Massenpanik auf der Loveparade 2010 in Duisburg, Tote und Verletzte.

Zitat

Original geschrieben von Rudi78
...
Frank: Danke für die aufbauenden Worte ggü. den Kollegen der Polizei. Die werden sie Dir sicherlich nie vergessen dein Einfühlungsvermögen. Ja, ich wiess. Das wirst Du wieder anders sehen. Aber ist mir dann auch egal.

Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde; die Kollegen von der Polizei will ich pauschal ganz sicher nicht angreifen. Vielmehr vermute ich, dass auch ein wesentlicher Teil der vor Ort eingesetzten Polizeibeamten sich gefragt haben wird, wie man die Geschichte hat genehmigen können. Schließlich haben auch sie Augen im Kopf.

Stattdessen sind es im Wesentlichen diejenigen, die bei der Genehmigung mitgewirkt haben. Und genau diese Beamten haben doch die Polizisten vor Ort letztlich in ein von ihnen - zumindest im späteren Verlauf - nicht zu bewältigendes Chaos getrieben.

Und jetzt sage keiner, die Polizei (-führung) habe die Veranstaltung nicht gewollt. Ein stv. Polizeipräsident, der sich (selbstverständlich vor dem Unglück) auf der Veranstaltung in bester Laune den Vertretern der Medien präsentiert, spricht erweislich eine andere Sprache.

Ob die Polizeibeamten vor Ort die richtigen Anweisungen erhalten haben, steht noch auf einem ganz anderen Blatt.

Eins steht m.E. aber fest:
Hätte es diese Veranstaltung an diesem Ort erst gar nicht gegeben, müsste man darüber überhaupt nicht nachdenken.

Ich verbleibe dabei: Der Fehler wird im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zu finden sein. Und genau hier ist auch nach den Verantwortlichen zu suchen.

Und ich persönlich empfinde eben nicht nur Trauer ... am besten zu beschreiben ist das mit einer Mischung aus Trauer und Wut. Wut deshalb, weil man Menschen, die die Örtlichkeit nicht kennen, sehenden Auges in ihr Unglück hat laufen lassen.

Und weder Trauer noch Wut kann ich einfach "abstellen". Emotionen auszuschalten ist nicht ganz einfach, wenn man unweit des Unglücks wohnt und die unsäglichen örtlichen Gegebenheiten persönlich kennt.

Frankie

Mein Beileid auch an alle Betroffenen.

Bin gerade via SpOn auf diesen Artikel gestoßen: Loveparade wird zum Tanz auf dem Drahtseil
- wobei hier die ersten ~100 Kommentare wirklich aussagekräftig sind. Tage vorher haben mehrere Leute genau diese Unglückssituation vorhergesehen (und größtenteils die Konsequenz gezogen, nicht hinzugehen). Schon traurig, dass es genau so eingetroffen ist und es da von offizieller Seite anscheinend keine großen Bedenken gab. Zumindest sieht es von hier so aus, als hätte jeder mit ein wenig Ortskenntnis erkennen müssen, dass der Veranstaltungsort für diese Menschenmassen ungeeignet war.

Wenn die Durchfahrt auf das Gelände des Güterbahnhofs - wie des häufigeren in dieser Quelle genannt - eine Maximalkapazität von 60.000 Passanten pro Stunde hat, würde es bei 600.000 Besuchern zehn Stunden dauern, bis sie drin sind, und weitere zehn Stunden, um das Gelände wieder zu verlassen.

Wenn man nun 1 Mio. Besucher erwartet ... die Veranstaltung 10 Stunden dauert ... und es bei 600.000 Teilnehmern schon 20 Stunden dauert, um rein und wieder rauszukommen ... dann wüsste ich nicht, wie ich diese Aufgabe lösen sollte ...

Meine persönliche Einschätzung, die mich davon abgehalten hat, diese Veranstaltung zu besuchen, beruhte lediglich auf meinem "Augenmaß", das auch schon mal täuschen kann (obwohl ich das nicht erwartet hatte); aber die Zahlen - so sie denn stimmen - sprechen ja eine ganz deutliche Sprache.

