), aber in der Irak-Frage wurde viel zu spät diplomatisch Aktivität gezeigt. Erst nach Schröders Äußerung der Ablehnung wurde die Irak-Frage international überhaupt zum Thema (obwohl damals schon der amerik. Aufmarsch in Gang war). Die amerik. Diplomatie beschränkte sich dann auch nahezu ausschließlich darin, das eigene Handeln international billigen zu lassen. Selbst das Mitspracherecht der Briten ging und geht gegen Null. Das ist m.E. auch ein wichtiger Grund für den massiven Widerstand im Sicherheitsrat.
ZitatOriginal geschrieben von Pandur
Was für Alternativen zu einem Krieg (auch wenn es jetzt zu spät ist) hättest du denn gesehen?
Falls man der Ansicht ist, dass das Regime das eigentliche Problem darstellt, hätte man das in der UNO diskutieren müssen - Gründe dafür gibt es, dagegen allerdings auch - dann hätte ein Plan entworfen werden müssen, dem das gegenwärtige Regime hätte zustimmen können, also bei dem es das Gesicht hätte wahren können; falls von dort Widerstand gekommen wäre, hätte einmarschiert werden können.
Falls es (nur) um Abrüstung gehen sollte, ist die des Inspektionsregimes m.E. eine sehr gute. Dazu hätte dann aber ebenso ein gemeinsamer Plan der UN gehört, zu dem auch ein - allerdings langsamerer - Aufmarsch bei nicht ausreichender Kooperation gehört hätte. Die UN hätte dann auch die Truppenstationierungskosten übernommen. Solche Pläne gab es ja auf Seite F/D/R bis zuletzt, das Problem war aber, dass schon viel zu viele Soldaten vor Ort waren und es für die USA kein zurück mehr gab und auch eine längere Stationierung vor Ort schon als Gesichtsverlust angesehen worden wäre.
Es ist meine Überzeugung, dass heute vom Irak eine geringere Gefahr für den Weltfrieden oder speziell die USA ausgeht als in den letzten 20 Jahren oder von sehr vielen anderen Ländern der Erde.
Seit dem September 2001 habe ich Angst, dass die USA mehr oder weniger 'wild um sich schlagen', in der Hoffnung Terrorismus zu bekämpfen. (Ich hätte damals Clinton viel mehr zugetraut als Bush und sehe mich durch die Äußerungen Clintons zur Irak-Frage bestätigt.)
Meine Überzeugung ist, dass Terrorismus auf zwei Wegen parallel zu bekämpfen ist:
1. Polizeiliche/ggf. auch militärische Maßnahmen
2. Dem Terrorismus den Nährboden entziehen: Eine langfristige Strategie um zu verhindern, dass Menschen zu Terroristen werden.
Der 2. Punkt ist sehr schwierig und ihm wird m.E. von den USA (noch) überhaupt keine Bedeutung beigemessen. Die Demokratisierung des ganzen Nahen Ostens ist ja noch ein sehr junger Plan der US-Regierung und vermutlich v.a. aus innenpolitischen Gründen entworfen worden. Ich traue es dieser US-Regierung ehrlich gesagt überhaupt nicht zu, das umzusetzen und zweifle auch deren ehrlichem Willen.
Hier liegt m.E. ein Hauptpunkt der westlichen Kriegsgegner für ihre Ablehnung, weil damit gerechnet wird, dass dadurch Terrorismus regelrecht angefacht wird.