Reformpläne interessieren hier keinen?

  • Hallo und guten Abend,


    ich wundere mich eigentlich seit Freitag daß hier zwar zu allem Möglichen hier von den Forumsmitglieder Kommentare abgegeben werden, aber die Reformrede im Bundestag durch unseren Kandesbunzler hier eigentlich niemanden wirklich bewegt.... Haben wir alle unkündbare Arbeitsplätze? Riecht die ganze Reform nicht vielleicht etwas nach billiger Manipulation der Arbeitslosenzahlen (Wer nur noch höchstens 18 Monate ALG bezieht fällt auch schon nach 18 Monaten aus der Statistik) ? Wenn die Arbeitslosenhilfe an die Sozialhilfe angeglichen wird ist auch zu erwarten daß es eines Tages gleichgesetzt wird und wieder die Statistik beeinflußt wird? Zum Kündigungsschutz: Warum wird ein Mitarbeiter in einem Betrieb unter 5 Mitarbeitern benachteiligt? Er hat keinen Anspruch auf Abfindung... Ist der Mitarbeiter in einem Betrieb über 5 Mitarbeiter besser? Nein? Warum hat er dann Anspruch auf Abfindung? Was passiert wenn eine große Firma, wie meine (diese Firma möchte hier natürlich nicht genannt werden: Sie ist in Europa das größte Entsorgungs- und Recyclingunternehme mit allein in deutschland 8.000 Mitarbeitern) etliche kleine Einzelfirmen gründet mit höchstens 5 Mitarbeitern, um den Kündigungsschutz auszuhebeln? Davon erfährt der gewöhnliche Mensch natürlich nichts...


    Das ist nur ein Beispiel von vielen, es betrifft mich nicht einmal direkt, jedenfalls nicht heute und nicht morgen. Wenn wir uns aber übermorgen auch noch Handys kaufen wollen oder unsere Telefonverträge Aufrecht erhalten wollen oder auch nur die Internetkosten, um hier im Forum zu sein, sollten wir hier vielleicht etwas darüber nachdenken was da eigentlich ausgesprochen wurde...

    MfG gm

  • Ich finde es interessant zu beobachten, wie die SPD (mit starker Unterstützung der Grünen) den Sozialstaat demontiert. Was wiederum beweist, dass es inzwischen egal ist, ob man CDU, SPD, FDP oder Grün wählt, im Endeffekt passiert eh das gleiche.
    Ich kann das ganze Gerede der Politiker inzwischen absolut nicht mehr hören, keiner bringt wirkliche Lösungsansätze, alle reden nur den Wirtschaftsbossen nach der Schnauze. Bei der nächsten Wahl werde ich wohl ungültig wählen...


    Naja, ich bin froh, dass ich meine eigene Firma habe und Physik studiere, folglich also vorraussichtlich nie auf das soziale Netz angewiesen sein werde (wobei man sowas nie wissen kann).

  • Re: Reformpläne interessieren hier keinen?


    Zitat

    Original geschrieben von gumi
    aber die Reformrede im Bundestag durch unseren Kandesbunzler hier eigentlich niemanden wirklich bewegt....


    Das ist Politik. Da kann man sowieso nur mit dem Kopf schütteln. Was soll man da groß diskutieren? ;)


    ... und *ändern* können *wir* schon gar nichts ... (außer bei der nächsten Wahl ... :rolleyes: )

  • genauso isses. Keine wollte hier das diesel über 1 € usw. Kostet. Die meisten wolten kein Dosenpfand. Und? Es kam trotzdem.
    Du kannst nix ändern.
    Die deutschen sind doch entweder viel zu faul oder viel zu feige den da oben mal richtig in den Ar*** zu treten.

    grrr...Wenn das doch einmal klappen würde...

  • Ich fass mich kurz:


    Auf der einen Seite wollen alle einen perfekten Sozialstaat, auf der anderen Seite wollen sie es am liebesten umsonst. Das kann nicht, ganz gleich unter welcher Regierung, funktionieren.

    Die Tastatur liegt einsam dort, weil father in der mother bohrt (Willy Astor)

  • Re: Reformpläne interessieren hier keinen?