Frankie

Wie immer!

Die politischen Heißluftmaschinen werden angeworfen, Schuld will schon mal keiner sein, man spricht von individuellem Fehlverhalten, Politik und Stadt haben mit ihrer Planung alles richtig gemacht.

Heute Morgen im Radio sprach man jedoch davon das die Polizei mit Waffengewalt (ich kann es kaum Glauben) die Besucher am verlassen des Tunnels in der falschen Richtung gehindert haben soll.

Ich tippe mal auf Totalversagen der Ordnungskräfte, die mit der Situation überfordert waren.

Zur Rechenschaft wird bestimmt niemand von der Staatsanwaltschaft gezogen. Es wird wie so oft einer zurücktreten (natürlich nur mit vollem Pensionsanspruch) die Verantwortung übernehmen und man wird zum Tagesgeschäft übergehen.

Das Ausmaß der Katastrophe mit 19 Toten und 350 teils Schwerverletzen ist unglaublich.

Re: Wie immer!

Zitat

Original geschrieben von Coltan

Heute Morgen im Radio sprach man jedoch davon das die Polizei mit Waffengewalt (ich kann es kaum Glauben) die Besucher am verlassen des Tunnels in der falschen Richtung gehindert haben soll.

Ich tippe mal auf Totalversagen der Ordnungskräfte, die mit der Situation überfordert waren.

Nicht nur im Radio ist von solchen vorfällen berichtet worden auch ein N-TV Reporter der vor Ort war wollte angeblich im Rahmen seiner Rettungssanitäter Ausbildung helfen und wurde von den Polizisten trotz mehrmaliger Info das er solch eine Ausbildung hat zurückgewiesen. Der Reporter teilte zudem mit das man einige Besucher die helfen wollten sogar mit Gewalt weggedrängt hat. Dafür wurden sogar mehr Polizisten eingesetzt, diese wiederum fehlten um den Menschen zu helfen.

Hauptsache zeigen das man eine Polizeimacht ist alles andere ist wohl egal. Hoffentlich werden solche Polizisten bestraft wegen Behinderung von Hilfsmaßnahmen.

Re: Re: Wie immer!

Zitat

Original geschrieben von blubberblasen-o2 ............
auch ein N-TV Reporter der vor Ort war wollte angeblich im Rahmen seiner Rettungssanitäter Ausbildung helfen und wurde von den Polizisten trotz mehrmaliger Info das er solch eine Ausbildung hat zurückgewiesen. ..............

Sowas ist doch logisch. Dass Reporter jede Chance nutzen, um näher ans Geschehen zu kommen, hat sich doch mittlerweile sogar bei der Polizei rumgesprochen.

Das ist einfach eine Riesentragödie, die aber vorhersehbar war..

bin mal gespannt ob um 12 in der tagesschau neue infos kommen...

Ich verstehe auch gar nicht wieso nicht der Tunnel zweispurig durch Trennung (von umstürzbaren Fussgängertrennwänden etc.) in eine größe Spur zum Gelände und eine kleine Spur für raus aufgebaut wurde - oder es keinen größeren Zweitausgang gab. Bei so einem Ansturm müsste man doch schon von der ersten Minute an garantieren, dass die Leute, die aus welchen Gründen auch immer wieder raus wollen, dies auch können und nicht alleine gegen einen ganzen Strom in Gegenrichtung ankämpfen müssen. Schließlich soll es ja auch deshalb zur Panik gekommen sein, weil zuviele noch rein und andere raus wollten. Ich bin zwar nicht von der ich-habe-alles-vorher gewusst-Fraktion, aber bei nur einem Eingang bin ich schon ein wenig baff über die Realisierung, weil ich das so bei nur einem Zugang nie so strukturiert hätte.

Ich bin auch erstaunt zu lesen und zu erfahren, dass es viele Bedenken im Vorfeld genau wegen der Teilnehmerzahl und diesem Gelände gegeben haben soll, einige deshalb auch gar nicht hingingen. Ich finde gerade solche Menschen, die wirklich schon vorher die Probleme sehen und danach handeln sind eher zu beneiden als als Besserwisser im Nachhinein zu verunglimpfen.

Ich möchte hier auch nochmal darauf hinweisen, dass es nicht immer nur etwas mit einem Schreibtischfehler zu tun hat. Ich sehe sehr oft, dass sich in größeren Menschenansammlungen, viele sich anders und auch rücksichtsloser verhalten als ich es tun würde. Wenn alle genauso ruhig warten würden und jedem auch seinen Freiraum ließen, egal ob man nun noch zum Festival reinkommt oder nicht, hätten auch nicht viele Leute vorher schon kaum Luft bekommen oder müssten blau anlaufend im Tunnel liegend sterben.

Da liegt eben auch die Gefahr von dem "nur kleinen Gedränge" oder"lediglich kleinem Anstossens des Vordermanns". Wenn es sich potenziert und jeder das macht, wird alles sehr schnell unkontrolliert und die Situation wird sehr anfällig für Paniksituationen. Das braucht man aber nicht aus den Vorgängen der Loveparade erst zu lernen.

Aber Lehren sollte man doch unbedingt daraus ziehen, sodas sowas nicht mehr so leicht passiert, wenn es nicht passieren müsste. Da verschließe ich mich auch schnellen Lehren nicht, die sich aus den Videos und Berichten des Vorfalls für jeden ergeben.

Über die Besucherzahl von ca. 1 Million war man sich vorher schon bewusst:

Zitate zur Loveparade 2010 in Duisburg:

Rainer Schaller, Loveparade-Geschäftsführer: „Die Loveparade hat im Ruhrgebiet einen zusätzlichen Wachstumsschub bekommen und wir erwarten nach der Pause 2009 wieder eine Zuschauerzahl im Millionenbereich..."

Adolf Sauerland, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg: „Vor drei Jahren hat Duisburg mit dem Ruhrgebiet ja gesagt zur Loveparade. Aus gutem Grund. Eine Veranstaltung, die bis zu einer Million Menschen mobilisiert, die dann zusammen mit den weltweit angesagtesten DJs friedlich Party feiern, kann nicht verkehrt sein..."
Quelle: link

Wenn das Gelände ungefähr [URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,708340,00.html]230.000[/URL] (>4 Personen/qm) oder 300.000qm hat (verschiedene Quellen nennen unterschiedliche Zahlen) kann das einfach nicht passen. Und das war bekannt und somit unverantwortlich! Im Ticker bei n.tv läuft: "Gelände nur für 250.000 Menschen ausgelegt, 1,5 Millionen Besucher waren da"
Und der OB spricht von "individuellen Schwächen", absolut unfassbar und zynisch.

Ich würde mal aufhören auf der Polizei rumzuhacken und ruhig auch mal den gesunden Menschenverstand anwerfen. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Polizei die Leute mit Waffengewalt gehindert haben soll?

Es gibt immer Leute die sich bei sowas aufspielen und Müll erzählen, wahrscheinlich waren sie nicht mals in der Nähe. Und wenn die Polizei den N-TV Reporter gehindert haben soll..was glaubt ihr wieviel Zeit in einer solchen Situation für Einzefallentscheidungen bleiben?

Und nein, ich bin nicht bei der Polizei.

Die Organisation ist allerdings ein schlechter Witz. Als regelmässiger Besucher von Rock am Ring muss ich das so feststellen. Bei RaR sind ca 90.000 Leute (jedenfalls offiziell) und selbst da ist der Haupteingang größer! Ausserdem gibts da noch nen zweiten Eingang. Schon da ist das Gedränge übelst!

1,5 Mio Leute...das ist halt einfach 30 mal ein recht großes Fussballstadion voll!