    Zitat

    Original geschrieben von gumi
    ich wundere mich eigentlich seit Freitag daß hier zwar zu allem Möglichen hier von den Forumsmitglieder Kommentare abgegeben werden, aber die Reformrede im Bundestag durch unseren Kandesbunzler hier eigentlich niemanden wirklich bewegt...

    Diese Argumentation ist von der Sorte "Totschläger" und frisst sich selbst auf. :rolleyes:


    Genausogut könnte man nämlich folgende Einwürfe bringen:
    - täglich sterben tausende Menschen infolge von Hunger - und ihre redet über Telefone?
    - es toben mehr als 50 Kriege auf der ganzen Welt - und ihr redet über Telefone?
    - Armut ist überall - und ihr redet über Telefone?


    Das liegt ganz einfach daran, dass dieses Forum ein Telefon-Forum ist und (beispielsweise) kein Antikriegs- , Weltverbesserungs- oder Polit-Forum.
    Das soll nicht heissen, dass o.g. Dinge unwichtig oder harmlos wären - im Gegenteil! Aber diese Themen werden im Internet an anderer (Foren-)Stelle vorrangig behandelt.


    TT erhebt sicherlich nicht den Anspruch, alle Themen aus allen Lebensfeldern immer und überall wiederzuspiegeln.


    Ganz einfach! ;)

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • @ Sebastian:


    Besser hätte man es nicht sagen können. :)


    Dazu kommt noch, daß sich die Menschen momentan geistig eher mit dem drohenden Irak-Krieg befassen (zumindest ist das meine Vermutung), so daß innenpolitische Themen (gleich welcher Brisanz) leicht untergehen.

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Es ist jedoch nicht so, das man selbst nichts ändern kann. Ebensowenig wie die Politik nichts ändern kann.


    Zur ersten These:
    Alle Parteien suchen Mitglieder und aktive Mitarbeiter. Wer sich dort engagiert kann auch Einfluß nehmen. Vielleicht nicht sofort in die großen weltpolitischen Entscheidungen, aber in die kleine Politik, die einen selbst ja immer auch unmittelbar trifft. Wer es jedoch überhaupt nicht erst probiert, der wird auch nichts erreichen.


    zur zweiten These.
    Deutschland ist im europäischen Vergleich seit 1999 abgestürzt. Über die Summe aller Faktoren sind wir inzwischen nicht mehr Meister oder CL :), wir dürfen uns in Richtung Abstiegsplatz orientieren. Die so oft angesprochenen Außenpolitischen Faktoren, von denen ein Hr. Schröder so gerne spricht glaubt er inzwischen wohl selbst nicht mehr. Die dt. Probleme sind zu einem erheblichen Maße selbstgemacht.
    Wenn uns eine Politik der einen Art so schnell so tief abstürzen lassen kann, dann kann uns eine andere Politik aber auch wieder hochbringen. Hoch ist halt nur schwerer als runter.


    Die sog. Rotstiftpolitik eines Gerhard Stoltenberg hat in den 80er Jahren den öffentlichen Haushalten wieder einen Handlungsspielraum gegeben. Damals waren z.B. viele Gemeinden in der Lage, ihren Schuldenstand massiv abzubauen. Eigentlich brauchen wir dingend eine moderne Neuauflage dieser Rotstiftpolitik.


    Warum nun niemand was zur Rede schreibt ist IMO doch recht einfach. Wo nichts wirklich gesagt wurde, da ist auch nichts zu besprechen. Schröder hat mal wieder kosmetische Korrekturen versprochen, die bereits jetzt unter Kreuzfeuer der Gewerkschaften und der eigenen Fraktion liegen. Es macht für mich keinen Sinn über irgendwelche hochtrabenden Pläne zu diskutieren. Vieles davon wird nie umgesetzt werden.
    Gäbe es eine konkrete und realistische Reform, die die notwendigen Schritte einleitet, dann ja dann lohnt es sich darüber zu unterhalten und auch gerne zu streiten.


    Leztlich noch etwas zu dem Kündigungsschutz. Diese Errungenschaft der Gewerkschaften war immer auf größere Unternehmen begrenzt worden. Im Laufe der Jahre jedoch wurde die Mitarbeitergrenze immer weiter runtergefahren. Jetzt entwickelt sich der Kündigungsschutz (der kein automatisches Recht auf eine Abfindung enthält) immer mehr zum Einstellungshindernis.
    Welcher kleine Mittelständler, der den großen Schritt eines zusätzlichen Mitarbeiters eingehen will (immerhin vergrößert das die Belegschaft um 20%), kann denn gleichzeitig Rücklagen für eine evtl. Abfindung bilden. Dann wird halt so lange es irgendwie geht mit den 5 Leuten (oder entsprechend 10) weitergemacht. Diese Grenze ist für viele kleine Firmen sehr real. Wer hier keine Einstellungsprobleme finden kann sollte sich einfach mal mit einem Handwerksmeister mit 4 oder 5 Mitarbeitern unterhalten.
    Diese Entbürokratisierung des Kündigungsschutzes kann jedoch eines nicht tun. Sie kann nicht die Auftragsbücher der Handwerker füllen, damit diese ihr Personal aufbauen. Es kann nur dafür sorgen, das die Firmen, die Personalbedarf haben diesen dann auch tatsächlich decken. Es ist ein kleines Mosaikteilchen zur Verringerung der Massenarbeitslosigkeit. Ich bin inzwischen aber soweit, das mir hier jeder kleine Kiesel willkommen ist.

  • Von Politikern als "Pläne" bezeichnete Vorhaben sind doch nichts anders als Geschwätz - das denke ich ist auch der Grund warum es fast keine Sau interessiert :D


    Erst wenn aus diesem Geschwätz eine Gesetzesvorlage geworden ist wird es interessant - aber viel drüber reden bringt ja auch nix: das Gesetz wird verabschiedet (oder auch nicht) egal wie das Volk denkt :flop:


    Ich verschwende daher meine Zeit nicht mit Politik bzw. irgendwelchen Diskussionen in diese Richtung :)

  • Ich versteh das Wunschdenken mancher Leute wirklich nicht ... Reformen setzen immer da an wo es wehtut aber auch am meisten bringt...
    Warum zum Beispiel sind unsere Lohnnebenkosten so hoch? Klar weil ein normal arbeitender Mensch nicht nur seine eigene evtl. Arbeitslosigkeit finanziert sondern auch die der 4.8 Millionen Anderen ...
    Was kann man also machen um die Lohnnebenkosten zu senken und gleichzeitig die Steuern nicht zu erhöhen - klar - den Leistungsbezug von Arbeitslosen drastig kürzen - zumindest die Zeit wie lange gezahlt wird.
    Folge 1: Arbeitslose werden zu Sozialhilfeempfängern -> nicht toll
    Folge 2: sinkende Lohnnebenkosten, eine Firma kann unter Umständen mehr Leute einstellen dadurch gibt es langfristig gesehen weniger Arbeitslose -> toll


    Soviel zu einer Theorie - die Praxis muß zeigen ob es etwas bringt ... das aber gerade am Sozialsystem gespart werden muß ist klar denn keiner kann bzw. will das Sozialsystem in dieser Art und Weise länger bezahlen...


    Ich war selber ein halbes Jahr lang arbeitslos und weiß, daß man froh ist wenn man etwas vom Staat bekommt aber so toll ein Sozialstaat auch ist, daß er in der Praxis irgendwann nicht mehr so funktioniert wie er soll haben schon die Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt - dort hat man auch zur rechten Zeit die Notbremse gezogen...


    Aber naja .... schon wenn ich höre, daß der DGB gegen die Einsparungen notfalls vor Gericht gehen will dann habe ich das Gefühl das hier in Deutschland irgendetwas schief läuft - der Sinn der ganzen Einsparungen ist es nämlich neue Arbeitsplätze zu schaffen und wie ein deutscher Gewerkschaftsbund dagegen sein kann ist mir schleierhaft aber vielleicht bin ich ja auch der einzige der eine rosarote Brille auf hat und unsere aktuelle Politik gutheißt ...


    Ich sage nur: ich bin bereit mehr Sachen (Krankenhaustagesgeld etc.) selbst zu tragen und meine Rente selbst zu finanzieren wenn ich damit dem Staat langfristig entlaste ...

    -> Tristan @ Work <-
    --

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